Magietheorie nach Evans-Pritchard


Trabajo Escrito, 2003

15 Páginas


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gegenstand und Fragestellung

3. Das Forschungsgebiet

4. Ngua - die Magie bei den Zande
4.1. Wene ngua - weiße Magie und gute Medizinen
4.1.1. Bagbuduma - die Rachemagie
4.2. Die schwarze Magie (gbigbita) und Zauberei ( g begbere )

5. Hexerei, Orakel und Magie bei den Zande
5.1. Boro ngua – der Magier

6. Schlußfolgerungen

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Arbeit möchte ich den theoretischen Ansatz, den Edward E. Evans-Pritchard in Bezug auf die Magie bei den Zande aufgestellt hat, darstellen und beschreiben. Einleitende Erläuterungen über die Herangehens – und Arbeitsweise von Evans-Pritchard sowie seine Methoden sind dabei unumgänglich und sollen ihn auch kurz im historischen Kontext seiner Zeit widerspiegeln. Dies ist insofern von Bedeutung, da es sich zu dieser Zeit viele Ethnologen, Anthropologen, Soziologen und Wissenschaftler anderer Disziplinen zum Gegenstand ihrer Forschung gemacht haben, das „Religiöse“ zu erklären. Gerade diese Zeit war geprägt von Diskussionen über den Abgrenzungsgrad der Magie von Religion. Verschiedene Modelle und Definitionen wurden daraufhin aufgestellt. In dieser Arbeit wäre kein Platz alle diese Modelle zu Beginn darzustellen, um sie später mit dem von Evans-Pritchard gegenüberzustellen. Doch will ich anfangs einige Ideen dieser Arbeiten aus der Sicht von Evans-Pritchard zu betrachten versuchen, damit der direkte oder indirekte Einfluß auf die wissenschaftliche Gestaltung und Orientierung seiner Arbeiten aufgezeigt wird.

Die Beschreibung der Verhältnisse, der durch die Magie geprägten Kultur soll an Beispielen aufgezeigt werden. Sie sind das ethnographische Grundgerüst für Evans-Pritchard´s Arbeiten.

2. Gegenstand und Fragestellung

Für Evans-Pritchard stand ein Anlehnung an seinen geistigen Vorläufer Levy-Bruhl fest und auch die Ideen von Durkheim und Marx spielten in dem theoretischen Grundgerüst seiner Arbeit über die Magie eine wichtige Rolle. Zum Großteil beschreibt und arbeitet Evans-Pritchard, vor allem in Hinsicht auf den Glauben der Zande an Hexerei, als Funktionalist. Das entspricht der Zeit in der das Buch, "Hexerei, Orakel und Magie bei den Zande", 1939 erschien. Dies ist die Zeit, in der sich die ethnologischen Methoden zur Erforschung menschlicher Gesellschaften schon fest etabliert hatten und Evans-Pritchard somit auch auf die großen Vordenker und Wegbereiter zurückgreifen konnte.

In Bezug auf Levy-Bruhl, stellt er dessen Postulat einer besonders "primitiven" Geistesverfassung, die irrationale Glaubensanschauungen erklären sollte, in Frage, übernimmt aber seine Idee der Kollektivvorstellungen. Diese beinhaltet Glaubensanschauungen, die nach Aussonderungen aller individueller Varianten für alle Mitglieder einer bestimmten Gesellschaft oder eines bestimmten Gesellschaftssegments die gleichen sind. In ihnen gründet sich jedes weitere kollektive Denken und jedes Individuum ist unbewußt davon erfaßt bzw. akzeptiert diesen Einfluß der Gesellschaft auf ihn ( Stolz, 1997: 65 ).

Den Einfluß der Funktionalisten ließ er auch in seinem Buch über die Hexerei bei den Zande, geltend wirken. So beschreibt er wie Magie und Hexerei innerhalb einer Gesellschaft wirkt und zeigt dabei den stabilisierenden Einfluß auf das soziale und moralische Gesellschaftssystem der Zande.

Seinen großen Vordenkern war das Interesse gemein, das Überdauern dessen, was ihnen als irrationale religiöse Anschauung erschien, zu erklären. Doch versuchte Evans-Pritchard noch einen Schritt weiter zu gehen, indem er zwar auch das Religiöse betrachtete aber seine Fragestellung und sein Untersuchungsgebiet darüber hinaus formulierte. Grundlegend wollte er nach einer Antwort auf die Frage - warum Menschen überhaupt an metaphysischen Annahmen festhalten – finden ( Evans-Pritchard, 1988: 27 ).

3. Das Forschungsgebiet

Die von Evans-Pritchard untersuchte Kultur ist die der Zande. Ihr Lebensraum bildet das Gebiet zwischen dem Nil und dem Kongo, in Zentralafrika. Evans-Pritchard arbeitete Ende der zwanziger Jahre für die Regierung des Anglo - Ägyptischen Sudan und führte ethnographische Untersuchungen durch. Während dieser Arbeiten wurde er auf die Bevölkerung der Zande aufmerksam und er erfuhr von einem wesentlichen Merkmal ihrer Kultur - der Hexerei, in allen Sphären ihrer Auswirkung auf die Gesellschaft.

Der Lebensraum der Zande war durch die Grenzziehung verschiedener Kolonialstaaten in drei Gebiete unterteilt wurden. Die westlichen Zande standen unter französischer Verwaltung während das Areal der im Süden lebenden Zande zum Protektorat der Regierung von Belgisch - Kongo gehörte. Das Forschungsgebiet Evans-Pritchards befand sich im Anglo - Ägyptischen Gebiet im Nordosten. Die Heimat der Zande bestand aus einer Vielzahl von Stammeskönigtümern, die durch unbewohntes Buschland voneinander getrennt waren. Jedes Königreich wurde von einem Mitglied einer einzigen Königsdynastie beherrscht - den Vongara. Sie standen an der Spitze der politisch – gesellschaftlichen Hierarchie. Die Restbevölkerung der Zande betitelt Evans-Pritchard mit „die Gemeinen“, die dagegen

auch in den Regentenstand aufsteigen konnten, doch genauso abhängig und tributpflichtig der Königsdynastie gegenüber standen. Der König, als oberster Herrscher über alle Gebiete unterteilte seinen Herrschaftsgebiet in verschiedene Provinzen, die von seinen Prinzen regiert wurden. Alle dieser Provinzen besaßen dieselbe kulturell - politische Struktur, veränderten sich jedoch, durch die verschiedenen Arten der Politik der Vongara, in Anzahl und Umfang im Laufe der Zeit.

Die externen Veränderungen durch die Kolonialisten waren auf politisch - organisatorischer Ebene zu erkennen, da der König, legitimiert durch das System der „Indirect Rule“ durch einen Distriktbevollmächtigten ersetzt wurde. Dies veränderte die traditionelle politische Organisation der Zande, da die zentrale Herrscherfigur einfach fehlte und ein Bevollmächtigter in diesem Amt nicht akzeptiert wurde, was zur Schwächung der politischen Organisation führte. Weiterhin wurde dem Thema Hexerei jeder Realitätscharakter abgesprochen. Dem Orakel, einer eher juristischen Instanz, wurde ihre Beweiskraft genommen und auch die richterlichen Urteile von Prinzen, an Regierungsgerichtshöfen und unter Aufsicht eines Beamten, besaßen keine Rechtsgültigkeit mehr.

Die Zeit, in der Evans-Pritchard bei den Zande lebte und forschte ( 1926-29 ), war somit stark durch den Einfluß der Kolonialregierung auf das gesellschaftliche Leben der Zande geprägt. Neben den externen Faktoren existierten aber auch interne Einflüsse, wenn auch schon vor dem System der „Indirect Rule“, die zur teilweise strukturellen Veränderung der Politik der Zande führte. Die oft wechselnden Interessen der Prinzen und die Rivalitäten mit anderen Provinzen ließen die Bevölkerung die Allmacht der Vongara spüren.

Die externen sowie internen Faktoren wirkten sich immer stark auf das Verhalten der Zande in Bezug zur Magie und zur Hexerei aus. In Zeiten großer sozialer Spannungen waren akute Anschuldigungen an mutmaßliche Hexer die Konsequenz bei den Zande. Das Nachlassen dieser Spannungen hatten wiederum auch ein Nachlassen der Anschuldigungen zur Folge.

4. Ngua - die Magie bei den Zande

Wenn Magie bei Evans-Pritchard thematisiert wird handelt es sich dabei um eine generalisierte Bezeichnung verschiedener Handlungen und mit verschiedenen Absichten. Evans-Pritchard definiert die Magie bei den Zande folgendermaßen: Magie (ngua) ist eine Technik, deren Zweck angeblich durch den Gebrauch von Medizinen erreicht wird. Die Handhabung dieser Medizinen geschieht in einem Ritus und wird gewöhnlich von einem Spruch begleitet ( Evans-Pritchard 1988: 307 ).

In diesem Kapitel möchte ich auf einige verschiedene Formen der Magie bei den Zande eingehen und diese versuchen zu erläutern. Wie die Definition schon aussagt, ist Magie eine Technik. Die Zwecke und die Art der Handhabung von den Medizinen hängen vollständig von den Menschen ab, die magische Arbeiten verrichten – aus eigenem Zweckbedürfniss oder durch die Beauftragung einer anderen Person. Eine grundlegende Unterscheidung wird hier von Evans-Pritchard zwischen weißer Magie (Wene ngua) und schwarzer Magie oder Zauberei (Gbegbere) vorgenommen. Die Abgrenzungskriterien liegen dabei ganz in der gesellschaftlich – ethischen Auffassung der Zande, die entscheidet, welche Formen gesellschaftlich gebilligt oder verboten und unmoralisch sind. Die Unterscheidung zwischen Gut und Böse wurde auch zwangsläufig bei der Art der Medizinen, die bei magischen Riten benutzt werden, vorgenommen und diese dann der jeweiligen magischen Ausübung zugesprochen.

Die rituellen Handlungen, in denen die Medizinen verwendet werden, finden fast vollständig in Abgeschiedenheit und unter großer Geheimhaltung statt. Es ist kein Tabu diese Riten öffentlich zu verrichten. Es erweckt den Eindruck, daß die Geheimhaltung ein Indiz dafür ist, daß der Magier Angst besitzt, bei seiner Ausübung beobachtet und nachgeahmt zu werden. Oft konkretisiert sich diese Angst vor dem störenden Einfluß von Hexern oder Zauberern. Zauberei und schwarze Magie kann gar nicht in der Öffentlichkeit ausgeübt werden, da Zauberer und Magier sofort als solche überführt werden könnten, da die Ausübung schwarzer Magie und auch schon der Besitz böser Medizinen als schweres Verbrechen gilt, welches mit dem Tod geahndet wird. Auch unter den Magiern selbst herrscht eine Art Konkurrenzverhalten, da nur der beste Magier mit den besten Medizinen die wirksamste Magie ausübt und nur diese oft von Klienten aufgesucht werden.

Im folgenden möchte ich speziell auf die Unterscheidung zwischen guter und böser Magie eingehen.

4.1. Wene ngua - weiße Magie und gute Medizinen

Weiße Magie (Wene ngua) ist Magie, die gesellschaftlich gebilligt ist ( Evans-Pritchard, 1988: 308 ). Die Ausführungen weißer magischen Handlungen bedarf der Verwendung von guten Medizinen. Evans-Pritchard bezeichnet weiße Magie als destruktiv aber von der Gemeinschaft moralisch vertretbar, da ,unter anderem, keine verbotenen Medizinen verwendet werden. Destruktiv wirkt sie in Bezug zum Tod eines Verbrechers, gegen den diese Magie eingesetzt wird. Grundsätzlich werden durch weiße Magie und die dementsprechenden Medizinen, Verwendungszwecke erfüllt die zum Wohle der Gemeinschaft sind, von der sie eingesetzt und benutzt werden ( Evans-Pritchard, 1988: 149-50 ).

[...]

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Magietheorie nach Evans-Pritchard
Universidad
University of Leipzig  (Religionswissenschaftliches Institut)
Curso
Magietheorien
Autor
Año
2003
Páginas
15
No. de catálogo
V41417
ISBN (Ebook)
9783638396837
Tamaño de fichero
547 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Magietheorie, Evans-Pritchard, Magietheorien
Citar trabajo
Thorsten Doß (Autor), 2003, Magietheorie nach Evans-Pritchard, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41417

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