Eine Analyse des Kellers hinsichtlich einer möglichen Deklarierung als persönlicher Raum und eines Systems bei seiner Gestaltung sowie des soziologischen Werts halb ausgelagerter Dinge


Academic Paper, 2017

18 Pages


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsklärung - Soziologie der Dinge

3. Soziologische Theorien von
3.1. Tilnnann Habernnas
3.2. Jean Baudrillard

4. Analyse
4.1. Der Keller als persönlicher Raunn und Ort persönlicher Objekte
4.2. Systenn bei der Gestaltung des Kellers?

5. Fazit

Literaturverzeichnis Quellenve rzeichnis

Abstract

Die vorliegende Arbeit soll die Frage beantworten, welchen soziologischen Wert halb ausgelagerte Dinge in einenn Keller ¡ITI Sinne der Theorie des persönlichen Objekts Habermas' haben, ob ein Keller demnach als persönlicher Raum bezeichnet werden kann und ob die Gestaltung eines solchen einem System folgt, wie Baudrillard es beschreibt. Dazu werden werden Personen befragt, ob sich persönliche Objekte in ihren Kellern befinden und ein Interview mit einer Innenarchitektin durchgeführt, die sich mit der Gestaltung von Kellern auseinandersetzt. Es lässt sich festhalten, dass in vielen Kellern, persönliche Objekte aufbewahrt werden, trotz alledem ist es abhängig von der individuellen Person, welchen Wert dieser Ort für sie hat, um zu klären, ob es ein persönlicher Raum ist. Die persönlichen Objekte selbst haben wohl ihrer Auslagerung zufolge eine geringere persönliche Bedeutung für den jeweiligen Besitzer.

Die Gestaltung eines Kellers hingegen folgt heutzutage zumeist dem Prinzip der KostenNutzen-Optimierung.

1. Einleitung

Der Keller - alte Fußballschuhe zwischen Spielzeug und Koffern. Meist wird beinn Gedanken an einen Keller hauptsächlich an all die alten Dinge und die Unordnung gedacht, doch stellt sich die Frage, ob jene Gegenstände nicht auch einen bestimmten Wert, eine engere Bedeutung haben oder gar im Zusammenspiel mit all den anderen Dingen ein System bilden. So stellt sich diese Arbeit die Frage nach dem soziologischen Wert der halb ausgelagerten Dinge, nach einer möglichen Funktion eines Kellers als persönlicher Raum und nach dem System, das die Gestaltung eines Kellers bestimmt. Zur Beantwortung dieser Frage soll einschlägige Fachliteratur, aber auch persönliche Meinungen von mit diesem Kontext nicht vertrauten Personen und einer Expertin im Bezug auf Raumgestaltung miteinbezogen werden. Die bisherige Forschung befasste sich hauptsächlich mit der Analyse des täglich frequentierten Wohnbereichs, weniger aber mit Räumen wie Kellern oder Dachböden, die vor allem vor dem Hintergrund, dass einige dort gelagerte Dinge einmal Teil des Wohnraums waren, eine interessante Forschungsgrundlage bieten.

Im 2. Kapitel soll zur Erleichterung des Verständnisses eine Näherung an den Begriff der Soziologie der Dinge stattfinden, um daraufhin im 3. Kapitel soziologische Theorien von Habermas und Baudrillard zusammenfassen, die im 4. Kapitel auf den Ort des Kellers angewandt werden. Das 5. Kapitel dient vornehmlich dem Zusammentragen der Ergebnisse und dem Ausblick in die Zukunft diesbezüglicher Forschung.

2. Begriffsklärung ־ Soziologie der Dinge

Soziologie:

Eine Untersuchung ¡ITI soziologischen Sinn stellt stets Differenzen und Problenne der Gesellschaft ins Zentrum der Analyse und lässt den Menschen sich gedanklich als eine Person unter vielen verstehen (Elias, 1976, s. 9). An dieser Stelle zieht der Autor ein Beispiel heran, um die Beziehung zwischen einzelnen Objekten und Agglomerationen von ihnen zu veranschaulichen: Das Kind beispielsweise wird häufig ״neben" das strukturelle Gebilde einer Familie gesetzt, man spricht vom Kind und ״seiner" Familie (Elias, 1976, s. 9). Dabei erscheint es aber gedeihlich, den Sachverhalt aus einer anderen Perspektive zu betrachten: Die Familie könnte niemals ohne das Kind als eine solche definiert werden (Elias, 1976, s. 9). Das Kind also ist ein existenzrelevanter Faktor der Familie, deren Geflecht erst durch die Einbindung des Kindes eine Bedeutung zukommt. Elias (1976, s. 10-11) bemerkt, dass eine Vielzahl von Definitionen der Soziologie fälschlicherweise darauf hindeutet, dass lediglich die Gesellschaft als solche analysiert wird, obwohl der eigentliche Kern vielmehr darin liegt, das Verhältnis des Menschen zur Gesellschaft zu untersuchen. Aufgabe der Soziologie ist vornehmlich, ״die menschlich-gesellschaftlichen Geschehenszusammenhänge [dem] eigenen Verständnis näherzubringen und ... einen wachsenden Fundus zuverlässigeren Wissens über diese Zusammenhänge zu erarbeiten" (Elias, 1976, s. 13). Gleichwohl weist Elias (1976, s. 12) darauf hin, dass sämtliche gesellschaftliche Gebilde mittlerweile als vom Menschen allgemein völlig losgelöste Strukturen angesehen werden, die eben jene Individuen ״außerhalb und jenseits [ihrer selbst] ... miteinander bilden" (Elias, 1976, s. 13). Genannte ״losgelöste Strukturen" verbindet der Mensch mit einer bestimmten Gegenständlichkeit, was dazu führt, dass er gesellschaftliche Gebilde immer mehr verdinglicht und entmenschlicht begreift, wodurch diese einen ״spezifische[n] Zwang" (Elias, 1976, s. 12) auf ihn ausüben (Elias, 1976, s. 12-13).

Ding:

Trotz der komplexen Struktur dieses Begriffs bemüht sich die Autorin, bestimmte Elemente festzulegen, anhand derer ein Ding als solches definiert werden kann (Bosch, 2010, s. 14):

Dinglichkeit (Bosch, 2010, s. 14):

Gemeint ist das Ding als ״stofflich präsente und konkrete Form und Materie mit bestimmten ... Eigenschaften". Es bietet ״konkretefn] Funktionen und ... Nutzen für den Menschen", was für jenen durch eine bestimmte Handhabung, die durch das Ding mehr oder weniger prädeterminiert ist, erfahrbar wird. Die Nutzung eines Dings beziehungsweise der direkte ״Kontakt" mit ihm evoziert eine bestimmte routinierte Handlung, doch ist es dem Menschen durchaus möglich, das Objekt zweckzuentfremden und damit eine Handlung anzustreben, die vom üblichen Routinemuster abweicht. Trotz der theoretischen und praktischen Durchführbarkeit dieser Abweichung bedeutet dieser Schritt gleichzeitig eine willkürliche Entfernung vom ״erprobten taktilen und sinnhaften Zugriff auf die Welt", den das Ding im Zusammenspiel mit seinem üblichen Handlungsmuster bietet. Gleichwohl würde sich der Mensch im Falle eines unüblichen Gebrauchs des Objekts einer gewissen Widerständigkeit des Dings gewahr, da andernfalls ״sein Nutzen oder seine Faszination unerweckt" bliebe.

Symbolcharakter (Bosch, 2010, s. 15):

Der Begriff des Symbolcharakters impliziert bereits unter etymologischem Aspekt, dass das Ding nicht nur in seiner Stofflichkeit für den Menschen relevant ist, sondern durchaus auch eine nicht physisch greifbare Bedeutung hat. So existieren Objekte, deren einziger Existenzgrund ihre symbolische Bedeutung ist, wodurch ihre Stofflichkeit zum ״Trägermedium" dieser symbolischen Botschaft wird. Diese Tatsache kommt jedoch mitnichten einer Degradierung beziehungsweise einer Bedeutungsminderung gleich, denn auch die Materialität kann in Symbiose mit der dahinter liegenden symbolischen Bedeutung die ״Aussage bzw. Wirkung" des Objekts maßgeblich beeinflussen. Auch Insgesamt muss festgehalten werden, dass die physische Beschaffenheit eines Objekts und seine dahinter liegende symbolische Bedeutung einander in ihrer Wirkung bestärken und ergänzen, gleichzeitig jedoch auch stark divergieren können.

3. Soziologische Theorien von

3.1.Tilmann Habermas

״Das persönliche Objekt und der persönliche Raum"

Habermas (1999, s. 9) bemerkt eingangs, dass sogenannte persönliche Objekte leicht auch als ״Lieblingsdinge" bezeichnet werden können, ״die einer Person besonders teuer sind". Eine signifikant prägende Eigenschaft dieser Objekte ist ihre Multifunktionalität, die darauf verweist, dass sie ״aus ganz unterschiedlichen Motiven" einen gesteigerten Wert für den Menschen darstellen (Habermas, 1999, s. 13). Gleichwohl besitzt jener ״Wert" keinen Exklusivitätsanspruch bezüglich seiner Wirkung gegenüber der Person, die ihn erfährt: Persönliche Objekte haben stets eine ״Doppelfunktion", wirken also auf die Person, ״zu der sie gehören", aber auch auf andere Menschen (Habermas, 1999, s. 13). Die Funktionen dieser Objekte sind vielfältig: Sie dienen der Selbstdarstellung, definieren soziale Identitäten, sind aber gleichermaßen auch ein Mittel der Fremddarstellung (Habermas, 1999, s. 14). überdies erscheint es allerdings schwierig, eine wahrheitsgetreue Aussage über die paradigmatische Wirkung eines spezifischen Objekts zu treffen, ohne dabei in Stereotypisierung zu verfallen. Ungeachtet dessen sei angemerkt, dass der Mensch sich häufig ״der Bedeutung der [persönlichen] Objekte für das eigene Wohlbefinden [erst dann] gewahr" wird, wenn die Selbstverständlichkeit der eigenen Beziehung zu diesem Objekt, beispielsweise die tägliche Benutzung, gestört ist (Habermas, 1999, s. 17). Parallel zu den bereits genannten Funktionen der persönlichen Objekte, die eher allgemein deskriptiver Natur sind, existieren weitere Funktionen, die im Folgenden aufgezählt und kurz erklärt werden sollen:

1. Selbstdarstellunq (Habermas, 1999, s. 422):

Das Objekt spiegelt die Zugehörigkeit zu einem sozialen Gebilde wider beziehungsweise dient der Abgrenzung von einem solchen. Ebenfalls kann das persönliche Objekt auch lediglich im Dienste der ״Aussagekraft ... bezüglich der eigenen Person" Stehen.

2. Selbstkommunikative Funktion (Habermas, 1999, s. 425):

Das persönliche Objekt wird Teil eines imaginären Dialogs mit dem Besitzer als Träger einer ״spezifischen Identität". Ebenfalls kann das Objekt auch stellvertretend für einen Akt des Nachdenkens Stehen, teilweise auch über die eigene ״Lebensgeschichte".

3. Erinnerunqsfunktion (Habermas, 1999, s. 426):

Das persönliche Objekt steht im Dienst einer Art Selbstkommunikation ohne dabei selbst zum Dialogpartner zu werden. Vielmehr verweist es ״auf [räumlichzeitlich entferntes] Drittes" und wird damit zum Symbol der Reminiszenz an die ״Vergangenheit, an bestimmte Personen [aus Vergangenheit oder Zukunft] ... sowie an Orte".

4. Autonomie (Habermas, 1999, s. 427):

Gemeint ist die Fähigkeit eines Objekts, ״auf andere Personen [zu] verweisen" und im Zuge dessen einen ״eigenen Freiraum" zu kreieren und zu bewahren. Jener Freiraum kann sowohl stets disponibel, immer zugänglich sein und die Möglichkeit bieten, sich in ihm ungezwungen zu bewegen oder aber das Objekt gewährt dem Menschen, ״sich fortzubewegen" und ״Kontrolle über einen Eigenbereich ... vor den Einflüssen anderer" geschützt zu behalten.

5. Mediale Funktionen (Habermas, 1999, s. 429):

Das persönliche Objekt ist in diesem Fall Träger von Kommunikation und kann daher ״Kultur vermitteln, indem [es] Informationen transportiert] und so die ... Teilhabe an ... Kommunikationszusammenhängen erlaub[t]". Ebenso ist es ihm aber auch möglich, ״Kommunikation ... zwischen Einzelpersonen" zu erleichtern, beispielsweise durch die Schaffung eines ״Anknüpfungspunktes] für die Aufnahme eines Kontakts".

[...]

Excerpt out of 18 pages

Details

Title
Eine Analyse des Kellers hinsichtlich einer möglichen Deklarierung als persönlicher Raum und eines Systems bei seiner Gestaltung sowie des soziologischen Werts halb ausgelagerter Dinge
Author
Year
2017
Pages
18
Catalog Number
V414301
ISBN (eBook)
9783668651852
ISBN (Book)
9783668651869
File size
496 KB
Language
German
Keywords
eine, analyse, kellers, deklarierung, raum, systems, gestaltung, werts, dinge, garage, estrich
Quote paper
Tim-Maximilian H. M. Jedlitschka (Author), 2017, Eine Analyse des Kellers hinsichtlich einer möglichen Deklarierung als persönlicher Raum und eines Systems bei seiner Gestaltung sowie des soziologischen Werts halb ausgelagerter Dinge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414301

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Eine Analyse des Kellers hinsichtlich einer möglichen Deklarierung als persönlicher Raum und eines Systems bei seiner Gestaltung sowie des soziologischen Werts halb ausgelagerter Dinge



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free