Die Philosophen Thomas Hobbes und John Locke gelten als die Begründer der politischen Philosophie der Neuzeit. Sie werden bis heute in unterschiedlichster Weise von Bewundern und Kritikern ihrer Philosophie rezipiert.
Thomas Hobbes (1588-1679) Leben war durch den Dienst für die königstreue Familie Canvendish und eine öffentliche Verteidigung der Stuartmonarchie im englischen Bürgerkrieg oft gefährdet. Sein im französischen Exil 1651 veröffentlichtes Hauptwerk „Leviathan“ stellt eine vielkritisierte Verteidigung absoluter Staatsgewalt dar. Es veranlasste ihn zur Rückkehr nach England und Unterwerfung unter Oliver Cromwells Herrschaft, wo er bis zu seinem Lebensende ein zurückgezogenes Leben führte. Neun Jahre nach seinem Tod wurde der englische Absolutismus in der Glorious Revolution durch eine konstitutionelle Monarchie abgelöst, die den puritanischen Mediziner John Locke (1631-1704) zum maßgeblichen Theoretiker avancieren ließ. Er stand der Parlamentspartei der Whigs und ihrem Anführer Shaftesbury nahe, die das Parlament gegen die monarchische Gewalt stellten. Lockes „Two Treatises of Government“ , in denen er gegen das göttliche Recht der Könige polemisiert, wurden prägend für die Ausgestaltung der amerikanischen Verfassung.
Thomas Hobbes und John Locke sind Theoretiker des Übergangs, die traditionelle und moderne Denkweisen in ihren Philosophien vereinten und zu Begründern des normativen Individualismus wurden. Sie lebten in einer Umbruchphase, in der das Individuum als sein eigener Normgenerator aus der hierarchisch vorstrukturierten Ordnung des Mittelalters hervortrat und in den Mittelpunkt des philosophischen Denkens geriet. Beide Vertragstheoretiker beschäftigen sich mit der Frage, warum Menschen in einem Staat leben, dessen Befehlen in gewissem Ausmaß gehorchen und wie dieser Staat notwendig gestaltet sein sollte. Während Hobbes Naturzustand zu einem autoritären Staat führt, folgt aus Lockes Naturzustand eher ein liberaler Nachtwächterstaat mit Gewaltenteilung. Der Frage warum die beiden Philosophen zur Erreichung des gleichen Zieles, nämlich Frieden und Sicherheit, so verschieden geformte Staaten mit gänzlich unterschiedlichen Souveränitätskonzepten für notwendig hielten, soll in der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wolfsmensch gegen Menschenrechte - Vergleich der menschenbildlichen Prämissen
- Naturzustand und Vertragsschluss - der Mensch unter Sozialbedingungen auf dem Weg zum Staat
- Absolute Staatsmacht und Gewaltenteilung - menschenbildbedingte Souveränitätskonzepte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die unterschiedlichen Souveränitätskonzepte von Thomas Hobbes und John Locke und analysiert, inwieweit diese Unterschiede auf ihre jeweiligen Menschenbilder zurückzuführen sind. Ziel ist es, die philosophischen Grundannahmen beider Denker im Kontext ihrer jeweiligen Lebenswelten und historischen Gegebenheiten zu beleuchten.
- Vergleich der Menschenbilder von Hobbes und Locke
- Analyse des Naturzustands bei Hobbes und Locke
- Untersuchung der Staatsgründungs- und Souveränitätskonzepte bei Hobbes und Locke
- Bewertung des Einflusses des Menschenbildes auf die jeweiligen Souveränitätskonzepte
- Beantwortung der Frage, ob und inwiefern die unterschiedlichen Souveränitätskonzepte auf die unterschiedlichen Menschenbilder zurückzuführen sind
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer vergleichenden Analyse der Menschenbilder von Hobbes und Locke, die beide von einem radikalindividualistischen Ausgangspunkt ausgehen. Hobbes zeichnet ein pessimistisches Menschenbild, das von der Selbsterhaltung als dominierendem Trieb geprägt ist, während Locke ein optimistischeres Bild des Menschen entwirft, das auf Vernunft und den Schutz von Rechten basiert. Im zweiten Kapitel werden die jeweiligen Naturzustände der beiden Philosophen verglichen. Hobbes sieht den Naturzustand als einen "Krieg aller gegen alle", während Locke ihn als ein friedlicheres Gebilde mit natürlichen Rechten betrachtet. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Staatsgründungs- und Souveränitätskonzepten der beiden Denker. Bei Hobbes führt der Naturzustand zu einem absoluten Staat, der die Sicherheit und Ordnung garantiert, während Locke einen liberaleren Staat mit Gewaltenteilung und Schutz der natürlichen Rechte befürwortet. Abschließend werden die Ergebnisse der Analyse zusammengefasst und die Frage, ob und inwiefern die unterschiedlichen Souveränitätskonzepte auf die jeweiligen Menschenbilder zurückzuführen sind, beantwortet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Souveränitätskonzepte, Menschenbilder, Naturzustand, Staat, Gesellschaftsvertrag, Thomas Hobbes, John Locke, absolute Staatsgewalt, Gewaltenteilung, politische Philosophie, Individualismus, Selbstinteresse, Vernunft, Rechte.
- Arbeit zitieren
- Madeleine Koalick (Autor:in), 2004, Unterschiede in den Souveränitätskonzepten von Hobbes und Locke - ein Ergebnis ihres jeweiligen Menschenbildes?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41451