Mediengesellschaft. Ein Fluch oder ein Segen für den christlichen Glauben?


Dossier / Travail, 2016

18 Pages, Note: 1,3


Extrait


Gliederung

1. Einleitung

2. Religion in den Medien

3. Religiöse Motive im Film
3.1 Religiöse Motive in „Die Simpsons - Der Film“

4. Audiovisuelle Medien im Religionsunterricht

5. Fazit - Fluch oder Segen?

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

1. Einleitung

Spätestens seit dem 21. Jahrhundert ist die Entwicklung unserer Gesellschaft hin zu einer Medien- oder auch Informationsgesellschaft nicht mehr zu leugnen. Die Massenmedien spielen eine zunehmend wichtigere Rolle für die Verbreitung und uneingeschränkte Zugänglichkeit von Information in der Gesellschaft und sind längst nicht mehr wegzudenken.

ls Teil dieser Gesellschaft ist man durchgängig auf den „Empfang“ dieser unzähligen Informationen ausgerichtet und kann mit der Verarbeitung dieser schon mal überfordert werden. Die Massenmedien, hierzu gehören zum Beispiel das Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen, nehmen großen Einfluss auf die Denkstrukturen und Gewohnheiten der Menschheit.

„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien͘“[1]

So bringt Niklas Luhmann, Soziologe und Gesellschaftswissenschaftler, die Wichtigkeit der Medien auf den Punkt. Funktionen, wie Sinngebung und Lebensdeutung, die einst der Religion zugeschrieben wurden, werden längst auch von Filmen, Werbung, Mode oder PC-Games ausgeführt. Werden die Medien nach und nach zum Religionsersatz?

Auf den ersten Blick scheint ein großes Risiko für die Religion zu bestehen. Bei einer genaueren Untersuchung der Beziehung von Medien und Religion kommen aber ebenso Vorteile und Chancen zum Vorschein, denn Religion ist in den Massenmedien durchaus ein wichtiges und beliebtes Thema. Besonders auffällig wird dies in der Filmwelt. Beim genaueren Hinsehen finden sich häufig Anspielungen auf biblische Erzählungen, Motive oder im Allgemeinen religiöse Phänomene. Neben den wohlbekannten Jesus-Filmen tragen selbst Filme, von denen man es nicht erwartet, häufig einen hohen religiösen Gehalt in sich. Darüber hinaus können die neuen Massenmedien auch den Gottesdienst und den religiösen Schulunterricht bereichern. Ziel dieser Ausarbeitung ist es, die Risiken, aber auch die Chancen der Mediengesellschaft für die Religion aufzudecken.

Welche Konsequenzen muss die religiöse Praxis aus der Transformation der Gesellschaft ziehen, um bestehen zu können? Hierzu soll zunächst auf die Rolle der Religion in den Medien, besonders in Filmen, eingegangen werden. Diese soll im Anschluss an einem populären Film veranschaulicht werden. Außerdem soll der Nutzen von Massenmedien für den Religionsunterricht dargestellt werden und zum Schluss soll ein abwägendes und ausblickendes Fazit gezogen werden.

2. Religion in den Medien

Welche Rolle spielt die christliche Religion in den Massenmedien der westlichen Gesellschaft?

Medien erfüllen Funktionen im Alltag der Menschen, die früher der Religion galten. So wirken die Medien auf der Ebene der symbolischen Ordnungen der Gesellschaft mit. Weiterhin können sie Sinnerfüllung, Problemlösung und Orientierung bieten.[2] Nicht mehr die Religion allein ist es, die die Welt erklärt.[3] Aber das religiöse Sinnbewusstsein wird in vielerlei Hinsicht durch die Medien an die Menschen herangetragen. Sie sorgen für eine schnelle Verbreitung und eine allgemeine Zugänglichkeit religiöser Motive. Diese Form der Verbreitung von Religion bleibt oft sowohl den Herstellern der Medien, als auch den Empfängern unbewusst. Die Religion partizipiert aber auch bewusst an der Mediengesellschaft. Lange schon werden Gottesdienste im Fernsehen übertragen, Dokumentationen auf eigenen Bibelsendern ausgestrahlt oder Predigten oder Losungen über den Rundfunk verbreitet. Im Internet gibt es religiöse Foren, Seelsorge-Chats und auch Trauerhilfen.

Gleichzeitig wird Religion auch zum Thema und Objekt der Massenmedien. In den Nachrichten wird Religion als Grund für Streitigkeiten oder Kriege thematisiert oder es wird über kirchliche Großveranstaltungen berichtet.

Religiöse Motive und Symbole werden also direkt, aber auch indirekt in Medienprodukte aufgenommen.[4]

3. Religiöse Motive im Film

Auch in den Unterhaltungsmedien spielt Religion schon immer eine, wenn auch bescheidene, Rolle. Hier sticht besonders die Film- und Fernsehwelt heraus. Im TV tauchen immer häufiger religiöse Alltagsriten wie die Hochzeit oder die Beerdigung auf. Eine bewusstere Thematisierung von Religion passiert in Spielfilmen. Schon zu Beginn der Entwicklung des Massenmediums Film gehörten religiöse Geschichten zu beliebten Themen. Schon in den ersten Stummfilmen taucht die Person Jesus auf.[5] Zu nennen ist hier zum Beispiel Pasolinis Film „Das 1͘ Evangelium - Matthäus“ von 1964 oder De Milles „Zehn Gebote“ von 1956͘ Darauf folgen Klassiker wie Terry Jones „Das Leben des Brian“ von 1979 oder Jewisons „Jesus Christ Superstar“ von 1973, welche zu der beliebten Sparte der Jesusfilme zählen. Die Liste der religiös ausgerichteten Filme ist lang und das Thema verliert auch heute noch nicht an Attraktivität. Es besteht von Anfang der Filmgeschichte an eine erstaunlich enge Verbindung von Christentum und Film. Das Thema scheint eine rt „Dauerbrenner“ im Filmgeschäft zu sein und erfreut sich besonders zurzeit einer großen Beliebtheit. Die Themen sind hierbei breit gefächert. Neben Filmen, die vorbildhafte Personen des Christentums darstellen (z͘B͘ „Luther“ von Eric Till 2002) gibt es auch Komödien (z͘B͘ „Das Leben des Brian“ von Terry Jones 1979) und Filme, die Probleme des Glaubens behandeln (z͘B͘ „Die Nonne“ von Guillaume Nicloux 2013). Bibelgeschichten werden auch als ctionfilme neu interpretiert, wie es zum Beispiel in Ridley Scotts „Exodus“ von 2014 der Fall ist.[6]

All diese genannten Filme arbeiten ganz bewusst mit religiösen Geschichten oder Motiven. Mindestens genauso interessant erscheinen beim genaueren Hinsehen aber auch all die Werke, die sich unterschwellig, oft vielleicht sogar unbewusst mit religiösen Themen beschäftigen. Hierzu gehören all die Filme, die Themen wie Schuld und Vergebung, die Suche nach dem Sinn des Lebens, den Umgang mit dem Tod, das Sterben selbst oder auch das Leben im Jenseits behandeln.[7]

Ich bin der Auffassung, dass sich in fast jedem Film ein solches religiös tradiertes Motiv finden lässt. Allein schon aus dem Grund, dass christliche Religion und Werte die Grundlage der in der westlichen Gesellschaft bilden, kommt kaum ein Film ohne religiöse Motive oder Symbole aus.

Aus diesem Grund möchte ich einen sehr populären Film, der im Allgemeinen wohl nicht mit Religion verbunden wird, auf seinen religiösen Gehalt hin untersuchen.

3.1 Religiöse Motive in „Die Simpsons - Der Film“

Bei dem Film mit dem Originaltitel „The Simpsons Movie“ handelt es sich um den ersten Spielfilm zur gleichnamigen Serie „Die Simpsons“͘ Produziert wurde der Zeichentrickfilm in den USA von Matt Groening im Jahr 2007. Der Film handelt von einer Umweltkatastrophe im Heimatort der Simpsons-Familie Springfield, an der der Protagonist Homer Simpsons die Schuld trägt. Im Verlaufe des Films flieht dieser zusammen mit seiner Frau Marge und den Kinder Bart, Lisa und Maggie vor den wütenden Bewohnern Springfields nach Alaska. Nach einem heftigen Streit mit seiner Ehefrau nimmt der Protagonist schließlich all seinen Mut zusammen und führt die Rettung der Stadt herbei, wodurch er auch seine Familie wieder vereinen kann.

Auf den ersten Blick erscheint diese Handlung wenig religiös. Dennoch tauchen bereits in der Anfangsszene die ersten religiösen Motive auf. Eingeleitet wird der Film mit einem Trauergottesdienst in der örtlichen Kirche „Church of Springfield“͘ Die Simpsons gehören einer fiktiven Kombinationsreligion, den Presbylutheranern, an.[8] Der wöchentliche Kirchgang ist selbstverständlich für die Bewohner Springfields, die wichtige Rolle des Christentums und auch der Ablauf eines christlichen Gottesdienstes in der westlichen Gesellschaft wird hier naturgetreu abgebildet. Dennoch kommt es auch häufig zu einer satirischen, verspottenden Darstellung des Christentums und der Religion im Allgemeinen.[9] Vor allem der Protagonist Homer kritisiert oft scharf die christliche Heuchelei und Blasphemie und hält der amerikanischen Gesellschaft damit gewissermaßen den Spiegel vor.[10] Beispielsweise wird gezeigt wie die Kirchenbesucher sich nach dem Gottesdienst in der Bar betrinken oder bei anderen Aktivitäten gezeigt werden, die mit dem Glauben nicht wirklich vereinbar sind. Homer lästert zu Beginn des Films über die Kirchengänger: „Wieso kann ich Gott nicht auf meine Weise anbeten und mir das Gejammer fürs Sterbebett aufheben?“ und bezeichnet sie als „scheinheilige Trottel“. Al Jean, einer der Macher der Simpsons äußert sich selbst konkret dazu: "I consider myself someone who believes in the teachings of Jesus Christ, but who is not a huge fan of organized religion."[11] Diese Meinung scheint Homer hier zu verkörpern.

Während des Trauergottesdiensts setzt das wichtigste religiöse Motiv im Film ein. Es kommt zu einer Prophetie. Reverend Lovejoy, der Pfarrer der Church of Springfield, ist der Meinung, dass Gott durch jeden Kirchenbesucher zur Gemeinde reden kann: „Möge Gottes Licht auf dich herabscheinen!“. Daraufhin trifft ein Licht aus dem Himmel durch das Kirchenfenster Ape Simpson, den Vater Homers. Reverend Lovejoy spricht: „Möge sein Geist dich erfüllen, lass ihn heraus!“. Hierauf folgt eine Art Glossolalie durch Ape Simpsons mit einer Warnung vor einem sich anbahnenden Unheil.

[...]


[1] Niklas Luhmann, die Realität der Massenmedien, Opladen 1996, 9.

[2] Vgl. Wilhelm Gräb, Transformation religiöser Kultur durch die Massenmedien, S.146, in: ders., Sinn für Unendlichkeit: Religion in der Mediengesellschaft, Gütersloh: Kaiser, 2002.

[3] Vgl. ebd. S. 148.

[4] Vgl. Christian Grethlein, Fachdidaktik Religion, Göttingen, 2005, S.95.

[5] Vgl. Julien Welter, Film und Religion - eine besondere Beziehung, Arbeitspapier aus dem Seminar.

[6] Die genannten Filmtitel stammen von Bestseller-Listen, aus den Seminar-Mitschriften und aus der eigenen Erfahrung.

[7] Vgl. Jochen Kürten, Religion auf der Leinwand, 2013, verfügbar unter: http://dw.com/p/17zvf (letzter Zugriff am 4.1.16)

[8] Vgl. Mark I. Pinsky, The Simpsons Movie - Does Springfield get Religion?, 2007, verfügbar unter: http://bustedhalo.com/features/the-simpsons-movie (letzter Zugriff am 4.1.16).

[9] Vgl. Gerry Bowler, God and the Simpsons - The Spirituality of Springfield, 2001 verfügbar unter: http://web.archive.org/web/20080615171325/http:/ individual.utoronto.ca/johnbowen/dare/ simpsons.html (letzter Zugriff am 4.1.16).

[10] Vgl. ebd.

[11] Al Jean 2001, zitiert nach: Mark I. Pinsky, The Gospel According to the Simpsons. The Spiritual Life of the World's Most Animated Family, Westminster John Knox Press, 2001, S.28.

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Mediengesellschaft. Ein Fluch oder ein Segen für den christlichen Glauben?
Université
Carl von Ossietzky University of Oldenburg
Note
1,3
Auteur
Année
2016
Pages
18
N° de catalogue
V414607
ISBN (ebook)
9783668656017
ISBN (Livre)
9783668656024
Taille d'un fichier
2427 KB
Langue
allemand
Mots clés
Medien, Religion, Gesellschaft, Massenmedien, Glauben, Verbreitung, Chirstentum, Menschheit
Citation du texte
Anke Herten (Auteur), 2016, Mediengesellschaft. Ein Fluch oder ein Segen für den christlichen Glauben?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414607

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