Analyse der Chancen und Risiken bei einer geplanten Abschaffung des Bargeldes


Forschungsarbeit, 2017

41 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Ausgangssituation und Problemstellung
1.2. Zielsetzung und Vorgehensweise

2. Die Entwicklung des Geldes
2.1. Lydische Könige als Erfinder des Geldes
2.2. Hawala und die ersten Banknoten
2.3. Gründung der Kreditkarte
2.4. Mobile Payment

3. Bargeldobergrenzen in europäischen Ländern
3.1. Bargeldobergrenzen im Vergleich
3.2. Zukunftsaussichten in Deutschland über eine Bargeldobergrenze

4. Die Abschaffung des 500 – Euro – Scheins
4.1. Alle wichtigen Informationen im Überblick
4.2. Richtige Vorgehensweise gegen die Kriminalität?
4.3. Verhältnis von Bargeld und Verbrechen..

5. Fragebogenanalyse über die Abschaffung des Bargeldes
5.1 Vorgehensweise der empirischen Untersuchung
5.2 Auswertung des Fragebogens

6. Chancen und Risiken bei einer Abschaffung des Bargeldes
6.1. Chancen
6.1.1 Schuldenbekämpfung
6.1.2 Ausfall von Raubüberfällen
6.2. Risiken
6.2.1 Totale Kontrolle in Aussicht
6.2.2 Machtkontrolle aus Sicht des Staates
6.2.3 Nebeneffekte der Bargeldabschaffung

7. Fazit

Quellenverzeichnis

Anhangsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1:Bargeldobergrenzen in Europa

Abb. 2: Bargeldobergrenzen

1. Einleitung

1.1 Ausgangssituation und Problemstellung

Können Sie sich vorstellen, übermorgen in einer Fußgängerzone einem Straßenmusikanten statt einen Euro in seinen Hut zu werfen einen Euro über ihr Smartphone zu überweisen? Oder zum Geburtstag ihren Kindern eine digitale Spardose zu schenken?

Die Diskussion über die Abschaffung von Bargeld wird immer mehr zu einem wichtigen Thema der Gesellschaft.

In Österreich und Deutschland setzt man auf sanften Druck, um Kunden zum bargeldlosen Geldtransfer zu bewegen. Mithilfe des elektronischen Buchens ist der Transfer aus Sicht der Banken günstiger als die herkömmlichen Bargeldeinzahlungen. Zudem sind zahlreiche Schalter automatisiert worden, die für Kunden zur Selbstbedienung bereitstehen. Des Weiteren drängen diverse Unternehmen auf Internetkauf wie zum Beispiel bei Bahntickets oder Lebensmitteln. Im Ganzen ist ein Trend zu erkennen, indem das gesetzliche Geld immer mehr in den Hintergrund gestellt wird und der digitale Zahlungsverkehr an Bedeutung gewinnt.

Während die Abschaffung des Bargeldes in Deutschland diskutiert wird, sind andere europäische Länder schon weiter. In Italien und Frankreich sind Barzahlungen über 1000 € mittlerweile verboten. In Dänemark dürfen Geschäfte, Restaurants und Tankstellen die Annahme von Bargeld verweigern. Ein weiterer Punkt ist die Abschaffung des 500-Euro-Scheins, die von der EZB beschlossen wurde. Angeführt durch die Bargeldobergrenzen in Europa. Insgesamt ist der bargeldlose Zahlungsverkehr seit Jahren auf dem Vormarsch.[1]

Ist nun die letzte Instanz die komplette Abschaffung des Bargeldes? Stellt sich daher die Frage, ob sich daraus Chancen entwickeln oder eher Risiken, die unser Leben schwer beeinträchtigen können.

1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise

Zielsetzung dieser Projektarbeit ist es, die möglichen Chancen bzw. Risiken, die durch die Abschaffung des Bargeldes entstehen, zu untersuchen.

Zu Beginn der Analyse beschäftige ich mich mit der Entwicklung des Geldes, welches im 7. Jahrhundert vor Christi entstanden ist und sich bis heute stark verändert hat. Hier werden verschiedene Epochen angesprochen, die die Geschichte des Geldes darstellen. Das Thema über den Lebenslauf des Geldes habe ich angeführt, um erst einmal ein Gefühl dafür zu bekommen, was Geld bedeutet und warum Geld überhaupt erfunden wurde.

Im nächsten Schritt gehe ich auf die Einführung der Bargeldobergrenzen in Europa ein. Grafisch wird gezeigt, welche europäischen Länder betroffen sind und wie hoch die Bargeldobergrenzen gesetzt wurden.

Danach wird das Thema über die Abschaffung des 500- Euro –Scheins, das die EZB beschlossen hat, diskutiert. In der Diskussion wird herausgearbeitet, ob mit der Entscheidung der EZB ein Frühindikator für eine Abschaffung des Bargeldes gesehen werden kann.

Da das gesetzliche Bargeld von allen genutzt wird, führe ich eine empirische Untersuchung über die Abschaffung des Bargeldes durch. Anhand dieses Fragebogens kann das Stimmungsbild in Deutschland repräsentativ dargestellt werden.

Zum Schluss wird eine detaillierte Chancen-Risiken-Analyse in Bezug auf die Abschaffung des Bargeldes angefertigt. Dazu werden alle vorherigen Punkte, die ich in meiner Projektarbeit angeführt habe, in der Analyse mitaufgenommen.

2. Entwicklung des Geldes

2.1. Lydische Könige als Erfinder des Geldes

Aus der Geschichte wird entnommen, dass lydische Könige, die an der Mittelmeerküste Kleinasiens, also geografisch gesehen in der heutigen Türkei lebten, zu den Erfindern des Geldes zählen. Im 7. Jahrhundert prägten sie die ersten Münzen.[2]

Anstelle des Primitivgeldes, welches aus Salz, Muscheln oder Kakaobohnen bestand, wurde Metall die neue Art des Zahlungsverkehrs. Mit dieser Zahlungsmethode bahnte sich ein Problem an. Für die genaue Feststellung, wie viel der Tauschpartner für seine Ware bekommen sollte, wurde eine Waage benötigt. Außerdem war die Reinheit des Metalls fraglich.[3]

Die Lösung war die Gold- und Silberprägung. Diese neue Methode brachte mehrere Vorteile mit sich. Es war leichter zu transportieren, durch das Einschmelzen behielt es seinen Wert und es konnte nicht rosten. Deshalb entschied sich der lydische König Krösus für eine Münzenprägung in Form von Gold und Silber. Ein weiterer Vorteil war die Einteilung des Geldes in verschiedene Wertstufen, so dass keine Waage mehr benötigt werden musste.[4]

Kurze Zeit später begannen die Griechen den Tauschhandel mit Primitivgeld stark in den Hintergrund zu stellen und setzten die Münzprägungen durch. Parallel fingen auch die Römer an, mit Münzen zu handeln. Die Münzen wurden zuerst aus Kupfer oder Bronze geprägt. Später begannen sie die Herstellung von Gold- und Silbermünzen.[5]

2.2. Hawala und die ersten Banknoten

Hawala bedeutet „Vertrauen“ und stammt aus der indoarischen Sprache. Das Hawala- System hat den Ursprung aus dem vorderen und mittleren Orient, welches bis ins frühe Mittelalter zurückgeht.[6]

In der Vergangenheit war es müheselig, Tonnen von Gold durch die Wüste zu transportieren. Aus diesem Grund wurde den Händlern der Wert ihres Goldes in Scheine umgetauscht. Mit dieser Methode des Hawala- Systems begann die Geburtsstunde der Banknote.[7]

Im 14. Jahrhundert sahen reiche Familien wie z.B. Händler, die aus der Toskana bzw. aus Florenz stammen, die Chance, das Hawala-System in Anspruch zu nehmen. Goldmünzen wurden in Banktresoren diverser Banken eingelagert. Im Gegenzug bekamen die Eigentümer Schuldscheine ausgestellt. Der Zahlungsanspruch wurde in Konten festgehalten. Daher wird bis heute vom Buchgeld gesprochen, weil die Goldmünzen zur damaligen Zeit in Buchform dokumentiert wurden.[8]

Um das 17. Jahrhundert wurde ebenfalls das Tauschverfahren mit Schuldscheinen in Großbritannien eingeführt. Münzgeld wurde in Quittungen eingetauscht und anschließend verwahrt. Aus Sicht des britischen Notenbankchefs wurde sogar versprochen, dass das britische Pfund zu jeder Zeit auf Verlangen in Edelmetalle zurückgetauscht werden könne. Deshalb steht bis heute noch auf britischen Geldscheinen folgendes:[9]

„I promise to pay the bearer on demand the sum of … pound. Ich verspreche dem Inhaber auf Verlangen die Summe in Höhe von … Pfund zu bezahlen.“[10]

Zu jener Zeit waren die Geldscheine mit Edelmetallen gedeckt. Heutzutage wird die Währung mit Gold nicht mehr gedeckt. 1971 entschloss sich der US-Präsident Nixon die Golddeckung des US- Dollars aufzuheben.[11]

2.3. Gründung der Kreditkarte

Die Geschichte über die Entwicklung der Kreditkarte zeigt, dass aus unangenehmen Situationen revolutionäre Ideen entstehen können. Frank Mc Namara, ein amerikanischer Millionär und Geschäftsmann, hatte bei einem romantischen Dinner mit einer weiblichen Begleitung beim Bezahlen feststellen müssen, dass er seine Geldbörse vergessen hatte. In dieser peinlichen und unangenehmen Situation wollte niemand im Restaurant seine Rechnung „anschreiben“ lassen, obwohl er ein angesehener und geschätzter Stammkunde des Restaurants war. Aufgrund dieser prekären Situation erfand er einen bargeldlosen Zahlungsverkehr. Somit nahm die Geschichte der Kreditkarte ihren Lauf.[12]

Mc Namara gründete das Kreditunternehmen namens „Diners Club“, das passend zur Geschichte ausgewählt wurde. Seine Leitidee war, dass mit der Gründung des „Diners Club“ keinem wohlhabenden und bekannten Mann ein derartiger Fauxpas wiederholten dürfe. Die anfangs hergestellten Kreditkarten, die aus Karton produziert wurden, erlangten in kurzer Zeit eine exorbitante Nachfrage und noch heute wird sie weltweit als Zahlungsmittel anerkannt.[13]

Heutzutage wird die Kreditkarte von Menschen als beliebtes Zahlungsmittel genutzt. Insbesondere Geschäftsleute, die aus beruflichen Gründen in verschiedene Länder reisen, haben ein großes Anliegen, mit Kreditkarte zu zahlen. Gründe dafür sind, die globale Akzeptanz und der Umstand, dass Geld nicht umständlich in die entsprechende Währung eingetauscht werden muss.[14]

2.4. Mobile Payment

Als Mobile Payment bezeichnet man das Zahlen mit einem mobilen Endgerät. Dazu zählen zum Beispiel Mobiltelefone, Smartphones oder Tablet – PC`s. Seit Ende der 90er Jahre begann das Bestreben, Bezahlvorgänge mit dem Mobiltelefon durchführen zu können. Erst ab 2008 war die Technologie so weit vorangeschritten, dass eine passende Infrastruktur entwickelt und die Nutzung des mobilen Bezahlens gewährleistet wurde. Dennoch kritisierten viele Experten dieses Verfahren, weil es dafür keinen Markt gab.[15]

Erst 2013 begann der Startschuss im Mobile Payment. Aufgrund der ansteigenden Nachfrage von Smartphones entwickelte sich ein Markt und die Verbreitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs mit Mobiltelefonen nahm zu.[16]

Mit der simplen Idee per Handy zu bezahlen, wird das Nutzen von verschieden Karten, die jeweils einen eigenen PIN haben oder das umständliche Zahlen mit Kleingeld von Parktickets, in naher Zukunft kein Problem mehr sein.[17]

Mobiles Zahlen wird unterschiedlich realisiert. Auf der einen Seite gibt es die sogenannte „Near Field Communication“, die als NFC abgekürzt wird. Auf der anderen Seite kann der bargeldlose Zahlungsverkehr anhand eines QR-Codes und einer speziellen App auf dem Smartphone umgesetzt werden. Mit Hilfe der beiden vorgestellten Möglichkeiten kann das Mobile Payment aus Sicht der technischen Ausführung mehr oder weniger kompliziert durchgeführt werden.[18]

Ein Kritikpunkt zur innovativen Zahlungsmethode ist der Sicherheits- und Datenschutz. In diesem Punkt sind die Verbraucher noch skeptisch über die Nutzung und ihrer Sicherheit. Des Weiteren bezahlen deutsche Konsumenten bevorzugt mit gesetzlichem Geld und entscheiden sich somit ihre Produkte oder Dienstleistungen über den traditionellen Weg zu beschaffen. Dennoch widerlegen Prognosen von Vertretern der Bundesbank und Kreditkartenunternehmen, dass die Akzeptanz mit Bezahlen per NFC bis 2020 bundesweit anerkannt wird.[19]

3. Bargeldobergrenzen in europäischen Ländern

3.1. Bargeldobergrenzen im Vergleich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Bargeldobergrenzen in Europa

Quelle: www.eu-verbraucher.de

Anhand der Grafik ist zu erkennen, dass Bargeldobergrenzen in der europäischen Union weit verbreitet sind. Eine Reihe von Ländern in Europa besitzt eine Höchstgrenze. Somit sind Geschäftsabwicklungen wie Kauf eines Mittelklassewagens über ein gesetzliches Bargeldzahlungsverfahren verboten.

Die folgende Liste gibt Auskunft, wie hoch die Grenzen in den jeweiligen EU-Ländern festgelegt sind. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Bargeldobergrenze in Italien von 1000 € auf 3000 € aufgestockt wurde. Damit steht Italien an zweiter Stelle.[20]

SVP- Fraktionssprecher Daniel Alfreider erklärt warum. „Für Südtirol ist diese Anpassung an die Bestimmungen anderer europäischer Länder eine bedeutende Regelung, denn sie schafft – speziell in Grenzgebieten – mehr Wertschöpfung, da im benachbarten Ausland wie Österreich und Schweiz andere Bestimmungen gelten.“[21]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Bargeldobergrenzen

Quelle: www.eu-verbraucher.de

3.2. Zukunftsaussichten in Deutschland über eine Bargeldobergrenze

Durch die Abschaffung von Scheinen und Münzen sind die meisten Deutschen als klare Gegner bekannt. Sie haben die Befürchtung, dass mit einer Bargeldobergrenze die völlige Bargeldabschaffung eingeleitet werden könne. Es stellt sich daher die Frage, ob die Sorge der Deutschen berechtigt ist?[22]

Das Bundesfinanzministerium zieht es in Betracht, eine Höchstgrenze in Deutschland von 5000 Euro einzuführen. Diese Thematik wird kontrovers diskutiert, weil in anderen europäischen Ländern diese Maßnahme schon umgesetzt wurde und Deutschland einer der wenigen Ländern ist, die mitziehen möchte. Aus Sicht des Finanzministeriums soll einerseits die Konjunktur angekurbelt und anderseits die Terrorfinanzierung, Kriminalität und die Schwarzarbeit reduziert werden.[23]

Laut einer Studie der Nürnberger FOM Hochschule, akzeptiert die überwiegende Gesellschaft eine Beschränkung des Bargeldes. Die Politik könnte aber einen starken Gegenwind zu spüren bekommen, wenn weitere Maßnahmen folgen würden. Anhand der empirischen Untersuchung wird ersichtlich, dass 81 Prozent der Befragten klar gegen eine vollständige Abschaffung von Bargeld sind. 76 Prozent der Befragten empfinden Bargeld als sichersten Zahlungsverkehr und 71 Prozent nehmen beim Ausgeben mit Bargeld eine bessere Selbstkontrolle wahr.[24]

Um die Auswertung der empirischen Befragung zu bekräftigen, erklärt Janko Laumann, Leiter des Instituts für angewandte Finanzpsychologie, in einem Interview, warum sich eine derartige Meinung in Deutschland etabliert hat.

„Bargeld lässt sich im wahrsten Wortsinn ‚begreifen‘, also anfassen. Wenn ich mit einem 20-Euro-Schein bezahle, fehlt er im Portemonnaie – das ist schmerzhaft, besonders, wenn ich über wenig Geld verfüge. Mit virtuellem Kontogeld sei es viel schwieriger, sparsam zu sein. Auf dem Konto sei Geld viel weiter weg. Bei dem Thema Sicherheit geht es vor allem darum, in jeder Alltagssituation handlungsfähig zu sein. In Deutschland wird Bargeld überall genommen, Bankkarten nicht unbedingt. In manchen Geschäften steht sogar an der Kasse: „Unter 10 Euro nur Barzahlung.“ Es werde dann als peinlich empfunden, nicht zahlungsfähig zu sein.“[25]

Des Weiteren ist festzuhalten, dass mit der Einführung der Obergrenze in die Privatsphäre der deutschen Haushalte eingegriffen wird. Eine freie Entscheidung, wie viel Geld man ausgibt, wird dadurch aufgehoben. Deshalb stellt sich die Frage, ob eine Obergrenze verfassungswidrig ist.[26]

Ex- Verfassungsrichter Hans- Jürgen Papier ist skeptisch über die Einführung einer geplanten Bargeldobergrenze von 5000 Euro. Er gibt zu Protokoll, dass diese Maßnahme hochgradig kritisch zu sehen ist, weil erhebliche verfassungs- und europarechtliche Bedenken von ihm ausgehen werden. Herr Papier argumentiert damit, dass der Gesetzgeber vorab legitime Gründe nennen muss, bevor er in die informationelle Selbstbestimmung, in das Eigentumsrecht und in die Vertragsfreiheit eingreifen darf.[27]

Außerdem treten eminente Zweifel auf, ob mit einer Bargeldobergrenze die Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Steuerhinterziehung eingedämmt bzw. bekämpft werden können. Es stünden für Kriminelle Alternativen zur Verfügung, um ihre Machenschaften weiter praktizieren zu können. Eine Alternative wäre die Bezahlung mit Bitcoins. Diese virtuelle Zahlungseinheit wird über das Internet mithilfe einer Peer- to-Peer Anwendung angeschafft. Auch der Verstoß gegen eine Zahlung oberhalb der 5000 Euro könne nicht konsequent überprüft werden, weil es unmöglich ist Geschäftsabwicklungen hinter verschlossen Türen nachzuvollziehen. Bei Verstoß würde der Staat eine Strafe verhängen. Ob sich aber Kriminelle davon abschrecken lassen, ist fraglich.[28]

Alles in Allem ist zu sagen, dass mit der Einführung der Bargeldobergrenze ohne aufschlussreiche Begründung sowohl gegen einen grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr als auch gegen das Europarecht verstoßen wird. Zusätzlich wird in den Medien suggeriert, dass die Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Steuerhinterziehung mithilfe einer Bargeldobergrenze bekämpft werden könne. Wenn man aber die zahlreichen Alternativen betrachtet, die den Kriminellen zur Verfügung gestellt werden, ist dieses Argument nicht tragfähig. Vielmehr sollte darauf Wert gelegt werden, dass die Freiheit der Bürger nicht von immer mehr Regulierungen und Kontrolle eingeschränkt wird.

4. Die Abschaffung des 500 – Euro – Scheins

4.1. Alle wichtigen Informationen im Überblick

Der Rat der Europäischen Zentralbank hat am 4. Mai 2016 beschlossen, den 500 Euro Schein gegen Ende 2018 abzuschaffen. Bis zu dem vereinbarten Termin, ist der Umlauf und Tausch der größten Euro-Banknote als gesetzliches Zahlungsmittel erlaubt. Somit sind die Geschäfte verpflichtet, den 500-Euro-Schein bis 2018 entgegenzunehmen.[29]

Zurzeit wird geschätzt, dass etwa 594 Millionen 500-Euro-Scheine im Umlauf sind. In Prozent ausgedrückt, entspricht das 3,2 Prozent aller Euro-Banknoten. Andererseits umfassen alle 500-Euro-Scheine einen Gesamtwert von insgesamt 297 Milliarden Euro, das 28 Prozent aller Euro-Geldscheine ausmacht.[30]

Ziel ist es, bis Ende 2018, alle 500-Euro-Scheine durch kleinere Banknoten zu ersetzten. Aufgrund des Einzugs und der Vernichtung der 500er- Scheine wird das Geldvolumen insgesamt ins Ungleichgewicht gebracht. Deshalb müssen die 200er, 100er und 50er nachproduziert werden. Laut Schätzungen von Fachleuten der nationalen Notenbank und der EZB werden die Kosten hierfür mit in Höhe von 500 Millionen Euro geschätzt und von der Deutschen Bundesbank getragen. Die erste Maßnahme zu Einschränkung des Bargeldes ist im Jahr 2014 durch den Stopp der Produktion von 500er in Angriff genommen worden.[31]

4.2. Richtige Vorgehensweise gegen die Kriminalität?

EZB-Präsident Mario Draghi appelliert, dass mithilfe der Abschaffung des 500-Euro-Scheins die Terrorfinanzierung und die Schwarzarbeit zurückgedrängt werden könne. Seine Argumentation stützt sich auf die Grundlage, dass die größten Banknoten für kriminelle Zwecke genutzt werden.[32]

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerverbandes ist anderer Meinung. Sie kritisieren das Vorhaben der EZB. Nach deren Verständnis darf eine Beschränkung des Bargeldes in gar keinem Fall durchgesetzt werden. Der Deutsche Bäckerverband hebt hervor, dass Zahlungen mit Bargeld eine wichtige Komponente des Wirtschaftslebens seien. In puncto Kreditzahlung ist der Sicherheitsschutz negativ zu bewerten. Aufgrund der ansteigenden Digitalisierung besteht eine immer größere Gefahr eines Hackerangriffs. Deshalb spricht sich der Deutsche Bäckerverband gegen jegliche Einschränkung oder Abschaffung von Bargeld aus.[33]

Ein weiteres Argument, die gegen die Pläne der EZB sprechen, wird vom Zentralverbandspräsident Michael Wippler genannt. Er betont, dass durch eine Einschränkung des Bargeldverkehrs Konsumenten zur totalen Transparenz und Überwachung geführt werden.[34]

Die Deutsche Bundesbank unterstützt die Meinung des Zentralverbandes. Ihrer Meinung nach sei es überflüssig, ein Abschaffungsvorhaben durchzusetzen. Sie bezweifelt, dass das Ziel der Terrorismus- und Kriminalitätsbekämpfung im Vordergrund steht. Laut des Bundesbank-Präsidenten Jens Weidmann sei es fraglich, ob kriminelle Machenschaften an illegalen Handlungen gehindert werden, wenn Bargeld im Zahlungsverkehr eingeschränkt oder abgeschafft wird.[35]

Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele hebt hervor, dass bislang fundierte Erkenntnisse fehlen, ob ein Eingriff im Bargeldzahlungsverfahren positive Auswirkungen in Bezug auf Kriminalitätsbekämpfung haben könnte. Er führt das Beispiel an, dass in Frankreich oder Italien mit Hilfe einer Bargeldeinschränkung die Kriminalität nicht abgenommen hat. Zudem würde heutzutage Geldwäsche bargeldlos über sogenannte Briefkastenfirmen praktiziert.[36]

Kritik wird auch vom Präsidenten des baden-württembergischen Sparkassenverbandes, Peter Schneider, ausgeübt. Er meint, dass die Argumente der EZB nicht aussagekräftig sind. Seiner Meinung nach, ist die Abschaffung des 500-Euro-Scheins als unnötige Maßnahme zu deklarieren. Außerdem ist er sich sicher, dass ein Ausstieg aus dem Bargeld die Gesamtbevölkerung nicht unterstützen wird.[37]

Insgesamt ist zu sagen, dass die Terrorfinanzierung, Geldwäsche und Kriminalität mit Hilfe der Bargeldeinschränkung von Zentralverbänden, der Deutschen Bundesbank und Wirtschaftsexperten erheblich angezweifelt und kritisiert wird. Ob die EZB mit der Abschaffung des 500-Euro-Scheins eventuell andere Ziele verfolgt, ist spekulativ zu bewerten. Fakt ist, dass die Wirtschaftskriminalität nur mit einer Bargeldbeschränkung nicht gelöst werden kann.

4.3. Verhältnis von Bargeld und Verbrechen

Um argumentativ zu belegen, dass eine Bargeldeinschränkung kein Indikator für eine Reduzierung des Verbrechens ist, zeigt ein Vergleich auf internationaler Ebene.

In Indien hat man den Versuch unternommen, durch den Einzug von großen Geldscheinen gegen die Korruption vorzugehen. Das hatte zur Folge, dass verheerende wirtschaftliche Schäden entstanden sind. Deshalb sollte die EZB zunächst einmal eine empirische Untersuchung durchführen, aus der hervorgeht, wie das Verhältnis von Bargeld zur Kriminalität steht.[38]

Diverse Statistiken veranschaulichen, dass Länder mit hohem Anteil an Bargeld nicht zwangsläufig mit einem großen Schattensektor korrelieren. Vergleichsweise sind Österreich und Deutschland die Länder, die einen hohen Anteil an Bargeld besitzen, aber im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weniger vom Schattensektor betroffen sind. In Schweden wird kaum noch in bar gezahlt, trotzdem befindet sich hier der Schattensektor in mittlerer Größe. Deshalb liegt der Schwerpunkt nicht in der Höhe des Bargeldes, wie eine Schattenwirtschaft ausgeprägt ist. Vielmehr sind die Besteuerung, die Qualität öffentlicher Institute und die Steuermoral von hoher Relevanz.[39]

Wird das Korruptionsniveau in Ländern wie Österreich, Deutschland und der Schweiz mit osteuropäischen Ländern verglichen, wird erkannt, dass diese Länder weniger von Korruption belastet sind. Damit wird begründet, dass eine Existenz von Korruption auch nicht von der Höhe des Bargeldes abhängig ist.

In Schweden hat die Einschränkung des Bargeldes und parallel die voranschreitende elektronische Zahlungsabwicklung dazu geführt, dass die Überfälle auf Banken und Geldtransporter reduziert wurden. In Zahlen ausgedrückt sind im Jahr 2008 insgesamt 200 Überfälle auf Banken und Geldtransporter zu beklagen gewesen. 2015 sind nur noch 60 Vorfälle registriert worden. Im Gegenzug zum Kreditbetrug ist der Anstieg weiter vorangeschritten.[40]

Im Jahr 2015 wurde in Deutschland ein geschätzter Schaden von 17 Millionen Euro errechnet, der durch Taschendiebstahl in 168.000 Fällen begannen wurde. Dem standen 63 Millionen Euro, die durch Kartenbetrug realisiert wurden, gegenüber.[41]

Viele Terroranschläge werden mit geringeren liquiden Mitteln finanziert. Eine Analyse ergab, dass in einem Zeitraum von 20 Jahren 40 dschihadistische Anschläge aus eigenen Finanzquellen stammen. 2/3 der Anschläge wurden mit einem Aufwand von weniger als 10.000 Dollar finanziert. Das Problem ist, dass die Finanzierung aus internen Quellen organisiert wird und die Geldbeträge in Höhe von 10.000 Dollar wenig Aufmerksamkeit erregen. Das führt dazu, dass Ermittlungen gegen Terrorfinanzierungen weitaus komplizierter sind als davon auszugehen, mit einer einfachen Bargeldeinschränkung den Terror zu bekämpfen.[42]

Im Großen und Ganzen kann die Kriminalität mit Einschränkung des Bargeldes dem Anschein nach nicht entgegenwirken. Im schlimmsten Fall würde der Kreditbetrug in Deutschland weiter ansteigen, so wie es in Schweden vorgefallen ist. Der Fokus sollte daher mehr auf die traditionelle Strafverfolgung gerichtet werden, sodass mehr in diese Kompetenzen investiert werden sollte, um nachhaltig gegen Terror und Kriminalität vorzugehen.

5. Fragebogenanalyse über die Abschaffung des Bargeldes

5.1. Vorgehensweise der empirischen Untersuchung

Um herauszufinden, wie in Deutschland über eine Abschaffung des Bargeldes nachgedacht wird, soll eine empirische Untersuchung Klarheit schaffen. Zum Thema sind acht entscheidende Fragen konzipiert worden, die im persönlichen Interview mit den Probanden ausgefüllt wurden. Anhand dieses Fragebogens wird untersucht, ob ein bestimmtes Antwortmuster hervorgeht und welche Meinungen die unterschiedlichen Geschlechter zum Thema haben. Die Befragung wurde in Knotenpunkten von Innenstädten durchgeführt, um ein möglichst breit gefächertes Publikum antreffen zu können.

Der zuvor festgelegte Quotenplan beinhaltet drei Alterskohorten. In der ersten Gruppe sollen die 18- bis 37- Jährigen mit einem Anteil von 50 % den verhältnismäßigen größten Anteil der Umfrage einnehmen. In der zweiten Gruppe wurden die 38- bis 57- Jährigen und in der dritten Gruppe die 58- Jährigen und Älteren eingeteilt. Die beiden letzten Alterskohorten werden mit einem Anteil von je 25% gewichtet. Zwischen den Geschlechtern besteht eine gleichmäßige Verteilung von jeweils 50 %. Damit kann überprüft werden, ob Männer und Frauen den Sachverhalt differenziert betrachten.

Die Verteilung der Kohorten habe ich aus folgendem Grund ausgewählt. Die erste Altersgruppierung von den 18- bis 37- Jährigen zählen zu der Generation Y, die in einem Zeitraum von 1980 – 1999 geboren wurde. Auf diese Kohorte wird der Schwerpunkt gelegt, weil diese Generation in einer digitalen Welt aufgewachsen ist. Zum Thema Abschaffung des Bargeldes und Zahlen auf elektronischem Weg ist deshalb die Meinung der Generation Y für die empirische Untersuchung äußerst relevant und aussagekräftig, warum sie auch den verhältnismäßigen größten Anteil der Umfrage ausmacht.

Die zweite Gruppe von den 38- Jährigen bis 57- Jährigen spiegelt die Generation X wieder. Um einen Vergleich zu der Generation Y anstellen zu können, ist diese zweite Gruppe als unerlässlich anzusehen.

Mit der dritten Gruppe, wird eine Zielgruppe angesprochen, die als Baby-Boomer bekannt ist. Personen die erst in der Nachkriegszeit auf die Welt gekommen sind, haben eine andere Einstellung zum Thema Geld und sind somit für eine repräsentative Aussage unentbehrlich.

5.2. Auswertung des Fragebogens

Nachdem ich insgesamt 100 Personen zu der untersuchenden Thematik befragt und mein zuvor angelegten Quotenplan erfüllt habe, war der nächste entscheidende Schritt die Auswertung der ausgefüllten Fragebögen.

Der aus acht Fragen konzipierte Bogen begann mit einer “Warming-Up - Fragestellung“, nämlich, ob Sie Geld im Portemonnaie haben. Die Generation Y gaben sowohl die Männer als auch die Frauen an, dass ein geringer Anteil von Bargeld im Portmonee gehalten wird. Knapp 8% der Frauen und 25 % der Männer bejahten diese Frage. Anders sah es bei der Genration X und der Babyboomer aus. Im Durchschnitt besaß jeder 10. kein Bargeld. Daraus schlussfolgere ich, dass Personen sowohl Männer als auch Frauen, die älter als 37 Jahre sind, eine starke Bindung zum Bargeld empfinden.[43]

[...]


[1] www.focus.de

[2] www.biallo.de

[3] www.coin-blog.de

[4] www.coin-blog.de

[5] www.biallo.de

[6] www.coin-blog.de

[7] www.coin-blog.de

[8] www.coin-blog.de

[9] www.biallo.de

[10] www.coin-blog.de

[11] www.welt.de

[12] www.kreditkarten.info

[13] www.kreditkarten.info

[14] www.kreditkarten.info

[15] Vgl. Lerner,T. (2013), S.1 & S. 3

[16] www.kreditkarte.net/mobile-payment/

[17] www.teltarif.de

[18] www.teltarif.de

[19] www.teltarif.de

[20] www.suedtirolnews.it

[21] www.suedtirolnews.it

[22] Vgl. Wirtschafts- Woche, o.V. Ausgabe 24 (2016), S. 35

[23] www.bz-berlin.de

[24] www.bz-berlin.de

[25] www.bz-berlin.de

[26] www.fnp.de

[27] www.fnp.de

[28] www.fnp.de

[29] Vgl. Wirtschafts- Woche, o.V. Ausgabe 16 (2016), S. 34

[30] www.welt.de

[31] www.deutsche-handwerks-zeitung.de

[32] www.deutsche-handwerks-zeitung.de

[33] www.deutsche-handwerks-zeitung.de

[34] www.deutsche-handwerks-zeitung.de

[35] www.deutsche-handwerks-zeitung.de

[36] www.deutsche-handwerks-zeitung.de

[37] www.deutsche-handwerks-zeitung.de

[38] Vgl. Frankfurter Allgemeine, o.V. (2017), S.23

[39] Vgl. Frankfurter Allgemeine, o.V. (2017), S.23

[40] Vgl. Frankfurter Allgemeine, o.V. (2017), S.23

[41] Vgl. Frankfurter Allgemeine, o.V. (2017), S.23

[42] Vgl. Frankfurter Allgemeine, o.V. (2017), S.23

[43] Siehe Anhang B, Abb.1.1 + 1.2: Bargeld im Portmonee Männer/Frauen

Ende der Leseprobe aus 41 Seiten

Details

Titel
Analyse der Chancen und Risiken bei einer geplanten Abschaffung des Bargeldes
Hochschule
Fachhochschule für die Wirtschaft Hannover
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
41
Katalognummer
V414657
ISBN (eBook)
9783668655836
ISBN (Buch)
9783668655843
Dateigröße
1184 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Chancen, Risiken, Abschaffung, Bargeld, Finanzen
Arbeit zitieren
Dennis Zielke (Autor:in), 2017, Analyse der Chancen und Risiken bei einer geplanten Abschaffung des Bargeldes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414657

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