Die Englische Sprache in Wales


Dossier / Travail de Séminaire, 2005

23 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Sprachsituation in Wales
2.1 Die Historische Entwicklung des Englischen in Wales
2.1.1 Das Eindringen der Englischen Sprache
2.1.2 Die Verbreitung des Englischen in Wales
2.1.3 Die Wende - Walisisch gewinnt wieder an Bedeutung
2.2 Gegenwärtige Sprachsituation

3. Der Status des Walisischen

4. Das Walisische Englisch
4.1. Die Besonderheiten des Welsh English
4.1.1 Vokale
4.1.2 Konsonanten
4.1.3 Betonung
4.1.4 Intonation
4.1.5 Grammatik
4.1.6 Lexik

5. Ausblick

6. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

„The prophecy in the dark ages was that Wales would lose everything but its language and religion.”[1] So beginnt Wynford Bellin seinen Artikel über die Bedeutung des Walisischen im heutigen Wales. Tatsächlich ist Walisisch, als keltische Sprache, bei weitem die älteste lebendige Sprache Großbritanniens und eine der ältesten in Europa. Nicht zuletzt deshalb weil sie eng verbunden mit der Religion einen großen Teil der walisischen Kultur ausmacht. Die Walisische Sprache spielt eine wichtige Rolle Wales seine einzigartige Identität und seinen unverkennbaren Charakter zu verleihen. Das charakteristische kulturelle Erbe von Wales ist ein direktes Ergebnis der walisischen Sprache. Auf ihr haben wichtige Traditionen, wie die Woche der walisischen Sprache und Kultur, das „Eisteddfod“ aufgebaut.

Doch seit Jahrhunderten konkurriert die Heimatsprache von Wales mit dem Englischen, das bis heute einen großen Einfluss auf die walisische Gemeinschaft ausübt und das Walisische zunehmend in den Hintergrund drängte. Wales ist eine bilinguale Gesellschaft und so muss man bei der Beschreibung der Sprachsituation sowohl der heute dominanten Mehrheitssprache Englisch als auch der Minderheitssprache Aufmerksamkeit beimessen. Im Hinblick auf die vergangene aber auch auf die jetzige Sprachsituation macht es wenig Sinn eine Sprache in Isolation zu untersuchen.[2] Walisisches Selbstverständnis ist nicht zu verstehen ohne die Abgrenzung zum übermächtigen Englischen Nachbarn und die gleichzeitige Symbiose mit ihm.

Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit richtete sich vorrangig auf das Englische und seine Rolle in der bilingualen Gesellschaft. Dabei sollen die verschiedenen Faktoren dargestellt werden, die den Platz des Englischen in der walisischen Gesellschaft bestimmt haben. Die rechtliche und soziale Entwicklung, Sprachhaltungen, aber auch der Einfluss des Walisischen und der englischen Dialekte, die zur Entstehung der nationalen Sprachvariante des Welsh Englisch beigetragen haben, sollen dabei Berücksichtigung finden.

2. Die Sprachsituation in Wales

Laut Hansen, Carls, Lucko versteht man unter Sprachsituation, die

„ethnische und/oder regionale Verteilung sowie die soziale und funktionale Distribution und Hierarchie der Sprachen und/oder Sprachvarianten, die zu einem gegebenen Zeitpunkt auf einem bestimmten (meist politisch-administrativ abgegrenzten) Territorium entsprechend den dort herrschenden ethnischen, politischen, sozialökonomischen und kulturellen Bedingungen zur Kommunikation verwendet werden.“[3]

Da es sich die der bei der Frage nach der Sprachsituation um ein komplexes Themengebiet handelt, ist es notwendig, die Sprechergemeinschaft, das sprachliche Potential und die in der Gemeinschaft vertretenen Sprechergruppen, sowie den Status und die Funktionen der Sprachvarianten bei der Charakterisierung zu berücksichtigen. Nicht nur sprachpolitische Festlegungen und Maßnahmen haben großen Einfluss auf die soziale und funktionale Geltung der verwendeten Sprachen, sondern auch die geschichtlichen Entwicklungen, die zu ihrer Entstehung geführt haben. Die Sprachsituation eines Landes ist daher wesentlich geprägt durch historische Prozesse, „sowie durch den Charakter und die Zielrichtung der mit ihrer Entwicklung verbundenen und auf sie einwirkenden Sprachpolitik.“[4]

2.1 Die Historische Entwicklung des Englischen in Wales

2.1.1 Das Eindringen der Englischen Sprache

Das heutige moderne Walisisch ist ein Nachfahre der ursprünglichen Sprache, die einst im größten Teil Englands gesprochen wurde.[5] Das Gebiet des heutigen Wales war bereits lange vor der Zeitenwende von keltischen Stämmen besiedelt, die mehrheitlich eine Variante des brythonischen Keltisch sprachen. Die Angelsachsen isolierten diese weitestgehend von ihren Stammesgenossen in anderen Teilen Britanniens und so entwickelte sich allmählich eine eigenständige Sprache, das Kymrische oder Walisische. Die englische Sprache drang erst nach 1066 in Wales ein. Die in England an die Macht gelangten Normannen brachten Wales vollständig unter ihre Gewalt und führten 1284 mit dem Statut von Rhuddlan das englische Recht ein. Nachdem 1485 der aus einem walisischen Adelsgeschlecht stammende Henry Tudor auf den Englischen Thron gelangte, beginnen die einflussreichsten politischen Veränderungen.[6]

Doch der Einfluss der englischen Sprache auf die walisischsprechende Gemeinschaft beginnt schon im 14. Jahrhundert durch englische Siedlungen in Nordwales, von denen Waliser per Erlass ausgeschlossen waren. Mit den Acts of Union von 1536 und 1542 wird Wales dann auch formell in das Königreich England eingegliedert und damit die politischen und sozialen Kräfte formalisiert. Die Waliser erhielten Stimmen im Parlament, walisische Gesetze wurden zugunsten der englischen abgeschafft und allen die kein Englisch sprachen war es untersagt königliche Ämter zu begleiten. In dieser Situation erkannte der walisische Adel die englische Sprache als Chance zu kultureller, sozialer und politischer Emanzipation und führte damit eine Entfremdung zu der Bauernschaft und den ländlichen Gebieten herbei, die auch weiterhin einsprachig blieben. Den Status, den das Englische zunehmend in Wales annahm, verdankt es aber vor allem seiner Stellung als Sprache des Handels. Weil der Handel ausschließlich den englischsprechenden Stadtbewohnern vorbehalten wurde, entwickelte er sich zu einer Quelle von Macht und Prestige für die Besatzer und ihre Sprache. Die Städte als Handelszentren blieben auch in den folgenden Jahrhunderten machtvolle Kräfte der Anglisierung und verschärften weiter die sprachliche Trennung zwischen den Handelszentren und ländlichen Gebieten.[7] Die Anglisierung der Bauern hatte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts territorial kaum Fortschritte gemacht. Der größte Teil des Landes sprach weiterhin Walisisch.

Die Verbreitung der englischen Sprache verlief also in Wales nicht homogen. Je nach Region und Bevölkerungsschicht unterscheiden sich die Umstände wie das Englische die walisischsprachige Gemeinschaft beeinflusste. So differenziert Awbery[8] zwischen den Longstanding English Areas, in denen das Englische schon seit vielen Generationen die Sprache der Gemeinschaft ist, dem Welsh Wales, in dem sehr lange mehrheitlich Walisisch gesprochen wurde und den Ballungszentren. Zu den Longstanding English Areas gehören vor allem Gebiete im Südwesten - die Halbinsel Gower in West-Glamorgan, das Grenzgebiet zu England und die südliche Hälfte von Pembrokeshire, die bezeichnender Weise auch „little England beyond Wales“[9] genannt wird. Obwohl es erst seit dem 16. Jahrhundert ausreichende Zeugnisse zur detaillierten Rekonstruktion der linguistische Situation gibt, vermutet man, dass in diesen Gebieten seit dem Mittelalter Englisch gesprochen wird. Zeugnisse von Gerichtsprozessen und bischöfliche Quellen über Gottesdienste in englischer Sprache belegen die englischsprachige Gemeinschaft. Diese englischsprachigen Gebiete scheinen sich bis zum eigentlichen Sprachwandel kaum ausgebreitet zu haben und sie widerstanden allen Einflüssen des walisischsprechenden Umlands. In Pembrokeshire, Gower und dem Grenzgebiet verschwand die Walisische Sprache bereits zu einem frühen Zeitpunkt und scheint kaum Einfluss auf das gesprochene Englisch genommen zu haben.

Im Welsh Wales[10] hingegen wurde Englisch nur von der Oberschicht und gebildeten Leuten gesprochen. Die Sprache der Gemeinschaft war Walisisch und die Mehrheit der Bevölkerung sprach wenig oder gar kein Englisch.

Mit der politischen und rechtlichen Einheit durch die Acts of Union war Englisch zwar zur offiziellen Sprache in Wales geworden, im religiösen und kulturellen Bereich behielt Walisisch aber auch weiterhin eine wichtige Funktion. 1588 wurde die Bibel und das Book of Common Prayer ins Walisische übersetzt und die walisischen Kulturfestspiele Eisteddfod wurden geduldet. Im 18. Jahrhundert gründete man Circulating Schools und später Sunday Schools, in denen Kinder und Erwachsene so lange in Walisisch unterrichtet wurden bis sie die Bibel oder andere religiöse Texte in dieser Sprache lesen konnten. Das Zurückdrängen des Walisischen auch im nichtoffiziellen Bereich setzte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts voll ein.

2.1.2 Die Verbreitung des Englischen in Wales

Besonders nach 1870 sorgte die rasche Industrialisierung dafür, dass aufgrund von steigenden Produktionszahlen immer mehr Arbeiter gebraucht wurden. Aus den ländlichen Gebieten wanderten die unilingualen Sprecher in die Industriezentren ab und es gab eine enorme Einwanderungswelle von Englischsprechenden Arbeitern in die Industriezentren in Süd-Ost Wales. Damit vollzog sich ein dramatischer Bevölkerungswandel dessen sprachliche Konsequenzen Mathias (1973) wie folgt beschreibt:

After 1850 an immigrant Englishman had no need to learn Welsh as his predecessors had often had to do. The language of the bosses was English: the commercial language was English: the language of opportunity was English. And for their children the language of school was English too. Many streets were wholly English-settled and no other language was ever spoken there. One did not have to be a genius or an astrologer to discern with which language the future lay.[11]

[...]


[1] Bellin, Wynford (1984): Welsh and English in Wales. In: Trudgill, P. (ed.): Language in the British Isles, S. 449.

[2] Coupland, N./ Thomas, A.R. (eds.) (1990): English in Wales: Diversity, Conflict and Change. Clevedon, Philadelphia.

[3] Hansen, K. /Carls, U. / Lucko, P. (1996): Die Differenzierung des Englischen in nationale Varianten. Eine Einführung. Berlin, S. 13.

[4] Ebd., S. 13.

[5] Vgl: Bellin, Wynford (1984): Welsh and English in Wales. In: Trudgill, P. (ed.): Language in the British Isles, S. 450.

[6] Vgl.: Hansen, K. /Carls, U. / Lucko, P. (1996): Die Differenzierung des Englischen in nationale Varianten. Eine Einführung. Berlin, S. 55.

[7] Vgl.: Thomas, A.R. (1997): The Welshness of Welsh English: A Survey Paper. In: Tristram, H. (ed.): The Celtic Englishes, S. 55.

[8] Awbery, G. (1997): The English Language in Wales. In: Tristram, H.(ed.): The Celtic Englishes, S. 86 – 88.

[9] Ebd., S. 86.

[10] Vgl. Awbery, G. (1997): The English Language in Wales. In: Tristram, H.(ed.): The Celtic Englishes, S. 87ff.

[11] zitiert nach: Thomas, A.R. (1997): The Welshness of Welsh English: A Survey Paper. In: Tristram, H. (ed.): The Celtic Englishes, S. 60.

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Die Englische Sprache in Wales
Université
RWTH Aachen University
Cours
Englisch als Weltsprache
Note
1,7
Auteur
Année
2005
Pages
23
N° de catalogue
V41494
ISBN (ebook)
9783638397407
Taille d'un fichier
626 KB
Langue
allemand
Mots clés
Englische, Sprache, Wales, Englisch, Weltsprache
Citation du texte
Carolin Damm (Auteur), 2005, Die Englische Sprache in Wales, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41494

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