Donna Gracia und Josef Nasi


Hausarbeit, 2004

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Stationen durch Europa
2.1 Portugal
2.2 Antwerpen
2.3 Venedig

3. Die Juden im Osmanischen Reich
3.1 Soziale Arbeit und politischer Einfluss
3.2 Die Ancona Affäre
3.3 Tiberias

4. Resümee

1. Einleitung

Im 15. und 16. Jh. erreichte die Judenverfolgung in Europa einen neuen Höhepunkt. Nach der Inquisition in Spanien und der völligen Vertreibung der Juden von der iberischen Halbinsel, bzw. die Zwangstaufe zum Christentum gab es in Spanien und Portugal nach 1497 offiziell keine Juden mehr. Die strenge Durchführung des Glaubensgerichts in Spanien, zwang auch diejenigen, welche zum Christentum übergetreten waren zur Flucht nach Afrika oder Westasien. Neben diesen Fluchtmöglichkeiten blieb zunächst auch noch Portugal, wo die Inquisition zwar auch drohte, aber lange Zeit nicht durchgeführt wurde.

Nachdem 1536 das Glaubensgericht nicht mehr aufzuhalten war, gab es in Europa kaum noch Fluchtmöglichkeiten und es blieb als einzig sicheres Ziel nur noch das Osmanische Reich, welches im 15. und 16. Jh. durchaus attraktive Bedingungen zur Ansiedlung von Juden bot. Das Problem, welches auf der Hand liegt, war die Tatsache, dass sich nicht Jeder Jude oder Marrane die Ausreise in den Orient leisten konnte, bzw. viele Juden nach der Ankunft im Osmanischen Reich mittellos waren. Auch musste eine solche Flucht geheim geplant werden, da es vielerorts verboten war zu fliehen, bzw. dies einem Schuldbekenntnis gleich kam.

Zu diesen Marranos zählten auch Donna Gracia Nasi ( ca. 1510 – 1568) und deren Neffe Josef Nasi (ca. 1515 – 1579)[1]. Sie hatten, so wie tausend andere zwangsgetaufte Juden auch, eine jahrelange Flucht von Portugal über Antwerpen, Venedig und Ferarro hinter sich, bis sie schließlich 1552, bzw. 1554 das Osmanische Reich erreichten. Auf Grund ihres immensen Reichtums, hatten sie die Möglichkeit vielen anderen Marranos zu helfen, genauso wie sie auch das christliche Gebiet zu verlassen und sich im Osmanischen Reich anzusiedeln.

In dieser Arbeit möchte ich das Leben (vor allem das von Donna Gracia Nasi) berichten, die Fluchtstationen benennen und über ihre Arbeit im Osmanischen Reich Auskunft geben, soweit die Quellen dies zulassen, welche all zu oft unterschiedlicher Meinung sind.

2. Stationen durch Europa

2.1 Portugal

Donna Gracia Nasi wurde, vermutlich in Portugal[2], ca. 1510 in einer Marranenfamilie unter den christlichen Namen Beatrice de Luna geboren. Die Herkunft der Familie ist weitgehend unbekannt, man kann allerdings vermuten, dass sie zu Flüchtlingen der Inquisition in Spanien zu zählen ist, welche sich nach Portugal abgesetzt hatten und zwangsgetauft wurden. Zu großem Einfluss kam Donna Gracia durch die Heirat mit Francisco Mendes[3], dessen Familie ein großes Bankhaus, mit Verbindungen bis Frankreich und Flandern, aufgebaut hatte.

Portugal konnte lange vor der Inquisition verschont bleiben, was zum einem daran lag, dass Papst Paul III kein rechtes Interesse daran hatte auch hier das Glaubensgericht einzuführen[4] und zum anderen daran, dass sich durch die Flucht aus Spanien in Portugal zahlreiche finanzstarke Juden angesammelt hatten, zu denen auch die Familie Mendes zählte. Bis zum Jahr 1536 konnten die Marranen den Vatikan durch enorme Zahlungen milde stimmen und die Inquisition vermeiden. Bei den Zahlungen an den Vatikan sollte auch schnell Donna Gracia eine wichtige Rolle spielen, da sie nach dem Tod von Francisco Mendes die Geschäfte des portugiesischen Teils des Bankhauses leitete und urkundlich die Hälfte des Vermögens geerbt hatte.

Dass die Inquisition, wenn auch zunächst in gemäßigter Form, am 23.05.1536[5] schließlich doch in Portugal eingeführt wurde, hatte mehrere Gründe. Die Lage für die portugiesischen Juden war seit der Auswanderung aus Spanien immer sehr unübersichtlich. Politische Änderungen brachten auch immer wieder neue Situationen für die Juden mit sich, bis sie 1497 schließlich zwangsgetauft wurden.[6] Die bis 1536 gezahlten Summen, reichten dem Päpstlichen Hof nicht mehr aus und auch Unterschlagungen innerhalb der Marranen, verbesserte die Lage nicht unbedingt. König Johann III (1521-1557) führte schließlich eine schärfe Judenpolitik ein und bat dem Papst die Inquisition nach spanischem Muster auch nach Portugal zu bringen.[7] Zu diesen Gründen kam noch das Drängen des Kaisers Karl V, welcher wohl eigene Interessen verfolgte.

Donna Gracia sah sich und ihr Vermögen von der Inquisition bedroht und floh mit ihrer Familie bereites 1535 nach Antwerpen. Ihr Neffe Juan Miquez (Mendes) folgte ihr 1536. Auch hier setzte Donna Gracia ihr Vermögen ein, um Marranen zu helfen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügten, die notwendig waren, um Portugal zu verlassen. Man kann durchaus sagen, dass sie sich dabei einem hohen Risiko aussetzte, da derlei Unterstützung für heimliche Juden in Flandern unter Strafe stand und sie selbst hätte als Jüdin entlarvt werden können.

2.2 Antwerpen

Ein Grund dafür, dass Karl V. Anteil daran hatte, dass die Inquisition in Spanien weitergetrieben und auch in Portugal eingeführt wurde, er andererseits die Anwesenheit von Marranen in Flandern duldete, könnte darin liegen, dass viele (vor allem die finanzstarken) Marranen nicht nach Afrika oder Westasien flohen, sondern in die Handelsstadt Antwerpen und so auch ihre Reichtümer in den Einflussbereich des Kaisers brachten.[8]

Natürlich konnte Donna Gracia in Antwerpen auch weiterhin ihren jüdischen Glauben nicht öffentlich leben. Auch in Antwerpen war man als Marrane nicht sicher, da auch hier Spitzel der Inquisition die Neuankömmlinge genauestens unter die Lupen nahmen und selbst die Duldung von Marranen unter Strafe stand. Da die Gelder des Bankhauses Mendes nun im Einflussbereich des Kaisers lagen, konnte er diese nun auch beschlagnahmen lassen, sollte der Verdacht aufkommen, dass die Familie um Donna Gracia nur zum Schein christlich sind. So kam es, als Diogo Mendes, welcher eigentlich die Flucht aus Antwerpen planen sollte, 1546 verstarb und gegen ihn im nachhinein die Anklage erhoben wurde, heimlicher Jude gewesen zu sein. Abgewendet werden konnte der Prozeß, indem man reichlich Bestechungsgelder an Beamte fließen ließ, und dem Kaiser einen höheren und zinslosen Kredit auf zwei Jahr zusagte. Auch hatte eine Neffe von Donna Gracia gute Beziehungen zur Stadthalterin von Flandern, welche die Schwester des Kaisers war.[9]

So war die Gefahr zwar gebannt, allerdings war Donna Gracia auf diese Weise für weitere zwei Jahre in Antwerpen gebunden, da eine Flucht nur heimlich vollzogen werden konnte. Nach Ablauf dieser Zwei Jahre gelang es durch einen Vorwand Antwerpen zu verlassen und mit dem gesamten Besitz über Lyon nach Venedig zu fliehen,[10] um von dort aus in das Osmanische Reich zu gelangen.

[...]


[1] Die Geburtsangaben sind aus der Großen Jüdischen National-Biographie, andere Quellen berichten von Geburtsdaten bis 1524 – Vgl. Levy S. 32

[2] Andere Quellen sprechen davon, dass sie noch in Spanien geboren worden ist

[3] Auch Miquez, die Namensangaben sind sehr unterschiedlich – Vgl. Keller S.309

[4] Vgl. Graetz S.254

[5] Vgl. ebd. 255

[6] Vgl. Keller S. 299

[7] Vgl. Böhm/Dirks S. 153

[8] Vgl. Graetz S. 330

[9] Vgl. Keller S. 309

[10] So erklärte man, Juan Miquez hätte die Tochter von Donna Gracia nach Venedig entführt – Vgl. Graetz S. 332 u. Keller S. 309

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Donna Gracia und Josef Nasi
Hochschule
Universität Erfurt  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Geschichte der Juden in islamischen Ländern - Eine Einführung
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
12
Katalognummer
V41555
ISBN (eBook)
9783638397964
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Flucht von Donna Gracia Nasi aus Europa und die Arbeit für europäische Juden aus dem Osmanischen Reich
Schlagworte
Donna, Gracia, Josef, Nasi, Geschichte, Juden, Ländern, Eine, Einführung
Arbeit zitieren
Marko Tomasini (Autor:in), 2004, Donna Gracia und Josef Nasi, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41555

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Titel: Donna Gracia und Josef Nasi



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