Die Schilderung Bertholds von Reichenau über das Papstschisma 1061 zwischen Papst Alexander und Honorius ist Teil der Bodenseechronistik, die den Einfluss der päpstlichen Reformbewegung auf das Salierreich bezeugt und sie lässt eine deutliche Ablehnung gegenüber simonistischen Praktiken erkennen. Der Simonievorwurf, welcher den Erwerb einer geistlichen Sache wie Ämter, Sakramente und Ähnlichem mithilfe Geld bezeichnet, wurde im Laufe des Investiturstreites immer mehr zu einem zentralen Thema und „Vehikel des politischen Kampfes“ zwischen sogenannten „Gregorianern“ und königstreuen Anhängern. Sowohl Berthold von Reichenau als auch Bernold von Konstanz, beides süddeutsche Chronisten und Anhänger der Reformbewegung, werden als „Gregorianer“ bezeichnet. Wer aber ist ein Gregorianer und was macht ihn dazu? Weshalb lehnen sie Simonie so entschieden ab? Welches allgemeine damalige Verständnis von auctoritas kann hiervon abgeleitet werden?
Ziel dieser Arbeit ist es, ausgehend von Bertholds Quelle zu zeigen, warum Simonie im Verlauf des Investiturstreits ein so großer Anstoßpunkt war. Da Bernold von Konstanz als einer der „wichtigsten Verbreiter des päpstlichen Reformprogramms in Deutschland“ galt, wird anhand seiner Stellung zu Simonie näher herausgearbeitet werden, dass Simonie auf das Konzept von ‚auctoritas’ verweist – eines der zentralen Streitpunkte des Investiturstreits. Der Untersuchung dieser Frage liegt die These zugrunde, dass für die Charakterisierung eines Gregorianers sein Verständnis von auctoritas entscheidend sei und sie wird abschließend in die exemplarische Betrachtung des Kirchenrechts im 11. und 12. Jahrhundert eingebettet: wie argumentiert Bernold und welchen Beitrag leistet er damit zur Entwicklung des kanonischen Rechts?
Verschiedene jüngere Beiträge von Martin Brett, Robert Somerville und Bruce C. Brasington befassen sich mit der Thematik. Die langjährige Forschung von Ian S. Robinson legt Grundlagen, ebenso wie Oskar Greulichs Untersuchungen zu Bernold und Johanna Autenrieths Werk über die Domschule in Konstanz. Die Entwicklung des Kirchenrechts wird mithilfe weiterer verschiedener Beiträge näher betrachtet. Jahrhundertelang rätselte die Forschung über den Verfasser der beiden Versionen der Berthold - Chronik; da die Verfasserfrage inzwischen aber gelöst ist, wird im Folgenden nicht mehr darauf eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- II. HAUPTTEIL
- II. 1 BERTHOLDS BERICHT ÜBER DAS PAPSTSCHISMA 1061 UND SEINE VERBINDUNG ZU BERNOLD VON KONSTANZ
- II. 2 BERNOLDS VERSTÄNDNIS VON SIMONIE UND,AUCTORITAS' UND DEREN EINBETTUNG IN DIE ENTWICKLUNG DES KANONISCHEN RECHTS.
- II. 3 BERNOLDS ARBEITSWEISE UND SEIN BEITRAG ZUR ENTWICKLUNG DES KANONISCHEN RECHTS
- III. SCHLUSS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der Quelle Bertholds von Reichenau aufzuzeigen, warum Simonie im Laufe des Investiturstreits zu einem zentralen Streitpunkt wurde. Die Arbeit untersucht das Verständnis von Simonie und auctoritas bei Bernold von Konstanz, einem bedeutenden Verfechter der päpstlichen Reformbewegung, und analysiert seinen Beitrag zur Entwicklung des kanonischen Rechts.
- Simonie und der Investiturstreit
- Das Verständnis von auctoritas bei Gregorianern
- Der Einfluss von Bernold auf die Entwicklung des kanonischen Rechts
- Die Bedeutung von Bertholds und Bernolds Chroniken für die Erforschung des 11. Jahrhunderts
- Die Rolle der süddeutschen Chronisten im Kontext der päpstlichen Reformbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Investiturstreits und die Bedeutung der Simonievorwürfe im Kontext der päpstlichen Reformbewegung ein. Sie stellt die beiden Chronisten Berthold von Reichenau und Bernold von Konstanz als wichtige Vertreter der Gregorianer vor und skizziert die Forschungsfrage nach dem Verständnis von auctoritas bei diesen.
Der Hauptteil behandelt zunächst Bertholds Bericht über das Papstschisma von 1061, der eine deutliche Ablehnung gegenüber simonistischen Praktiken zum Ausdruck bringt. Im weiteren Verlauf werden Bernolds Ansichten zu Simonie und auctoritas detailliert untersucht und in den Kontext der Entwicklung des kanonischen Rechts eingeordnet. Abschließend wird Bernolds Arbeitsweise und sein Beitrag zur Entwicklung des kanonischen Rechts beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des Investiturstreits, der päpstlichen Reformbewegung, Simonie, auctoritas, dem kanonischen Recht und der süddeutschen Chronistik des 11. Jahrhunderts. Zu den wichtigsten Autoren gehören Berthold von Reichenau und Bernold von Konstanz, deren Werke wichtige Quellen für die Erforschung dieser Zeit liefern.
- Citar trabajo
- Janina Madlener (Autor), 2014, Berthold von Reichenau und Bernold von Konstanz. Süddeutsche Gregorianer im Kampf gegen Simonie und ihr Verständnis von auctoritas, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/415664