Einem jedem mag die Inschrift, welche den Architrav des Berliner Reichstagsgebäudes seit 1916 ziert, geläufig sein, welche Politiker*innen wie Bürger*innen gewissermaßen daran zu erinnern scheint, wem die Abgeordneten des Hohen Hauses dienen soll(t)en: Dem deutschen Volke. So kurz und leicht verständlich dieser Ausspruch erscheinen mag, so kompliziert und begrifflich schwer fassbar gestaltet sich die Frage nach dem Wesen eines Volkes, kurzum, nach seiner Identität. Insbesondere in den vergangenen Jahren tauchte der Begriff der nationalen Identität ebenso häufig auf wie eine damit verbundene Phrase der sogenannten kulturellen Identität. Doch kann man tatsächlich von eben solch einer Identität sprechen, wenn sie ein gesamtes Staatsvolk beschreiben soll?
Mit dieser Frage soll sich die vorliegende Arbeit anhand zweier Schriften beschäftigen. Einerseits soll anhand der Schrift Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus von CARL SCHMITT dessen Sichtweise auf die Identität eines Volkes bzw. deren Auswirkungen auf den Parlamentarismus und die Demokratie beschrieben werden. Als kontrastierende Position zu Schmitts Konzeption kultureller Identität sollen die Ausführungen des französischen Philosophen Francois Jullien aufgezeigt werden, welche die Begrifflichkeiten der kulturellen Identität gleichermaßen zu negieren wie revidieren suchen.
Daran anschließend wird eine Positionierung vollzogen, welche letztlich eine kritische Auseinandersetzung mit den vorliegenden Positionen hinsichtlich der Frage nach der (Nicht)Existenz von kultureller Identität in komprimierter Form darstellen soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kulturelle Identität als Wesensmerkmal des Staates: CARL SCHMITT
- Kulturelle Identität als Phantasma: FRANCOIS JULLIEN
- Versuch einer eigenen Positionierung zur Frage kultureller Identität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage der kulturellen Identität im Kontext der politischen Philosophie, insbesondere anhand der Schriften von Carl Schmitt und Francois Jullien. Ziel ist es, die unterschiedlichen Perspektiven auf den Begriff der kulturellen Identität zu analysieren und eine eigene Positionierung zu entwickeln.
- Die Bedeutung der kulturellen Identität für die politische Ordnung
- Die Kritik an der Vorstellung von kultureller Homogenität
- Die Rolle der Identität im Spannungsfeld von Individualismus und Kollektivität
- Die Frage nach der Legitimität von kultureller Identität im demokratischen Staat
- Die Relevanz des Begriffs der kulturellen Identität in der heutigen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Fragestellung nach der kulturellen Identität im Kontext der politischen Philosophie dar und führt die beiden Hauptthemen der Arbeit, die Schriften von Carl Schmitt und Francois Jullien, ein.
- Kulturelle Identität als Wesensmerkmal des Staates: Carl Schmitt: Dieses Kapitel analysiert Schmitts Argumentation zur kulturellen Identität im Rahmen seiner Kritik am Parlamentarismus. Es wird dargestellt, wie Schmitt die Homogenität des Volkes als entscheidendes Kriterium für die Funktionsfähigkeit des Staates sieht und die Folgen einer zu starken Pluralisierung für die Demokratie diskutiert.
- Kulturelle Identität als Phantasma: Francois Jullien: Dieses Kapitel widmet sich der Position von Francois Jullien und seiner Kritik an der Vorstellung einer fixierten kulturellen Identität. Es beleuchtet, wie Jullien die Annahme einer kulturellen Homogenität als Illusion betrachtet und alternative Konzepte zur Analyse von Identitätsbildungsprozessen vorschlägt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen kulturelle Identität, politische Philosophie, Parlamentarismus, Demokratie, Homogenität, Heterogenität, Carl Schmitt, Francois Jullien, und die Frage nach der Legitimität von kultureller Identität im demokratischen Staat.
- Citation du texte
- Florian Leiffheidt (Auteur), 2018, Wer ist das Volk? Anmerkungen zur Frage der kulturellen Identität in der politischen Philosophie Carl Schmitts im Vergleich zu Francois Julliens "Es gibt keine kulturelle Identität", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/415853