Die Arbeit setzt sich mit den sprachphilosophischen Thesen Roland Barthes, wie er sie bei seiner Antrittsvorlesung am Collège de France 1977 vorgetragen hat, auseinander. Barthes behauptet, die Sprache sei faschistisch, könne aber durch Literatur „überlistet“ werden.
Der Autor widerspricht beiden Behauptungen; er vertritt im Gegenteil die Auffassung, dass Sprache erst frei macht. Dass Sprache an Grammatikregeln gebunden ist, gehört zu ihrem Wesen. Es ist deshalb abwegig, die Sprache als Gefängnis und „Diskurs der Macht“ zu qualifizieren.
Luttenberger weist auf Rosenberg hin, der in der Sprache ebenfalls ein Machtinstrument sieht, weil wir „eine Sprache geerbt [haben], die Königen und Königinnen und Machteliten in dominanzorientierten Gesellschaftssystemen diente.“ Anders als Roland Barthes plädiert Rosenberg allerdings für eine „gewaltfreie Kommunikation“. Barthes dagegen meint, die Sprache lasse sich durch Literatur überlisten. Ihre Qualitäten Mathesis, Mimesis und Semiosis seien geeignet, der Sklaverei der Sprache zu entrinnen.
Davon kann nach Luttenberger keine Rede sein. Er weist nach, dass die von Barthes beklagten Beschränkungen der Sprache gerade nicht durch Literatur entfallen. Literatur kann zwar die Bindung zwischen Wort und Wirklichkeit aufweichen und sogar ganz lösen, wie es in der Kunst geschieht. Das geht dann aber zu Lasten einer unmissverständlichen Kommunikation.
Inhaltsverzeichnis
- Von der Sprache als Ordnungsmacht und von der Literatur als List bei Roland Barthes
- Ist Sprache wirklich faschistisch?
- Keine Sprache ohne Grammatikregeln
- Sprache macht frei
- Gibt es eine machtfreie Rede?
- Idee der sogenannten „Gewaltfreien Kommunikation“
- Ist „Gewaltfreie Kommunikation“ eine Antwort auf den „faschistischen Charakter“ von Sprache?
- Taugt die List der Literatur, um der Macht der Rede zu entkommen?
- Mathesis, Mimesis und Semiosis
- Sind Mathesis, Mimesis und Semiosis listig - oder ist es wenigstens listig, sich ihrer zu bedienen?
- Kann Sprache sich selbst befreien?
- Alle Macht der Literatur macht nichts.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die provokante These von Roland Barthes, dass Sprache „faschistisch“ ist, indem er die Struktur der Sprache und deren Einfluss auf den Sprecher untersucht. Die Frage, ob die Sprache tatsächlich den Menschen in eine Art Knechtschaft bringt oder im Gegenteil zur Befreiung beiträgt, steht im Zentrum der Betrachtung. Dabei wird der Einfluss der Sprache auf die Denkweise, die Möglichkeiten und Grenzen des Denkens und die Frage nach einer „machtfreien Rede“ in den Mittelpunkt gestellt.
- Die Struktur der Sprache als Ausdruck von Macht und Ordnung
- Die Rolle der Grammatikregeln und die Frage nach der Freiheit des Sprechers
- Die Möglichkeiten und Grenzen der Sprache bei der Überwindung von Distanzen und der Erforschung von Abstraktionen
- Das Konzept der „Gewaltfreien Kommunikation“ als mögliche Antwort auf die vermeintliche „faschistische“ Natur der Sprache
- Die Rolle der Literatur als „List“ im Kampf gegen die Macht der Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel stellt die These von Roland Barthes vor, dass Sprache eine „verallgemeinerte Rektion“ ist und der Sprecher somit der Macht der Sprachstruktur unterworfen ist. Barthes argumentiert, dass die Sprache durch ihre Klassifizierungen und Stereotypen die Ordnung schafft, der jeder unterworfen ist.
- Im zweiten Kapitel wird die These vom „faschistischen Charakter“ der Sprache kritisch hinterfragt. Es wird argumentiert, dass die Sprache im Gegenteil Freiheit ermöglicht, indem sie den Menschen von den Beschränkungen der örtlichen und zeitlichen Gegenwart befreit.
- Das dritte Kapitel untersucht die Frage nach einer „machtfreien Rede“. Es wird die „Gewaltfreie Kommunikation“ als ein möglicher Ansatz vorgestellt, der auf eine emphatische Kommunikation von Bedürfnissen und einer Vermeidung von Werturteilen setzt. Die Frage, ob dieser Ansatz die Macht der Sprache tatsächlich überwinden kann, wird gestellt.
Schlüsselwörter
Sprache, Macht, Ordnung, Grammatik, Freiheit, Struktur, Syntax, Roland Barthes, Gewaltfreie Kommunikation, Literatur, List, Mimesis, Semiosis, Diskurs, Herrschaft, Klassifizierung, Stereotype, Symbolsprache, Abstraktion, Metaebene, Kommunikation, Werturteil, Befreiung.
- Arbeit zitieren
- Götz-Ulrich Luttenberger (Autor:in), 2017, Lässt sich die Sprache überlisten? Überlegungen zu Roland Barthes These von der faschistischen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/416203