Untersuchungen über die deutsche Literatur des 18., 19. und 20. Jahrhundert ließen die Literaturkritiker zum Schluss kommen, dass „zwei grundsätzliche, einander diametral gegenüberstehende Stiltendenzen die neuere deutsche Dramatik bestimmen“. Bei den zur Untersuchung vorliegenden Werken Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang Goethe und Hannibal von Christian Grabbe liegt uns jeweils ein typischer Vertreter je einer der beiden Tendenzen vor. Während sich Iphigenie auf Tauris einer geschlossenen, tektonischen Dramenform bedient, ist Hannibal offen, atektonisch geschrieben. Anhand zweier bestimmender Merkmale des Dramas, der Handlung und der Zeitstruktur, werde ich versuchen dies im Hauptteil meiner Arbeit darzulegen, Unterschiede herausarbeiten. Ausserdem werde ich am Ende darlegen, welche Intention die Autoren jeweils mit der Wahl ihrer Dramenform verfolgt haben könnten, aufzeigen, wieso beide Dramen nicht einfach in der jeweils gegenüberstehenden Dramenform verfasst hätten werden können.
Die einzelnen Unterscheidungsmerkmale basieren auf Volker Klotz Geschlossene und offene Form im Drama.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Handlung im Drama
- Handlung in Iphigenie auf Tauris
- Handlung in Hannibal
- Zeitstruktur im Drama
- Zeitstruktur in Iphigenie auf Tauris
- Zeitstruktur in Hannibal
- Zusammenführung und Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse und dem Vergleich der Dramenform in Christian Grabbes „Hannibal“ und Johann Wolfgang Goethes „Iphigenie auf Tauris“. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Unterschiede zwischen der geschlossenen und offenen Dramenform anhand der Handlungsstruktur und der Zeitstruktur der beiden Werke.
- Unterscheidung zwischen geschlossener und offener Dramenform
- Analyse der Handlungsstruktur in „Iphigenie auf Tauris“ und „Hannibal“
- Behandlung der Zeitstruktur in beiden Dramen
- Erörterung der Intentionen der Autoren bei der Wahl ihrer Dramenform
- Veranschaulichung der Gründe, warum die Dramen nicht in der jeweils anderen Dramenform hätten verfasst werden können
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Dramenformen in der deutschen Literatur ein und stellt die beiden untersuchten Werke, „Iphigenie auf Tauris“ und „Hannibal“, als typische Vertreter der geschlossenen bzw. offenen Dramenform vor.
1.1 Handlung im Drama
Dieser Abschnitt definiert die beiden Dramenformen anhand ihrer Handlungsstrukturen. Die geschlossene Dramenform zeichnet sich durch eine einheitliche, lineare Handlung aus, während die offene Dramenform von einer Vielzahl paralleler Handlungsstränge geprägt ist.
1.2 Handlung in Iphigenie auf Tauris
Die Handlung in Goethes „Iphigenie auf Tauris“ ist klar strukturiert und folgt einer geradlinigen Entwicklung. Die einzelnen Szenen sind aufeinander aufbauend und ein Austauschen der Reihenfolge ist nicht möglich. Die Handlung wird durch die Vermeidung von Sprüngen und Handlungslücken sowie die kontinuierliche Präsenz von mindestens einem Charakter auf der Bühne gekennzeichnet.
1.3 Handlung in Hannibal
Im Gegensatz zu „Iphigenie auf Tauris“ präsentiert Grabbes „Hannibal“ eine vielschichtige Handlung mit mehreren parallelen Strängen, die nicht zwingend aufeinander aufbauen. Die einzelnen Szenen stellen punktuelle Begebenheiten dar und bilden keine geschlossene Kontinuität.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Begriffe dieser Arbeit sind: geschlossene Dramenform, offene Dramenform, Handlungsstruktur, Zeitstruktur, „Iphigenie auf Tauris“, „Hannibal“, Johann Wolfgang Goethe, Christian Grabbe, Volker Klotz, Einheit, Vielheit, lineare Handlung, parallele Handlungsstränge, Exposition, Konflikt, Humanität, Mittelbarkeit.
- Arbeit zitieren
- Dirk Lenz (Autor:in), 2003, Untersuchung und Vergleich der Dramenform in Grabbes Hannibal und Goethes Iphigenie auf Tauris, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41625