Das System der sozialen Marktwirtschaft hat zweifelsohne einen großen Anteil an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen fünfzig Jahren. (...)
Leider ist dieses System durch später zu ergründende externe Faktoren in eine Schieflage geraten, welcher nun rasch entgegenzusteuern ist, um die Kostenexplosion2 der sozialen Sicherungssysteme zu verhindern. Da das Themenfeld der sozialen Sicherung mit Rentenversicherung, Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung und Sozialhilfe ein insgesamt viel zu weites Feld ist, welches den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen würde, habe ich mich dazu entschlossen den Teilaspekt der Krankenversicherung näher zu betrachten. Diesen Aspekt halte ich für besonders interessant, da hier bereits heute eine Zweiklassenmedizin3 zu erkennen ist und so der Gleichheitsgrundsatz der sozialen Marktwirtschaft verletzt wird. Es sei jedoch an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass eine Betrachtung von Teilaspekten der sozialen Sicherung schwierig ist, da hohe Interdependenzen zwischen den einzelnen Komponenten bestehen.
Um den Reformbedarf und die Schwierigkeit der Umsetzung einer Reform zu verstehen werden wir im Abschnitt 2.1. zuerst die geschichtliche Entwicklung der Krankenversicherung in Deutschland betrachten und in Abschnitt 2.2. die bereits kurz angesprochenen externen Faktoren, durch die eine Reform notwendig wird, betrachten. Anschließend werden wir im Abschnitt 3.1. anzustrebende Reformziele definieren und daraufhin im Abschnitt 3.2. und 3.3. mit dem „Herzog-Konzept“ und dem „Rürup-Konzept“ die bekanntesten Reformkonzepte vorstellen, welche im Abschnitt 3.4. diskutiert und verglichen werden sollen. Im vierten Abschnitt werden dann die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit diskutiert und einer kritischen Würdigung unterzogen.
2 Vgl. Siems, Dorothea: „Kassen sollen Unternehmen sein“, in: Die Welt vom 22.11.2004.
3 Vgl. Gillies, Peter: Schmidt will einen Gesundheits-TÜV gründen, in: Die Welt vom 27.01.2004.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Entwicklung der Krankenversicherung und Gründe für Reformbedarf
- Geschichte der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland
- Die Probleme der Krankenversicherung in Deutschland und mögliche Lösungen
- Mögliche Reformansätze im Vergleich
- Anzustrebende Reformziele
- Das Herzog-Konzept
- Das Rürup-Konzept
- Vergleich und Bewertung der Konzepte
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Reformbedürftigkeit der Krankenversicherung in Deutschland und analysiert die Ursachen für die Schieflage des sozialen Sicherungssystems. Sie untersucht die geschichtliche Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung, identifiziert die aktuellen Probleme und beleuchtet verschiedene Reformkonzepte.
- Die historische Entwicklung der Krankenversicherung in Deutschland
- Die Herausforderungen der Krankenversicherung im Kontext des demografischen Wandels
- Die Analyse verschiedener Reformkonzepte, wie z.B. das Herzog- und das Rürup-Konzept
- Die Bewertung der Reformkonzepte im Hinblick auf ihre Effizienz und Nachhaltigkeit
- Die Bedeutung des Gleichheitsgrundsatzes der sozialen Marktwirtschaft im Kontext der Krankenversicherung
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Der Text beleuchtet die Reformbedürftigkeit der Krankenversicherung in Deutschland im Kontext des sozialen Sicherungssystems. Es wird die positive wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen fünfzig Jahren hervorgehoben, welche jedoch durch eine Kostenexplosion der sozialen Sicherungssysteme in eine Schieflage geraten ist. Die Arbeit konzentriert sich auf die Krankenversicherung, da hier bereits heute eine Zweiklassenmedizin zu erkennen ist und der Gleichheitsgrundsatz der sozialen Marktwirtschaft verletzt wird.
Entwicklung der Krankenversicherung und Gründe für Reformbedarf
Geschichte der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland
Der Text beleuchtet die historische Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland, beginnend mit Sicherungssystemen im Rahmen von Zünften und Brüderschaften im 14. Jahrhundert. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte zu einem staatlichen Eingriff, da die wachsende Gruppe von Fabrikarbeitern in erheblicher Existenzunsicherheit befand. Die Einführung der Allgemeinen Gewerbeordnung in Preußen im Jahr 1845 und deren Erweiterung im Jahr 1849 führten zur Einrichtung von staatlichen und gewerblichen Unterstützungskassen, denen die Arbeiter freiwillig beitreten konnten. Unter Bismarck wurde am 15. Juni 1883 die Neugliederung der Sozialversicherung eingeführt, welche eine Dreiteilung in Unfallversicherung, Krankenversicherung und Alters- und Invalidenversicherung vorsah. Die Beiträge wurden zu 2/3 vom Versicherten und zu 1/3 vom Arbeitgeber getragen und garantierten freie ärztliche Behandlung, freie Arznei und die Zahlung eines Krankengeldes.
Die Probleme der Krankenversicherung in Deutschland und mögliche Lösungen
Der Text beleuchtet die Finanzierungsproblematik der Krankenversicherung, die größtenteils mit dem demografischen Wandel zusammenhängt. Die sinkende Geburtenrate und die steigende Lebenserwartung führen zu einem wachsenden Verhältnis von Beitragszahlern zu Leistungsempfängern. Die demografische Entwicklung, insbesondere die sinkende Geburtenrate, führt zu einer schrumpfenden Bevölkerung und einer erwerbsfähigen Bevölkerung, was die Finanzierungsbasis der Krankenversicherung gefährdet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Reformbedürftigkeit der Krankenversicherung in Deutschland, dem demografischen Wandel, der Finanzierungsproblematik der Krankenversicherung, dem Gleichheitsgrundsatz der sozialen Marktwirtschaft, verschiedenen Reformkonzepten, dem Herzog-Konzept, dem Rürup-Konzept und der Zweiklassenmedizin.
- Citar trabajo
- Stephan Jagalla (Autor), 2005, Die Reformbedürftigkeit der Krankenversicherung in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41713