Was veranlasst einen König, den Bezug zu seinem eigenen Vater aus seiner Eingangszeile in einem Diplom zu streichen? Und warum nennt sein Bruder sich auf einmal nicht mehr König der Bayern? Die Beweggründe für Änderungen in den Diplomen der Könige sind vielfältig und teilweise auch zweifelhaft.
Die Rede ist von den Königsdiplomen der Brüder Lothar I, Ludwig II dem Deutschen und ihrem jüngeren Bruder Karl II dem Kahlen, Enkel von Karl dem Großen. Sie haben in der Zeit von 830 bis 850 eine Reihe von Urkunden verfasst, aus denen nun analysiert wird, inwiefern sich eine Botschaft hinter der Intitulatio und der Signumszeile ausdrückt. Auch stellt sich die Frage, inwieweit die Änderung dieser einen Wandel der Herrschaftsverhältnisse offenbart. Dies soll im Weiteren auch gegenüber geschichtlichen Ereignissen wie dem Vertrag von Verdun oder der Straßburger Eide betrachtet werden.
Wichtig hierbei ist zu beachten, ob die erwartete Veränderung in der Intitulatio oder Signumszeile bezüglich des historischen Ereignisses eintritt, und was dies zu bedeuten hätte. Ich gehe davon aus, dass die Besonderheit des Vertrags von Verdun die ist, dass sich an den Diplomen der Könige weitestgehend nichts veränderte. Dies lässt darauf schließen, dass gerade der Vertrag von Verdun 843 ein historisches Ereignis ist, welches in der heutigen Zeit und durch das aktuelle Wissen als bedeutend und geschichtsverändernd eingestuft wird. Jedoch war es zur damaligen Zeit ein Vertrag, der die internen Herrschaftsverhältnisse klären sollte, um der Rivalität der Brüder entgegen zu wirken. Es war von den Brüdern nicht beabsichtigt gewesen, den Grundstein für die Teilung des Frankenreichs und die späteren Länder Frankreich und Deutschland zu legen. Dies war den Königen nicht bewusst. Es ist also zu beachten, inwieweit wir Ereignisse aus der heutigen Perspektive als bedeutsam bewerten, und wie diese im Zusammenhang mit der Quellenlage der damaligen Zeit betrachtet werden sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Merkmale von frühmittelalterlichen Urkunden
- Kurzbiografie der Könige Lothar I, Ludwig II der Deutsche und Karl der Kahle
- Die Selbstauskünfte der Könige
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Königsdiplome der Brüder Lothar I, Ludwig II der Deutsche und Karl II der Kahle im Hinblick auf Veränderungen in der Intitulatio und Signumszeile. Ziel ist es, die Beweggründe für diese Änderungen aufzudecken und deren Bedeutung im Kontext der herrschaftlichen Verhältnisse zu interpretieren, insbesondere im Hinblick auf historische Ereignisse wie den Vertrag von Verdun und die Straßburger Eide.
- Analyse der Intitulatio und Signumszeile in den Diplomen der drei Könige
- Bedeutung der Änderungen in der Intitulatio und Signumszeile im Hinblick auf die Herrschaftsverhältnisse
- Interpretation der Diplomformulierungen im Kontext historischer Ereignisse
- Vergleich der Diplomformulierungen mit den Jahrbüchern aus St. Bertin und Fulda
- Chronologische Betrachtung der Veränderungen in der Intitulatio und Signumszeile
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach den Beweggründen für Änderungen in den Diplomen der Könige Lothar I, Ludwig II der Deutsche und Karl II der Kahle und beleuchtet die Relevanz der Analyse der Intitulatio und Signumszeile. Sie führt den Leser in die Forschungsmethode ein und erläutert die zu verwendenden Quellen.
- Merkmale von frühmittelalterlichen Urkunden: Dieses Kapitel beschreibt die wichtigsten Merkmale frühmittelalterlicher Urkunden, insbesondere die Königsdiplome der Zeit von 830 bis 850. Es beleuchtet die äußeren Merkmale der Urkunden wie Format, Schrift und Signumszeile sowie die Bedeutung der Kanzleien und der Chartularen für die Urkundenanalyse.
- Kurzbiografie der Könige Lothar I, Ludwig II der Deutsche und Karl der Kahle: Dieses Kapitel präsentiert kurze Biografien der drei Könige und bietet einen Überblick über ihre Regierungszeiten und ihre Rolle im fränkischen Reich.
- Die Selbstauskünfte der Könige: Dieses Kapitel analysiert die Intitulatio und Signumszeile in den Diplomen der Könige und untersucht die Veränderungen in den Formulierungen über Zeit. Es stellt Zusammenhänge mit historischen Ereignissen her und diskutiert die Bedeutung der Änderungen für das Verständnis der herrschaftlichen Verhältnisse.
Schlüsselwörter
Frühmittelalter, Königsdiplome, Intitulatio, Signumszeile, Lothar I, Ludwig II der Deutsche, Karl der Kahle, Vertrag von Verdun, Straßburger Eide, Herrschaftsverhältnisse, Kanzlei, Chartularen.
- Citar trabajo
- Tabea Leu (Autor), 2014, Königliche Selbstauskunft. Die Urkunde als Quelle, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418414