Als erstes lateinamerikanisches Land erkennt Ecuador indigene Forderungen explizit im Grundgesetz an. Diese Neuerung bedeutet einen wichtigen Schritt hin zu sozialer Gleichheit in dem von Korruption, politischer Instabilität und ethnischer Diskriminierung geprägten Land. Seit jeher herrscht ein Konflikt zwischen dem westlichen Fortschrittskonzept und dem traditionellen Gedankengut der ursprünglichen Völker in der ehemaligen spanischen Kolonie. Ende der 90er Jahre konnte jedoch die Herausbildung einer Emanzipationsbewegung eingeborener Nationalitäten verzeichnet werden. Der indigene Dachverband dieser sozialen Bewegung, die Confederación de Nacionalidades Indígenas, nahm einen zielgerichteten Kampf mit der traditionellen Regierung auf und beeinflusste die politische Landschaft nachhaltig. Weg vom Gedanken einer homogenen Nation hin zur Inklusion mehrerer Nationalitäten in das Staatsgebilde. Diese Veränderung in der Verfassung von 2008 kann als bisher größte Errungenschaft der CONAIE angesehen werden. Zusätzlich beinhaltet der Gesetzestext weitere alternative Konzepte basierend auf den Ideen der indigenen Lebensvorstellung. Nun resultiert die offensichtliche Frage worin sich die politische Macht der sozialen Bewegung der Ureinwohner Ecuadors begründet. Weshalb wurden deren ethnische Forderungen in den Verfassungstext aufgenommen? Brachte die formelle Änderung eine gesellschaftliche Änderung mit sich? Als Grundlage für die Erörterung des Phänomens der mächtigen ecuadorianischen Indigenenbewegung bedient sich diese Arbeit zweierlei politikwissenschaftlicher Konzepte. Zu Beginn soll die theoretische Definition von Interessenorganisationen herangezogen und im Folgenden das Konzept des Politikzyklus detailliert dargestellt werden. Im Empirieteil werden diese Theorien auf die Aktivität der CONAIE angewandt mit dem Ziel die Besonderheiten dieser Interessengruppe herauszuarbeiten und ihren politischen Erfolg zu erklären. Zudem soll der Prozess der Verfassungsverabschiedung aus dem Jahre 2008 mithilfe des Politikzyklus näher beleuchtet werden, um auch hier die Rolle der CONAIE zu ermitteln.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politikwissenschaftliche Konzepte als Grundlage für die Systemanalyse
- Definition und Funktionen von Interessenorganisationen
- Policy Cycle
- Problemdefinition
- Agendagestaltung
- Politikformulierung
- Implementation
- Evaluation
- Analyse der politischen Macht der Indigenenbewegung in Ecuador
- Indigenenbewegung in Ecuador
- Definition indigener Begriffe
- Verfassung 2008 in der Politikzyklus-Analyse
- Indigene Forderungen auf politischer Tagesordnung
- Verfassungsformulierung
- Umsetzung des Verfassungstextes
- Bewertung der Maßnahmen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die politische Macht der indigenen Bewegung in Ecuador, insbesondere im Kontext der Verabschiedung der Verfassung von 2008. Sie analysiert die Rolle der Confederación de Nacionalidades Indígenas (CONAIE) als Interessenorganisation und deren Einfluss auf den politischen Prozess in Ecuador. Die Arbeit untersucht, wie die indigene Bewegung ihre Forderungen auf die politische Agenda brachte, wie diese in die Verfassung aufgenommen wurden und welche Auswirkungen die Verabschiedung der Verfassung auf die Lebensrealität indigener Gemeinschaften hatte.
- Die Rolle der CONAIE als Interessenorganisation in Ecuador
- Die Bedeutung des Politikzyklus für die Analyse politischer Prozesse
- Die Einbindung indigener Forderungen in die Verfassung von 2008
- Die Auswirkungen der Verfassung von 2008 auf die Rechte und Lebensbedingungen indigener Gemeinschaften
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten für die politische Partizipation indigener Völker in Ecuador
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Problematik der indigenen Bewegung in Ecuador vor und erläutert die besondere Relevanz der Verabschiedung der Verfassung von 2008. Sie führt die zentralen Fragestellungen der Arbeit ein und skizziert die Methodik der Analyse.
- Politikwissenschaftliche Konzepte als Grundlage für die Systemanalyse: Dieses Kapitel definiert und beschreibt die Funktionsweise von Interessenorganisationen. Im Anschluss wird das Konzept des Policy Cycle erläutert und die Bedeutung der einzelnen Phasen für den politischen Prozess hervorgehoben.
- Analyse der politischen Macht der Indigenenbewegung in Ecuador: Dieses Kapitel befasst sich mit der Geschichte und den Zielen der indigenen Bewegung in Ecuador. Die Analyse der Verfassung von 2008 im Kontext des Policy Cycle zeigt auf, wie die indigenen Forderungen auf die politische Agenda gelangten, wie sie in die Verfassungsformulierung integriert wurden und welche Auswirkungen die Umsetzung des Verfassungstextes auf die Lebensrealität indigener Gemeinschaften hatte.
Schlüsselwörter
Indigene Bewegung, Ecuador, CONAIE, Verfassung, Politikzyklus, Interessenorganisation, politische Macht, soziale Gleichheit, indigene Rechte, plurinationaler Staat, interkulturelle Bildung, Inklusion, gesellschaftliche Veränderung.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2018, Die politische Macht der Indigenenbewegung in Ecuador, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418584