Englisch Spanischer Sprachkontakt. Hybridsprache Spanglish


Hausarbeit (Hauptseminar), 2017

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definition Diglossie und Bilingualismus

3. Hispanics in den USA

4. Hybridsprache Spanglish

5. Ausgewählte Charakteristika des Spanglish
5.1 Code-Switching
5.2 Lexical Borrowing

6. Video-Analyse Spanglish

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Immer wieder lässt sich das Phänomen der Sprach(ver)mischung an den Grenzen zweier Länder erkennen.

Ein Beispiel für eine solche Vermischung ist die Hybridsprache Spanglish, die auf den folgenden Seiten näher untersucht werden soll. Lange Zeit als Slang der latino-amerikanischen Gemeinschaft abgewertet, hat sich der Einfluss des Spanglish unter anderem durch das Internet enorm vergrößert. Was die Charakteristika dieser Varietät sind und wie diese im aktiven Sprachgebrauch angewendet werden, soll in dieser Arbeit veranschaulicht werden.

Ziel der Arbeit ist es, durch die Darstellung der Geschichte, Hauptcharakteristika sowie Besonderheiten des Spanglish ein besseres Verständnis dieser Varietät schaffen zu können.

Die Kapitel zwei bis fünf haben die Funktion, eine Wissensgrundlage über das Spanglish herzustellen. Zunächst definiere ich die Begriffe Diglossie und Bilingualismus, und bestimme, welcher der zwei Begriffe auf die Sprachsituation des Englischen und Spanischen in den USA zutrifft.

Zudem wird kurz ein Einblick zur damaligen und heutigen Immigrationssituation, mit Fokus auf den drei größten Hispanics-Gruppen, in den USA gegeben. Im Anschluss umreiße ich die Herkunft des Spanglish, und stelle in den Unterkapiteln 5.1 und 5.2 die zwei Hauptcharakteristika, das sogenannte Code-Switching sowie Lexical-Borrowing vor. Um den Rahmen der Seminararbeit nicht zu sprengen, handelt es sich hierbei um keine detaillierte Analyse aller Unterkategorien der beiden Phänomene, sondern vielmehr um einen allgemeinen Überblick.

Im Anschluss werden die zuvor erläuterten Theorien der vorherigen Kapitel auf ein Video einer Spanglish-Sprecherin angewendet.

Im Fazit werde ich alle Ergebnisse der Vergleiche zusammenfassen, auswerten und resümieren.

2. Definition Diglossie und Bilingualismus

An dieser Stelle sollen zunächst die Begriffe Diglossie und Bilingualismus definiert werden, da mit ihrer Hilfe das Phänomen des Sprachkontakts von Englisch und Spanisch in den USA besser verständlich wird.

Der Begriff Diglossie ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff Bilingualismus. Im Gegensatz zum Bilingualismus, der das Phänomen bezeichnet, zwei Sprachen fließend zu sprechen und zu verstehen, bezeichnet der Term Diglossie eine Situation, in der eine Gemeinschaft zwei Sprachen nutzt, um untereinander zu kommunizieren.

Nach Ferguson stellt die Diglossie eine sprachliche Situation dar, in der es zwei Sprachvarietäten einer Sprache gibt, welche in ihrer Verwendung spezialisiert wurden, und die, je nach Anlass, unterschiedlich verwendet werden (vgl. Sinner 2001: 126).

Eine Sprachvarietät stellt hierbei die Standardsprache dar, die andere die Volkssprache. Die Standardsprache wird mit einer „High-Variety“ („H“), die Volkssprache hingegen nur mit einer „Low-Variety“ („L“) verbunden. Sprache H gilt in der Regel als offizielle Amtssprache, und wird im öffentlichen und schriftlichen Bereich gebraucht. Zur Sprache L wird in einer nicht offiziellen Situation gewechselt, sprich in der Familie, im Freundeskreis oder alltäglichen Leben. Sprache L weist für gewöhnlich keine Verschriftlichung aus, sondern existiert ausschließlich mündlich (vgl. Sonja Winkelmann 2012: 13-14).

Bilingualismus entsteht durch stetigen Sprachkontakt, so etwa in den USA durch die konstante Einwanderung von Hispanics. Darüber hinaus unterscheidet man zwischen individuellem Bilingualismus, d.h. ein Sprecher beherrscht mehrere Sprachen, und gesellschaftlichem Bilingualismus, d.h. innerhalb einer Gesellschaft werden mehrere Sprachen gesprochen (vgl. Sonja Winkelmann 2012: 10).

Oksaar (1984b: 852) definiert Bilingualismus folgendermaßen: „Als zweisprachig wird derjenige angesehen, der ohne weiteres von der einen in die andere Sprache umschalten kann, wenn die Situation es fordert“ (vgl. Sinner 2001: 128-129).

Im Falle des individuellen Bilingualismus beherrscht ein Sprecher also zwei Sprachen auf (nahezu) muttersprachlichem Niveau, und kann problemlos von einer Sprache in die andere wechseln.

Den gesellschaftlichen Bilingualismus findet man vor allem in Ländern mit mehr als einer offiziellen Amtssprache (zum Beispiel Belgien). In der Regel werden mindestens zwei oder mehr der jeweiligen Amtssprachen von allen Mitgliedern der Gesellschaft in Wort und Schrift beherrscht und im öffentlichen Diskurs verwendet.

In den USA ist Englisch de facto offizielle Amtssprache, allerdings nicht gesetzlich festgelegt (vgl. Kathleen Fritzsche 2010: 4). Andere Sprachen werden geduldet (z.B. in speziellen Stadtvierteln und Gemeinschaften), haben aber nicht den Status einer High-Variety Sprache. Jedoch kann eine Art „inoffizielle“ Zweisprachigkeit gerade an der mexikanisch-amerikanischen Grenze erkannt werden, u.a. findet man hier zweisprachige Straßenschilder oder Lebensmittelverpackungen. Auch in Vergnügungsparks laufen die Sicherheitsansagen bei den Fahrgeschäften generell auf Englisch und Spanisch ab, und das Personal beherrscht in der Regel zumindest rudimentäre Spanischkenntnisse. Demnach tritt innerhalb der USA zwar durchaus Bilingualismus auf, eine Diglossie-Situation ist jedoch nicht gegeben.

3. Hispanics in den USA

Besonders attraktiv als Einwanderungsland sind die USA für die Hispanics. Diese bilden die größte und zugleich am stärksten wachsende Minderheit der Vereinigten Staaten. Zurzeit leben laut der amerikanischen Zensurbehörde knapp 56,6 Millionen Hispanics in den USA, was in etwa 17,6 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht (Stand 1. Juli 2015; vgl. United States Census Bureau).

Den Großteil der Hispanics machen Personen mit mexikanischen Wurzeln aus (35,3 Millionen), danach folgen Puerto-Ricaner (5,3 Millionen) sowie weitere kleinere Gruppen deren Zahl sich jeweils auf etwas mehr als eine Million Mitglieder beläuft, darunter unter anderem Kubaner, Kolumbianer und Dominikaner (vgl. Jens Manuel Krogstad 2016).

Ursprünglich im 15. Jahrhundert unter Kolumbus aus Spanien eingewandert, reist heutzutage der Großteil der Hispanics über die amerikanisch-mexikanische Grenze in die Vereinigten Staaten ein. Demnach finden sich die größten Hispanics-Ballungsgebiete entlang der Grenze, hauptsächlich Kalifornien, Arizona, New Mexico und Texas, aber auch in New York und Florida. Grund für die hohe Zahl von Hispanics ist vor allem die Arbeitsmigration, hinzu kommen die Nachfahren der spanischsprachigen Einwohner, die nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg (von 1846 bis 1848) gemeinsam mit denen von ihnen besiedelten Gebieten an die Vereinigten Staaten übergingen (vgl. Melanie Pelzer 2006: 29).

Gerade in Großstädten wie z.B. Los Angeles findet sich eine große Ansammlung von Latino-Gruppen, die innerhalb eigener Stadtviertel leben und dort vornehmlich Spanisch sprechen, jedoch ist das Spanglish, eine Varietät aus Englisch und Spanisch, besonders unter der jungen Generation weit verbreitet. Jene Varietät soll im anschließenden Kapitel genauer vorgestellt werden.

4. Hybridsprache Spanglish

Bevor in Kapitel fünf auf ausgewählte Charakteristika des Spanglish eingegangen wird, soll im folgenden Abschnitt zunächst erklärt werden, worum es sich bei dem Phänomen Spanglish genau handelt.

Die Entstehung des Spanglish ist maßgeblich der hohen (Arbeits-)Migration von Hispanics in die USA zuzuschreiben (s. Kapitel 3). Zunächst war Spanglish nur der Versuch der ersten südamerikanischen Einwanderer (die der englischen Sprache nicht mächtig waren), sich an die nordamerikanische Gesellschaft anzupassen. Über Generationen hinweg erweiterten die Nachkommen der Einwanderer jenes „Grund“-Spanglish, indem sie sowohl ihre Muttersprache Spanisch als auch die offizielle Amtssprache Englisch miteinander verwendeten (vgl. Veronica Tarantino Parada: 70).

Spanglish kann als soziales und kulturelles Phänomen, nicht aber als eigenständige Sprache bezeichnet werden. Die dafür benötigten Voraussetzungen, etwa ein eigenes Vokabular oder Grammatikmodell, sind nicht gegeben. Somit lässt sich ausschließen, dass es sich beim Spanglish um ein Pidgin (eine stark vereinfachte Form einer Sprache) oder eine Kreolsprache (eine neue Sprache entstanden aus mehreren Sprachen) handelt (vgl. Kathleen Fritzsche 2010: 20-21).

Vielmehr ist es das Resultat einer wechselseitigen Beeinflussung der englischen und spanischen Sprache. Spanglish unterliegt hierbei „keinen offiziellen Konventionen“ (vgl. Melanie Pelzer 2006: 65); Spanglish-Sprecher gliedern je nach Sprachkompetenz entweder spanischen oder englischen Wortschatz in ihren Diskurs ein, oder wechseln mittels Code-Switching (s. Kapitel 5.2) von einer Sprache in die andere.

Eine genaue linguistische Einordnung des Spanglish ist, nicht nur aufgrund seiner Wechselhaftigkeit, unmöglich. Unter Linguisten herrscht bis heute keine Einigkeit über eine genaue Bezeichnung des Spanglish, für gewöhnlich wird aber der Begriff Varietät verwendet um dieses Sprachphänomen zu beschreiben (vgl. Kathleen Fritzsche 2010: 107).

Allen kritischen Stimmen zum Trotz, die das Spanglish u.a. als „español bastardo“ bezeichnen (vgl. Veronica Tarantino Parada: 69), erfreut es sich reger Beliebtheit. Heutzutage nutzen vor allem bilinguale Jugendliche in den USA das Spanglish, um miteinander zu kommunizieren (vgl. Veronica Tarantino Parada: 73). Besonders im Internet, hauptsächlich der Videoplattform Youtube, finden sich zahlreiche Beiträge junger Spanglish-Sprecher, die sich mit ihrer Sprachidentität auf zumeist humorvolle Art und Weise auseinandersetzen.

5. Ausgewählte Charakteristika des Spanglish

An dieser Stelle werden die zwei Hauptcharakteristika des Spanglish, Code-Switching und Lexical Borrowing, zunächst definiert und anschließend mithilfe von Beispielen verdeutlicht. Auch soll geklärt werden, weshalb die jeweiligen Eigenschaften auftreten, und ob ihre Nutzung an z.B. grammatikalische oder soziolinguistische Vorgaben gebunden sind.

5.1 Code-Switching

Das sogenannte Code-Switching stellt, neben dem Lexical Borrowing, einen essentiellen Teil des Spanglish dar. Code-Switching bezeichnet allgemein hin das unbewusste bzw. bewusste Wechseln des Sprechers von einer Sprache in eine andere, das innerhalb desselben Diskurses geschieht (vgl. Sonja Winkelmann 2012: 15-16). Ein wichtiger Aspekt hierbei ist, dass trotz des Sprachwechsels keine Anpassung an die morphologischen, phonetischen oder syntaktischen Regeln der jeweiligen Hauptsprache erfolgt. Es werden zwei Sprachen „miteinander“ benutzt, aber nicht aneinander angepasst (vgl. Melanie Pelzer 2006: 69). Ausnahme hierbei bildet das sog. Emblematische Code-Switching, auf das im Verlauf dieses Kapitels eingegangen wird.

Code-Switching tritt bei bilingualen oder multilingualen Sprechern auf. Voraussetzungen dafür, dass das Code-Switching gelingt, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

1) Die Sprecher müssen mindestens bilingual sein
2) Beide Gesprächspartner müssen ein gemeinsames Sprachrepertoire teilen

Werden diese Voraussetzungen nicht erfüllt, so besteht die Gefahr, dass der Gesprächspartner die Nachricht des Sprechers miss- oder nicht versteht (vgl. Kathleen Fritzsche 2010: 36).

Beeinflusst wird das Code-Switching und der Grad des Code-Switchings nach Faktoren wie dem persönlichen Verhältnis der Sprecher zueinander oder der Sprachkompetenz der Sprecher. Das Code-Switching wird auch dann genutzt, wenn einer Aussage eine bestimmte Konnotation verliehen werden will oder es eine lexikalische Lücke zu füllen gibt. Letztlich kann das Code-Swichting auch für den Wunsch eines Individuums stehen, sich seiner Minderheitengruppe solidarisch zu zeigen und seine Zugehörigkeit auszudrücken (vgl. Kathleen Fritzsche 2010: 37).

Code-Switching lässt sich in zwei Unterkategorien aufteilen, dem satzinternen Code-Switching und dem satzexternen Code-Switching. Diese zwei Unterkategorien lassen sich wiederum in weitere Unterkategorien fächern, jedoch würde die Nennung und Erklärung all jener den Rahmen der vorliegenden Arbeit überschreiten.

Bei satzinternem Code-Switching wird innerhalb eines Satzes die Sprache gewechselt. Diese Art des Code-Switchings setzt voraus, dass der Sprecher eine hohe sprachliche Kompetenz in beiden Sprachen vorweist (und der Gesprächspartner dies zum Gelingen des Gesprächs ebenfalls tut). Die Schwierigkeit beim satzinternen Code-Switching besteht darin, trotz Sprachwechsels eine grammatikalische Struktur zu wahren, damit die Botschaft des Sprechers erhalten und verstanden wird (vgl. Melanie Pelzer 2006: 118).

1) Beispiel satzinternes Code-Switching:

Im Falle des Beispiels beginnt der Sprecher seinen Satz auf Spanisch, nutzt dann aber das satzinterne Code-Switching, um noch im selben Satz ins Englische zu wechseln.

Satzexternes Code-Switching bezeichnet den Wechsel von einer Sprache in die andere zwischen zwei Sätzen. Da beide Sätze klar getrennt voneinander stehen, bleiben auch die syntaktischen, morphologischen und phonetischen Strukturen der zwei Sprachen erhalten.

2) Beispiel satzexternes Code-Switching:

„I don’t need to be called anything else. Ahora, ser americana no me ha quitado sino que me ha agregado mucho más. “ (vgl. Melanie Pelzer 2006: 79).

Wie das Beispiel zeigt, wird der erste Satz von der Sprecherin auf Englisch, der anschließende hingegen auf Spanisch geäußert. Durch den Code-Switch drückt die Sprecherin gleichzeitig ihre Zugehörigkeit zu der amerikanischen als auch der spanischen Kultur aus. Der externe Code-Switch demonstriert und bestätigt ihre Aussage, parallel wird, durch die Verwendung der beiden Sprachen, ein Kontrast geschaffen (vgl. Melanie Pelzer 2006: 79).

Wie zuvor erläutert passen sich satzinternes und satzexternes Code-Swichting nicht an die jeweiligen morphologischen, syntaktischen und phonetischen Eigenschaften der Hauptsprache an. Im Gegensatz dazu steht das emblematische Code-Switching. Die Besonderheit dieses Code-Switching Typus ist, dass es so gut wie an allen Stellen eines Satzes auftreten kann (auch außerhalb), ohne dessen grammatikalische Struktur zu (zer)stören. Interjektionen, Füllwörter oder idiomatische Ausdrücke sind alles Untertypen des emblematischen Code-Switchings (vgl. Melanie Pelzer 2006: 88).

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Englisch Spanischer Sprachkontakt. Hybridsprache Spanglish
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V418599
ISBN (eBook)
9783668677555
ISBN (Buch)
9783668677562
Dateigröße
638 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
spanisch, englisch, spanglish, sprachkontakt, hybrid, hybridsprache, sprachenmischung, diglossie, hispanics, usa, mexico, latino
Arbeit zitieren
Sophie Schmidt (Autor:in), 2017, Englisch Spanischer Sprachkontakt. Hybridsprache Spanglish, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418599

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