Gesprächsführung im pädagogischen Kontext. Eine Fallstudie


Hausarbeit, 2017

16 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Erinnerungen
2.1 Einstieg
2.2 Beschreibung des Problems
2.3 Problemsicht erweitern
2.4 Zieldefinition
2.5 Lösung und Transfer
2.6 Verabschiedung

3. Reflektieren
3.1 Gelungene Teile des Gesprächs
3.2 Auftreten von Unwohlsein
3.3 Zeit

4. Planen
4.1 Änderungen
4.2 Beibehalten
4.3 Lernfortschritt
4.3.1 Über mich selbst
4.3.2 Strategien des Beratens
4.3.3 Theoretische Hintergründe der Beratung

5. Das zukünftige Beraterinnen-Ich

6. Bibliographie

1. Einleitung

Als zukünftige Förderschullehrkraft wird es ein wesentlicher Bestandteil des Berufs, Beratungen mit Schülerinnen und Schülern (SuS) und Kolleg*innen durchzuführen. Für SuS können private wie auch schulische Themen beratungsbedürftig sein. Ein klassisches Szenario mit Kolleg*innen ist die Beratung bezüglich problematischer Situationen mit SuS, Fördermöglichkeiten von SuS und vielleicht auch Beratung in Bezug auf andere Kolleg*innen. Es ist wünschenswert, dass Schulen grundsätzlich eine Kultur des Beratens pflegen und unterstützen. SuS sollten sich eingeladen fühlen alltägliche, aber auch schwerwiegende Probleme besprechen zu können, um mögliche Wege aus dem Problem heraus zu erkennen. Als Berater*in sollte man sich im Klaren darüber sein, wie eine Beratung ablaufen sollte, welche Phasen und Schritte relevant sind und welche Aspekte wichtig sind, um ein erfolgreiches und angenehmes Gespräch für alle zu schaffen. Beratungsgespräch erfolgen nicht immer auf freiwilliger Basis, weder aus Perspektive des/der Beratenen noch des Beraters/ der Beraterin. Eine offene Kommunikation und eine gute Strukturierung, kann für beide Seiten das Gespräch erheblich erleichtern.

Im Seminar haben wir das Handwerkszeug des Beratens theoretisch erarbeitet und abschließend an zwei Tagen Beratungsgespräche mit Kommiliton*innen geführt, um das theoretische Wissen in die Praxis zu übertragen. So konnte ich Erfahrungen sammeln, die ich durch den theoretischen Zugang allein nicht machen konnte. Es ist festzuhalten, dass ein Beratungsgespräch, dass sich nach Strukturen und Grundätzen des Beratens richtet etwas Anderes ist, als Problemlösegespräch bei einem Glas Rotwein mit einer Freundin zu führen. Aus dem Beratungsgespräch konnte ich Erfahrungen und auch Erkenntnisse für zukünftige Gespräche sammeln und einen ersten Einblick gewinnen, was es bedeutet, jemanden zu Beraten.

Vorliegende Arbeit umfasst dieses Beratungsgespräch und reflektiert die Erfahrungen, die ich als Beraterin gemacht habe. Kapitel 2 fasst die Hauptphasen des Beratungsgesprächs in Bezugnahme auf inhaltliche Aspekte und die verwendeten Gesprächstechniken zusammen. Kapitel 3 fast die Reflexion des Gesprächs zusammen und zeigt, welche Situationen als gelungen und welche als weniger gelungen empfunden wurden. Kapitel 4 umfasst Erkenntnisse, die ich für das nächste Beratungsgespräch sammeln konnte. In Kapitel 5 wird in einem knappen Fazit die Bedeutung des Beratungsgesprächs für meine beratende Zukunft aufzeigen und es werden Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungswünsche formulieren.

2. Erinnerungen

Vor Beginn des Gesprächs einigen wir uns darauf, dass wir das Setting des Raum entsprechend einer Beratungssituation herrichten und Tische und Stühle demgemäß positionieren. Die Klientin tritt ein...

Meine Klientin Anna ist 26 Jahre alt und studiert Förderschullehramt im 5. Semester. Im Anschluss an eine kurze Einführungs- Kennenlernphase schildert die Klientin ihr Problem. Grundthema ist die fehlende Freizeit neben Studium und Arbeit und fehlender Ausgleich zum Druck des Studiums. Sie würde die Situation gerne ändern und sucht nach Möglichkeiten, ihr Studium schnell zu beenden, 20 Stunden zu abreiten und dennoch genügend Freizeit zu haben.

Durch die Orientierung an dem „Vorschlag für den Ablauf eines Beratungsgesprächs“ hatte ich den Eindruck, während des Gesprächs strukturiert auf die Klientin eingehen und aufmerksam zuzuhören zu können.

2.1 Einstieg

Zu Beginn des Beratungsgesprächs begrüßen wir uns. Ich stelle mich als Frau Schmidt vor und biete ihr den Platz gegenüber von mir am Tisch an. Anna wirkt zunächst eingeschüchtert, was ich auf die künstliche Situation des Gesprächs zurückführe. Ich lächle sie an und versuche freundlich zu sein, um zu signalisieren, dass es nichts zu befürchten gibt. Mit einem: „Jetzt, wo wir hier sitzen, freue mich auf das Gespräch.“ begebe ich mich ganz in die Rolle.

Wir nehmen Platz und ich informiere Anna über den Ablauf des Gesprächs. Hierbei beziehe ich mich auf den „Vorschlag für den Ablauf eines Beratungsgesprächs“ und thematisiere den zeitlichen Ablauf, meine Verschwiegenheit zum Inhalt des Gesprächs, meine Rolle als Beraterin und vor allem, dass das Gespräch ganz nach ihrem Interesse Ablaufen sollte. Dafür soll und darf Sie jederzeit intervenieren und ihre Gedanken und Gefühle äußern. Anna ist einverstanden. Ich bitte Anna darüber nachzudenken, wie ich ihr behilflich sein kann und was sie sich vom Gespräch erhofft. Während des Wartens auf Antwort, bin ich etwas verunsichert, ob ich anfangs die Fäden nicht zu sehr in die Hand genommen habe und dadurch Anna keinen Raum gelassen habe, die Situation von beginn an mitzugestalten. Den Gedanken verwerfe ich, als Anna mir mitteilt, dass sie das nicht genau wisse und erstmal gucken will. Also führe ich die Einleitung fort, indem ich sie frage, ob es in Ordnung ist, wenn ich mir Gesprächsnotizen machen, sie bejaht. Auf die Frage hin, ob Sie noch Fragen hat, verneint sie.

Um mit ihr ins Gespräch zu kommen, frage ich sie nach Ihrem Befinden. Sie antwortet, dass sie müde sei und der Kaffee seine Wirkung noch nicht entfalten habe. Ich Frage nach dem Grund für die Müdigkeit, woraufhin Anna erzählt, dass sie in einer Bar arbeite und, dass sie erst um 4 Uhr nachhause kam. Ich nicke verständnisvoll und frage aus Interesse nach der Bar. Diese ist stadtbekannt und liegt ganz in der Nähe meiner Wohnung. Ich verspüre den Impuls, zu erzählen, dass ich die Bar kenne und mag. Hier merke ich, dass es nichts mit dem eigentlichen Gespräch zu tun hat und verkneife mir weitere Fragen und Aussagen meinerseits. Durch mein Warten begeben wir uns automatisch in die nächste Phase des Gesprächs, Anna beginnt mit der Beschreibung des Problems.

2.2 Beschreibung des Problems

Sie sagt, dass sei eigentlich auch ein Teil ihres Problems. Die Bar und die Arbeit in der Bar möge sie gerne, aber das ist mit 3-mal die Woche eigentlich zu viel. Denn jedes Mal reiße es sie aus ihrem Tages- Unirhythmus. Außerdem arbeite Sie noch mit 20 Stunden im Monat als Hilfskraft im Fachbereich Erziehungswissenschaften. Das klinge erstmal nicht viel, sei es vielleicht auch nicht. Wisse sie auch nicht. Durch die Fortführung des nonverbalen Zuhörens lasse ich Anna weitererzählen. Sie berichtet, dass sie manchmal nach der Arbeit noch in der Bar versacke, vor allem am Wochenende. Das sei ok, aber an den Wochenenden müsse sie eigentlich auch am „Uni-Kram“ arbeiten. Sie nehme sich für die Semester immer viel vor. Vielleicht auch zu viel. Anna schweigt, ich mache mir Notizen. Sie scheint mit ihrer Erzählung am Ende, ich paraphrasiere das Gesagte noch einmal und frage Sie, ob das ihr Thema sei und sie darüber sprechen wolle. Sie bejaht und betont, dass sie das schon sehr beschäftige und sie sich wünschen würde, weniger Belastung und Druck zu spüren. Arbeiten müsse sie, ebenso studieren um irgendwann eben nicht mehr nebenbei, sondern Vollzeit zu arbeiten. Um sicherzugehen, dass ich das Problem richtig verstanden habe, bitte ich sie noch einmal das Problem zu umschreiben. Anna fasst zusammen, dass die zeitliche Belastung aus Studium und Arbeit ihr den Raum für entspannte Freizeit nehmen und sie das gerne ändern würde. Irgendein Schlupfloch finden, für mehr Entspannung. Das Gesagte wiederhole ich und lasse mir den Inhalt und die Korrektheit bestätigen. Ich bitte Anna die Gefühle zu umschrieben, die sie hat, wenn sie davon erzählt. Sie erklärt, dass es vorrangig Druck sei und manchmal auch das Gefühl nirgends richtig da zu sein. Viele Seminare in der Uni mache sie nur so halb und dafür eben mehr, um schneller fertig zu werden. Das mache sie unzufrieden, da es ja auch Grundlage ihrer Ausbildung sei, richtig zu studieren. Aber arbeiten müsse sie auch, da sie es sich finanziell sonst gar nicht leisten könne, zu studieren. Da sie in Frankfurt aufgewachsen sei, habe sie ihren alten Freundeskreis hier, sehe ihre Freunde aber auch nicht mehr so häufig, da sie meistens etwas anderes zu tun habe. Und wenn, dann kommen die Freunde in der Bar vorbei. Da Anna sehr frei erzählt, versuche ich ihr durch nonverbales Zuhören ausreichend Raum für ihre Schilderungen zu geben. In einer längeren Erzählpausen frage ich Sie, seit wann sie die Situation als Belastung empfindet. Sie beschreibt, dass es nicht immer so schlimm sei. In den Semesterferien wäre sie wegen der nicht stattfindenden Seminare ja flexibler, außer ein Praktikum stehe an. Aber eigentlich geht ihr das seit dem 2. Semester so. Im ersten Semester habe sie noch weniger Seminare besucht und da wäre sie auch entspannter gewesen. Zu Beginn des 2. Semesters habe sie sich entschlossen das Studium schnell durchzuziehen. In der Bar arbeite sie seit 5 Jahren, also noch vor dem Studium und verdiene dort auch zu gut mit Trinkgeld, als dass sie einfach aufhören könne.

Während ihrer Erzählungen merke ich, dass ich immer wieder zustimmend nicke. Da mir das Problem der Belastung aus Arbeit und Studium und dem Wunsch nach mehr Freizeit selbst bekannt vorkommt, muss ich immer wieder den Impuls zurückhalten, nicht etwas von mir zu erzählen und eine neutrale Haltung einzuhalten. Um sicherzugehen, dass ich Anna richtig verstehe, paraphrasiere ich immer wieder das Gesagte.

2.3 Problemsicht erweitern

Nachdem Anna meine Zusammenfassung bestätigt, bitte ich sie Momente, oder Situationen zu beschreiben, in denen sie das Gefühl hat, dass der Druck nachlasse. Sie sagt, dass es besonders sei, wenn sie sich selbst keinen Druck mache und sie sich auch mal Zeit für Ihre Freunde und ihre Hobbies nehme. Das gehe aber nur so lange gut, bis nicht wieder irgendwo ein „To-do“ erscheine und sie sich an den Schreibtisch setzen müsse. Oder eben zur Arbeit gehe. Sie möge es nicht spät dran zu sein, oder eine Abgabe zu verpassen. Ich versuche noch einmal nachzufassen und frage konkret, wann es ihr gut geht. Sie sagt, wenn in der Uni alles glatt läuft und wenn ich ausreichend Zeit für mich und meine Freunde habe und das außerhalb der Arbeit. Da ich den Eindruck habe, dass die Bar eine Sonderstellung einnimmt, frage ich sie, welche Bedeutung ihr Arbeitsplatz für sie hat. Anna beschreibt die Anfangszeit in der Bar, als sie auch noch viel Freizeit dort verbrachte. Da sei es normal gewesen, dass Freizeit auch dort stattfand. Da dies aber abends war, sei dies seit dem Studium komplizierter und vertrage sich nicht mit ihrem Uni-Rhythmus. Ich frage sie, ob ich es richtig sehe, wenn ich den Eindruck gewinne, dass es so eine Art zwei Welten seien, die einfach nicht zusammenpassen. Anna nickt verhalten. Ich erkundige mich, ob es eine Idealvorstellung gibt, wie sie es gerne hätte. Sie beschreibt, dass sie gerne arbeitet und auch gerne einmal die Woche weiter in der Bar wäre, dann könne sie einen Abend am Wochenende arbeiten und könnte sonst studieren. Ich frage, ob es die Möglichkeit gibt, dass sie nur einmal die Woche arbeitet. Sie verneint, das sei finanziell nicht möglich. Auf die Frage, ob es die Möglichkeit gebe, das sie sich einen neune Job sucht, der tagsüber ist, um die Belastung des Nachts arbeiten zu minimieren, sagt sie, dass sie sich da informieren müsste. Vermutlich aus Bequemlichkeit, wie sie sagt, habe sie das bisher nicht gemacht. Sie verdiene aber auch echt gut.

Ich blicke noch einmal meine Notizen durch und bleibe bei dem Thema Freunde und Freizeit hängen und frage daraufhin Anna wie es sich mit diesen Themenbereichen verhalte, da sie diese zu Beginn genannt hatte. Sie beschreibt, dass es sie frustriere, dass sie für ihre Freunde und auch für ihre Hobbies weniger Zeit habe. Sie würde dann manchmal lieber zuhause bleiben und Serien gucken, als ihre Freunde zu treffen oder zum Sport zu gehen. Ich frage nach dem Gefühl, dass sie in solchen Situationen hat, wie sich das anfühlt, wenn sie weiß, dass sie noch eine Verabredung hat. Es sei Druck und noch eine Aufgabe mehr und nicht wirklich entspannter Spaß. Auf die Frage hin, wie es sei, wenn sie sich dann doch treffe, sagt sie, es sei unterschiedlich. Meistens nett und schön. Wenn sie was Wichtiges zuhause zu tun habe, oder einfach müde sei, sei es anstrengend. Das findet sie aber auch relativ normal, gehe ja jedem so. Ihre Freunde haben auch viel um die Ohren und die Freundschaften haben sich von der zeitlichen Intensität her eben verändert. Nachgefragt, ob es vielleicht auch eine Art Vermeidung sei, um sich mehr Stress vom Leib zu halten, denkt sie darüber nach und stimmt zu, sagt aber auch, dass sie ja eigentlich zufrieden sei. Sie freue sich eben, wenn sie irgendwann nicht mehr so viele Baustellen habe und zwischen Arbeit als Lehrerin und Freizeit besser vermitteln könne. Ich fasse nach und frage, ob es für sie ein temporärer Zustand sei. Sie bejaht und weist mich darauf hin, dass sie ja selbst so viele Seminare im Semester belege, auch wenn sie eigentlich mehr Freizeit hätte, wenn sie etwas weniger machen würde. Die Frage, ob das für Anna in Frage käme, verneint sie.

Ich brauche einen Moment um meine Gedanken zu sortieren. Es schient ein gewollter und auch bewusster Zustand zu sein, den Anna gewählt hat. Sie muss arbeiten, um sich zu finanzieren und sie studiert so viel, damit sie aus der Situation der Mehrfachbelastung schnell rauskommt. Ich frage sie, ob das auch einen positiven Aspekt hat, dass die Situation temporär sei und irgendwann besser werde. Sie bejaht vehement.

Mit Blick auf die Zeit entschließe ich mich, bald zum nächsten Punkt, der Zieldefinition, überzugehen.

2.4 Zieldefinition

Ich fasse meine Gedanken noch einmal zusammen. Anna ist frustriert, weil sie weniger Zeit für Freizeit und Hobbies hat. Dass sie ihre Freunde weniger sieht, akzeptiert sie. Idealerweise würde sie gerne nur einmal die Woche abends arbeiten um ihren Rhythmus nicht komplett aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier setze ich an und frage, ob das etwas sein könnte, an dem sie arbeitet, etwas zu finden, was sie tagsüber arbeiten könne. Anna bejaht. Erneut paraphrasiere ich das vorangegangene Gespräch, wodurch die Kernpunkte des vorangegangenen Dialogs gesichert werden sollen, um die Zielformulierung zu vereinfachen. Im Anschluss schlage ich ihr vor, dass sie ein Ziel formuliert, dass sie für sich aus dem Gespräch mitgenommen hat. Anna überlegt eine ganze Weile und sagt, dass es ihr grundlegendes Ziel sei, den Druck bis zum Ende des Studiums zu verringern. Ein konkretes Ziel wäre, dass sie gerne nach einem Job suchen würde, der zwei Tage die Woche tagsüber ist und sich mit der Uni vereinbaren lässt.

2.5 Lösung und Transfer

Ich bitte Anna, dieses Ziel mittig auf einem Blatt Papier zu schreiben, mit „Ich...“ beginnend zu formulieren. Ich ziehe einen Kreis um den Satz und bitte sie zu überlegen, wie sie das Ziel erreichen könnte. Sie überlegt und antwortet, dass sie nach Stellen als studentische Hilfskraft, Werkstudentin oder auch Bedienung suchen könnte. Ich stimme ihr zu und bitte sie, den Satz mit „Ich möchte...“ auf dem Blatt zu notieren. Erneut ziehe ich einen Kreis um den Satz. Sie überlegt weiter, ohne das ich sie auffordere und schreibt „Ich möchte in der Bar nur noch einmal am Wochenende arbeiten“. Ich ziehe erneut einen Kreis. Anna formuliert weitere Ziele und ich ziehe die Kreise, die ich mit ihrem obersten Ziel wie eine Art Mindmap verbinde.

Daraufhin frage ich sie, wer sie dabei unterstützen könnte. Sie sagt, dass ihr Chef viele Leute aus der Gastronomie kennt und sicher Kontakte herstellen könnte. Außerdem sei ein Café in der Nähe der Bar, die schon tagsüber geöffnet habe, da könnte sie ja einfach mal vorbeigehen und nach einem Job fragen.

2.6 Verabschiedung

Nun sage ich Anna, dass unsere Zeit fasst vorbei sei und frage, ob sie noch über etwas sprechen möchte, dass wir nicht benannt haben. Sie schüttelt den Kopf woraufhin ich frage, wie das Gespräch aus ihrer Sicht verlaufen sei. Sie sagt, dass sie diesen Lösungsansatz schon einige Male gedanklich gefasst habe, aber noch nie so konkret. Sie habe das Gefühl, dass das notieren der Ziele ihr Sicherheit geben und sie tatsächlich damit arbeiten könne. Sie habe einen Anstoß und Motivation geschöpft, die Situation zu verändern.

Ich freue mich ehrlich über diese Antwort und sage, dass ich hoffe, dass das Gespräch geholfen hat und das ich zuversichtlich bin, dass sie ihr Ziel erreichen werde. Für das Gespräch bedanke ich mich, stehe auf und reiche ihr die Hand zum Abschied.

3. Reflektieren

Das folgende Kapitel beinhaltet die Reflexion des Gesprächs. Dabei werden sowohl als gelungen empfundene Gesprächsteile benannt, als auch jene, die als weniger gelungen empfunden wurden und in denen ein Unwohlsein auftrat. Zudem werde ich auf die Momente eingehen, in denen ich etwas gelernt habe. Schließlich werde ich mich damit auseinandersetzen, in welchen Momenten ich meine Beraterinnenrolle als unklar empfand.

3.1 Gelungene Teile des Gesprächs

Im Anschluss an das Gespräch machte ich mir einige Notizen und bat Klientin und Protokollantin mir einen Moment Zeit dafür zu geben. Ich hatte das Gefühl, nichts vergessen zu wollen. Daraufhin bat ich beide, mir ein kurzes Feedback zu geben. Beide halfen mir, mit ihren Anmerkungen aus der jeweiligen Position, das Gespräch zu reflektieren.

Die Klientin sagte, dass sie sich wohl gefühlt habe und ihre anfängliche Befangenheit aufgrund der künstlichen Situation, durch meine direkte und offene Art schnell verloren gegangen sei. Während der Beratung sei es mir gut gelungen, ihr das Gefühl zu geben, ernstgenommen zu werden. Die Protokollantin verwies darauf, dass ich geduldig und sehr aufmerksam zugehört habe und sie den Eindruck hatte, dass ich mich sehr auf die Klientin konzentriert habe. Meine Art beschrieb sie als freundlich, offen und da/voll anwesend. Außerdem habe ich die Beratungsstruktur im Einstieg transparent gemacht, sodass eine vertrauliche Kommunikation aufgebaut werden konnte (vgl. Mutzeck 2008, 105).

Auch ich hatte den Eindruck, dass ich eine wertschätzende und offene Art Anna gegenüber einnehmen konnte. Durch Bemerkungen, Nachfragen, Augenkontakt und eine zugewandte Körperhaltung habe ich mich bemüht ihr zu signalisieren, dass ich ihr aufmerksam zuhöre. Die Protokollantin merkte an, dass sie den Eindruck hatte, dass ich Ruhe ausstrahle und der Klientin die anfängliche Befangenheit nahm. Besonders, dass ich ausreichend Pausen gelassen habe, fiel ihr positiv auf.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Gesprächsführung im pädagogischen Kontext. Eine Fallstudie
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,0
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V418609
ISBN (eBook)
9783668682993
ISBN (Buch)
9783668683006
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesprächsführung, Pädagoigik, Kontext, Fallstudie
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Gesprächsführung im pädagogischen Kontext. Eine Fallstudie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418609

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