Wer wird Millionär? - Sender oder Kandidat? Die ökonomische Bedeutung von Quizsendungen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

28 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Konjunkturen der Quizsendungen – Ein Überblick über die deutsche Quizgeschichte
1.1 Als alles begann! – Die 50er Jahre
1.2 Die Zeit der großen Quizmaster (60er/70er Jahre)
1.3 80er und 90er Jahre
1.4 Heutiges Angebot

2. Die Quote als Maßstab
2.1 Die Einschaltquote als Zeichen des Erfolgs
2.2 Einschaltquoten heutiger Quizsendungen im Vergleich

3. „Der Preis ist heiß“ – Werbepreise im Vergleich
3.1 Werbepreise und Einschaltquoten
3.2 Werbepreise im Umfeld von Quizsendungen

4. Die ökonomische Bedeutung von Quizsendungen
4.1 Ökonomische Bedeutung für öffentlich-rechtliche Programmanbieter
4.2 Ökonomische Bedeutung für private Programmanbieter
4.3 Ökonomische Bedeutung für beide Senderformen

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Anhang

Einleitung

Beim Durchschalten der heutigen Fernsehprogramme fällt ein großer Hang zur Unterhaltung auf. In allen erdenklichen Genres, wie Talk-Shows, Daily Soaps oder Real Life Formaten wird Unterhaltung produziert. Zu den Unterhaltungsproduktionen zählen aber natürlich auch Quizsendungen, die in den letzten Jahren immer wieder beim Durchschalten ins Auge fielen. Auffällig dabei ist die Konzentration von Quizsendungen. Waren früher Quizsendungen meist auf wöchentliche oder monatliche Ausstrahlung am Wochenende oder im Abendprogramm begrenzt, finden sie sich heute neben diesen Erscheinungsformen als regelmäßig ausgestrahlte Sendungen im alltäglichen Wochenprogramm wieder. Diese „Häufung“ an Quizformaten legt die Vermutung nahe, dass Quizsendungen für die Sendeanstalten und ihre Programmstruktur von großer Bedeutung sind. Um die Frage der ökonomischen Bedeutung von Quizsendungen näher zu betrachten, soll die vorliegende Arbeit einen Einblick und Überblick über das Quizformat und seine wirtschaftlichen Implikationen bieten.

Deshalb wird im nachfolgenden, nach einem kurzen Abriss der deutschen Quizgeschichte, ein Blick auf die Einschaltquoten heutiger Quizsendungen in den Hauptsendern geworfen. Bei den fünf Hauptsendern, ARD, ZDF, RTL, SAT1 und Pro Sieben, wurde Pro Sieben vernachlässigt, da dieser Sender kein reines Quizformat ausstrahlt. Im weiteren soll der Zusammenhang zwischen Einschaltquote und Werbepreis genauer betrachtet werden. Um im Anschluss die, daraus resultierende, ökonomische Bedeutung von Quizsendungen für die Sender zu erläutern. Zum Abschluss der Ausführungen gibt es eine zusammenfassende Schlussbetrachtung. Sämtliche Erläuterungen beziehen sich in erster Linie auf die regelmäßig im Wochenprogramm ausgestrahlten Quizsendungen, große Quizshows, wie z.B. „Millionär gesucht! – Die große SKL-Show“, die unregelmäßig ausgestrahlt werden, wurden vernachlässigt. Dennoch gelten für diese Shows sicher ähnliche Zusammenhänge wie bei den in Serie produzierten Quizsendungen.

1 Konjunkturen der Quizsendungen – Ein Überblick über die deutsche Quizgeschichte

Die Neuordnung des Rundfunks im Nachkriegsdeutschland durch die Alliierten schaffte die Basis des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (vgl. Stuiber, 1998a: 184 – 211; Donsbach, Mathes, 2000: 482 - 486). Anfänglich als Erziehungsinstrument zur Demokratisierung der Deutschen, wandelte sich der Rundfunk zunehmend zu einem Medium mit großem Unterhaltungsanteil. Vorbild dafür waren unter anderem die US-amerikanischen Funkmedien. Mit der zunehmenden Verbreitung des neuen Mediums Fernsehen wurden dort beliebte Hörfunk-Quiz-sendungen entsprechend abgewandelt in das Fernsehen übernommen. Im Nachkriegsdeutschland bot das Radio Mitte der 50er Jahre die „importierte Unterhaltung“ der neuen Programmsparte Quizsendung, die während der Naziherrschaft nicht existierte (vgl. Hallenberger, Foltin, 1990: 74f; Hallenberger, 1994: 163).

Mit dem Start des Gemeinschaftsprogramms „Deutsches Fernsehen“, im November 1954 (vgl. Stuiber, 1998a: 214 – 216, Donsbach, Mathes, 2000: 486), sollten die Zuschauer aber im Fernsehen keine Unterhaltung vorfinden, zumindest nach Ansicht der Programmverantwortlichen. Diese waren der Meinung, dass der dem Radio überlegene Vorteil der Kombination von Ton und Bild zur Vermittlung von Bildung und Information dienen sollte. Um dennoch dem Bedürfnis der Zuschauer nach Unterhaltung Rechnung zu tragen, wurde als Kompromiss die neue Programmform „Quiz“ vom Fernsehen übernommen (vgl. Hallenberger, 2002: 2). Und es sollte eine der „wichtigsten Formen der Fernsehunterhaltung“ (Hallenberger, 1994: 163) werden.

1.1 Als alles begann! – Die 50er Jahre

Knapp ein Jahr nach dem offiziellen Start des Fernsehens in Deutschland wurde bereits die erste „Rateshow“ ausgestrahlt. Unter dem Titel „Was bin ich?“ lud Robert Lembke zum Mitraten ein. Ziel für das prominente Rateteam war es, ungewöhnliche Berufe oder Eigenschaften der geladenen Gäste zu erraten. In 34 Jahren Ausstrahlung war der Höchstgewinn beständig 50 Mark. Basierend auf dem amerikanischen Format „What´s my line?“ wurde das „Quiz“ mit Lembke als „anspruchsvolle Produktion“ (Hallenberger, 2002: 3) präsentiert, wodurch auch dem Bildungsanspruch Rechnung getragen werden sollte. Ebenfalls zu diesem Zweck wurde der Sendung Lembkes in den Vorankündigungen der „einprägsame“ Untertitel „Ein psychologisches Extemporale mit sieben unbekannten Größen“ verliehen (vgl. Hallenberger, 2002: 2f; Wachtel, 2002).

Eine ganz andere Quizsendung, bei der auch der Anspruch der vermittelten Allgemeinbildung erhoben wurde, war „Hätten Sie´s gewusst?“. Im Jahre 1958 testete der eigentliche Sportreporter Heinz Maegerlein zum ersten Mal das Allgemeinwissen seiner Kandidaten. Mit Fragekategorien wie etwa „Was man weiß, was man wissen sollte“ zeigte diese Sendung ebenfalls dem Zuschauer den erhobenen Zeigefinger (vgl. Hallenberger, 2002: 3; Wachtel, 2002).

Neben diesen Sendungen fanden auch andere ausländische Produktionen den Weg ins deutsche Fernsehen. Dieser erste „Quiz-Boom“ rief deshalb auch 1959 die ersten Kritiker auf den Plan. Bereits damals wurde die Programmstruktur des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mit ihrem Unterhaltungsanteil als Bedrohung des eigentlichen Bildungsauftrages und der konstituierten Grundversorgung gesehen.

„Es wird weiter gequizt. Mal mit, mal ohne Show. (...) Der Feierabend des Bundesbürgers wird genormt. Das Einheitsvergnügen des Jahres 1959 heißt: Quiz." (Televisor, 1959, S. 44, zitiert nach Hallenberger, 2002: 3; HörZu, 1959, zitiert nach Wachtel, 2002)

1.2 Die Zeit der großen Quizmaster (60er/70er Jahre)

Mit der Gründung des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), 1963, bot sich dem deutschen Zuschauer eine Alternative zum Programm der ARD (vgl. Donsbach, Mathes, 2000: 486ff; Stuiber, 1998a: 225f). Und diese neue Konkurrenz belebte natürlich auch die Programmsparte „Unterhaltung“, insbesondere die „Quizsendungen“. Deshalb gab es in den 60er Jahren deutlich mehr und andere Quiz- und Spielsendungen als vorher. Dies hatte zum einen mit der größeren Berücksichtigung der Zuschauerwünsche zu tun und zum anderen mit der Freizeitorientierung der Gesellschaft, aufgrund des gewachsenen Wohlstands, die auch den Trend weg vom reinen Bildungsfernsehen verstärkte (vgl. Hallenberger, 2002: 4).

Obwohl die bildungsorientierten Quizsendungen weiterhin einen wichtigen Teil des Programms bildeten, lieferten die neuen Formate eine spielorientierte Alternative. Wissen alleine zählte bei diesen Sendungen kaum oder gar nicht mehr. Vielmehr ging es darum die Kandidaten und auch die Zuschauer zum aktiven Spiel zu animieren. Dies geschah beispielsweise bei der Sendung „Der goldene Schuss“ (1964 – 1970) mit Peter Frankenfeld, die erste „interaktive“ Fernsehsendung (vgl. Hallenberger, 2002: 4). Ziel war es mit einer Armbrust eine Zielscheibe möglichst genau zu treffen. Allerdings bestand dabei die Schwierigkeit jene Armbrust durch einen Kandidaten im Studio, dessen Augen verbunden waren, „fern zu steuern“.

Das Zusammenwachsen Europas und die neue Stellung Deutschlands im europäischen Verbund spiegelte sich auch in den Unterhaltungsformaten wider. Als berühmtes Beispiel, das sich 23 Jahre im Programm hielt, ist hierbei „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kuhlenkampff zu nennen. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Abkürzung EWG synonym zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft war. Dies sollte, wie auch die Spielidee, das Zusammenwachsen Europas zeigen (vgl. Wachtel, 2002; Hallenberger, 2002: 5).

In den 70ern veränderte sich das Genre erneut. In den Sendungen war nicht mehr Wissen gefragt, sondern das Erraten einzelner Begriffe. Nun musste keiner mehr Angst haben, weder der Kandidat, noch der Zuschauer, sich aufgrund mangelnder Allgemeinbildung zu blamieren. Als Beispiel hierfür sei „DalliDalli“ angeführt (vgl. Hallenberger, 1994: 170; Hallenberger, 2002: 6).

1.3 80er/90er Jahre

Viele der in den 60er und 70er Jahren etablierten Unterhaltungsformate wurden weiterhin bis Ende der 80er erfolgreich ausgestrahlt. Mit der Dualisierung des Rundfunksystems, 1984, weitete sich auch das Unterhaltungsangebot im Fernsehen aus (vgl. Donsbach, Mathes, 2000: 516f). Den vorläufigen Höhepunkt erreichte das Genre Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, nachdem sich die privaten Programmanbieter etablieren konnten. Im Jahre 1992 gab es deshalb auch mehr als 60 Sendereihen im Bereich Quiz und Game-Show (vgl. Hallenberger, 1994: 163). Aufgrund dieses großen Angebotes wurde dem Genre bereits Mitte der 90er das Ende vorausgesagt (vgl. Wachtel, 2002). Allerdings sollte sich dies nicht bestätigen. Durch die stetige Erhöhung der erreichbaren monetären Höchstgewinne blieben Quizsendungen für das Publikum interessant (vgl. Hallenberger, Foltin, 1990: 175f u. 178). Dieses Interesse sollte sich durch das Format „Wer wird Millionär?“, 1999 das erste Mal in Deutschland ausgestrahlt, noch steigern. Zum ersten Mal gab es eine Millionen zu gewinnen und das bei einem schlicht gehaltenen Quizformat, das sich „über alle Altersstufen und soziale Zugehörigkeiten hinweg“ (Wachtel, 2002) großer Beliebtheit erfreute und noch erfreut. Nach der Game-Show-Welle der frühen 90er kehrte mit „Wer wird Millionär?“ das schon in den 50ern beliebte Wissensquiz zurück auf den Bildschirm, allerdings in modernem Design (vgl. Hallenberger, 2002: 9).

1.4 Heutiges Angebot

Die durch „Wer wird Millionär?“ eingeleitete neue Quizwelle ist allerdings mit keiner der vorherigen vergleichbar. Denn das Genre orientiert sich auch an den Bedürfnissen der Werbewirtschaft. Herrschten in den 60er Jahren noch die großen Samstagabendshows zur Prime-Time mit 90-minütiger Dauer und monatlicher Ausstrahlung, so sind heutige Formate nie länger als 60 Minuten und werden werktags, teilweise täglich, im Vorabendprogramm ausgestrahlt (vgl. Hallenberger, 2002: 8). Die einzige Ausnahme bildet dabei die Quizsendung „Wer wird Millionär?“, die momentan als erfolgreichste deutsche Quizsendung in der werbeattraktiven Prime-Time läuft (s.a. Abb. 1).

Abbildung 1: heutiges Angebot an Quizsendungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung, Basis: Hörzu – Tvgenial, Woche 24.11.02 – 30.11.02

Unter Berücksichtigung der Veränderung des Unterhaltungsformats „Quiz“ kann festgehalten werden, dass ein Fernsehsender, der den ökonomischen Gesetzen folgt, zum einen die Zuschauer zufrieden stellen muss und zum anderen die Erfordernisse der Werbewirtschaft (vgl. Hallenberger, 2002: 8f).

Um diese Aussage besser zu verstehen, soll im folgenden die Einschaltquote als Maßstab herangezogen werden.

2 Die Quote als Maßstab

Um die Beliebtheit einer Fernsehsendung beim Publikum aufzuzeigen, wird die Einschaltquote derselben herangezogen. Für Fernsehmacher steht und fällt die Entscheidung über Fortsetzung oder Absetzung einer Sendung mit der Höhe der Einschaltquote. Und dies gilt nicht ausschließlich bei den auf Gewinnmaximierung ausgerichteten privaten Programmveranstaltern, sondern ebenfalls bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten (vgl. Klatten, 1991: 80). Die dauerhafte Ausstrahlung einer Fernsehsendung hängt also direkt mit dem Erreichen einer gewissen Einschaltquote zusammen.

2.1 Die Einschaltquote als Zeichen des Erfolgs

Allerdings ist die Einschaltquote, also der Marktanteil bei den Zuschauern einer Sendung, die erreicht wird, kein „Indikator für die Bedeutung oder die Qualität einer Sendung“ (Hallenberger, Foltin, 1990: 96). Vielmehr spiegelt sie die Anzahl der eingeschalteten Fernsehgeräte und die, im Zimmer anwesenden Personen und eben nicht das Rezeptionsverhalten der Zuschauer (vgl. Hallenberger, Foltin, 1990: 97). Dennoch, oder gerade deswegen, ist die Einschaltquote wichtig für die Werbewirtschaft, die in den Sendern werben will; wovon besonders die privaten Fernsehsender als Einnahmequelle abhängig sind (vgl. Höltich, 1994: 374; Kiefer, 1997: 197ff; Stuiber, 1998b: 955ff). Auf diesen Zusammenhang zwischen Einschaltquote und Werbung soll aber erst in Kapitel 3 ausführlicher eingegangen werden.

Wird die Einschaltquote als Zeichen des Erfolgs verstanden, so ist eine Sendung mit hoher Quote insofern erfolgreich, dass sie den „Geschmack“ einer breiten Masse des Publikums getroffen hat, für die Werbewirtschaft insbesondere die „Masse“ der 14 – 49jährigen (vgl. Kiefer, 1997: 216f). Dieser „Erfolg“ wird durch die prozentuale Darstellung des Marktanteils an der tagesabhängigen Sehbeteiligung auf Basis der absoluten Zuschauerzahl verdeutlicht (vgl. Heinrich, 1999: 492). Entsprechen also Reichweite und Marktanteil, sprich Einschaltquote, einer Sendung den Erwartungen der Programmveranstalter und der Werbewirtschaft, so ist sie „erfolgreich“. Ökonomisch ausgedrückt bedeutet dies nichts anderes, als dass die Sendung für den Sender höhere Werbeeinnahmen ermöglicht (vgl. Seufert, 1999: 726).

[...]

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Wer wird Millionär? - Sender oder Kandidat? Die ökonomische Bedeutung von Quizsendungen
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Lehrstuhl für Kommunikations- und Politikwissenschaften Prof. Schulz)
Veranstaltung
Das Geschäft mit der Fernsehunterhaltung
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
28
Katalognummer
V41923
ISBN (eBook)
9783638400817
ISBN (Buch)
9783638656344
Dateigröße
1039 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Quizsendungen sind seit Beginn des Fernsehens in den 1950er Jahren fester Bestandteil des Programms. Weshalb das so ist und welche wirtschaftliche Bedeutung für die ausstrahlenden Sender besteht, wird in dieser Arbeit näher erläutert.
Schlagworte
Millionär, Sender, Kandidat, Bedeutung, Quizsendungen, Geschäft, Fernsehunterhaltung
Arbeit zitieren
Matthias Istel (Autor:in), 2003, Wer wird Millionär? - Sender oder Kandidat? Die ökonomische Bedeutung von Quizsendungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41923

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Wer wird Millionär? - Sender oder Kandidat? Die ökonomische Bedeutung von Quizsendungen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden