Extracto
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition Faschismus
2.1. Nationalsozialismus gleich Faschismus
3. Vergleich der beiden ideologischen Positionen
3.1. Gemeinsamkeiten
3.2. Unterschiede
4. Die Rolle der Diktatoren in der Ideologie
5. Fazit
1. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit entstand im Rahmen der Vorlesung „Politische Theorie" im Sommersemester 2014. Die Vorlesung ist Teil des dritten Moduls der Politikwissenschaft. Ich werde mich auf den folgenden Seiten mit der Frage auseinandersetzen, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Faschismus in Italien und Deutschland hat. Zentraler Aspekt wird der Vergleich der beiden ideologischen Positionen sein. Ich werde zunachst versuchen eine moglichst prazise Definition des Faschismus zu geben, bevor ich in meiner vergleichenden Analyse auf Aspekte wie Rassismus, Antisemitismus, Mobilisierung, Gewalt und Uberzeugung eingehen werde. Inwiefern unterschiedet sich der Fuhrerkult im faschistischen Italien mit dem der deutschen Nationalsozialisten? Ich werde das Verhaltnis der beiden Diktatoren Hitler und Mussolini analysieren und den Einfluss ihrer jeweiligen Diktatur auf die Ideologien der Lander erleuchten. Auch uber eventuelle Gemeinsamkeiten in ihren Personlichkeitsstrukturen und Biographien mochte ich die beiden Positionen miteinander in Verhaltnis setzen.
Zunachst jedoch mochte ich mein Thema kurz historisch einbetten. Der Faschismus in Europa ist ein zentral historischer Gegenstand des 20. Jahrhunderts. Der Terror in Italien und Deutschland zahlt zu den grausamsten Epochen seit Menschengedenken. Bis heute erfuhr die Welt kaum so viel Grausamkeit wie unter dem Regime der Diktatoren Adolf Hitler und Benito Mussolini. Die faschistischen Bewegungen und Verbrechen forderten unzahlige unschuldige Opfer, vollkommende Unterdruckung der Menschenrechte und eine bis dato beinahe unbekannte Mobilisierung der Massen. Diktaturen und ihre Anhangerschaften waren gegen die jegliche Demokratie; politische Gegner und Oppositionen wurden verfolgt und unterdruckt. Zum Machtgewinn wurde Propaganda in einem bis dato unbekannten AusmaG praktiziert. Die unfassbare Zeit des Schreckens stellt einen unbegreiflichen Tiefpunkt in der Historie von Europa dar. Kurz gesagt lasst sich einleitend an dieser Stelle sagen, dass der Faschismus sich als Mquasi automatische Reaktionen hervorgerufenes Symbol fur den Inbegriff des Hassesund Verachtenswerten" bezeichnen lasst. (Petersen 1998, 40).
2. Definition Faschismus
Bevor ich mit meinerAnalyse der beiden ideologischen Positionen beginne, mochte ich zunachst versuchen, den Begriff Faschismus in seinen Merkmalen und Facetten prazise zu definieren. Er fand seinen Ursprung in Italien, beginnend nach dem ersten Weltkrieg. Unter dem Faschismus versteht man eine Mtotalitare und nationalistische Bewegung in Italien”. (Brockhaus 1977, 367). Im Laufe derZeit wurde der Begriffvon politischen Gegenspielern und Anhangern des Antifaschismus im Allgemeinen erweitert und " der Name wurde Sammelbegrifffur nationalistische Bewegungen [...], fur allem fur solche mit autoritar-hierarchischem Aufbau und antidemokratischer, - parlamentarischer Grundrichtung zwischen den beiden Weltkriegen" (Brockhaus 1977, 367). Faschismus kommtvon dem italienischen "fascio", beziehungsweise wurde abgeleitet vom lateinischen "fasces" welcher sich auf Deutsch mit MBund, Bundel" ubersetzen lasst (vgl. Bauerkamper2006, 13). Seinen Ursprung fand der Faschismus vor allem nach dem Ende des ersten Weltkrieges und der damit verbundenen gespaltenen Situation in Europa. Durch Revolutionen, Wirtschaftskrisen, Burgerkriege und den anhaltenden Bestand von antiparlamentarischen und -demokratischen Eliten in den obersten Etagen der Politik und Justiz wuchs die Unzufriedenheit in der Bevolkerung, was zu der Formation von radikalen, faschistischen Gruppierungen in Landern wie Spanien, Portugal Oder Osterreich fuhrte. Anfang der 1920er Jahre entwickelte sich in Italien eine "Bewegung, deren Anhanger sich selbst als Faschisten bezeichneten und deren Symbol, das Rutenbundel, die Starke und Uberlegenheit des Einzelnen gegenuber des Staate bedeute". (Schubert & Klein 2011). Unter der Fuhrung von Benito Mussolini formierte sich eine politische Bewegung, die mit dem 'Marsch auf Rom' am "28. Oktober 1922 in Italien die Macht errang" (Bauerkamper2006, 13). Die damalige Regierung wurde gesturzt und Mussolini wurde "zum Regierungschef, dem Duce, ernannt" (Brockhaus 1977, 367). Im ersten Weltkrieg bildeten Sozialisten und Syndikalisten die Fasci d'azione rivoluzionaria. Diese anarchische Arbeiterorganisation, die unter der Fuhrung Benito Mussolini und Filippo Corridoni stand, konstituierte sich schlieGlich 1917 durch Parlamentsabgeordnete und Senatoren zur Fascio di difesa nazionale. (vgl. Bauerkamper 2006, 14). Durch die Folgenlasten des Krieges erschuff Mussolini im Marz 1919 die Fasci di combatimento, die nationale Sammelbewegung, die als antisozialistische Kampforganisation als Partei zwischen 1922 bis 1945 Italien beherrschte und kontrollierte. Es lasst sich demnach sagen, dass in Italien der Faschismus eine Reaktion auf den Ersten Weltkrieg und der darauffolgenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krisen war. Das Volk war gespalten, es bildeten sich Lager unterschiedlichster Ideologien und Ansichten. Zerrissen in Einstellungen bildeten sich demzufolge radikale Splittergruppen, die aufgrund der anhaltenden Unzufriedenheit unter den Menschen mehr und mehr Macht mobilisieren konnten. Die Schreckensherrschaft in Italien hatte begonnen. Mussolini pragte den Faschismus mit zunehmender Radikalisierung, dem Einsatz von Gewalt und Terror, und der Ubernahme des Fuhrerprinzips. Totaler Machtanspruch durch den Aufbau eines Einparteiensystems uns derAbschaffung demokratischer Institutionen kennzeichnen den totalitaren Charakterfaschistischer Systeme (vgl. Schubert & Klein 2011).
An dieser Stelle mochte ich ein Zitat des deutschen Historikers Wolfgang Schieder aufgreifen, das ein wesentliches Merkmal zur Machtergreifung faschistischer Bewegungen aufzeigt. Hier wird deutlich auf welcher Legitimation die Propaganda- Maschenerie beruhte:
MEinerseits drohten sie mit Burgerkrieg, anderseits versprachen sie, diesen zu vermeiden, wenn man sie nur an der Macht beteiligt.M (WeiR> 2003) Dem Faschismus liegt demzufolge absolute Loyalitat zum totalitaren Staat zu Grunde (vgl. Heywood 2012, 199). Eine weitere, sehr aussagekraftige Definition gibt Andrew Heywood in seinem Werk 'political ideologies' aus dem Jahre 2012, woraus deutlich wird welchen Stellenwert der Begriff "Anti" und seine daraus resultierende Haltung gegen samtliche bestehenden Strukturen und Institutionen hat.
'In many ways fascism, constitutes a revolt against the ideas the ideas and values that dominated western political thoughts from the french revolution obwards, [...] Fascism has a strong 'anti-character': it is anti-rational, anti-libral, anti-conservative, anti-capitalist, anti-bourgeois, anti-communist and so on.'
Mit dem Sturz von Mussolini "verlor der Faschismus seine staatliche Machstellung" (Brockhaus 1977, 376). Heutzutage bezeichnet man mit dem Begriff 'Neofaschismus' eine politische Randgruppe, dessen Bestrebungen es sind, dass alte System neu zu konstituieren und die Ideologie neu aufbluhen zu lassen (vgl. Brockhaus 1977, 365).
2.2. Nationalsozialismus gleich Faschismus?
Nachdem ich den Ursprung und die Ansichten des Faschismus definiert habe, mochte ich kurz im weiteren Verlauf erlautern, inwiefern sich die Definition des Faschismus auf den Nationalsozialismus projizieren lasst. Bezeichnet der Nationalsozialismus eine komplett andere ideologische Weltanschauung, eine ausschlieGlich deutsche Form des Faschismus Oder mussen noch andere Definitionsansatze in Betracht gezogen werden? Historisch betrachtet ist der Begriff Nationalsozialimus die Bezeichnung fur eine radikale, politische Bewegung zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg in Deutschland. Demnach ist der Begriff Nationalsozialismus spezifisch deutscher Begebenheit, wahrend der Faschismus seine Geburtsstunde in Italien hatte. Unter der Fuhrung Adolf Hitlers wurde 1933 bis 1945 in Form der Nationalistischen-Sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei Mdie Herrschaft in Deutschland ausgeubt" (Brockhaus 1977, 149). Deutschland strebte von Anfang an, wie auch schon in der Weimarer Republik, eine Revision des Versailler Vertrages an.
Zentrale Kernelemente des Nationalsozialismus war die Auffassung, das Volk genieGe als "rassische Einheit” (Brockhaus 1977, 149) den hochsten Wert.; Min der Wertung der Rassen wird der nordisch-germanische Mensch an die Spitze gestellt." (Brockhaus 1977, 149). Diese Ansicht findet sich auch im italienischen Verstandnis des Faschismus wieder. Auch dort setzte man sich das Ziel, die "hochste Rasse als Herrenvolk" in Zukunft widerzuspiegeln (Brockhaus 1977, 149). Werte und Ansichten wie Volk, Ethnie, Nation, Identitat, und der Fuhrerkult spielen eine gewichtige Rolle (vgl. Dohn 2000, 402ff). Im Parteiprogramm der NSDAP und in Hitlers Mein Kampf fanden sich unter anderem Punkte wie Antiliberalismus, Antiparlamentarismus, Antikommunismus, Nationalismus, Rassismus, Militarismus uns Antisemitismus, die den Kurs der Nazis bestimmen sollten (vgl. Bedurftig 1994, 269).
Grade letzterer Aspekt, die "Endlosung der JudenfrageM (Bedurftig 1994, 269) lasst eine Abgrenzung zum Faschismus zu. Man kann sagen, dass der Nationalsozialismus eine besonders gewalttatige, brutale Form des Faschismus darstellt. Hitler wollte seine Ziele mit aller Macht durchsetzen, er machte vor keinem Terror halt. Faschismus kann demzufolge als Oberbegriff gesehen werden; der Nationalsozialismus ist eine Untergruppe beziehungsweise Auspragung. Anders ausgedruckt kann man sagen, dass jeder Nationalist demzufolge auch ein Faschist ist. Jedoch ist nicht jeder Faschist ein Nationalist. Sie teilen sich weitestgehend die gleichen ideologischen Ansichten, wobei die Nationalsozialisten grundsatzlich radikalere, erweiterte Vorstellungen besitzen. Der Nationalsozialismus ist demnach eine hauptsachlich deutsche Begebenheit und Erscheinung. Zwar trat die Herrschaftsform des Faschismus auf in vielen anderen europaischen Landern im 20. Jahrhundert auf, jedoch baute keiner diese Form seinen eigenen Wahnvorstelllungen entsprechend so aus wie Hitler in Deutschland.
3. Vergleich der beiden ideologischen Positionen
In dem folgenden Abschnitt werde ich die beiden Positionen genauer miteinander vergleichen, versuchen weitere vereinzelte Schnittpunkte zu finden und die Unterschiede, die es neben dem Antisemitismus gibt, aufzeigen.
3.1. Gemeinsamkeiten
Zu Beginn mochte ich auf eine Gemeinsamkeit zu sprechen kommen, die schon bei einer oberflachigen Auseinandersetzung mit der Thematik deutlich wird. Hiermit greife ich erneut die Definition der beiden Begriffe auf. Sowohl beim italienischen als auch deutschen Ideologieverstandnis wird der Staat in den Mittelpunkt gestellt und soil AuGenstehenden als geschlossene, homogene Einheit prasentiert werden, die keinerlei Zwiespalt in ihren Reihen aufweist. Das Individuum wird demzufolge seiner Rolle als freies, selbststandiges Mitglied der Gesellschaft entwertet. Beide Ideologien legen keinen Wert aufjegliche Form des Individualismus, wobei betont werden muss, dass Mussolini den Staat Italien vor das Individuum stellte; Hitler jedoch das Kollektiv, die Volksgemeinschaft. Demzufolge werden in beiden Fallen soziales und liberalistisches Gedankengut abgelehnt, sodass eine parlamentarische Demokratie und der Marxismus rigoros als Feindbild angesehen wird. Hitler und Mussolini glaubten beide an die "rassische Uberlegenheit ihrer NationM. (WeiG 2013). Beide Volker hielten sich fur Herrenvolker und begrundeten mit diesem Glauben ihren extremistischen Nationalismus.
[...]
- Citar trabajo
- Robin Heimbrock (Autor), 2015, Der italienische und deutsche Faschismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419443
Así es como funciona
Comentarios