Stress im Arbeitskontext. Ursachen, Folgen und Bewältigung


Hausarbeit, 2018

16 Seiten, Note: 1,0

Elena M. (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

0. Einleitung

1. Begriffsbestimmung
1.1 Belastung, Beanspruchung, Stress
1.2 Stressoren, Stressreaktion, Coping

2. Stresstheorien
2.1 Das Allgemeine Adaptationssyndrom von Hans Selye
2.2 Das transaktionale Stressmodell von Richard S. Lazarus

3. Stressoren im Arbeitskontext
3.1 Soziale Stressoren
3.2 Organisationale Stressoren
3.3 Stressoren in der Arbeitsaufgabe und Arbeitsorganisation

4. Personale und organisationale Perspektive der Stressbewältigung
4.1 Die drei Säulen der individuellen Stresskompetenz
4.2 Betriebliches Stress- und Ressourcenmanagement

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

0. Einleitung

Die Tatsache, dass der Stress eine der zentralen Gesundheitsgefahren in der Arbeitswelt darstellt, ist hinlänglich bekannt und wurde durch zahlreiche empirische Befunde bestätigt. Auch die „Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz“ weist darauf hin, dass der arbeitsbedingte Stress die Gesundheit des Einzelnen erheblich beeinträchtigt und sich negativ auf die Unternehmen und Volkswirtschaft auswirkt (vgl. EU-OSHA). Rund die Hälfte der europäischen Arbeitnehmer ist der Meinung, an ihrem Arbeitsplatz sei Stress üblich und rund 50 Prozent der Fehltage sind auf Stress zurückzuführen (ebd.). Zu den fünf wichtigsten Stressfaktoren von Berufstätigen in Deutschland im Jahr 2016 gehörten „zu viel Arbeit“ (64 Prozent), „Termindruck/Hetze“ (59 Prozent), „Unterbrechungen/Störungen“ (52 Prozent), „mangelnde Anerkennung“ (39 Prozent) sowie „Informationsüberflutung/E-Mails“ (39 Prozent) (vgl. Statista 2016).

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das Phänomen „Stress am Arbeitsplatz“ in Bezug auf dessen Ursachen und wirksame Gegenmaßnahmen möglichst umfassend und differenziert zu beschreiben und zu analysieren. Die Hauptfragestellungen lauten: Was ist Stress? Wodurch wird er ausgelöst und wie macht er sich bemerkbar? Welche Möglichkeiten gibt es, mit den Anforderungen des Alltags im Beruf gelassener und sicherer umzugehen? Um diesen Fragen systematisch nachgehen zu können, werden zunächst die Begriffe eingeführt, die für das Grundverständnis des Stressphänomens relevant sind. Anschließend werden zwei theoretische Ansätze erörtert, die die Entstehung und den Verlauf von Stress aus jeweils unterschiedlicher Perspektive beschreiben. Danach werden die einzelnen Stressoren am Arbeitsplatz dargestellt. Darauf aufbauend werden unterschiedliche Strategien der Stressbewältigung aufgezeigt. Zum Schluss werden die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit kurz zusammengefasst und diskutiert.

1. Begriffsbestimmung

Im ersten Kapitel werden die zentralen Begriffe „Belastung“, „Beanspruchung“, „Stress“, „Stressoren“, „Stressreaktion“ und „Coping“ näher bestimmt.

1.1 Belastung, Beanspruchung, Stress

In der Stress- und Belastungsforschung bestand lange Zeit keine Einigkeit darüber, wie die Begriffe „Belastung“ und „Beanspruchung“ zu definieren sind. Die beiden Begriffe wurden uneinheitlich und oft austauschbar verwendet. Erst mit den Arbeiten von Rohmert und Rutenfranz kam es zu einer klaren terminologischen Abgrenzung (vgl. Zapf/Semmer 2004, S. 1008 ). Sie definieren alle „objektive, von außen her auf den Menschen einwirkende Größen und Faktoren“ als Belastung und „deren Auswirkung im Menschen oder auf den Menschen“ als Beanspruchung (vgl. Rohmert/Rutenfranz 1975, S. 8). Seit 1987 sind diese Begriffe in einer modifizierten Form in der entsprechenden DIN-Norm verankert. Danach wird psychische Belastung verstanden „als die Gesamtheit der erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch einwirken“, während psychische Beanspruchung die „individuelle, zeitlich unmittelbare und nicht langfristige Auswirkung der psychischen Belastung im Menschen in Abhängigkeit von seinen individuellen Voraussetzungen und seinem Zustand“ darstellt (DIN 1987).

Auch der Begriff „Stress“ wird in der wissenschaftlichen Diskussion uneinheitlich verwendet. Oft werden damit stressauslösende Bedingungen, Reaktionen auf diese Bedingungen und/oder Folgen dieser Reaktionen beschrieben (vgl. Bartholdt/Schütz 2010, S. 23). In Anlehnung an Bartholdt und Schütz (2010) wird im Folgenden zwischen einer eng und einer weit gefassten Definition des Stressbegriffes unterschieden. In einem weiteren Sinne beschreibt Stress als Oberbegriff den gesamten Prozess vom Eintreten eines potenziell stressauslösenden Ereignisses über die unmittelbare Stressreaktion bis hin zu den mittel- und langfristigen Folgen von Stress (s. Abb. 1) (ebd.). In einem engeren Sinne wird Stress als ein subjektiv unangenehmer Spannungszustand verstanden, der aus der Befürchtung entsteht, eine aversive Situation nicht ausreichend bewältigen zu können (vgl. Zapf/Semmer 2004, S. 1011).

Abbildung 1: Der Stressprozess

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bartholdt/Schütz 2010, S. 23

1.2 Stressoren, Stressreaktion, Coping

Stressoren sind Merkmale, die in einer gegebenen Population mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu Stresszuständen führen (Zapf/Semmer 2004, S. 1011). Dabei kann es sich inhaltlich um völlig verschiedene Situationen wie etwa Lärm, einen Autounfall, eine als ungerecht empfundene Beurteilung durch einen Vorgesetzten, ein überquellendes E-Mail-Postfach, ein schwieriges Kundengespräch, eine Konkurrenzsituation oder eine Verlusterfahrung handeln (vgl. Kaluza 2015, S. 8).

Als Stressreaktion werden alle die Prozesse bezeichnet, die aufseiten der betroffenen Person als Antwort auf einen Stressor in Gang gesetzt werden, also alles das, was in uns und mit uns geschieht, wenn wir mit einem Stressor konfrontiert sind (vgl. ebd., S. 10). Ganz allgemein können drei Ebenen der Stressreaktion unterschieden werden, die sich gegenseitig beeinflussen und die Stressreaktion dadurch verstärken oder verlängern können: kognitiv-emotionale, physiologische und behaviorale Ebene (Schuster et al. 2011, S. 35). Die kognitiv-emotionale Ebene der Stressreaktion umfasst das sogenannte „verdeckte“ Verhalten, innerpsychische Vorgänge, die für Außenstehende nicht direkt sichtbar sind (z. B. Gefühle der inneren Unruhe, der Nervosität und des Gehetztseins, Selbstvorwürfe und Schuldgefühle, kreisende, „grüblerische“ Gedanken, Denkblockaden etc.) (vgl. Kaluza 2015, S. 11). Auf der physiologischen Ebene kommt es unter Stress zu einer Vielzahl von Veränderungen, die insgesamt eine körperliche Aktivierung und Energiemobilisierung bewirken (z. B. schnellerer Herzschlag, Schwitzen, Atembeschleunigung o. ä.) (vgl. ebd.). Die behaviorale Ebene der Stressreaktion umfasst das sogenannte „offene“ Verhalten, das, was Außenstehende beobachten können, z. B. mehr und unkontrolliert rauchen, essen oder Alkohol oder Kaffee trinken, Schmerz-, Beruhigungs- oder Aufputschmedikamente einnehmen, mit den Fingern trommeln, schnelles „Aus-der-Haut-Fahren“ etc. (vgl. ebd.).

Unter dem Coping (Stressbewältigung) wird jede Bemühung verstanden, die Stresssituation zu mildern, abzuändern oder zu beenden, und zwar unabhängig vom Erfolg dieser Bemühungen (vgl. Zapf/Semmer 2004, S. 1061f.). Es wird zwischen problembezogenem und emotionsbezogenem Coping unterschieden. Problembezogenes Coping bezieht sich auf die Änderung beziehungsweise auf die Neuinterpretation der Situation oder der Problemursachen und wird eher in Situationen eingesetzt, auf die man Einfluss hat (vgl. ebd., S. 1062). Emotionsbezogenes Coping bezieht sich auf den Umgang mit den durch die Situation ausgelösten Emotionen (z. B. sich entspannen, ablenken, bewegen, über Emotionen reden) und herrscht eher in nicht kontrollierbaren Situationen vor (vgl. ebd.).

2. Stresstheorien

Im Fokus des zweiten Kapitels stehen zwei der einflussreichsten Stresstheorien, die die Entstehung und den Verlauf von Stress aus jeweils unterschiedlicher Perspektive beschreiben: das reaktionsbezogene Modell von Hans Selye und das transaktionale Modell von Richard S. Lazarus.

2.1 Das Allgemeine Adaptationssyndrom von Hans Selye

Der Ursprung der Stressforschung ist auf die Pionierarbeit des Biochemikers Hans Selye (1936) zurückzuführen. Basierend auf Tierexperimenten und zahlreichen Beobachtungen an Patienten hat er festgestellt, dass es viele allgemeine und hinsichtlich der Auslösebedingungen unspezifische körperliche Stressreaktionen gibt (vgl. Selye 1981, S. 165f.). Selye bezeichnete diese unspezifischen Reaktionen eines Organismus als Allgemeines Adaptationssyndrom (s. Abb. 2).

Abbildung 2: Die drei Stadien des Allgemeinen Adaptationssyndroms

Zeit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bartholdt/Schütz 2010, S. 33

Es beginnt mit einer Alarmreaktion, die unmittelbar auf die akute Einwirkung eines Stressors folgt (vgl. ebd.).

Durch diese Reaktion wird der Körper in eine erhöhte Aktiviertheit versetzt und schüttet vermehrt Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol aus (vgl. ebd., S. 167). Da aber kein Organismus ständig in einem Alarmzustand gehalten werden kann, folgt auf diese kurze einleitende Reaktion zwangsläufig die Widerstandsphase (vgl. ebd.). Wenn diese nicht zu lange anhält, der Organismus also ausreichend Anpassungsenergie hat, kommt es zur erfolgreichen Stressbewältigung (vgl. ebd.). Wenn der Stressor aber stark genug ist und über eine genügend lange Zeit einwirkt, tritt unweigerlich die Erschöpfungsphase ein (vgl. ebd., S. 168). Die Allgemeingültigkeit von Selyes unspezifischem, reaktionszentriertem Stresskonzept ist mehrfach kritisiert worden, was jedoch seinen wichtigen Beitrag zu der Entstehung der Stressforschung nicht mindert.

2.2 Das transaktionale Stressmodell von Richard S. Lazarus

Im vorliegenden Modell wird Stress als Transaktion zwischen einer Person und der Situation verstanden, die von der Person als ihre Ressourcen auslastend oder überschreitend und als ihr Wohlbefinden gefährdend bewertet wird (Lazarus/Folkman zit. nach Zapf/Semmer 2004, S. 1010f.). Die subjektive Bewertung von Ereignissen spielt nach Lazarus eine zentrale Rolle für die Entstehung von Stress. Der Bewertungsprozess kann sich entweder auf die Bedeutung des Ereignisses für das Wohlbefinden der Person beziehen (primäre Bewertung) oder auf die verfügbaren Bewältigungsfähigkeiten und -möglichkeiten (sekundäre Bewertung) (s. Abb. 3) (vgl. Lazarus/Launier 1981, S. 233). Am Rande sei erwähnt, dass die Bezeichnungen „primär“ und „sekundär“ weder eine unterschiedliche Gewichtung beider Prozesse noch eine strikte zeitliche Abfolge implizieren; beide Bewertungsarten beeinflussen sich gegenseitig (vgl. Bartholdt/Schütz 2010, S. 27).

Abbildung 3: Das Stresskonzept von Lazarus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bartholdt/Schütz 2010, S. 28

Die Ergebnisse beider Bewertungsprozesse beeinflussen, welche Strategie zur Bewältigung der Situation gewählt wird (vgl. Lazarus/Launier 1981, S. 245). Die betroffene Person kann versuchen, zum einen das stressauslösende Problem zu lösen, beispielsweise sich bei einem sozialen Konflikt mit dem Konfliktpartner auszusprechen (problembezogenes Coping) und zum anderen die entstandenen Stressemotionen, wie etwa Angst, Schuld, Ärger, Traurigkeit, Neid etc. zu regulieren (emotionsbezogenes Coping) (vgl. ebd., S. 248f.). Je nach Rückmeldung über den Erfolg einer verwendeten Bewältigungsstrategie, kann eine Neubewertung der Stresssituation erfolgen (s. Abb. 3). Bei erfolgreicher Bewältigung wird die identische oder ähnliche Situation in Zukunft in der Regel als weniger stressend eingeschätzt (vgl. ebd., S. 240f.).

3. Stressoren im Arbeitskontext

In der Arbeitswelt gibt es zahlreiche potenzielle Quellen von Stress (s. Anhang, Tab. A.1). Da die Darstellung aller Stressoren über den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinausgehen würde, werden im Folgenden nur einzelne soziale und organisationale Stressoren sowie stressauslösende Faktoren, die in der Arbeitsaufgabe und Arbeitsorganisation liegen, exemplarisch dargestellt. Physische Belastungsfaktoren werden hier aufgrund ihrer heutigen untergeordneten Rolle (vgl. Bartholdt/Schütz 2010, S. 14) nicht thematisiert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Stress im Arbeitskontext. Ursachen, Folgen und Bewältigung
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Berufsbezogene Kompetenzen
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
16
Katalognummer
V419771
ISBN (eBook)
9783668684010
ISBN (Buch)
9783668684027
Dateigröße
626 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stress, Ursachen, Folgen, Bewältigung, Stresskompetenz, Stressoren, Stress im Arbeitskontext
Arbeit zitieren
Elena M. (Autor:in), 2018, Stress im Arbeitskontext. Ursachen, Folgen und Bewältigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419771

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