In der auf den „Herzog Ernst“ bezogenen Forschung stand lange Zeit nur die Empörer-Geste, die „deutsche Kernfabel“, im Mittelpunkt, während die Orientreise nur als sekundäre Zutat der Dichtung betrachtet wurde. In der hier vorliegenden Arbeit wurde dies nun umgekehrt und die Orientreise, genauer noch, Ernsts Reise in die Wunderwelten von Grippia und Arimaspi als Schwerpunkt der Betrachtung gesetzt. Dabei habe ich aufzuzeigen versucht, welches Verhältnis Ernst zu den Monstren hatte und wie er im einzelnen an diese gekommen ist, denn diese Wesen repräsentieren innerhalb der Orientfahrt eine eigene Welt, in der es für Ernst verschiedene Gefahren zu überwinden gilt. Vor allem dienen sie ihm aber als Möglichkeiten, seine verlorene Ritterlichkeit und Ehre wiederherzustellen. Dabei habe ich mich bemüht, zu klären, warum die monstra so ausschlaggebend für den Verlauf dieser Erzählung sind und inwieweit der Dichter dabei auf die überlieferten Vorbilder der monstra-Darstellungen zurückgegriffen hat. Entscheidend dafür war die Erkenntnis, dass der Dichter des „Herzog Ernst“ für die Erzählung bewusst diese monstra ausgewählt haben muss, da sie durch die ihnen eigenen Defizite die Erzählung vorantreiben und sie mit Bedeutung füllen. Dazu bin ich zunächst näher darauf eingegangen, wie sich das Bild der monstra im Mittelalter entwickelte, worauf es aufbaute und warum sie im Mittelalter als Teil der Schöpfung verstanden wurden. Darauf aufbauend habe ich dargelegt, in welchen Situationen Ernst auf die monstra trifft, inwieweit der Dichter auf dem traditionellen Bild der mittelalterlichen Monstren aufbaut und warum dies für den weiteren Verlauf der Dichtung von Bedeutung ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Bild der monstra im Mittelalter
- Die Orientreise
- Grippia - Die Kranichschnäbler
- Arimaspi - Die Einäugigen
- Die Platthüeve
- Die Langohren
- Die Pygmäen
- Der Riese
- Ernsts Verhältnis zu den Monstren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Orientreise im Herzog Ernst, insbesondere Ernsts Reise in die Wunderwelten von Grippia und Arimaspi. Sie stellt die Orientreise in den Mittelpunkt und betrachtet die Empörer-Geste als sekundäre Zutat. Die Arbeit analysiert, wie die monstra in der Dichtung dargestellt werden und welche Rolle sie für Ernsts Wiederherstellung seiner verlorenen Ritterlichkeit und Ehre spielen.
- Die Entwicklung des Bildes der monstra im Mittelalter
- Die Begegnungen Ernsts mit den monstra in der Orientreise
- Die Verwendung des traditionellen Bildes der mittelalterlichen Monstren in der Dichtung
- Die Reaktion von Ernst und den monstra in den jeweiligen Situationen
- Die Bedeutung der monstra für den Verlauf der Dichtung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und beleuchtet die unterschiedliche Bewertung der Orientreise und der Empörer-Geste in der Forschung. Kapitel 2 widmet sich der Entstehung des mittelalterlichen Bildes der monstra, das vor allem auf antiken Quellen wie Homers Illias, Herodots Bericht über Indien und Ktesias' Werk über Indien basiert. Kapitel 3 stellt die Begegnungen Ernsts mit den monstra in der Orientreise vor und analysiert die Darstellung der jeweiligen Wesen.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Monstren im Mittelalter, Orientreise, Herzog Ernst, Ritterlichkeit, Ehre, Wunderwelt, Grippia, Arimaspi, Tradition, Antike, Literatur und Interpretation. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Darstellung von monstra in der Dichtung und ihrer Bedeutung für die Charakterentwicklung des Protagonisten.
- Quote paper
- Aline Wisniewski (Author), 2005, Herzog Ernst und die monstra des Orients, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42016