Im Zuge der zunehmenden Entstehung weltweiter Märkte für Waren, Kapital und Dienstleistungen sind die Betätigungsfelder der Unternehmen nicht mehr ausschließlich auf das deutsche Hoheitsgebiet beschränkt. Die Entwicklung immer neuerer und besserer Technologien im Kommunikations-, Informations- und Transportwesen ermöglicht es den Unternehmungen dort tätig zu sein, wo sie die günstigsten Produktions- und Standortbedingungen vorfinden. In den vergangen Jahrzehnten waren überwiegend die großen multinationalen Konzerne die Hauptakteure der Globalisierung. Inzwischen sind aber auch kleinere mittelständische Betriebe, neben den Direktgeschäften, durch Tochtergesellschaften oder Betriebsstätten international tätig und haben ihre Produktionsstandorte und Absatzmärkte auf die verschiedensten Länder der Welt verteilt.1 Der beginnende internationale Handel der mittelständischen Unternehmen war u.a. eine der Ursachen, dass sich der deutsche Außenhandel in dem Zeitraum von 1993 bis 2003 fast verdoppelt hat.2 Auch die deutschen Direktinvestitionen im Ausland haben sich in den 90er-Jahren annährend verfünffacht.3
Die Unternehmungen kommen demnach mit dem nationalen sowie dem internationalen Steuerrecht in Kontakt und werden so zu einem Objekt der internationalen Besteuerung. Die von den ausländischen Tochtergesellschaften sowie Betriebsstätten erwirtschaften Gewinne und Verluste finden unter bestimmten Umständen auch in den nationalen Besteuerungsgrundlagen Berücksichtigung. Für die Unternehmungen ist es von entscheidender finanzieller Bedeutung wie sich die, aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage, angehäuften Verluste in der Zukunft bei der Besteuerung erzielter Gewinne auswirken. Die Seminararbeit beschäftigt sich mit dieser Problematik, insbesondere mit der grenzüberschreitenden Verlustberücksichtigung in Europa unter Berücksichtigung des § 2 a EStG und dessen Beurteilung in Hinblick auf die Grundfreiheiten des EG-Vertrages...
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1 Vgl. zu den wichtigsten Formen einer ausländischen Unternehmenstätigkeit Scheffler, W., Grenzüberschreitende Unternehmenstätigkeit, 1994, S. 1-8.
2 Vgl. Statistisches Bundesamt, Gesamtentwicklung des deutschen Außenhandels, http://www.destatis.de/themen/d/thm_aussen.php (21.04.2005).
3 Vgl. Deutschland in Zahlen 2003, S. 43.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Die Besteuerung ausländischer Betriebsstätten im Verlustfall - Verlustverrechnungsbeschränkung gem. § 2 a EStG
- Bedeutung und Zweck der Regelung
- Die Beschränkung der Verlustverrechnung durch § 2 a Abs. 1 S. 1 Nr. 2 und Abs. 2 EStG
- Allgemeines
- Begriff der Betriebsstätte
- Begriff der aktiven Einkünfte
- Das Wahlrecht über die Verrechnung ausländischer DBA-Betriebsstättenverluste gem. § 2 a Abs. 3 und 4 EStG a.F.
- Bedeutung und Einfluss der europäischen Grundfreiheiten auf die Regelungen des § 2a EStG - Eine europarechtswidrige Norm?
- Zielsetzung des Vertrages über die Europäische Gemeinschaft
- Vereinbarkeit des § 2 a Abs. 1 S. 1 Nr. 2 und Abs. 2 EStG mit dem Gemeinschaftsrecht
- Vereinbarkeit der Abschaffung des § 2 a Abs. 3 und 4 EStG a.F. mit dem Gemeinschaftsrecht
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Problematik der grenzüberschreitenden Verlustberücksichtigung in Europa. Im Fokus steht die Frage, wie sich die deutsche Regelung der Verlustverrechnung bei ausländischen Betriebsstätten nach § 2a EStG im Spannungsfeld zwischen nationalen Steuerinteressen und den europäischen Grundfreiheiten bewegt.
- Bedeutung und Zweck der Regelung des § 2a EStG
- Analyse der Beschränkung der Verlustverrechnung durch § 2a EStG im Kontext von Betriebsstätten
- Der Einfluss des europäischen Gemeinschaftsrechts auf die nationale Verlustverrechnung
- Die Vereinbarkeit der deutschen Regelung mit den europäischen Grundfreiheiten
- Zukünftige Herausforderungen und Entwicklungen im Bereich der grenzüberschreitenden Verlustberücksichtigung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer allgemeinen Einleitung zur Thematik der grenzüberschreitenden Verlustberücksichtigung. Im zweiten Kapitel werden die Bedeutung und der Zweck der deutschen Verlustverrechnungsbeschränkung nach § 2a EStG beleuchtet. Hierbei wird insbesondere auf die Definition von Betriebsstätten und aktiven Einkünften eingegangen. Das dritte Kapitel analysiert die Vereinbarkeit der deutschen Regelung mit den europäischen Grundfreiheiten und untersucht die Auswirkungen des Gemeinschaftsrechts auf die nationale Verlustverrechnung. Der Ausblick befasst sich mit zukünftigen Entwicklungen und Herausforderungen in diesem Bereich.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselthemen der grenzüberschreitenden Verlustberücksichtigung, Betriebsstätten, § 2a EStG, Verlustverrechnung, europäisches Gemeinschaftsrecht, Grundfreiheiten, Steuerharmonisierung und internationale Steuerplanung.
- Quote paper
- Felix Conradi (Author), 2005, Grenzüberschreitende Verlustberücksichtigung in Europa - bei Betriebsstätten gemäß § 2 a EStG -, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42029