Der Rosengarten zu Worms (A)

Ilsân: Heroischer Mönch oder Tugendhafter Held


Seminararbeit, 2017

13 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


1. Übersetzung der Strophen 145-164 „Der Rosengarten zu Worms (A)“

Strophe 145:

Da sprach der Mönch Ilsân: „Was hab ich dir getan?

Um meinetwillen solltest du diese Reise nicht antreten.

Und hättet ihr meinen Brüdern kein Leid getan,

so wäre ich ein Rächer, das habe ich geschworen.

Strophe 146:

Auch wenn ihr unser Eigentum zerstört,

und wäre deine große Schar andere Leute.

So würde ich euch keine Ehre entgegenbringen

denn all eure Krieger sind mir gegenüber nur Wichte.

Strophe 147:

Soll das Kloster meine Heldentaten nicht erdulden?

Sofort setze den Helm auf und sagt ihnen den Kampf an.“

Da antwortete ihm der alte Hildebrand gemächlich:

„Noch ist dir unser Ziel der Reise nicht bekannt.

Strophe 148:

Uns erwartet am Rhein eine junge Königin

ihr Vater heißt Gibeche, er regiert über die Region am Rhein

man erzählte uns dass sie die Königin sein wird.

Kriemhilt heißt die königliche Jungfrau.

Strophe 149:

Sie hat einen Garten in dem viele Rose wachsen,

er ist eine Meile lang und eine halbe breit.

Diesen Garten beschützen zwölf der aller kühnsten Männer,

die man jemals am Rhein finden kann.

Strophe 150:

Da sollen wir Zwölf mitbringen, die sich trauen dort zu bestehen.

Einen Kranz aus Rosen bekommt der Sieger,

sowie eine Umarmung und ein Kuss von der Königin.

Auch soll er die immerwährende Anerkennung von den Ritter bekommen.

Strophe 151:

Helden haben wir elf, die sind über die Nachricht erfreut.

Würdest du gegen den Zwölfter Gegner antreten,

so wäre dir mein Gebieter wahrlich ergeben,

du würdest Silber als auch Gold von ihm willentlich bekommen.

Strophe 152:

Wenn uns das gelingen würde, mehr als tausend Jahre danach

würde man noch von uns erzählen und singen, das sage ich dir aufrichtig.

Das willst du doch nicht abstreiten mein lieber Bruder,

So reite doch um meinetwegen mit uns an den Rhein“

Strophe 153:

Da sprach der Mönch Ilsân: „Mein lieber Bruder,

wenn es mir der Abt erlaubt, so reite ich mit an den Rhein.

Komme ich in den Garten, das kann so manch ein Mann.

Doch wage ich es, alle Zwölf zu besiegen.

Strophe 154:

Die Helden Dietrich und Dietliep ritten zu dem Abt,

Witege und Heime erwiesen ihnen nach ritterlichen Sitten

große Ehre.

Mit ihnen kam auch Eckehart treu geritten.

Strophe 155:

Der Abt ging mit seiner Bruderschaft entgegen.

Er empfing die Gäste mit großer Fülle

Da bat Dietrich von Bern die Mönch ringsum.

Mit seiner Bitte unterstützten die Krieger ihn sehr stark.

Strophe 156:

Da sagte der Abt: „Herr, es ist nicht unser Recht

zu kämpfen, denn wir sind Gottes Knechte.

Wir sollen Tag und Nacht zum Dienst unseres Schöpfers bereitstehen.

Ansonsten soll dir verwehrt sein ein Mönch zu sein.

Strophe 157:

Da sprach der Mönch Ilsân: „Herr Abt, ich stehe zu meinem Eid,

diesen Rittern wird in dem Rosengarten kein Leid geschehen,

damit ich sie treu unterstützen kann sollt ihr mich reiten lassen,

jedoch müssen es die Brüder meine Taten verantworten.“

Strophe 158:

Da sagte der Abt bereits: „Mein lieber Bruder,

würdet ihr mir dann einen Rosenkranz mitbringen?

Bis dahin werden wir Buße tun, obwohl ihr dorthin reitet.“

Da spotteten alle Herren.

Strophe 159:

Nun sprach der Mönch Ilsân: „Ich gebe euch mein Wort,

ich werde euch mit Sicherheit ein Kränzchen mitbringen,

denn in diesem Garten ist niemand, der gegen mich ankommt.

Nun ruft all eure Mönche zu mir.“

Strophe 160:

Da rief man all die Brüder aus dem Kloster.

Sie kamen mit großer Sorge für den kühnen Man.

Da sprach der Mönch Ilsân: „Ich muss an den Rhein.

Meine lieben Brüder, schließt mich in eure Gebete ein.

Strophe 161:

Bittet Gott im Himmel, dass er mir seinen Segen gibt,

so bringe ich euch vom Rhein viele Rosen.

Ihr wart zweiundfünfzig wie ich gezählt habe:

folgendermaßen muss ich manch einen Krieger dort besiegen.

Strophe 162:

Sendet Gott mich wieder zurück, meine lieben Brüder,

so bringe ich jedem von euch ein Rosenkranz.“

sogleich sprach die ganze Bruderschaf,

sie wünschten ihm Glück und viel Kraft.

Strophe 163:

„Tag und Nacht wollen wir Gott darum bitten,

dass er euch Kraft und Macht verleihe

und euch wieder hier her zurück sende, mein lieber Bruder.“

So ritten die Krieger mit Freuden an den Rhein.

Strophe 164:

Obwohl sie für des Mönches Erfolg bitten sollten,

schickten sie ihm viele starke Flüche.

Sie baten Gott, das will ich euch sagen,

das er nicht mehr wieder käme und tot geschlagen werde.

2. Einordnung der Übersetzten Textstelle

Die älteste Fassung des aventürehaften HeldenliedesDer Rosengarten zu Worms (A)fasst immer wieder Aspekte von Mut und Ehre eines Helden auf. Das Heldentum wird immer wieder auf die eine oder andere Art und Weise thematisiert. Im Folgenden sollen die Strophen 145 bis 164 eingeordnet werden.

Die Grundlage der einzuordnenden zwanzig Strophen ist die Einleitung des Geschehens. Die Tochter des Königs, Kriemhilt, lässt, um ihren Verlobten Sîfrit auf die Probe zu stellen, zwölf der besten und stärksten Männer aus dem Reich ihres Vaters gegen zwölf der stärksten Krieger von Bern antreten. Der Sieger soll mit einem Kuss der Königstochter und einem Rosenkranz aus dem Rosengarten des Vaters belohnt werden. Zu den Schlüsselfiguren, die für den Verlauf des Geschehens ausschlaggebend sind, zählen die Königstochter Kriemhilt, welche den Auslöser der Kämpfe darstellt, ihr Vater Gibeche, der König am Rhein und in Worms, sowie Hildebrand aus der Gefolgschaft des Königs, welcher die Organisation der Zweikämpfe übernimmt. Ihnen gegenüber steht Dietrich von Bern mit seiner Gefolgschaft.

Da die Gefolgschaft des Königs Gibeche bereits feststeht und sich aus den Kriegern Gunther, Gernot, Hagen, Volker, Pûsolt, Ortwin, Aspian, Walther, Studenfuchs und Siegfried zusammensetzt, muss zunächst eine Gefolgschaft aus mutigen und starken Kriegern, stellvertretend für die Berner Gesellschaft, ausgewählt werden. Eine Gefolgschaft aus elf mutigen Kriegern, angeführt von Dietrich von Bern ist bereits zusammengestellt. Nun muss noch ein letzter mutiger Ritter gefunden werden. Man beschießt einen ehemaligen Helden und Bruder von Hildebrand aus dem Kloster zu holen.

Hier spielt der Abschnitt der Strophen 145 bis 164 eine große Rolle, denn innerhalb dieser zwanzig Strophen wird der Mönch Ilsân des Klosters Îsenburg überredet, sich der Gruppe, stellvertretend für Bern, anzuschließen. Durch die Verwandtschaftsbeziehung von dem Mönch Ilsân und Hildebrand erweist sich diese Aufgabe jedoch weniger schwierig, denn als der Mönch die Ritte vor dem Kloster sieht ist sein Kampfessgeist sofort geweckt. Jedoch benötigt Ilsân die Erlaubnis seines Abtes. Dietrich, gefolgt von Dietleip, Witege und Eckhart, Krieger seines Gefolges, erweisen sich jedoch als sehr fähig, denn schlussendlich bleibt dem Abt keine andere Wahl als Ilsân die Reise an den Rhein zu erlauben. Der Abt gewährt ihm die Reise unter einer Prämisse, er möchte für jeden seiner zweiundfünfzig Ordensbrüder einen Rosenkranz aus Worms. Die Mönche versprechen Ilsân für ihn zu beten, sind jedoch erleichtert als er aus dem Kloster verschwindet und wünschen ihm den Tod, denn Ilsân handelte bereits in seiner Zeit im Kloster gewalttätig und tyrannisch seinen Brüdern gegenüber.

[...]


Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Rosengarten zu Worms (A)
Untertitel
Ilsân: Heroischer Mönch oder Tugendhafter Held
Hochschule
Universität Konstanz
Note
2,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
13
Katalognummer
V420468
ISBN (eBook)
9783668685819
ISBN (Buch)
9783668685826
Dateigröße
506 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rosengarten, worms, ilsân, heroischer, mönch, tugendhafter, held
Arbeit zitieren
Emilie Platt (Autor:in), 2017, Der Rosengarten zu Worms (A), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/420468

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