In den letzten Jahren ist die Forderung nach mehr Männern in der Sozial-und Bildungsarbeit von Wissenschaft, Politik und Praxis immer lauter geworden. Dafür werden sehr unterschiedliche Begründungen angeführt, und diese in der Wissenschaft äußerst kontrovers diskutiert.
Vorherrschend sind gleichstellungs- und arbeitsmarktpolitische sowie sozialisationstheoretische Argumentationen. Befürworter eines erhöhten Männeranteils argumentieren, die Parität der Geschlechter (in der Erziehung) sei ein wünschenswerter Schritt zur Gleichstellung, neue Arbeitsmarktbereiche müssten auf Grund der sinkenden männlichen Erwerbsbeteiligung für Männer zugänglich gemacht werden oder der Mann bringe ein „männliches Element“ in die Erziehung ein. Diese Argumente sind umstritten und bedürften jeweils einer eigenen vertiefende Analyse.
Thema dieser Arbeit ist ein weiteres interessantes Argument, welches in der Debatte etwas im Hintergrund steht: Durch einen erhöhten Männeranteil im Sozial- und Bildungsbereich können Rollenbilder erweitert und Geschlechtsstereotype abgebaut werden. Dieses Argument wird unter anderem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vorgetragen. Inwiefern dieses Argument stichhaltig ist, wird im Verlauf der Arbeit gezeigt.
Die Erweiterung und Lockerung von Rollenbildern aufgrund eines erhöhten Männeranteiles wird von Kritikern oft als unmöglich und von Befürwortern häufig als einfach und unkompliziert dargestellt. Einfach ist es nicht. Ein erhöhter Männeranteil trägt viel Chancen und Potenziale in sich; bei der Durchführung gibt jedoch einiges zu beachten, um dieses Potenzial angemessen zu entfalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der theoretische Rahmen: Geschlechterstereotype
- Traditionelle Geschlechterrollen in der Frühpädagogik
- Das Potenzial zur Erweiterung traditioneller Geschlechterbilder
- Die Gefahr der Reproduktion von Geschlechterstereotypen
- Handlungsempfehlungen aus der Wissenschaft: Genderkompetenz und Ausgewogenheit der Geschlechter
- Kritik an Handlungsempfehlungen des BMFSFJ
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Debatte um einen höheren Männeranteil in der Frühpädagogik. Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung, ob und inwiefern ein erhöhter Männeranteil zur Erweiterung traditioneller Geschlechterrollen und zum Abbau von Geschlechtsstereotypen beitragen kann. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Einführung eines "männlichen Elements" in der Erziehung tatsächlich zur Abwechslung und Bereicherung der Geschlechterrollen beitragen kann oder ob die Gefahr besteht, dass bestehende Geschlechterstereotype reproduziert werden.
- Theoretischer Rahmen und Definition von Geschlechterstereotypen
- Traditionelle Geschlechterrollen in der Frühpädagogik
- Potenziale und Gefahren eines erhöhten Männeranteils in Kindertagesstätten
- Handlungsempfehlungen zur Förderung von Genderkompetenz und Ausgewogenheit
- Kritik an offiziellen politischen Handlungsempfehlungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema Geschlechterstereotype in der Frühpädagogik ein und präsentiert die Leitfrage der Arbeit.
- Das zweite Kapitel definiert Geschlechterstereotype als kognitive Strukturen, die sozial geteiltes Wissen über die Charakteristika von Frauen und Männern enthalten. Es wird auf den deskriptiven und präskriptiven Charakter von Geschlechterstereotypen sowie auf die Gefahr der Stigmatisierung abweichenden Verhaltens hingewiesen.
- Kapitel 3 widmet sich der Darstellung traditioneller Geschlechterrollen in der Frühpädagogik und ihren Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern.
- Kapitel 4 untersucht die Chancen und Potenziale, die mit einem erhöhten Männeranteil in Kindertagesstätten verbunden sind.
- Im fünften Kapitel wird die Gefahr der Reproduktion von Geschlechterstereotypen durch einen erhöhten Männeranteil diskutiert.
- Kapitel 6 analysiert wissenschaftliche Handlungsempfehlungen zur Förderung von Genderkompetenz und zur Vermeidung von Geschlechterstereotypen.
- Das siebte Kapitel kritisiert die offiziellen politischen Handlungsempfehlungen des BMFSFJ.
Schlüsselwörter
Geschlechterstereotype, Frühpädagogik, Kindertagesstätten, Männeranteil, Genderkompetenz, Rollenbilder, Reproduktion von Stereotypen, Handlungsempfehlungen, Diversityansätze.
- Citar trabajo
- Master of Arts in Friedens- und Konfliktforschung Felicitas Menges (Autor), 2016, Geschlechterstereotype in der Frühpädagogik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/420480