Einleitung
Fast zehn Jahre war die Krankheit AIDS 1 und der sie verursachende HI-Virus einer immer breiter werdenden Öffentlichkeit bekannt, ehe 1993 der erste Film aus Hollywood zu diesem Thema gedreht wurde. In den Jahren vor PHILADELPHIA gab es zahlreiche kleinere Independent-Produktionen2 und einige Fernsehfilme, die sich erzählerisch3 oder dokumentarisch4 mit der Krankheit, ihrem immer tödlichen Verlauf, den betroffenen Menschen und den gesellschaftlichen Vorurteilen und Ängsten auseinander setzten. PHILADELPHIA von Jonathan Demme war nun die erste Studiogroßproduktion (Columbia TriStar), die sich an dieses brisante Thema mit all seinen Implikationen (Sexualität, Familie, Tod, gesellschaftliche Stigmatisierung, Vorurteile) heranwagte. Es soll mir nicht um die Frage gehen, warum die großen Studios – sonst auf der Suche nach verfilmbaren Stoffen und gesellschaftlich relevanten Entwicklungen immer am Puls der Zeit – das Thema Aids erst so spät aufgegriffen haben, sondern vielmehr interessiere ich mich für die aufklärerischen Qualitäten von PHILADELPHIA und die im Film thematisierte >Schnittstelle< Aids/Homosexualität. Ob sich in einer Großproduktion zum Thema Aids überhaupt ein differenziertes, glaubwürdiges Bild der Krankheit und der von ihr Betroffenen realisieren lässt und ob ein aufklärerischer Ansatz nicht zwangsläufig an wirtschaftlichen Interessen und Zwängen des Mediums scheitern muss, stelle ich im weiteren Verlauf zur Diskussion.
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1 1981 veröffentlichte das United States Center for Disease Control erstmals einen Bericht über AIDS. Dass diese Krankheit durch das HI-Virus verursacht wird, ließ sich jedoch erst 1983/84 eindeutig belegen.
2 z.B. Gregg Araki′s The Living End (1992).
3 z.B. An Early Frost(1985), Roger Spottiswoode´s And the Band Played On (1992).
4 z.B. Peter Adair′s Absolutely Positive (1990, Kermit Cole′s Living Proof: HIV and the Pursuit of Happiness (1993).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Aufbau und Herangehensweise
- 2 AIDS - DIE KRANKHEIT UND IHRE FOLGEN
- 2.1 Aids eine Statistik
- 2.2 Tabuthemen: Krankheit und (Homo-)Sexualität
- 2.3 Entstehung von Vorurteilen
- 3 EXKURS: AIDS UND POLITIK
- 4 CULTURAL STUDIES (CS)
- 4.1 Stuart Hall
- 4.2 Der ausgehandelte Raum
- 5 ENCODING PHILADELPHIA
- 5.1 Was erzählt PHILADELPHIA?
- 5.2 Die Protagonisten
- 5.2.1 Miller
- 5.2.2 Beckett
- 6 DECODING PHILADELPHIA
- 6.1 Homophil, homophobe and not so homophobe
- 7 WAS BLEIBT?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Hollywoodfilm "Philadelphia" (1993) im Hinblick auf seine Darstellung von AIDS und Homosexualität. Ziel ist es, die aufklärerischen Qualitäten des Films zu analysieren und die im Film thematisierte Schnittstelle zwischen AIDS und Homosexualität zu beleuchten. Die Arbeit hinterfragt, ob eine Großproduktion zu diesem Thema ein differenziertes Bild der Krankheit und der Betroffenen liefern kann und ob ein aufklärerischer Ansatz durch wirtschaftliche Interessen beeinflusst wird.
- Die gesellschaftlichen Auswirkungen von AIDS und die Entstehung von Vorurteilen.
- Die Darstellung von Krankheit und (Homo-)Sexualität als Tabuthemen.
- Die Anwendung des Encoding/Decoding-Modells von Stuart Hall auf die Rezeption des Films.
- Die Charakteranalyse der Protagonisten in "Philadelphia" und ihre Funktion als Projektionsflächen für verschiedene Zuschauergruppen.
- Die kritische Auseinandersetzung mit der filmischen Darstellung von AIDS im Kontext der damaligen gesellschaftlichen Realität.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt den Kontext der Entstehung von "Philadelphia" als erster großer Hollywood-Produktion zum Thema AIDS. Sie skizziert die Forschungsfrage nach den aufklärerischen Qualitäten des Films und der Darstellung der Schnittstelle AIDS/Homosexualität. Der methodische Aufbau der Arbeit mit einer theoretischen und einer filmanalytischen Ebene wird ebenfalls vorgestellt.
2 AIDS - die Krankheit und ihre Folgen: Dieses Kapitel beleuchtet die sozialen Folgen von AIDS und die gesellschaftliche Reaktion auf die Krankheit, anstatt auf medizinische Details einzugehen. Es wird der Zusammenhang zwischen der Angst vor AIDS, gesellschaftlichen Vorurteilen und Diskriminierung, insbesondere gegenüber Homosexuellen, hergestellt. Die Darstellung der Krankheit im Film wird im Kontext der damaligen gesellschaftlichen Wahrnehmung und der Verbreitung des Virus weltweit betrachtet. Statistiken werden herangezogen, um die Ungleichverteilung der Erkrankung zu verdeutlichen, und um den Kontext des Films in der frühen AIDS-Pandemie besser zu verstehen.
Schlüsselwörter
AIDS, Homosexualität, Philadelphia (Film), Stuart Hall, Encoding/Decoding, gesellschaftliche Vorurteile, Diskriminierung, Medienwissenschaft, Cultural Studies, aufklärerische Funktion von Film.
Häufig gestellte Fragen zu "Philadelphia" - Eine Filmanalyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Hollywoodfilm "Philadelphia" (1993) und seine Darstellung von AIDS und Homosexualität. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der aufklärerischen Wirkung des Films und der Darstellung des Zusammenspiels von AIDS und Homosexualität. Es wird hinterfragt, ob ein Hollywood-Film zu diesem Thema ein differenziertes Bild liefern kann und ob wirtschaftliche Interessen die aufklärerische Intention beeinflussen.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit untersucht die gesellschaftlichen Auswirkungen von AIDS und die Entstehung von Vorurteilen, die Darstellung von Krankheit und (Homo-)Sexualität als Tabuthemen, die Anwendung des Encoding/Decoding-Modells von Stuart Hall auf die Rezeption des Films, die Charakteranalyse der Protagonisten und ihre Funktion als Projektionsflächen für verschiedene Zuschauergruppen, sowie eine kritische Auseinandersetzung mit der filmischen Darstellung von AIDS im Kontext der damaligen gesellschaftlichen Realität.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit besteht aus mehreren Kapiteln: Eine Einleitung, die den Kontext und die Forschungsfrage einführt; ein Kapitel zu AIDS, seinen Folgen und der gesellschaftlichen Reaktion; ein Exkurs zu AIDS und Politik; ein Kapitel zu Cultural Studies und Stuart Hall; Kapitel zur Encodierung und Decodierung des Films "Philadelphia"; und abschließend ein Kapitel zu den bleibenden Fragen und Erkenntnissen.
Wie wird der Film "Philadelphia" analysiert?
Die Analyse des Films "Philadelphia" verwendet den theoretischen Rahmen der Cultural Studies und das Encoding/Decoding-Modell von Stuart Hall. Die Charakteranalyse der Hauptfiguren (Miller und Beckett) spielt eine wichtige Rolle, um die verschiedenen Perspektiven und Rezeptionen des Films zu beleuchten. Die Arbeit betrachtet den Film im Kontext der gesellschaftlichen Wahrnehmung von AIDS und Homosexualität in den 1990er Jahren.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: AIDS, Homosexualität, Philadelphia (Film), Stuart Hall, Encoding/Decoding, gesellschaftliche Vorurteile, Diskriminierung, Medienwissenschaft, Cultural Studies, aufklärerische Funktion von Film.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die aufklärerischen Qualitäten des Films "Philadelphia" zu analysieren und die im Film dargestellte Schnittstelle zwischen AIDS und Homosexualität zu beleuchten. Es wird untersucht, ob der Film ein differenziertes Bild der Krankheit und der Betroffenen liefert und ob ein aufklärerischer Ansatz durch wirtschaftliche Interessen beeinflusst wurde.
- Citation du texte
- Alexander Thiele (Auteur), 2004, Decoding PHILADELPHIA -Die Krankheit Aids und ihre Darstellung im Hollywood-Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42057