Der ‚Tod des Autors‘ wird im Jahr 1968 von dem französischen Philosophen und Schriftsteller Roland Barthes proklamiert und etabliert sich binnen kurzer Zeit als Schlagwort, das fortan in den verschiedensten kultur- und literaturwissenschaftlichen Kontexten kursiert. Den Rekurs auf den Autor als berechtigten Bestandteil einer Interpretation literarischer Texte auszuweisen, wird infolge von Barthes Essay bis auf weiteres gemeinhin als „theoretische[n] Naivität“ gehandelt. Seit den 1990er Jahren kommt allerdings vermehrt die „Rückkehr des Autors“ zur Sprache. Der Autor solle demnach wieder zu einem legitimen Untersuchungsgegenstand innerhalb der Literaturwissenschaft werden, insbesondere um die Spaltung zwischen Literaturtheorie und -praxis zu vermeiden bzw. zu beheben. Denn außerhalb des wissenschaftlich-universitären Kontextes und im praktischen Umgang mit Literatur ist der Autor stets präsent geblieben und zählt weiterhin als wichtige Kategorie, beispielsweise zur Kanonisierung von Literatur.
Besonders interessant ist die These von der Rückkehr des Autors im Hinblick auf die Popliteratur der 1990er Jahre: In dieser Zeit beginnt sich der Autor zu einer Instanz zu entwickeln, die durch eine enorme Präsenz, speziell in den neuen Medien, nicht mehr einfach aus dem literaturwissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossen werden kann. Die Autoren der Popliteratur avancieren über ihre Werke hinaus zu regelrechten Popstars.
Ziel der Arbeit ist es, diese Entwicklung in der Popliteratur aufzuzeigen. Dazu wird Christian Kracht, einer der bekanntesten Vertreter der Popliteratur, als Beispiel hinzugezogen. Dennoch werden auch einige seiner Kollegen und deren Inszenierungstechniken erwähnt, die sich teilweise sehr von Krachts Taktik unterscheiden. Grundlage der Analyse ist zum einen das Werk Tristesse Royale, das in Zusammenarbeit mit vier weiteren Kollegen entsteht und oftmals als Höhepunkt und Manifest der Popliteratur gehandelt wird. Darüber hinaus werden zwei Interviews sowie Krachts Darstellung im sozialen Netzwerk Facebook betrachtet. Anhand der genannten Quellen wird untersucht, wie Kracht seinen Autorentwurf innerhalb dieser unterschiedlichen Medien konstruiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Popkultur und Popliteratur
- Die Rückkehr des Autors
- Inszenierungstechniken der Popliteraten
- Tristesse Royale
- Kracht im Gespräch
- Kracht auf Facebook
- Fazit und Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Inszenierung des Autors in der Popliteratur am Beispiel von Christian Kracht. Dabei wird die Entwicklung der Popliteratur und die „Rückkehr des Autors“ in den 1990er Jahren beleuchtet. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Kracht seinen Autorentwurf in verschiedenen Medien konstruiert, und seine Inszenierungstechniken in seinen Werken, Interviews und Social-Media-Aktivitäten zu analysieren.
- Die „Rückkehr des Autors“ in der Popliteratur der 1990er Jahre
- Inszenierungstechniken von Popliteraten, insbesondere Christian Kracht
- Analyse von Krachts Autorentwurf in verschiedenen Medien
- Die Rolle von Popkultur und neuen Medien in der Literatur
- Die Verbindung von Popkultur und Hochkultur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der „Rückkehr des Autors“ ein und stellt den Kontext der Popliteratur der 1990er Jahre dar. Dabei wird die These von Roland Barthes über den „Tod des Autors“ aufgegriffen und die Bedeutung des Autors im wissenschaftlichen Diskurs sowie in der Praxis betrachtet.
- Popkultur und Popliteratur: Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff der Popkultur und definiert die Popliteratur als ein Phänomen der 1990er Jahre. Es werden die Merkmale der Popliteratur, wie die Vermischung von Hochkultur und Popkultur, die Verwendung neuer Medien und die Konzentration auf die Alltagskultur, erörtert.
- Inszenierungstechniken der Popliteraten: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Inszenierungstechniken von Popliteraten, insbesondere von Christian Kracht. Es werden Beispiele aus Krachts Werk, Interviews und Social-Media-Aktivitäten aufgezeigt, um die Konstruktion seines Autorentwurfs zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Popliteratur, Autorinszenierung, Christian Kracht, Tristesse Royale, Medien, Popkultur, Hochkultur, Rückkehr des Autors, neue Medien, Social Media, Interviews.
- Quote paper
- Simona Dunsche (Author), 2015, Autorinszenierung in der Popliteratur am Beispiel von Christian Kracht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/421406