Europäische Wirtschafts- und Währungsunion


Dossier / Travail, 2000

21 Pages, Note: gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Gegenstand der Arbeit
1.2 Die Entwicklungen im Kontext des Welthandels
1.3 Das Kernproblem divergierender Währungen

2. Theorie einer Wirtschafts- und Währungsunion
2.1 Eine Definition
2.2 Wesentliche Veränderungen
2.3 Nutzen und Kosten
2.3.1 Nutzen
2.3.2 Kosten
2.4 Optimale Währungsräume
2.4.1 Vorbemerkung
2.4.2 Die Bedeutung der Faktormobilität
2.4.3 Die Bedeutung der Offenheitsgrade
2.4.4 Produktdiversifikation
2.4.5 Unterschiedliche Inflationstendenzen
2.4.6 Die Bedeutung der Geld- und Fiskalpolitik

3. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
3.1 Aufbau
3.2 Vorgeschichte der EWWU
3.2.1 Die Entwicklungen bis 1990
3.2.2 Der Weg zum Vertrag von Maastricht
3.2.3 Die WWU -Regelungen im EU -Vetrag
3.2.3.1 Kritik an Vertragsinhalten
3.2.3.1.1 Die Konvergenzbedingungen
3.2.3.1.2 Die Mitgliedschaftsbedingungen
3.2.3.1.3 Die Unabhängigkeit der EZB
3.3 Die drei Phasen bis zur EWWU
3.4 Die endgültige Gestalt der EWWU
3.4.1 Die Wirtschaftsunion
3.4.1.1 Die Bedeutung der haushaltspolitischen Regelungen
3.4.1.2 Die Regelungen im Einzelnen
3.4.2 Die Währungsunion
3.4.2.1 EZB und ESZB
3.4.2.2 Die grundliegenden Aufgaben des ESZB
3.4.2.3 Die Unabhängigkeit des ESZB
3.4.2.4 Die demokratische Legitimität und Rechenschaftspflicht des ESZB

4. Perspektiven der EWWU
4.1 Glaubwürdigkeit der Geldpolitik
4.2 Die Größen- und Qualitätskomponente des Euro
4.3 Kommunikationspolitik und ordnungspolitische Reformen
4.4 Wirtschaftspolitische Koordinierungsmaßnahmen
4.5 Die Bedeutung der Steuerangleichung
4.6 Unterschiedliche Bewertungskriterien
4.7 Das innereuropäische Produktionsgefälle
4.8 Die Zweiteilung der Union

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1 Gegenstand der Arbeit

In der vorliegenden Arbeit soll zunächst ein Überblick über die Voraussetzungen, Folgen und Perspektiven, die bei dem Zusammenschluss mehrerer Staaten oder Länder zu einer Union von Bedeutung sind, gegeben werden. Des Weiteren soll insbesondere auf die sich einstellenden Vor- und Nachteile einer Staatengemeinschaft eingegangen werden. Im Anschluss soll die allgemeingültige Theorie über die Voraussetzungen und Folgen einer einheitlichen Geldpolitik innerhalb eines abgegrenzten Gebietes auf die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion übertragen und ihre Perspektiven aufgezeigt werden.

1.2 Die Entwicklungen im Kontext des Welthandels

Seit etwa 600 Jahren nimmt die wirtschaftliche Verflechtung innerhalb der Welt stetig zu.

Dies beinhaltet sowohl die Intensivierung von Handelsbeziehungen als auch das zunehmende, grenzüberschreitende Ineinandergreifen von Produktionsprozessen. Folgende Zahlen verdeutlichen diesen „Trend zur Globalisierung“. Die gesamte Weltwirtschaft wächst seit 1980 um rund 60%, der Welthandel sogar um 110%. 1960 exportierte die Bundesrepublik Deutschland 13,5% des Bruttoinlandproduktes in andere Staaten. 1997 betrug dieser Wert bereits 24%, wobei 58% des Exports in europäische Staaten erfolgte. Entsprechend dieser Entwicklungen nehmen auch die internationalen Finanzierungsströme zu: Derzeit beträgt das tägliche (!) weltweite Handelsvolumen an Devisen 2.400 Mrd. DM. Besonders in Hinblick auf die Wechselkursschwankungen ergeben sich aus dieser Entwicklung jedoch nicht nur Vorteile, sondern durchaus auch Nachteile und Risiken.

1.3 Das Kernproblem divergierender Währungen

Das folgende Beispiel[1] veranschaulicht die bisherige Währungssituation in Europa und verdeutlicht die Vorteile einer einheitlichen Regelung. „1993 reiste ein Mitarbeiter des europäischen Verbraucherschutzes mit 50.000 belgischen Francs durch zwölf EU -Länder. An jeder Grenze tauschte er das Geld um, ohne sonst etwas davon auszugeben. Resultat: Ganze 25.241 Francs blieben übrig; den Rest hatten Gebühren und Kursverluste aufgezehrt.“

Das Argument, dass eben „zu einem gemeinsamen Markt auch eine gemeinsame Währung gehört“[2], wird von Befürwortern der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion oftmals noch durch den Hinweis auf das positive Funktionieren der einheitlichen Währung innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika bekräftigt.

2. Theorie einer Wirtschafts- und Währungsunion

2.1 Eine Definition

Unter einer Währungsunion wird der „Zusammenschluss verschiedener Staaten zu einem einheitlichen Währungsgebiet bei vollständig liberalisiertem Geld-, Zahlungs- und Kapitalverkehr“ verstanden, wobei „entweder die Wechselkurse unwiderruflich fixiert oder (...) eine einzige Währung für das ganze Gebiet geschaffen“ wird. (Feldspieler 1980).

2.2 Wesentliche Veränderungen

Verglichen mit einem gemeinsamen Binnenmarkt ohne einheitliche Währung ergeben sich nach vollendeter Durchführung der Währungsunion folgende Unterschiede:

a) Die einzelnen Staaten verlieren ihre geldpolitische Autonomie.

Die Möglichkeit, durch nationale Wechselkurs- oder Geldpolitik auf Veränderungen zu reagieren, ist nicht mehr gegeben. Die Höhe der Einnahmen aus Geldschöpfungen, Seignorageeinnahmen (bedingt durch erwartete und unerwartete Inflation) und dem Realwert der Verschuldung kann nicht mehr eigenständig bestimmt bzw. verändert werden. Es bleibt lediglich ein gewisses Mitentscheidungsrecht bei der die gesamten Staaten betreffenden Geldpolitik.

b) Die direkte Auswirkung auf die Fiskalpolitik

Da eine vollständige Integration der beteiligten Staaten neben der Währungs- auch eine Wirtschaftsunion beinhaltet, wird die Fiskalpolitik direkt beeinflusst. Dieser Aspekt soll am Beispiel der Steuerpolitik verdeutlicht werden. Bei einer vollständigen Integration ist die unabhängige Festsetzung der Steuersätze nicht mehr möglich, da dies bei einer Erhöhung der Steuersätze z.B. zu einer Abwanderung von Personen oder einem Abfluss von Kapital in Form von Investitionen und Finanzanlagen führen würde. Verstärkt wird dieser Druck zur wechselseitigen Anpassung der Steuersätze innerhalb der Union zudem durch die ohnehin erhöhte Mobilitätsbereitschaft ihrer Einwohner. Von Bedeutung ist hierbei auch die Anpassung der direkten Steuersätze wie z.B. der Mehrwertsteuer: Relativ höhere Steuern würden hier eine massive Benachteiligung bezüglich des Exports bedeuten. Zu erwähnen ist hierbei die Gefahr, dass das ständige Unterbieten der Sätze zu einem zu niedrigen Steuerniveau innerhalb der Union führen kann. Für die einzelnen Staaten bedeutet der Zusammenschluss zu einer Union somit zwar den Verzicht auf eine autonome Steuerpolitik, gleichzeitig aber auch die Einflussmöglichkeit auf das die gesamte Union betreffende Zinsniveau.

c) Die Kapitalmarktintegration

Die Währungsunion bietet die Grundlage für die Integration des Kapitals. Bei einem alleinigen Binnenmarkt wäre diese Stufe der Integration nicht erreichbar und die Zinsdifferenzen innerhalb der Union blieben bestehen.

d) Der Anspruch an Solidarität

Da die Fiskal- und Geldpolitik bei dem Zusammenschluss zu einer Union erhebliche Einschränkungen erfahren, ist das Erfordernis an Solidarität innerhalb dieser Staatengemeinschaft entsprechend hoch. Ein wesentliches Ziel stellt hier die Anpassung der Lebensbedingungen und Einkommensverhältnisse innerhalb der Union dar.

2.3 Nutzen und Kosten

2.3.1 Nutzen

Der Nutzen eines einheitlichen Währungsraumes ergibt sich aus

- der Erweiterung der Geldfunktion

Dies beinhaltet:

- die Reduktion von Transaktionskosten durch den unnötig gewordenen Geldwechsel,
- die Erweiterung des Transaktionsraumes,
- den Wegfall der durch Wechselkursveränderungen bedingten Risiken und
- eine verbesserte Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes (bei stabiler Geldpolitik).
- einer verstärkten Integration

Dies beinhaltet:

- eine erhöhte Effizienz durch die Integration von Zahlungssystemen
- einen zunehmenden zwischenstaatlichen Handel
- die Unabhängigkeit von Schocks, die sich außerhalb der Union ereignen
- zunehmende Einflussmöglichkeiten der Union auf den Weltmarkt
- Vorteile im internationalen Wettbewerb und
- eine allgemein verbesserte Stabilität (bei entsprechender Geldpolitik).

2.3.2 Kosten

Die Kosten einer Währungsunion werden in erster Linie durch den Verlust der geldpolitischen Autonomie und den damit verbundenen Einschränkungen der Fiskalpolitik verursacht. Besonders die in einer Union nicht mehr vorhandene Reaktionsmöglichkeit der Staaten auf unerwartete Schocks stellt einen erheblichen Nachteil für die einzelnen Staaten dar. Des Weiteren werden die einzelstaatlichen Finanzierungspräferenzen als Folge von einheitlichen Verteilungskriterien der Staatsausgaben nicht mehr in dem Maße berücksichtigt werden können, wie dies zuvor der Fall war. Zu beachten ist, dass die einheitliche Geldpolitik in der Union von sich durchaus konträr gegenüber stehenden einzelstaatlichen Interessen gebildet wird.

2.4 Optimale Währungsräume

2.4.1 Vorbemerkung

Die ursprüngliche Diskussion um optimale Währungsräume ging von der Fragestellung aus, auf welche Weise bestimmte Regionen zu einer einheitlichen Währungsunion zusammengeführt werden sollen. Zunehmend weicht sie jedoch dem Versuch, die aufgrund von Angebots- und Nachfragestörungen auftretenden Probleme zu analysieren. Zu nennen sind hier insbesondere Zahlungsbilanz-, Inflations- und Beschäftigungsprobleme.

Im Folgenden soll auf die wesentlichen Aspekte eines einheitlichen Währungsraumes eingegangen werden.

2.4.2 Die Bedeutung der Faktormobilität

Durch die Mobilität der innerhalb einer Union relevanten Faktoren kann einer Wechselkursanpassung entgegengewirkt werden. Dieses Prinzip soll an folgendem Beispiel verdeutlicht werden: Zu einer Union mögen zwei Regionen gehören, die Region A und die Region B: Beide sind charakterisiert durch spezialisierte Produktion, diversifiziertem Konsum und trägen nominellen Löhnen und Preisen. Ist keine Faktormobilität gegeben, führt eine Nachfrageverschiebung zugunsten des in der Region A hergestellten Produkts bei festen Wechselkursen oder einer einheitlichen Währung zu einer Inflation in der Region A und zu einer Arbeitslosigkeit in der Region B. Die Veränderung der relativen Preise (bei konstanten absoluten Preisen) in der jeweiligen Währung signalisiert eine Wechselkursänderung. Hätte zwischen den Regionen A und B jedoch eine Faktormobilität bestanden, wäre diese Anpassung nicht nötig gewesen. Dass durch die Nachfrageverschiebung ausgelöste Ungleichgewicht hätte durch eine Migration der Arbeiter von Region B nach A behoben werden können und die beiden Regionen würden weiterhin von den übrigen Vorteilen einer Währungsunion profitieren.

2.4.3 Die Bedeutung der Offenheitsgrade

Der Grad der Offenheit wird bestimmt durch den Anteil der handelbaren Güter am Volkseinkommen. Auch hierzu ein Beispiel: Bei einer Volkswirtschaft mit festen Preisen für die handelbaren Güter und rigiden Preisen für die nicht-handelbaren Güter kommt es auf Grund einer Nachfrageverschiebung zu einem Handelsbilanzdefizit. Die darauf folgende Wechselkursanpassung verursacht eine starke Veränderung des Preisniveaus und des realen Einkommens. Diese Anpassung beeinflusst wiederum die Beschäftigung und den Output. Bei einer Volkswirtschaft mit einem hohen Grad an Offenheit ist dieser Einfluss klein, bei einer geschlossene Volkswirtschaft hingegen groß. Daraus ergibt sich, dass Volkswirtschaften mit einem hohen Offenheitsgrad fixe Wechselkurse und solche mit einem niedrigen Grad an Offenheit flexible Wechselkurse verfolgen sollten. Des Weiteren lässt sich ableiten, dass einheitliche Währungsräume durch einen hohen Grad an Offenheit ihrer beteiligten Volkswirtschaften gekennzeichnet sein sollten.

2.4.4 Produktdiversifikation

Allgemein sind Volkswirtschaften mit einem hohen Grad an Produktvielfalt besser für eine Währungsunion geeignet als solche, die relativ spezialisiert sind. Dieser Ansatz greift den Aspekt auf, dass es im Falle einer Nachfrageverschiebung zu einer geringen Beeinflussung der Volkswirtschaften kommen würde, da die betroffene Industrie lediglich einen Anteil an dem Volkseinkommen ausmacht. Des Weiteren fällt auch die im Anschluss nötige Korrektur- beispielsweise durch eine Wechselkursanpassung bei einer diversifizierten Volkswirtschaft kleiner aus.

2.4.5 Unterschiedliche Inflationstendenzen

Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass sich für die Mitglieder einer Union bei einer einheitlichen Währung auch eine identische Inflationsrate einstellt. Um Zahlungsbilanzprobleme zu verhindern, sollten feste Wechselkurse nur bei Ländern eingeführt werden, die langfristig das gleiche Ziel hinsichtlich ihrer Inflationsraten verfolgen. Denn unterschiedliche Inflationsraten führen bei festen Wechselkursen zu einem Ungleichgewicht in der Zahlungsbilanz. Ein Grund für unterschiedliche Ziele der beteiligten Länder bezüglich der Inflationsrate kann z.B. durch verschiedene Interessen bei der Erzielung von Seigniorage verursacht werden.

2.4.6 Die Bedeutung der Geld- und Fiskalpolitik

Selbst wenn sich bei der Bildung einer Währungsunion die Harmonisierung der Geldpolitik eingestellt hat, kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich auch die Fiskalpolitik selbstständig homogenisiert. Es ergibt sich somit der Anspruch an die beteiligten Staaten, eine einheitliche Fiskalpolitik zu verfolgen. Vorrangiges Ziel ist hierbei die Vermeidung von Zahlungsbilanzproblemen.

3. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion

3.1 Aufbau

Zu Beginn erfolgt ein kurzer Abriss zur Vorgeschichte der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, gefolgt von den weiteren Entwicklungen bis hin zur Aufzeichnung der stufenweisen Umsetzung der beschlossenen Ziele und der sich ergebenen Ziele. Dabei wird der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrer Funktion innerhalb der Prozesse eine besondere Bedeutung eingeräumt werden.

[...]


[1] Niedersächsisches Kultusministerium, Euro für Einsteiger, Hannover 1999, S.1

[2] ebenda

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
Université
University of Applied Sciences Bremen  (Betriebswirtschaft/Internationales Management)
Cours
Europastudien
Note
gut
Auteur
Année
2000
Pages
21
N° de catalogue
V4224
ISBN (ebook)
9783638126175
Taille d'un fichier
673 KB
Langue
allemand
Annotations
Sehr dichte Arbeit - einzeiliger Zeilenabstand.
Mots clés
Europa/Euro/EWWU/EWU/Währungsunion/Wirtschaftsunion/europäisch
Citation du texte
Antje Droese (Auteur), 2000, Europäische Wirtschafts- und Währungsunion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4224

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