Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Bedingungsanalyse
2.1 Soziokulturelle Voraussetzungen
2.2 Fachliche Voraussetzungen und Entwicklungsstand der SuS
2.3 Methodische Voraussetzungen
2.4 Institutionelle Voraussetzungen
2.5 Freiarbeitsmaterial
3. Die Frage nach dem Gottesbild – Die Unterrichtsstunden
3.1 Einführungsstunde zur Arche Noah
3.2 Ermittlung der Standpunkte
3.3 Probleme und deren Lösungen
3.4 Trotzdemein liebender Gott
3.5 Schlüsselstelle: Gott im Koffer
3.6 Abschluss
4. Auswertung der Ergebnisse
4.1 Auswertung im Fließtext
5. Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der vorliegende Bericht zum Professionalisierungspraktikum beschäftigt sich vor allem mit der Frage, ob es möglich ist, Kinder im Grundschulalter, durch Einsatz von Medien im Religionsunterricht, für die Gottesfrage zu öffnen und so zur Entwicklung eines Gottesbildes beizutragen. Mit Medien sind in diesem Kontext nicht die ohnehin verwendeten Medien im Unterricht gemeint, sondern Medien, die im Religionsunterricht seltener auftauchen. Das Hauptmedium in meinem Professionalisierungspraktikum war vorwiegend das gleichnamige Hörbuch zu dem Buch von Ulrich Hub An der Arche um Acht. Zusätzlich wurde in manchen Stunden das Buch als weiteres Medium verwendet. Ich habe dieses Thema gewählt, da es mich interessiert, ob es möglich ist, Kinder mit Hilfe eines Hörspieles dazu zu bringen, dass bisher Geglaubte in Frage zu stellen, nochmals zu überdenken und eventuell zu verändern. Oder ob es möglich ist, Kindern, die vielleicht noch nie richtig von Gott - abgesehen vom Religionsunterricht - gehört haben, dazu zu verhelfen, Gott zu entdecken, kennen zu lernen und für sich selbst einen Weg zu finden, dieses Thema zu handhaben. Zudem finde ich, dass das Hörspiel An der Arche um Acht schwierige Fragen sehr gut erklärt und Wege aufzeigt, die man selbst den Kindern vielleicht gar nicht anbieten würde und immer verschiedene Identifikationsfiguren anbietet, sodass jeder die Möglichkeit hat, seine Position vertreten zu sehen. In meinen Bericht steige ich zunächst damit ein, dass ich die Klasse mit ihren Voraussetzungen vorstellen werde. Ich denke, dass dies wichtig ist, um anschließend einige Reaktionen der SuS besser nachvollziehen zu können und über die Vorkenntnisse der SuS Bescheid zu wissen. Im Anschluss daran werde ich exemplarisch Stunden vorstellen, die mir dabei geholfen haben, die Entwicklung der Gottesbilder der SuS beobachten zu können. Da in manchen Stunden auch andere Themen im Vordergrund standen, kann es sein, dass hieraus dann lediglich einzelne Phasen vorgestellt werden[1]. Zum Abschluss werde ich meine Erfahrungen nochmals Revue passieren lassen um in einem Fazit zu schließen.
2. Bedingungsanalyse
2.1 Soziokulturelle Voraussetzungen
In der Klasse 3 der ***schule sind 23 Kinder im evangelischen Religionsunterricht. Davon ist 1 Kind muslimisch. Mit den Eltern dieses Kindes ist ausgemacht, dass der Schüler am Religionsunterricht teilnehmen, jedoch bei Gebeten nicht mitsprechen, darf. Bei der Klasse 3 handelt es sich um eine sehr reife und zumeist ruhige Klasse. Leider sind auf Grund der Grippewelle selten alle 23 Kinder präsent gewesen, was die Planung teilweise erschwert hat. Das soziale Klima ist sehr unterschiedlich. Die Mädchen der Klasse sind sehr fleißig, hilfsbereit und auch die meisten Jungen sind sehr engagiert. An dieser Stelle möchte ich ein paar Schüler besonders hervorheben. Sch.1 ist mir zu Anfang des Praktikums nicht negativ aufgefallen. Jedoch gab es eine Situation in einer Gruppenarbeit, in welcher er mir negativ aufgefallen ist. Zudem habe ich von Sch.1 auch rassistische Äußerungen vernommen, weshalb Sch.1 als einer der schwierigeren Kinder der Klasse 3 einzustufen ist. Ein weiterer Junge der Klasse, Sch.2, bedarf immer sehr strenger Worte. Ich habe mit den SuS ausgemacht, dass ich eine Liste mit Stempeln führe. Jedes Kind hat damit 10 Stempel, für jede Stunde einen Stempel. Wer am Ende meiner Zeit in der Klasse noch sehr viele Stempel hat, bekommt eine kleine Überraschung. Ich habe mich für diese Methode entschieden, da ich keine Strafarbeiten oder ähnliches verteilen möchte. Durch die Liste haben die SuS einen Ansporn sich gut zu benehmen anstatt Strafen und Sanktionen fürchten zu müssen. Sch.2 jedoch kümmert sich nicht um die Liste. Ihn muss man stets mehrfach ermahnen nicht dazwischen zu sprechen oder die Aufgabe so zu erledigen, wie zuvor von mir aufgetragen. Mein Betreuer sagte mir, dass bei Sch.2 zu Hause ein anderer Umgangston herrscht, weshalb er selten reagiert wenn man es versucht ihm im Guten zu sagen. Hiermit habe ich manches Mal meine Probleme, weil ich Kinder ungern lauter ermahne etwas zu tun. Ansonsten handelt es sich aber bei der Klasse 3 um eine sehr gute Klasse, die stets motiviert am Unterricht teilnimmt und sich um gute Ergebnisse bemüht. Auch sind sie sehr offen für neue Methoden und helfen mir dabei ihre bestehenden Methoden kennenzulernen.
2.2 Fachliche Voraussetzungen und Entwicklungsstand der SuS
Die fachlichen Voraussetzungen der Klasse zum Thema Arche Noah sind sehr unterschiedlich. Eine der Schülerinnen, Sch.3, kennt das Hörspiel bereits und kannte die Geschichte der Arche Noah auch schon in der Einführungsstunde. Ihr Vater ist Pastor, weshalb sie ein unwahrscheinlich großes Wissen in den Religionsunterricht mitbringt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Kinder, die von der Arche Noah noch nie etwas gehört haben. Dieser Heterogenität gilt es gerecht zu werden. Zudem ist der allgemeine Entwicklungsstand der SuS auch sehr heterogen. Viele Kinder arbeiten sehr schnell, während andere sehr viel Zeit für ihre Aufgaben benötigen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, Freiarbeitsmaterial für die Klasse herzustellen. Die SuS, die schneller fertig sind, dürfen, nachdem ich ihre Aufgabe angesehen habe, mit mir ans Pult kommen und sich dort etwas aussuchen. Das Freiarbeitsmaterial werde ich noch genauer vorstellen. Ich habe mich für diese Variante entschieden, damit kein Kind unterfordert oder überfordert wird. Keines der Kinder soll gedrängt und gehetzt werden und keines soll sich langweilen. Diese Möglichkeit hat sich als äußerst hilfreich erwiesen.
2.3 Methodische Voraussetzungen
Hier wäre vor allem der Stuhlkreis zu nennen, welcher mir in Religion sehr wichtig ist, da er einem die Möglichkeit gibt, offene Gespräche führen zu können. Zudem vermittelt er ein Gefühl von Gemeinschaft. In dieser Atmosphäre gelingen Diskussionen besonders gut. Der Stuhlkreis wird hier aus Stühlen und Bänken gebildet. Ritual ist hier, dass die SuS reihenweise nach vorne kommen, sodass kein Chaos entsteht. Beim Sitzkreis wird ebenfalls dieses Ritual angewendet. Hier nimmt sich jedes Kind eine Teppichfliese und setzt sich damit in den Kreis. Ansonsten sitzen die SuS in Reihen hintereinander und nebeneinander, wobei zwischen den nebeneinanderstehenden Tischen Lücken sind. Gruppenarbeit haben die SuS zuvor noch nie in Religion gemacht und auch Partnerarbeit kommt nur selten vor. Ich habe es für mich als Ritual, dass wir jede Stunde gemeinsam im Sitzkreis oder im Stuhlkreis beginnen, da dies einen intensiveren Einstieg in die Stunde darstellt, als im Plenum. Hier können zu Anfang noch organisatorische Dinge oder Probleme besprochen werden.
2.4 Institutionelle Voraussetzungen
Das besondere an der Schule ist, dass jede Klasse zwei Klassenzimmer besitzt, da sich die Anzahl der SuS in den letzten Jahren so verringert hat, dass jede Klassenstufe nur noch einzügig besteht. Der Hauptklassenraum der Klasse 3 ist für die Arbeit im Plenum, im Sitzkreis und für die Partnerarbeit sehr gut geeignet. Das zweite Klassenzimmer dient vor allem der Gruppenarbeit, da hier die Tische bereits passend angeordnet sind, und bietet mehr Platz für aktive Unterrichtssequenzen als das Hauptklassenzimmer. Die Klassenzimmer der Klasse 3 beinhalten alles, was man benötigt. Vorne bei der Tafel ist genug Platz, um einen Stuhlkreis oder Sitzkreis zu bilden. Die Religionsstunde bei der Klasse 3 findet immer in der ersten Stunde statt, was ich für einen Vorteil halte, da die SuS noch fit sind und noch keinen anstrengenden Schultag hinter sich haben. Auch materiell ist die Klasse 3 gut ausgestattet. [2]
2.5 Freiarbeitsmaterial
Bevor ich die Klasse selbst unterrichtete, besuchte ich die Klasse und den Unterricht des Religionslehrers. Dabei ist mir schon die große Heterogenität aufgefallen. Auf Grund dessen habe ich mich entschieden eine Auswahl an Freiarbeitsmaterialien herzustellen, die ich den SuS anbieten konnte, wenn sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihre Aufgaben fertig gestellt haben würden. Ich legte ein paar Ausmalbilder bereit, da der unterrichtende Lehrer immer Mandalas und ähnliches anbietet. Ich wollte den SuS damit bereits Bekanntes nicht vorenthalten. Zudem erstellte ich zwei Tiermememoryspiele, die den SuS verdeutlichen sollten dass immer ein Paar Tiere an Bord der Arche Noah kommen durfte. Zudem hatte ich ein Pinguin- Kreuzworträtsel.[3] Hierzu benötigten die SuS zunächst ein Infoblatt. Dieses laminierte ich ein, sodass es jederzeit wiederverwendet werden konnte. Auch gab es hierzu ein Lösungsblatt, damit die SuS ihre Ergebnisse selbstständig korrigieren konnten. Des Weiteren hatte ich ein Lese-Lege-Spiel vorbereitet.[4] Hier mussten die SuS eine Frage beantworten. Es standen drei Antwortmöglichkeiten zur Verfügung, zwischen welchen die SuS wählen sollten.
Je nach gewählter Lösung konnte ein Kärtchen mit der entsprechenden Nummer auf die Frage gelegt werden. Bei korrekter Beantwortung aller Fragen, entstand ein Lösungsbild, welches damit eine Selbstkontrolle hatte und sich damit hervorragend als Freiarbeitsmaterial eignete. Um es den SuS auch zu ermöglichen die Freiarbeitszeit als Partnerarbeit zu nutzen, bereitete ich noch zwei Quizspiele vor.[5] Eines zur Geschichte der Arche Noah und eines zu Tieren. Das Freiarbeitsmaterial erwies sich als sehr hilfreich und wurde oft von den SuS genutzt. Ich stellte der Klasse das Material vor, sodass die Kinder wussten, was ihnen zur Verfügung steht. In den darauffolgenden Stunden konnten sich die SuS dann selbstständig bedienen, sobald sie ihre Aufgabe fertig hatten. So entstand keine Unruhe und alle Kinder waren beschäftigt.
3. Die Frage nach dem Gottesbild – Die Unterrichtsstunden
3.1 Einführungsstunde zur Arche Noah
Da ich nicht wusste, wie die Vorkenntnisse der Klasse bezüglich der Geschichte zur Arche Noah sind, habe ich mich dazu entschieden, mit der Geschichte selbiger in mein Praktikum einzusteigen. Auch bei dieser Geschichte ist es möglich sich ein Bild von Gott zu machen. Da es mir wichtig war, nicht den strafenden Gott, sondern den liebenden Gott, der am Ende ein Versprechen gibt, in den Vordergrund zu stellen habe ich mich durch meine Methoden eben auf dieses Versprechen fokussiert. Zunächst habe ich ein großes Plakat mit einem Regenbogen, dem Symbol des Versprechens, in die Mitte unseres Kreises gelegt. Die Idee, mit dem Regenbogen kam mir, nachdem ich bereits eine Stunde zur Arche Noah in einer ersten Klasse gehalten hatte, in der die SuS Tiere auf eine von mir gezeichnete Arche kleben durften. Ich bemerkte dabei, dass sich die SuS persönlich angesprochen fühlen, wenn die ganze Klasse an dem Plakat arbeiten darf. Die dritte Klasse wollte ich jedoch nicht nur Bilder ausmalen, ausschneiden und aufkleben lassen, sondern ihnen die Möglichkeit geben, individuell etwas beizutragen. Zu dem Plakat durften die SuS dann frei äußern, was ihnen dazu in den Kopf kam. Sch.3, die, wie bereits erwähnt, sehr viel Wissen in Religion hat, brachte sofort das Thema Arche Noah zur Sprache. Im Anschluss daran habe ich den SuS die Geschichte der Arche Noah erzählt.
Zwischendurch habe ich die SuS miteinbezogen und Fragen gestellt, was sie dazu meinen. Damit wollte ich erreichen, dass sie sich in die Geschichte hinein versetzen und sie intensiv wahrnehmen. Im Anschluss daran haben die SuS ein Blatt Papier erhalten, auf welches sie ihre Hand zeichnen und diese schön gestalten sollten. Die Hände wurden anschließend auf das Regenbogenplakat geklebt. Im anschließenden Gespräch darüber kam deutlich heraus, dass Gott damit jedem einzelnen von uns das Versprechen gegeben hat, die Erde nie wieder zu zerstören. Er ist also ein guter Gott, der uns alle nie mehr vernichten möchte. Um zu verdeutlichen dass auch der scheinbar böse Gott in der Arche Noah Geschichte nicht ganz so böse war, wie es den Anschein hat, spielten wir ein Spiel, bei dem den SuS klar werden sollte, dass Gott die Menschen und Tiere gerettet hat, indem er immer ein Paar mit auf die Arche genommen hat. Das Spiel funktionierte so, dass jedes Kind eine Karte ziehen durfte, auf der ein Tier genannt wurde. Das Geräusch dieses Tieres mussten die SuS machen und so ihren Partner finden. Um all dem noch mehr Nachdruck zu verleihen sang ich mit den Kindern gemeinsam das Lied Gottes Liebe ist so wunderbar.
3.2 Ermittlung der Standpunkte
Die nächste Stunde begann ich wieder mit einem stummen Impuls. Wir hörten den ersten Teil des Hörspiels an und gingen danach zu einem Stimmungsplakat über. Bei diesem hatte ich vier Sätze mit Bezug zum kleinen Pinguin aufgeschrieben, bei denen sich die Klasse nun entscheiden sollte, ob der Pinguin dabei wohl positive oder eher negative Gefühle hatte. Zum einen wollte ich damit erreichen, dass sich die SuS in den Pinguin und damit in die Geschichte hinein versetzen und dadurch noch mehr Bezug dazu gewinnen. Zum anderen wollte ich aber auch herausfinden, ob dabei deutlich wird, was die SuS über Gott denken. Aus diesem Grund werde ich nun das Ergebnis vorstellen. Die erste Aussage lautete Du hast dich auf den Schmetterling gesetzt. Alle Kinder klebten hier einen blauen Punkt auf das Plakat, was bedeutet, dass der Pinguin wohl negative Gefühle gehabt hat. Der zweite Satz lautete Ich glaube, Gott gibt es überhaupt nicht.
[...]
[1] Im Anhang sind alle Unterrichtsskizzen vollständig zu finden
[2] Im Anhang als Fotografie zu finden
[3] Vgl. Lohr, Schmeiler: Religionsprojekt zu „An der Arche um Acht“, 2013, S. 45f.
[4] Vgl. ebd., S. 42f.
[5] Vgl. Lohr, Schmeiler: Religionsprojekt zu „An der Arche um Acht“, 2013, S. 56f.