Rausch, Ekstase, Trance- Themen, die sowohl in Gottfried Benns Privatleben als auch in seinem literarischen Werk stets eine wichtige Rolle gespielt haben. In vielen Werken Benns, mit denen er an der gesellschaftlichen, politischen und historischen Realität seiner Zeit Kritik übt, dienen die rauschhaften und ekstatischen Erlebnisse als eine Art Erlösung aus dem determinierten Dasein der Menschheit. Durch den rauschhaften Zustand wird eine Entgrenzung des Ichs, das heißt eine Regression des Ichs in den Urzustand, hervorgerufen. Der Mensch ist während dieser rauschhaften Erlebnisse in der Lage sich aus seinem determinierten Ich zu befreien, zu einem neuen Dasein zu gelangen und für einen Moment lang den Zwängen der Gesellschaft zu entfliehen. In Benns Werken tritt der regressive Rausch in unterschiedlichen Ausprägungen und Varianten auf, die Martina Koch in ihrem Aufsatz Funktion von Ambivalenz und Rausch im Werk Gottfried Benns zusammengetragen hat. So beschreibt Benn in einigen Gedichten rauschhafte Zustände, die beispielsweise durch die Kunst oder die Natur ausgelöst wurden, während es in dem Gedicht Karyatide,zur Evokation eines dionysischen Rausches kommt. Das Gedicht lässt sich der erotischen Dichtung zuordnen, was nicht zuletzt daran liegt, dass Dionysos, der griechische Gott des Weines, der Ekstase, der Lust und der Fruchtbarkeit, als zentrales Symbol dieses Gedichtes dient. Benn bedient sich also in diesem Gedicht, wie in vielen anderen seiner Werke, an Bildern und Gestalten der griechischen Mythologie und verarbeitet, beeinflusst durch Nietzsche, die Spannungen zwischen dem apollinischen und dem dionysischen Kunstprinzip. Nietzsches Einfluss auf Benns literarisches Schaffen war groß, was es unerlässlich macht dessen Philosophie und besonders die zwei zuvor genannten und,durch ihn bekannt gewordenen Kunstprinzipien näher zu beleuchten. Außerdem interessiert uns, wo genau Benn sich zwischen den Polen des Apollinischen und des Dionysischen in seiner Dichtung des expressionistischen Jahrzehnts positioniert hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gottfried Benns dichterische Antikenrezeption
- Friedrich Nietzsches Philosophie: das Apollinische und das Dionysische
- Antike im Werk Gottfried Benns
- Funktion von Rausch und Dionysos in Benns Werk
- Gedichtinterpretation Karyatide
- Einleitung
- Interpretation
- Formale Analyse und Deutung
- Inhaltliche Analyse und Deutung
- Schluss/Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Liebe und Erotik in Gottfried Benns Gedicht "Karyatide" und analysiert, wie sie als Formen regressiven Rauschgefühls dienen, um das Ich aus der versteinerten Realität der sozialen, historischen und geistigen Welt zu entrücken.
- Die Rezeption der Antike in Benns Werk
- Die Bedeutung von Nietzsches Philosophie für Benns Werk, insbesondere die Konzepte des Apollinischen und des Dionysischen
- Die Funktion von Rausch und Ekstase in Benns Gedichten als Mittel zur Entgrenzung des Ichs
- Die Interpretation des Gedichts "Karyatide" unter Berücksichtigung seiner formalen und inhaltlichen Aspekte
- Die Rolle der Erotik als Form regressiven Rauschgefühls in "Karyatide"
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und skizziert Benns Beschäftigung mit Rausch, Ekstase und Trance in seinen Werken. Sie erläutert die Funktion dieser Themen als Mittel der Kritik an der Realität und als Weg zur Befreiung des Ichs von gesellschaftlichen Zwängen.
- Gottfried Benns dichterische Antikenrezeption: Dieser Abschnitt beleuchtet Benns Rezeption der Antike, insbesondere den Einfluss von Friedrich Nietzsches Philosophie auf seine Werke. Er untersucht die Bedeutung des Begriffspaares "Apollinisch" und "Dionysisch" für Benns Werk und stellt die Bedeutung von Rausch und Dionysos als zentrales Symbol in "Karyatide" heraus.
- Gedichtinterpretation Karyatide: Dieses Kapitel widmet sich der Interpretation des Gedichts "Karyatide" unter Berücksichtigung seiner formalen und inhaltlichen Aspekte. Es analysiert die sprachliche Gestaltung und die Verwendung von Motiven und Symbolen sowie die inhaltliche Bedeutung des Gedichts im Kontext von Benns Werk und seiner Beschäftigung mit Rausch und Erotik.
Schlüsselwörter
Gottfried Benn, Karyatide, Antikenrezeption, Friedrich Nietzsche, Apollinisch, Dionysisch, Rausch, Ekstase, Trance, Erotik, Regression, Ich, Realität, Entgrenzung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2016, Gottfried Benns "Karyatide". Liebe und Erotik als Formen regressiven Rauschgefühls zur Entrückung des Ichs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424007