Stadtanlage und Befestigung von Danzig (zur Zeit des Deutschen Ordens)


Term Paper (Advanced seminar), 2004

24 Pages, Grade: Sehr Gut


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Inhaltsverzeichnis

I. Grundzüge der Geschichte Danzigs

II. Stadtanlage und Entwicklung Danzigs während der Herrschaft des
Deutschen Ordens
1. Die Übernahme der alten Burg
2. Die Anlage des Hakelwerks
3. Die Entstehung der Rechtstadt
4. Die Erweiterung der Rechtstadt durch die Neustadt
5. Die Entstehung der Altstadt
6. Die Entstehung der Vorstadt
7. Die Gründung der Jungstadt
8. Die Verlegung der Speicher
9. Weitere Siedlungsgebiete

III. Die Befestigungsanlagen
1. Die Burganlage
2. Die Befestigungen von Recht- und Neustadt
3. Die Befestigungen der Altstadt
4. Die Befestigungen der Vorstadt

IV. Analyse der Stadtanlage und der Befestigungen
1. Voraussetzungen für die Entwicklung Danzigs und seiner „Stadtteile“
2. Die Struktur der „Stadtteile“
3. Die Struktur der Befestigungen
a. Die Stadtmauern der Recht– und Neustadt
b. Die Burg und ihr Verhältnis zur Stadtanlage

V. Anmerkungen

VI. Literatur

VII. Abbildungsnachweis

VIII. Abbildungen

I. Grundzüge der Geschichte Danzigs1)

Danzig wurde erstmals als „urbs Gyddanyzc“ (= Burg Danzig) in der Lebensgeschichte des Bischofs Adalbert von Prag erwähnt. Dieser hatte sich 997 dort aufgehalten, als er eine Missionsreise ins Samland (Abb. 1) unternahm.2) Die Siedlung, die vor allem von Fischern und Bernsteinsuchern bewohnt wurde, gehörte damals zum Herrschaftsbereich eines Schwagers des polnischen Königs Boleslaw (†1025).

1148 wurde die Burg Danzig in einer Bulle von Papst Eugen III. erwähnt.3) 1178 war die Burg Sitz des pommerellischen Fürsten Sambor von Danzig. Zu seinen Nachfolgern aus dem Geschlecht der Samboriden gehörte auch Fürst Swantopolk, der ab 1220 regierte. Er erlangte 1227 die völlige Unabhängigkeit Pommerellens von Polen. Ab 1236, nach weiteren militärischen Erfolgen (gegen polnische Teilfürsten), nannte er sich „Herzog von Danzig“. Swantopolk musste auch einige Konflikte mit dem expandierenden Deutschen Orden austragen, schloss letztendlich jedoch Frieden mit ihm.

Zur Wirtschaftspolitik des Herzogs gehörte die Unterstützung der – für sein Land profitablen - Einwanderung deutscher Kaufleute und Handwerker. Ab 1224 förderte er ihre Marktsiedlung im Bereich des Langen Marktes (Abb. 2 und 5), wo bereits vor 1178 deutsche Kaufleute Marktbuden besessen hatten. 1235 erwähnte Herzog Swantopolk in einer Urkunde (die er für das Kloster Oliva ausstellte), seine Absicht eine Stadt nach deutschem Recht zu gründen. Vermutlich erteilte er um 12404) der deutschen Marktsiedlung, die Genehmigung zum Ausbau und verlieh dieser Keimzelle der späteren Rechtstadt spätestens um 12635) lübisches Stadtrecht, das auch das Recht zur Befestigung enthielt.

Herzog Swantopolk starb 1266, drei Jahre später brach zwischen seinen Söhnen, Mestwin II. und Wartislaw, ein Erbfolgekrieg um Pommerellen und Danzig aus, der bis 1274 dauerte. In die Auseinandersetzung wurden sowohl die Markgrafschaft Brandenburg als auch das Königreich Polen einbezogen. Mestwin überlebte seinen Bruder und eroberte mit Hilfe des Herzogs von Polen Danzig zurück, das zwischenzeitlich unter die Herrschaft der Brandenburger gelangt war. Da Mestwin keine männlichen Nachkommen hatte, starb das Geschlecht der Samboriden mit seinem Tod im Jahr 1294 aus. Zu seinem Nachfolger hatte der pommerellische Herzog Przemyslaw II., den Neffen des oben genannten Herzogs von Polen, bestimmt.

Przemyslaw, der 1295 zum polnischen König gekrönt worden war, wurde 1296 ermordet. Während seiner kurzen Regierungszeit wurde Danzig bereits erweitert. Zudem durften die Danziger nun wieder Befestigungen errichten, nachdem sie 1272 aufgrund ihrer Parteinahme für die Brandenburger von Mestwin II. gezwungen worden waren, die alten Befestigungen abzureißen. Außerdem erhielt Danzig unter der Herrschaft Przemyslaws das Magdeburger Stadtrecht.

Nach der Ermordung des polnischen Königs brach ein 13-jähriger Erbfolgekrieg um Pommerellen aus, an dem Brandenburg, Böhmen und Polen beteiligt waren und der Deutsche Orden zeitweise als Vermittler auftrat.

1308 erreichten die Auseinandersetzungen um Danzig einen Höhepunkt. Den Markgrafen von Brandenburg war es gelungen, die Stadt zu erobern und einflussreiche Adelige sowie Bürger auf ihre Seite zu ziehen. Die Burg, die vom Heer des polnischen Herzogs Wladislaw Lokietek (später poln. König, reg. 1320-33) besetzt war, konnten die Brandenburger allerdings nicht einnehmen. Als die Situation für die polnische Burgbesatzung zunehmend bedrohlicher wurde, entschloss sich Polen, den Deutschen Orden um militärische Unterstützung zu bitten. Dieser sagte zu und verteidigte die Burg erfolgreich. Danach übergab er sie jedoch nicht wieder den Polen, mit denen es zu Streitigkeiten über den Kostenersatz für die Verteidigung gekommen war, sondern hielt sie weiterhin besetzt. Gleichzeitig führte der Deutsche Orden den Kampf gegen die mit den Brandenburgern verbündeten Danziger Ritter fort. Im November 1308 konnte er schließlich die Auslieferung der Ritter und die Übergabe der Stadt erzwingen. 1309 mussten die Bürger Danzigs auf Befehl des Ordens die Stadtbefestigungen abbrechen.

Im selben Jahr schlossen der Deutsche Orden und die Markgrafen von Brandenburg Frieden, wobei letztere den Ordensrittern ihre Rechte an Pommerellen und Danzig gegen eine finanzielle Entschädigung abtraten. Polen dagegen war nicht bereit, die Inbesitznahme Danzigs durch den Deutschen Orden anzuerkennen, was in der Folgezeit mehrmals zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Mächten führte. Erst König Kasimir III. von Polen (reg. 1333-70) anerkannte 1343, im Frieden zu Kalisch, die Ordensherrschaft in Pommerellen und im Kulmerland und garantierte 60 Jahre Frieden. Zwischen 1409 und 1435 kam es jedoch wieder zu Kämpfen zwischen Polen und dem Deutschen Orden.

Konflikte entstanden auch mit der Danziger Bevölkerung, welche zunehmend die Unabhängigkeit von der Herrschaft des Deutschen Ordens anstrebte. Als der Deutsche Orden 1410 in der Schlacht bei Tannenberg gegen Polen-Litauen eine Niederlage erlitt, liefen die Danziger zum polnischen König Jagiello über und leistete ihm den Treueeid. Im Gegenzug erhielt die Stadt dafür weitreichende Privilegien. Den Ordensrittern gelang es damals jedoch, die Herrschaft über die Stadt wieder zurückgewinnen. Nach dem Friedensschluss von Thorn im Jahr 1411 konnten sie ihre Regentschaft bis 1457 behaupten. Schon 1454 hatte allerdings der „Preußische Bund“, zu dem sich Danzig und 18 weitere Städte 1440 zusammengeschlossen hatten, dem polnischen König Kasimir IV.(reg. 1447-92) die Herrschaft über die zum Bund gehörigen Gebiete angeboten. Polen hatte daraufhin dem Deutschen Orden den Krieg erklärt und die Ordensburgen waren von den aufständischen Bürger der verbündeten Städte gestürmt worden. Die Danziger Burg wurde gleich nach der Vertreibung der Ordensritter von Danzigern abgebrochen, um zu verhindern, dass ein neuer Herrscher dort seinen Stützpunkt einrichten konnte.

1457 zog der polnische König schließlich in Danzig ein. Insgesamt dauerte der Krieg zwischen Polen und dem Deutschen Orden 13 Jahre und endete 1466 mit dem Zweiten Thorner Frieden, durch den Danzig zu einer teilautonomen Stadt im Königreich Polen wurde.

II. Stadtanlage und Entwicklung Danzigs während der Herrschaft des Deutschen Ordens

1. Die Übernahme der alten Burg

Nachdem die Ordensritter die Herrschaft über Danzig erlangt hatten, machten sie die von ihnen besetzte Burg zur ihrer ständigen Residenz. Die Anlage, die auf einer flachen, natürlichen Geländeerhebung am linken Ufer der Mottlau lag (Abb. 3 und 4), war vermutlich bereits von den ehemaligen pommerellischen Herrschern im 12. und 13. Jahrhundert mehrmals ausgebaut worden. Vom Deutschen Orden wurden möglicherweise schon um 1312 geringfügige bauliche Veränderungen durchgeführt6), doch erst um 1340 – zur Amtszeit des Hochmeisters Dietrich von Altenburg (reg. 1335-41) - wurde mit einer völligen Umgestaltung bzw. einem Neubau der Burg begonnen. Als Sitz einer Komturei7) musste die neue Anlage einem Konvent mit 12 Ordensrittern und ca. 150 Mann Besatzung Platz bieten. Die Bauarbeiten dauerten wahrscheinlich bis ca. 1360/70.

2. Die Anlage des Hakelwerks (Abb. 3 und 4)

Westlich der alten Burganlage hatte sich der sogenannte Burgflecken befunden, ein Gebiet, das rechtlich zur Burg gehörte und hauptsächlich von pomoranischen und prussischen Fischern und Bernsteinsuchern bewohnt war 8). Auf Anordnung des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen (reg. 1303-10) wurden die Häuser dieser slawischen Siedlung schon bald nach der Machtübernahme durch den Deutschen Orden abgebrochen und ihre Bewohner auf einem ca. 250 m vom Burgareal entfernten (und somit näher gelegenem) Gelände angesiedelt.

1312 bestätigte Hochmeister Karl von Trier der umgesiedelten Bevölkerung alle Rechte, die sie – vor allem bezüglich der Fischerei und Bernsteinsuche - schon zur Zeit der pommerellischen Herzöge gehabt hatte. Die entsprechende Urkunde war die erste, in der die neue Siedlung erwähnt wurde, die Bezeichnung „Hakelwerk“ ist allerdings erst ab 1348 belegbar.

Für die Bewohner des Hakelwerks galt zur Ordenszeit slawisches Recht. Die Gemeinde hatte ein eigenes Rathaus und eine selbständige Verwaltung, besaß aber kein Stadtrecht. Der Deutsche Orden war alleiniger Grundherr in diesem Gebiet und somit zuständig für die Vergabe von Grundstücken sowie die Festlegung von Privilegien, Lasten und Diensten.

Der Kern der Siedlung hatte die Form eines Rechteckes und wurde von einem schmalen Graben umgeben, der ab der Errichtung des Mühlgrabens (vor 1338) von der Radaune bewässert wurde. Ursprünglich bildete die Jungferngasse die Mittelachse des Hakelwerks. Nachdem die Siedlung sich im Laufe des 14. Jahrhunderts nach Süden und Osten ausgedehnt hatte, waren ihre Grenzen im Osten die Burg, im Westen die Altstadt, im Norden die spätere Straße Hakelwerk und im Süden der Burggraben. Nach 1454 wurde das Siedlungsgebiet nach Nordosten, bis zum Radaunekanal, erweitert. Einige Male mussten die Bewohner des Hakelwerks aber auch mehrere Grundstücke abtreten, zum Beispiel 1402 (ein Gebiet im Bereich der Tischlergasse) an die neu entstandene Altstadt.9)

Das Hakelwerk erhielt eine einfache Befestigung aus Pfählen bzw. einer Art Hecke, woher sich auch sein Name ableitet.

Nach der Zerstörung der Ordensburg, wurde das Hakelwerk 1455 der Rechtstadt zugeordnet, die Grundzinse aus diesem Gebiet wurden allerdings der Altstadt zugesprochen. Ab diesem Zeitpunkt galt für die ehemaligen Hakelwerkbewohner nicht mehr slawisches, sondern deutsches (kulmisches) Recht.

3. Die Entstehung der Rechtstadt (Abb. 2)

Zur Entstehung der Rechtstadt findet man in der Literatur voneinander abweichende Theorien10) doch es spricht vieles11) für die These, dass sie sich aus der Marktsiedlung der deutschen Kaufleute bzw. auf deren ehemaligen Gelände entwickelt hat.12) Die Bezeichnung „Rechtstadt“ sollte zum Ausdruck bringen, dass es sich hierbei um die „richtige“, also die eigentliche Stadt handelt, die sich durch ihren rechtlichen Status von den anderen Siedlungen Danzigs unterschied. Die selbständige Verwaltung, welche die Gemeinde schon im 13. Jahrhundert unter der Herrschaft der pommerellischen Herzöge hatte, blieb auch nach der Machtübernahme durch den Deutschen Orden aufrecht.

Um 1342 verlieh der damalige Hochmeister Ludolf König (reg. 1342-1345) der Rechtstadt eine Handfeste, auf welcher der weitere Ausbau der Siedlung basierte. Diese Urkunde beinhaltete unter anderem detaillierte Bestimmungen für künftige Baumaßnahmen sowie auch die Regelung gewerblicher und verwaltungstechnischer Angelegenheiten. Auch die Anlage der Neustadt war Gegenstand der Handfeste. Mit den Bauarbeiten dürfte noch in den frühen 1340er Jahren begonnen worden sein. Die Grundstücke in der Rechtstadt wurden bis in die 1370er/80er Jahre weitgehend verbaut.

Die Hauptstraße der Rechtstadt bildeten die Langgasse und der daran anschließende Lange Markt, der im 13. Jahrhundert wahrscheinlich noch ein großer Platz war, der sich bis zur nördlichen Parallelstraße (Brotbänkengasse) erstreckte. Sowohl die Langgasse als auch die annähernd parallel dazu verlaufende Jopengasse dürften aus früheren Verbindungswegen entstanden sein, die von den Landstraßen im Norden und Westen bzw. von der Weichsel und der Danziger Höhe zur ursprünglichen Marktsiedlung geführt haben.13) Dieser Bereich wurde vermutlich schon ab 1235 besiedelt.

Die südliche Grenze der Rechtstadt bildete die Hundegasse, die bis 1378 nach den ursprünglich dort ansässigen Brauereibetrieben Brauergasse hieß. (Brauereien wurden wegen ihrer Feuergefährlichkeit stets am Stadtrand errichtet.) Im Norden wurde das Gebiet von der Heiligengeistgasse begrenzt, die wie die Hundegasse parallel zur Hauptstraße (Langgasse/Langer Markt) verlief.

Die Westgrenze umfasste seit dem späten 13. Jahrhundert die Wollweber- und Scharmachergasse und die Ostgrenze, die bis ca. 1295 wegen der Überschwemmungsgefahr mit einem relativ großen Abstand zur Mottlau verlaufen war, bildete nun das Flussufer. Die dichte Besiedelung der Rechtstadt hatte dazu geführt, dass auch die Grundstücke in diesem sumpfigen Gebiet bebaut wurden.

Zu den wichtigsten (teil-)öffentlichen Gebäuden der Rechtstadt gehörten ein Kaufhaus, das wahrscheinlich einige Zeit lang als Rathaus genutzt wurde, ab spätestens 1380 ein "richtiges" Rathaus, weiters der sogenannte Artushof, der Sitz der Gemeinschaft der Kaufleute war und das Heiligengeisthospital, das nach 1357 in die Neustadt verlegt wurde. Die Pfarrkirche der Rechtstadt war die Marienkirche, deren Neubau gleichzeitig mit jenem der Befestigung der Rechtstadt begonnen wurde.

Die Rechtstadt wurde ab 1343 gemeinsam mit der Neustadt befestigt.

4. Die Erweiterung der Rechtstadt durch die Neustadt (Abb. 5)

Da die Einwohnerzahl der Rechtstadt schon in den 1340er Jahren sehr stark angewachsen war, wurde ihre Erweiterung durch einen neuen Stadtteil notwendig. Die bereits erwähnte Handfeste von 1342 regelte auch die Anlage dieser Siedlung, die schon ab 1345 als „Neue Stadt“ bezeichnet wurde, sowie die Rechte ihrer künftigen Bewohner.14)

Die Neustadt wurde auf dem Sumpf- und Wiesengelände zwischen dem Hakelwerk und der Burg (im Norden) und der Rechtstadt (im Süden) errichtet. Das Gebiet wurde in rechtwinkelige Baublöcke aufgeteilt, wobei die Grundstücke unterschiedlich groß waren - obwohl vom Komtur des Deutschen Ordens 1352 eine „Normgröße“ für die Bauplätze festgelegt wurde. Auch die Zinsleistung der Grundherren wurde vom Komtur bestimmt.

Die Mittelachse der Neustadt bildete der „Damm“. Dieser war ein aufgeschütteter Weg, der von der Heiligengeistgasse im Süden durch das sumpfige Gebiet zur Burg im Norden führte. Mehrere Quergassen, die bis zur Mottlau reichten, unterteilten den Damm.

Die neue Siedlung erhielt eine eigene Kirche und das Hospital aus der Rechtstadt wurde auf ihr Gebiet verlegt. Ab 1343 wurde sie gemeinsam mit der Rechtstadt befestigt.

5. Die Entstehung der Altstadt (Abb. 6)

Schon in den späten 1330er Jahren entwickelte sich auch westlich und nordwestlich vom Hakelwerk eine neue Siedlung. Als „alte Stadt“ wurde sie offenbar bezeichnet, da sie – wie das Hakelwerk - zum Teil auf dem Gebiet des alten Burgflecken entstand.

Eine wesentliche Rolle für die Anlage der Altstadt, sowie für ihren Ausbau und ihre wirtschaftliche Entwicklung spielten zwei Kanäle. Einer davon war der alte Mühlgraben, den der Deutsche Orden vor 1338 errichten ließ, um die Radaune nach Danzig zu leiten. Der zweite Kanal wurde um 1356 angelegt, da das Gefälle des alten Mühlgrabens für den Betrieb der wachsenden Anzahl von Mühlen nicht ausreichte.

An den Ufern der Kanäle ließen sich in der Folge immer mehr der in den Mühlen beschäftigten Menschen nieder. Zahlreiche Handwerker und Gewerbetreibende, die meist deutscher Herkunft waren, wanderten zu und die Bevölkerung wuchs rasch an. Der Handel spielte für die neue Gemeinde nur eine untergeordnete Rolle, unter anderem da sie zu weit von der Mottlau entfernt war und keine Schiffsanlagestellen hatte. Stattdessen entwickelte sich die Altstadt zu einem Gewerbegebiet.

Abgesehen von dem Bereich am Radaunekanal wurde zunächst das etwas höher gelegene und daher trockenere Gelände im Westen der Altstadt besiedelt. Hier entwickelten sich zwei Straßenzüge (Pfefferstadt/Schmiedegasse und Elisabethgasse/ Kirchengasse/ Töpfergasse), die in süd-nördlicher Richtung verliefen. Vermutlich hat sich in diesem Bereich vorher eine ältere, große Landstraße befunden, die in den Norden Pommerellens führte.

Die Grenze zur Rechtstadt bildete der Altstädtische Graben. 1402 und 1415 wurde die Altstadt nach Norden und Osten erweitert, wobei ein Teil des neuen Geländes nur zur Holzlagerung verwendet werden durfte. Außerdem musste auf Anweisung des Deutschen Ordens ein neuer Grenzgraben gegen die Jungstadt angelegt werden. Ab 1454, als die benachbarte Jungstadt abgebrochen wurde und viele ihrer Bewohner in die Altstadt übersiedelten, wurde auch das Gebiet zwischen Schüsseldamm und Pfefferstadt bebaut.

Die Altstadt stand in stärkerer Abhängigkeit zum Deutschen Orden als die Rechtstadt und erhielt erst spät das Recht zur Selbstverwaltung. Der Orden blieb auch alleiniger Grundherr ihres Gebietes. Das Stadtrecht wurde der neuen Gemeinde vermutlich zwischen 1374 und 1377 verliehen. Ab 1382 errichteten ihre Bewohner mit finanzieller Unterstützung durch den Deutschen Orden schließlich ein Rathaus (in der Pfefferstadt), das nach dem Abbruch der Jungstadt durch deren Rathaus ersetzt wurde.

Ab 1454 wurde die Gemeinde verwaltungsmäßig der Rechtstadt unterstellt. 1457 ordnete König Kasimir an, dass Jungstadt, Altstadt und Rechtstadt einen gemeinsamen Rat und ein gemeinsames Gericht erhalten sollen, die Altstadt behielt jedoch auch in den folgenden Jahren ihre eigene Verwaltung.

[...]

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Details

Title
Stadtanlage und Befestigung von Danzig (zur Zeit des Deutschen Ordens)
College
University of Vienna  (Institut für Kunstgeschichte)
Course
Seminar 'Mittelalterliche Burgen des Deutschen Ordens in Preußen' (Prof. Mario Schwarz)
Grade
Sehr Gut
Author
Year
2004
Pages
24
Catalog Number
V42403
ISBN (eBook)
9783638404419
ISBN (Book)
9783638750103
File size
2285 KB
Language
German
Notes
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand
Keywords
Stadtanlage, Befestigung, Danzig, Zeit, Deutschen, Ordens), Seminar, Burgen, Deutschen, Ordens, Preußen“, Mario, Schwarz)
Quote paper
Christa Harlander (Author), 2004, Stadtanlage und Befestigung von Danzig (zur Zeit des Deutschen Ordens), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42403

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