Gesamtdeutschland im 1. Weltkrieg. Skript zur Staatsexamensvorbereitung für das Lehramt Geschichte


Apuntes (de lección), 2018

69 Páginas, Calificación: 2,0

Gina M. (Autor)


Extracto


[2]
Inhalt
1. Vorgeschichte & Ausgangslage...5
1.1. Hochimperialismus & Kolonisation...5
1.2. Kulturpessimismus...10
1.3. Bündnissysteme...10
1.4. Kräfteverhältnisse...13
1.5. Balkankriege...14
2. Das Attentat von Sarajevo & Juli-Krise...16
2.1. Stellung des Deutschen Reichs...20
2.2. Stellung der Triple-Entente...22
2.3. Beurteilung der Juli-Krise...24
3. Kriegsbeginn/ Burgfrieden...26
4. Kriegsverlauf...28
4.1. Das Jahr 1914...28
4.1.1. Westfront, Schlieffen-Plan, Übergang zum Stellungskrieg...28
4.1.2. Ostfront & Balkan...31
4.1.3. Kolonien...32
4.2. Das Jahr 1915...33
4.2.1. U-Boot-Krieg...33
4.2.2. Kriegsentscheidung an der Ostfront?...33
4.2.3. Westfront...35
4.2.4. Gallipoli-Unternehmen der Alliierten...37
4.2.5. Kriegseintritt Italiens...38
4.2.6. Kriegseintritt Bulgariens...39
4.3. Das Jahr 1916...40
4.3.1. Schlacht von Verdun...40
4.3.2. Alliierte Großoffensive: Brussilow-Offensive und Somme-Schlacht...41
4.3.3. Südtirol-Offensive & Isonzoschlachten...43
4.3.4. Kriegseintritt Rumäniens...43
4.3.5. Entlassung Falkenhayns und 3. OHL...44
4.3.6. Friedensinitiative der Mittelmächte...45
4.4. Das Jahr 1917...47

[3]
4.4.1. U-Boot Krieg, Kriegseintritt der USA und letzte Friedensfühler...47
4.4.2. Hungerwinter in Deutschland...49
4.4.3. Revolution in Russland...51
4.4.4. Die russische Revolution und das Deutsche Reich...58
4.4.5. Westfront 1917...60
4.4.6. Politik & Friedensinitiativen...62
4.5. Das Jahr 1918...64
4.5.1. Wilsons 14 Punkte & Massenstreiks...64
4.5.2. Frieden mit Russland, Frühjahrsoffensive & Kriegswende...66

[4]

[5]
1. Vorgeschichte & Ausgangslage
1.1. Hochimperialismus & Kolonisation
· Definition Imperialismus: Unter dem Begriff Imperialismus versteht man den Willen
und die Fähigkeit einer Nation, ihre eigenen Wertvorstellungen, Interessen und ihre
Weltanschauung weltweit geltend zu machen. Der Imperialismus ist so ausgelegt,
dass durch militärische Unterwerfung sowie politische als auch wirtschaftliche
Einflussnahme die Länder direkt vom ,,Mutterland" abhängig gemacht werden und
letztendlich auch ausgebeutet werden.
· Definition Kolonie: Unter dem Wort Kolonie versteht man, dass ein unselbständiges
Gebiet von einer fremden Staatsmacht besetzt wird und die dort lebende
Bevölkerung dem direkten Druck der Besatzungsmacht ausgesetzt ist. Das besetzte
Gebiet steht in einer dauerhaften Abhängigkeitsbeziehnung zu dem ,,Mutterland".
· Ursachen für den Imperialimus:
Industrialisierung (Suche nach billigen Rohstoffen, Suche nach potentiellen
Absatzmärkten)
Soziale Spannungen Bürgertum vs. Arbeiterschaft Anschaffung
überseeischer Siedlungsgebiete soll als Ventil für den Druck der ,,sozialen
Frage" dienen
Erfolgreiche Außen- und Kolonialpolitik vermittelt Volk Überlegenheitsgefühl
· Epoche des europäischen Imperialismus: 1882 ­ 1914
Allgemeine gesellschafts-politische Tendenz, die von imperialistischer
Interessenvertretung, nationalistischer Machtpolitik und dynamischen
Rüstungswettlauf gekennzeichnet war
Zuerst in Großbritannien, breitete sich jedoch schnell auf Gesamteuropa aus
Afrikanische Staaten wurden unterworfen
Höhepunkt: 1. Weltkrieg: die Hälfte der Erdoberfläche war mit über einem
1/3 der Weltbevölkerung in Kolonialbesitz
Ziel: möglichst große Erdoberteile erobern, um die heimischen Absatzmärkte
und die Rohstoffbedürfnisse zu sichern & um wettbewerbsfähig gegenüber
den anderen Mächten zu sein
· Nach erzwungener Abdankung Bismarcks (1890) neuer Reichskanzler Leo von Caprivi
mit ihm ,,Neuer Kurs" in der Außenpolitik!

[6]
· Deutsches, wilhelminische Reich: 1897 Aufbruch zur Weltpolitik
Weltmacht als Ziel
Weltpolitik als Aufgabe
Flotte als Instrument
Neuer Dreisatz der wilhelminischen Außenpolitik
· Mit diesem Dreisatz traf Kaiser Wilhelm II. den Nerv seiner Zeit
· Bündnissysteme wurden nicht mehr auf Friedenstauglichkeit, sondern auf
Kriegstauglichkeit beurteilt
· Seit Reichseinigung 1870 gehörte das Deutsche Reich zu den Großen dazu es
prosperierte: das wirtschaftliche, demografische & militärische Potential war
,,atemberaubend"
· In vielen Bereichen moderner, schwungvoller, vitaler und stabiler als andere
Großmächte
· Beteiligung am europäischen Wettlauf daher naheliegend weltpolitisches Streben
nach einem ,,Platz an der Sonne"
· Zeitgenössische Sicht: Nur wer sich in Übersee (Afrika) behauptet, wird auch im
kommenden Jahrhundert als Großmacht bestehen
· GB vergrößerte durch Kolonisation sein Territorium um das Dreifache, Frankreich um
das Sechsfache neidvolle Blicke von Deutschland
· Friedrich Meinecke (Zeitgenosse): ,,Deutschland ist bei der Weltverteilung zu spät
gekommen und schlecht weggekommen, während Albion sich im Glücke sonnte und
mit seinen breiten Ellebogen uns abzuspeisen schien." (allgemein verbreitete
Gefühlslage in Dtld.)
· Überseeische Besitzungen waren...
Unverzichtbares Mittel um weiter wirtschaftlich zu prosperieren (Sicherung
von Außenhandel und Gesamtkonjunktur)
Wichtig, um Großmachtstatus nicht zu verlieren
Mittel, um inneren Druck des gesellschaftlichen Miteinanders und der
zunehmenden Kritik am reform- und modernisierungsbedürftigen
Staatswesen abzubauen (Sog. Umlenkung innerer Energie an die Peripherie)
Versuchung innere Probleme durch außenpolitische Erfolge zu überspielen
wuchs

[7]
· Allerdings: Deutsches Reich von Beginn an benachteiligt
Bismarck hatte weder eine geopolitische, noch eine militärisch-strategische
Basis für weitere Expansionen geschaffen (Bismarck konzentrierte sich mehr
auf die Erhaltung des europäischen Friedens)
Um Weltmacht zu werden, bedarf es einer Flotte & der Kontrolle strategisch
wichtiger Stützpunkte & Brückenköpfe (nach Alfred Thayer Mahan,
amerikanischer Kapitän zu See) beides jedoch in der Hand der Briten
Alle relevanten Rivalen sicherten ihre Heimat weitgehend ab (GB & Japan
Inselstatus, USA & Russland Weiten & Abgeschiedenheit auf dem Kontinent,
Frankreich mit Küste im Westen & Pyrenäen im Süden nur Dtld an der
Ostfront als Gegner)
Deutsches Reich liegt somit zwischen Frankreich & Russland, welche seit
1894 sogar eine Allianz gebildet hatten denkbar ungünstige Ausgangslage
für Aufholjagd
Auch militärisch (trotz preußischen Militarismus) erst kurz vor 1. WK so gut
besetzt wie andere Großmächte
Deutsches Reich hatte kein weltpolitisches Sendungsbewusstsein
EXKURS:
Imperialistische Sendungen
Das britische Sendungsbewusstsein wurzelte im Puritanismus, der Idee alle englischen
Staaten als Horte der Freiheit einzurichten, und dass das englische Volk als Nachfolger Israels
dazu auserwählt sei, allen unmündigen Völkern Schutz zu bieten & zur Selbstbestimmung zu
erziehen.
Das französische Sendungsbewusstsein entstammte der Zivilisationsidee aus der franz.
Revolution, des Liberalismus & Demokratiegedankens. Der geistige & soziale Fortschritt
wurde zum Anspruch ,,stets an der Spitze der Ideen zu marschieren".
Das amerikanische Sendungsbewusstsein wurzelte wie das britische im Puritanismus
(Verschmelzung religiöser & aufklärerischer Ideale, Gleichheit in Gesellschaft & Leben der
Völker durchsetzen, Überlegenheitsgefühl Amerikas, Vertrauen in die Schicksalsbestimmung,
eine Erneuerung der Menschheit herbeizuführen) Das russische Sendungsbewusstsein:
Missionsidee des Zaren als Schutzherr über alle orientalischen Christen & Verteidigung
altrussischer-orthodoxer Ideen gegen westlichen Fortschritt (verwurzelt im Panslawismus).

[8]
· Koloniale Expansionen Deutschlands brachten ständig Konfrontationen mit den in
der überseeischen Welt etablierten Großmächten; einzig verlässlicher
Bündnispartner die schwächelnde Doppelmonarchie der Habsburger
· Geführt und verkörpert wurde der Übergang zur Weltpolitik von Bernhard von
Bülow (1897 Staatssekretär des Äußeren)
· Bernhard von Bülow verfolgte ,,die Politik der freien Hand"
· Politik der freien Hand:
Steht metaphorisch für eine Außenpolitik, bei der ein Staat auf Bündnisse
verzichtet, um bei seinem Handeln keine Rücksicht auf das Interesse der
Alliierten nehmen zu müssen
· Bülow verzichtete somit auf die Bündnisse mit Großbritannien und Russland welche
Bismarck errichtet hatte, da sie ihm als hinderlich erschienen
· Bülow ließ
Rückversicherungsvertrag mit
Russland auslaufen
· Folge: Russland geht russisch-
französische Allianz mit
Frankreich ein (1894)
damit trat die von Bismarck
gefürchtete Zweifronten-Lage
für das Deutsche Reich ein
· Großbritannien versuchte 1898 nochmals eine Annäherung an das Deutsche Reich:
Kolonialminister Chamberlain äußerte den Wunsch nach einem Vertrag mit
dem Dreibund
GB suchte ernsthaft nach Bündnispartnern Angebot war ernst gemeint
Deutsche Reich prüfte den Wunsch nicht, da sie sich sicher waren, dass sie
durch den unüberbrückbaren Gegensatz zwischen GB & Russland und dem
kolonialen Konflikt zwischen GB & Frankreich, weiterhin Handlungsfreiheit
besitzen & keinen Bündnispartner brauchen
· Anders als erwartet: Am 8. April 1904 legten England und Frankreich kolonialen
Konflikt bei & verbanden sich zur Entente cordiale

[9]
· August 1907 verständigten sich auch Russland und England: Einigung über Gebiete in
Asien und im Nahen Osten Entente cordiale entwickelte sich zur Triple- Entente
· Reaktion Deutschlands auf die als ,,Einkreisung Deutschlands" empfundene
Bündnispolitik der Großmächte: treues Zusammenstehen mit Österreich-Ungarn (Ö-
U Position auf dem Balkan sollte unter allen Umständen gesichert werden)
· Durch Bülow selbstverschuldete außenpolitische Isolierung
· Der von Bismarck gefürchtete Zweitfrontenkrieg so real wie nie
· Erbfeind Frankreich, das Zarenreich als absoluter Feind und auch GB (v.a. provoziert
durch den Ausbau der Schlachtflotten durch das Deutsche Reich) waren mögliche
Gegner im europäischen Krieg
· Dem neuen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (1909 - 1917) gelang
zwar im gemeinsamen Krisenmanagement mit England die Balkankriege (1912/13) zu
lokalisieren, jedoch bekam die Idee, die ,,Einkreisung Deutschlands" durch einen
Präventivkrieg aufzubrechen, immer mehr Befürworter in Dtld.
EXKURS
,,Rückversicherungsvertrag"
· 1887 zwischen Russland & Deutsche Reich
· Verpflichtet beide Vertragspartner zur gegenseitigen Neutralität, wenn entweder
Russland von Österreich-Ungarn oder das Deutsche Reich von Frankreich angegriffen
werden; Galt nicht für einen Angriffskrieg von russischer oder deutscher Seite!
· Bismarck wollte damit Annäherung zwischen Frankreich & Russland verhindern
(Angst: Zweifronten-Krieg)
· Bestand 3 Jahre lang
EXKURS
,,Schlachtflottenbau Deutschlands"
· 1896 ­ 1906: Schlachtflottenbau wurde extrem ausgeweitet jedoch nicht um
weltweite Präsenz zu zeigen, sondern in der Nordsee eine große Auseinandersetzung
mit der britischen Flotte bestehen zu können
· Reichsleitung verband zudem die Hoffnung, England durch Rüstungsdruck zu einem
für Dtld günstigen Abkommen zu zwingen England sah jedoch seine maritime
Vorrangstellung in der Welt bedroht & reagierte mit Rüstungssprung
Bau größerer, besser gepanzerter und kampffähigerer Schlachtschiffe

[10]
· Folge: Andere Großmächte modernisierten ihre Flotten auch
· Englands Überlegenheit seiner weltweit agierenden Kriegsflotte verlor an Bedeutung
· Politik der Triple Entente mit Frankreich & Russland wird erklärlich
1.2. Kulturpessimismus
· Definition: Kulturpessimismus wird als die Meinung, dass der zivilisatorische
Fortschritt die Kultur dauerhaft zerstört, verstanden
· Machte sich vor allem in den jüngeren Generationen des Bürgertums breit
· Errungenschaften & Verheißungen der Modernisierung erschienen ihnen schal
· ,,Ausbruchsphantasien" geleitet von: von den Zwängen und Verwerfungen der
modernen Gesellschaft, der Naturzerstörung, der Unwirtlichkeit der Städte, der
Künstlichkeit sozialer Beziehungen, bedeutungslosen Frieden
· Krieg soll Bruch mit der bürgerlichen Welt darstellen
· Diese Haltung von besonderer politischer Bedeutung, da sie mit nationalistischen,
imperialistischen und militaristischen Tendenzen verbindbar war & schließlich in die
Kriegsbegeisterung 1914 mündete
· Kulturpessimismus ,,der Generation von 1914" (so wird diese Jugend rückblickend
genannt) war mehr ein Symptom der allgemeinen Krisen der Moderne, die den 1. WK
hervorbrachte
· Ihre treibenden Kräfte sind in den ökonomischen, sozialen und politischen
Strukturentwicklungen zu sehen
1.3. Bündnissysteme
· Bismarcks Politik war darauf ausgerichtet, den ,,Erbfeind" Frankreich nach den
deutsch-franz. Kriegen 1870/71 zu isolieren dazu notwendig: Bündnisse mit
Russland und Österreich-Ungarn
· Oktober 1873: Dreikaiserabkommen zwischen Österreich-Ungarn, Russland &
Deutsche Reich

[11]
· Dreikaiserabkommen verpflichtete die unterzeichnenden Staaten, sich ohne
Aufsuchung neuer Bündnisse zunächst untereinander zu verständigen, sollte einer
der Vertragspartner durch eine andere Macht angegriffen worden sein
· Dadurch wollte man sich auf eine gemeinsame Linie einigen aus deutscher Sicht:
Isolierung Frankreichs bzw. Verhinderung eines franz.-russisch. Bündnis
· Russland machte jedoch deutlich, dass sie eine weitere Stärkung Deutschlands nicht
dulden würden
· 1877/78 drohten sich Kriege auf dem Balkon international auszuweiten & die
Rivalitäten zwischen Russland & Österreich-Ungarn schienen unüberbrückbar
Bismarck konnte jedoch auf dem Berliner Kongress 1878 zwischen den Mächten
vermitteln und die Kriegsgefahr beseitigen
· Als Folge litten die deutsch-russischen Beziehungen, da Russland der Meinung war,
auf dem Berliner Kongress zu viele Zugeständnisse gemacht zu haben
· 1879 untersagte Deutschland Russland Vieh zu importieren, da in Russland eine
Seuche herrschte Der Zar Alexander II. war empört und schrieb den
,,Ohrfeigenbrief" an Bismarck (er sei für die schlechten Beziehungen zw. Dtld ­
Russland verantwortlich)
· Wilhelm I. bemühte sich um persönliche Gespräche mit dem Zaren Bismarck
hingegen handelte mit österreich.-ungarischen Außenminister Andrassy ein
geheimes Defensivbündnis gegen Russland aus
· Durch massive Rücktrittsdrohungen Bismarcks, gelang es ihn Wilhelm I. davon zu
überzeugen, den Zweibund mit Österreich-Ungarn einzugehen (7.10.1879)
· Zweibund:
Deutsche Reich & Österreich-Ungarn versicherte sich darin, im Falle eines
russischen Angriffs dem Bündnispartner militärisch beizustehen
Im Falle eines Angriffs einer anderen Macht, wohlwollende Neutralität!
· Bündnisfall sollte auch dann eintreten, wenn einer der Bündnispartner mit Russland
im Bündnis sei
· 1882 wurde der Zweibund durch den Beitritt Italiens zum Dreibund erweitert
· Dreibund hatte bis zum Kriegseintritt Italiens 1915 auf der Seite der Entente Bestand
· Bis 1881 konnten Russland und Österreich-Ungarn ihre Rivalitäten auf dem Balkan
soweit eingrenzen, dass sie sich im Dreikaiserabkommen wieder näher kamen

[12]
· Ergebnis der Annäherung: ein auf drei Jahre befristete geheime ,,Drei-Kaiser-
Bündnis" ( Juni 1881)
· Drei-Kaiser-Bündnis: Vertragspartner sicherten sich gegenseitig wohlwollende
Neutralität zu, wenn ein Bündnispartner von einer anderen Macht angegriffen wird
dadurch konnte ein Eingreifen Russlands auf Frankreichs Seite im Falle eines
deutsch-französischen Krieges verhindert werden!
· 1887 waren Russland und Österreich-Ungarn zu einer Verlängerung des Bündnisses
nicht mehr bereit zu schlechte Beziehung wegen der Balkan-Situation
· In Frankreich forderten immer mehr Leute die Rache an Deutschland; In Russland
wollten Panslawisten ein gegen den Zweibund gerichtetes russisch-französisches
Bündnis
· Bismarck nahm die Verhandlungen mit Russland auf ,,Rückversicherungsvertrag"
· Trotz Rückversicherungsvertrag weiterhin Spannungen zwischen Deutschland &
Russland vor allem weil Dtld sich durch die 1897 beschlossene Schutzzollpolitik
von russischen Getreide- und Holzexporten abschottete
· Russland verlagerte Außenhandel & Finanzhandel (Grund für verlagerten
Finanzhandel: Lombardverbot des Deutschen Reiches 1887) vermehrt nach
Frankreich
· Beziehungen kommen endgültig zum Bruch, als Bismarck 1890 entlassen wird und
Kaiser Wilhelm II. die Bündnissysteme in autokratischer Selbstüberschätzung
leichtfertig aufs Spiel setzte (Stichwort: ,,Politik der freien Hand")
· GB hatte lange Zeit ,,splendid isolation": wunderbare Isolierung durch Insellage
· Danach arbeitete GB an Bündnissen mit Deutschem Reich scheiterten jedoch

[13]
· Rivalität zwischen Frankreich & GB wegen kolonialem Wettstreit ,,Faschoda-Krise"
1889 als heftigste Konfrontation zwischen GB & Frankreich in Afrika konnte jedoch
gelöst werden Folge: Entente cordiale
· GB näherte sich auch Frankreich an, wegen deutschem Flottenbau (Stichwort: Tirpitz-
Plan) Folge: deutsch-britische Flottenwettrüsten
· Bülows Politik der freien Hand führte dazu, dass sich Russland der Entente cordiale
anschloss Triple Entente 1907
· Die dadurch entstandene Isolierung Deutschlands führte zur Verstärkung des
Bündnisses mit Österreich-Ungarn
· 2. August 1914: Bündnis zwischen Deutschen Reich & Osmanischen Reich
(Geheimabkommen)
Kriegseintritt an der Seite Deutschlands bei Feindseligkeiten mit dem Erzfeind
Russland
1.4. Kräfteverhältnisse
· Mittelmächte (Österreich-Ungarn, Deutsches Reich) zahlenmäßig, wie auch in der
Wirtschaftsleistung und den Rüstungsausgaben deutlich unterlegen
· 1914 konnten sie einschließlich Türkei 33 Mio. wehrfähige Männer aufweisen, die
Entente dagegen 179 Mio. wehrfähige Männer
· Rüstungsausgaben der Entente waren 1913 doppelt so hoch wie der der
Mittelmächte
· In Artillerie (großkalibrige Geschütze & Raketen) war Deutschland überlegen,
Infanterie (bewaffnete, zu Fuß laufende Soldaten) war qualitativ (bezogen auf die
Schussleistung) ausgeglichen
· Lediglich britische Truppen verfügten über ein besseres Infanteriegewehr
· Auf dem Meer Entente und vor allem GB den Mittelmächten weit überlegen
· Aber: Mittelmächte hatten den Vorteil der ,,Inneren Linie"
· Innere Linie: Begriff aus der militärischen Operationsführung; genießt der Verteidiger
Verteidiger steht beim Operieren auf der inneren Linie im Mittelpunkt & kann
die Kräfte auf kurzem Weg an bestimmten Stellen konzentrieren
Vorteil der Vertrautheit mit dem Gelände, dem Klima, örtlichen
Krankheitserreger

[14]
Herrscher der betroffenen Länder im
Balkankrieg
Osmanisches Reich: Sultan Mehmed
V. Resat (1909-1918)
Russland: Zar Nikolaus II. (1894-
1917)
Österreich-Ungarn: Franz-Joseph I.
Hilfe der einheimischen Bevölkerung
1.5. Balkankriege
· Pulverfass Balkan:
Osmanisches Reich (Türkei) sehr schwach:
,,Kranker Mann am Bosporus" ;-) Serben, Rumänen, Bulgaren, Griechen,
Montenegriner und Albaner errichten mehr oder weniger erfolgreich eigene
Nationalstaaten, um ihre Macht zu vergrößern
Gegensätzliche Interessen von zwei europäischen Großmächten: Österreich-
Ungarn sah auf dem Balkan ein zentrales Feld imperialistischer Expansion
annektierten 1908 Bosnien & die Herzegowina Folge: Südslawen
(Bulgarien, Serbien, Montenegro) übertrugen Feindschaft von den Osmanen
auf die Habsburger (Österreich-Ungarn)
Russland sah sich als Schutzmacht für die slawischen Länder und versuchte
auf diesem Weg seine Macht auszudehnen auf Drängen Russlands
schlossen Serbien, Bulgarien, Montenegro und Griechenland 1912 den
,,Balkan-Bund"
Ziel des Balkan-Bunds: Aufteilung des europäischen Teils des Osmanischen
Reichs unter den Bündnis-Partnern
Folge: Oktober 1912 Balkan-Bund erklärte Osmanischen Reich den Krieg
Osmanische Armee durch Niederlage im Libyen-Krieg gegen Italien (1911/12)
sehr angeschlagen & durch Gefahr vor Krieg mit Russland Truppen in
Ostanatolien gebunden konnten nicht im Krieg gegen Balkan-Bund
eingesetzt werden
Osmanisches Reich verlor den ersten Balkankrieg (8.10.1912 ­
1.5.1913); Versuch der bulgarischen Armee Konstantinopel (Istanbul)
einzunehmen, scheiterte allerdings
Friedensvertrag von London 30.5.1913 unter Vermittlung europä.
Großmächte:
Osmanische Reich muss auf alle europäischen Gebiete bis auf einen
kleinen Rest westlich von Konstantinopel verzichten

[15]
Albanien wird völkerrechtlich anerkannt
Verteilung der Kriegsbeute löste Streit zwischen Siegermächten aus, der
schnell eskalierte! 2. Balkankrieg
Bulgarien griff Juni 1913 Serbien an (Griechenland auf Seite von
Serbien)
Ohne Kriegserklärung begann Bulgarien 29.6.1913 Serbien und
Griechenland anzugreifen (2. Balkankrieg)
Rumänien & Osmanische Reich gegen Bulgarien (wollten südl.
Dobrudscha erringen)
Bulgarien erlitt heftige Niederlage!
Folge: Bukarester Frieden 10. August 1913
Zwischen Serbien, Griechenland, Montenegro, Rumänien vs. Bulgarien
Dobrudscha wurde an Rumänien abgetreten
Mazedonien zwischen Serbien & Griechenland aufgeteilt
Halbautonome Kreta durfte sich offiziell mit Griechenland vereinen
Bulgarien durfte lediglich kleinen Teil von Gebietsgewinnen aus 1.
Balkankrieg behalten (Westthrakien mit Zugang zum Mittelmeer &
kleine Teile Mazedoniens)
Aus bulgarische Sicht: Erste nationale Katastrophe beeinflusste
bulgarische Außenpolitik in den nächsten Jahren maßgeblich!
Vor allem Serbien der Sieger
Zündstoff für weitere Konflikte:
Weder Serbien, noch Griechenland, noch Bulgarien, noch das
Osmanische Reich zufrieden mit Gebietsaufteilungen strebten
Revision an
Zum Teil wurden diese Forderungen Gegenstand militärischen
Engagements im 1. Weltkrieg
· Ergebnis der Balkankriege: Serbien Sieger, Russland & Österreich-Ungarn rangen
erbittert um politische Vorherrschaft
· Pulverfass Serbien:
Nachdem Serbien das Maximum seiner territorialen Forderungen ggü. dem
Osmanischen Reich durchgesetzt hatte, war aus dem Blickwinkel Belgrads die
Final del extracto de 69 páginas

Detalles

Título
Gesamtdeutschland im 1. Weltkrieg. Skript zur Staatsexamensvorbereitung für das Lehramt Geschichte
Universidad
University of Regensburg
Calificación
2,0
Autor
Año
2018
Páginas
69
No. de catálogo
V424611
ISBN (Ebook)
9783668703223
Tamaño de fichero
1470 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Staatsexamen, Geschichte, Neueste Geschichte, Erster Weltkrieg
Citar trabajo
Gina M. (Autor), 2018, Gesamtdeutschland im 1. Weltkrieg. Skript zur Staatsexamensvorbereitung für das Lehramt Geschichte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424611

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