Einleitung
Die Terroranschläge des 11. September 2001 in New York, Washington und Pennsylvania richteten die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf das Phänomen des „neuen“ Terrorismus. Seit den frühen 90er Jahren richtet sich der Terrorismus islamischer Prägung vermehrt gegen westliche Ziele und wird in den Metropolen der westlichen Welt hineingetragen. Der Terrorismus gehört zu den am wenigsten verständlichen Gewalttaten von Menschen gegen Menschen. Die Anschläge der „neuen“ Terroristen erschüttern in ihrer Art und Weise der Durchführung, erscheinen als Ausdruck einer Irrationalität, weisen einen verheerenden Ausmaß an Opfer auf und erzeugen ein Gefühl der Unsicherheit und völligen Hilflosigkeit in der Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass der 11. September zwar ein Novum in seiner Dimension darstellt, sich aber letztendlich als eine dramatische Zuspitzung seit längerem absehbarer Trends begreifen lässt. Aufgrund dessen ist es enorm wichtig die Qualität des „neuen“ Terrorismus zu erkennen und die Rationalität seiner Akteure zu verstehen. Die globale Motive und Zielsetzung terroristischer Aktivitäten werden durch eine transnationale Ideologie inspiriert und getragen. Die Herausbildung dieser Ideologie scheint ein Vakuum zu füllen, dass das Ende der Ost-West-Konfrontation generierte. Das Gefühl der Ohnmacht gegenüber den diffusen Folgen einer nicht steuerbaren Globalisierung, die tief greifende Konflikte in der islamischen Welt und das gestörte Verhältnis zwischen ihr und den Westen, finden ihren konkreten Ausdruck in der Bewegung des islamischen Fundamentalismus. Dessen Radikalisierung mündet in den „neuen“ Terrorismus.
In der vorliegenden Arbeit werde ich mich auf die soziale und konfrontative Dimension des „neuen“ Terrorismus konzentrieren. Mein Erkenntnisinteresse gilt vor allem der Frage, ob es sich bei dem „ neuen“ Terrorismus primär um einen sozialen Prozess handelt, d.h. um den Versuch der Konstruktion einer kollektiven, islamischen Identität. Diese Fragestellung setzt zunächst eine präzise begriffliche Definition voraus. In einem ersten Schritt soll daher der Begriff Terrorismus inhaltlich näher qualifiziert werden. In diesem Komplex werde ich einen kurzen Überblick über den Bedeutungswandel dieses Begriffs im historischen Kontext geben, Terrorismus von ähnlichen Begriffen, wie Terror und Guerilla semantisch abgrenzen und die wichtigsten Wesenszüge terroristischer Gewalt vorstellen...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Terrorismus - Versuch einer Definition
- Historischer Wandel des Begriffs
- Abgrenzung von Nachbarbegriffen
- ,,Terror\" vs. „, Terrorismus“
- Terrorismus vs. Guerillabewegung
- Dimensionen des Terrorismus
- Vom nationalen zum internationalem Terrorismus
- Der nationale Terrorismus
- Der internationale Terrorismus
- Der,,neue“ Terrorismus
- Versuch der Konstruktion einer kollektiven Identität
- Kollektive Identität- begriffliche Klärung
- Aktuelle Ressentiments in der muslimischen Welt
- Ideologie
- Die Wurzeln des Fundamentalismus
- Politisierungsprozesse
- Schwarz-Weiß-Denken
- Worst-Case-Denken
- Zerstörungspotential - die identitätstiftende Rolle der Gewalt
- Das terroristische Kalkül
- Ingroup
- Outgroup
- Gewalt
- Medien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen des „neuen“ Terrorismus und untersucht insbesondere die Frage, inwieweit es sich bei diesem um einen sozialen Prozess der Konstruktion einer kollektiven, islamischen Identität handelt. Der Fokus liegt auf der sozialen und konfrontativen Dimension des „neuen“ Terrorismus.
- Begriffliche Klärung von Terrorismus im historischen Kontext
- Abgrenzung des Begriffs von Terror und Guerilla
- Analyse der konstituierenden Faktoren zur Konstruktion einer islamischen Identität
- Bedeutung der terroristischen Gewaltanwendung für die anzuwerbende Gruppe und den als feindlich konstruiertem Kollektiv
- Rolle von Ideologie und Gewalt im „neuen“ Terrorismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema „neuer“ Terrorismus ein und beschreibt die Relevanz der Thematik im Kontext der Anschläge vom 11. September 2001. Sie verdeutlicht die Notwendigkeit, die Qualität des „neuen“ Terrorismus zu erkennen und die Rationalität seiner Akteure zu verstehen.
- Terrorismus - Versuch einer Definition: Dieses Kapitel analysiert den Begriff Terrorismus und seinen Wandel im historischen Kontext. Es befasst sich mit der Abgrenzung von Terrorismus zu ähnlichen Begriffen wie Terror und Guerilla. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Definition von Terrorismus von staatlicher Repression hin zu substaatlichen Revolutionen.
- Versuch der Konstruktion einer kollektiven Identität: Dieses Kapitel erörtert die Rolle der kollektiven Identität im Kontext des „neuen“ Terrorismus. Es untersucht die aktuellen Ressentiments in der muslimischen Welt und beleuchtet die Wurzeln und Auswirkungen des islamischen Fundamentalismus. Die Bedeutung von Ideologie und Schwarz-Weiß-Denken im Kontext des „neuen“ Terrorismus wird ebenfalls analysiert.
- Das terroristische Kalkül: Dieses Kapitel untersucht das Kalkül der terroristischen Akteure. Der Fokus liegt auf der Bedeutung von Ingroup- und Outgroup-Dynamiken und der Rolle von Gewalt und Medien im Kontext der Konstruktion von Feindbildern und der Rekrutierung von neuen Mitgliedern.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen des „neuen“ Terrorismus, wobei der Fokus auf der Konstruktion einer kollektiven islamischen Identität liegt. Zu den zentralen Schlüsselbegriffen gehören: Terrorismus, Ideologie, Gewalt, Kollektive Identität, Islamischer Fundamentalismus, Politisierungsprozesse, Ingroup- und Outgroup-Dynamiken, Medien. Die Arbeit untersucht die Motive und Ziele des „neuen“ Terrorismus und die Zusammenhänge zwischen Gewalt und Identitätsbildung.
- Citar trabajo
- Georgi Iliev (Autor), 2003, Die Bedeutung von Ideologie und Gewalt beim "neuen" Terrorismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42479