Der Schimmelreiter‘ ist sowohl die umfangreichste und berühmteste, als auch die letzte Novelle Theodor Storms, da er sie in seinem Todesjahr 1888 vollendete und publizierte.
Die vorliegende Proseminararbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie es Storm gelang, das ‚Unheimliche‘ und ‚Gespenstische‘ in seiner letzten Novelle zu inszenieren, ohne gegen die Kunstansprüche des (poetischen) Realismus zu verstoßen.
Wenn man vom poetischen Realismus spricht, ist ein Zeitraum, der von 1848 bis zum 20. Jahrhundert oder über die Jahrhundertwende hinausreicht, gemeint. Otto Ludwig, auf den oft als ‚Schöpfer‘ des Begriffs referiert wird, definiert den Terminus wie folgt: „Es handelt sich hier von einer Welt, die von der schaffenden Welt vermittelt ist, nicht von der gemeinen; sie schafft die Welt noch einmal, keine sogenannte phantastische Welt, d.h. zusammenhangslose im Gegenteil, eine in der der Zusammenhang sichtbarer ist als in der wirklichen, nicht ein Stück Welt, sondern eine ganze, geschlossene, die alle ihre Bedingungen, alle ihre Folgen in sich selbst hat. […]“
Das Attribut des ‚Poetischen‘ weist auf eine „ästhetisch motivierte Distanz“ zum alleinstehend unqualifizierten Begriff ‚Realismus‘ hin. Das ‚Poetische‘ des deutschen ‚Realismus‘ macht größtenteils auf eine interne Entwicklungslinie aufmerksam. In der Literatur bedeutet ‚Realismus‘ „in erster Linie das, was der Wirklichkeit entspricht“.
Somit war der Kunstanspruch des poetischen Realismus, eine erzählte fiktive Welt zu schaffen, die aber der Wirklichkeit der gemeinen Welt entspricht und gemäß den Gesetzen der realen Welt verwirklicht sein könnte. Der poetische Realismus ist zu umfangreich, um ihn, im Rahmen dieser Proseminararbeit, ausführlicher zu erklären, jedoch sollte, der oben definierten Kunstansprüche wegen, bewiesen sein, dass das Inszenieren des Gespenstischen und des Übernatürlichen im poetischen Realismus problematisch ist und einer besonderen Methodik bedarf, um nicht gegen die besagten Kunstansprüche zu verstoßen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung.
- II. Definition des poetischen Realismus
- III. Definition des Unheimlichen.....
- IV. Inszenierung Hauke Haiens.
- IV.1. Die Rahmenerzählung.
- IV.2. ,,Hol' der Teufel den verfluchten Schreiberknecht!".
- IV.3. Teufelspakt durch Schimmelkauf?
- IV.4. Verfremdung des Bekannten im, Schimmelreiter
- V. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Proseminararbeit befasst sich mit der Inszenierung des „Unheimlichen“ in Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ anhand der Figurendarstellung Hauke Haiens. Sie untersucht, wie Storm das „Unheimliche“ und „Gespenstische“ in seinem Werk inszenierte, ohne dabei die Prinzipien des poetischen Realismus zu verletzen. Die Arbeit beleuchtet die Schwierigkeiten, die Storm beim Verfassen des Werks hatte, und analysiert, wie er den Deichgrafen Hauke Haien zu einem „Nachtgespenst“ und „Deichspuk“ verwandelte, ohne dabei die erzählerischen Konventionen des poetischen Realismus zu verletzen.
- Inszenierung des Unheimlichen im poetischen Realismus
- Figurendarstellung Hauke Haiens als unheimlich
- Kognitive Verunsicherung und Verfremdung des Bekannten
- Teufelspakt und Dämonisierung Hauke Haiens
- Erzählstruktur und Funktionen der Erzählinstanzen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Thema der Inszenierung des Unheimlichen in Storms „Der Schimmelreiter“ vor und erläutert den Fokus auf die Figurendarstellung Hauke Haiens. Sie hebt Storms Schwierigkeiten beim Verfassen der Novelle hervor und stellt die zentrale Frage nach der Inszenierung des Unheimlichen im Rahmen des poetischen Realismus.
- Definition des poetischen Realismus: Dieses Kapitel definiert den poetischen Realismus als eine literarische Strömung des 19. Jahrhunderts, die sich durch eine realistische Darstellung der Welt auszeichnete. Es wird auf die Definition des Begriffs durch Otto Ludwig eingegangen und die Kunstansprüche des poetischen Realismus, eine erzählte fiktive Welt zu schaffen, die der Wirklichkeit der gemeinen Welt entspricht, erläutert.
- Definition des Unheimlichen: Dieses Kapitel stellt den Begriff des Unheimlichen, basierend auf den Theorien von Sigmund Freud und Elisabeth Strowick, vor. Es erklärt, wie das Unheimliche als eine Art der Verfremdung des Vertrauten entsteht und durch kognitive Verunsicherung erzeugt wird.
- Inszenierung Hauke Haiens: Die Rahmenerzählung: Dieses Kapitel analysiert die Rahmenerzählung der Novelle und betrachtet die Funktion der verschiedenen Erzählinstanzen. Es wird gezeigt, wie die Erzählstruktur zur Inszenierung des Unheimlichen beiträgt.
- Inszenierung Hauke Haiens: ,,Hol' der Teufel den verfluchten Schreiberknecht!": Dieses Kapitel beleuchtet die Darstellung Hauke Haiens als unheimliche Figur, die durch die Erzählung als „böser Block“ und „Deichspuk“ inszeniert wird.
- Inszenierung Hauke Haiens: Teufelspakt durch Schimmelkauf?: Dieses Kapitel untersucht den Schimmelkauf als einen uncharakteristischen, später Teufelspakt und analysiert, wie dieser Moment zur Dämonisierung Hauke Haiens beiträgt.
- Inszenierung Hauke Haiens: Verfremdung des Bekannten im, Schimmelreiter: Dieses Kapitel beleuchtet die Verfremdungseffekte, die vom Autor angewandt werden, um das Gefühl des Unheimlichen zu erzeugen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Fokusthemen der Arbeit sind: poetischer Realismus, Unheimliches, kognitive Verunsicherung, Verfremdung, Figurendarstellung, Hauke Haien, Teufelspakt, Dämonisierung, Deichgeschichte, "Der Schimmelreiter", Theodor Storm, Erzählstruktur, Erzählinstanzen.
- Quote paper
- Kevin Kiy (Author), 2018, Inszenierung des Unheimlichen in Theodor Storms "Der Schimmelreiter" anhand der Figurendarstellung Hauke Haiens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424852