Problemstellung
Kulturwissenschaftliche Studiengänge verzeichnen seit ihrer Einrichtung eine enorme Nachfrage seitens der Studierenden. Dieser umfassenden Attraktivität steht die Heterogenität des Faches gegenüber und erschwert die Bildung eines disziplinären Selbstverständnisses, welches wiederum die Voraussetzung für eine wirkungsvolle hochschulpolitische Interessenvertretung wäre. In dieser Arbeit soll das Problem des Selbstverständnisses aufgegriffen werden, indem zum einen die historische Anthropologie als historische Teildisziplin innerhalb der Kulturwissenschaft mit der geschichtswissenschaftlichen Methodologie konfrontiert wird, wie sie die Annales-Schule vertritt. Zum anderen ist zu erörtern, ob und inwiefern sich Entstehung und Wandel dieser Schule (im Hinblick auf ihre akademische Institutionalisierung) als Modelle für die universitäre Konsolidierung der Kulturwissenschaft eignen. Entgegen der Vorgehensweise der Annales-Schule werden dazu zunächst einige ihrer zentralen Personen aufgeführt, wobei die Gründergeneration durch Febvre und Bloch und die Generation der Bewahrer durch Braudel vertreten sind. Die dritte Generation der Reformer und Revolutionäre kann wegen der Vielfalt und Fragmentierung ihrer Positionen hier nicht zur Sprache kommen. Da Personen zu Einrichtungen und jene zu Schulen sich gleichsam aggregieren, werden in der Folge bedeutende Organe und erst dann inhaltliche Charakteristika und Grenzen der Annales-Bewegung (AB), denn so möchte ich sie auffassen, behandelt. Dabei wird die methodologische Kritik der historischen Anthropologie besonderes Gewicht erhalten.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Die Ecole des Annales als Institution
- Personen
- Lucien Febvre - Der forsche Gründer
- Marc Bloch - Der stille Gründer
- Fernand Braudel - Der Bewahrer
- Exkurs: Akademische Schulen und Hagiographien
- Organe
- Annales d'histoire économique et sociale
- Ecole Pratique des Hautes Etudes
- Personen
- Die Ecole des Annales als Disziplin
- Charakteristika
- Grenzen
- Sozialgeschichte und historische Anthropologie
- Verhältnis zur Moderne
- Strukturen vs. Kulturen
- Periodisierung vs. anthropologische Grundformen
- Institutionalisierung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Problem des Selbstverständnisses der Kulturwissenschaft. Sie analysiert die historische Anthropologie als historische Teildisziplin innerhalb der Kulturwissenschaft und setzt sie in Beziehung zur geschichtswissenschaftlichen Methodologie, wie sie von der Annales-Schule vertreten wird. Darüber hinaus wird untersucht, ob und inwiefern Entstehung und Wandel der Annales-Schule (im Hinblick auf ihre akademische Institutionalisierung) als Modelle für die universitäre Konsolidierung der Kulturwissenschaft geeignet sind.
- Die historische Entwicklung der Annales-Schule
- Die zentralen Personen und Organe der Annales-Bewegung
- Die Charakteristika und Grenzen der Annales-Methodologie
- Die Beziehung zwischen Sozialgeschichte und historischer Anthropologie
- Die Bedeutung von Strukturen und Kulturen in der historischen Analyse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung der Problemstellung, die den Mangel an einem disziplinären Selbstverständnis in der Kulturwissenschaft beleuchtet. Anschließend wird die Ecole des Annales als Institution vorgestellt, indem die zentralen Personen, insbesondere die Gründergeneration mit Lucien Febvre und Marc Bloch, sowie die Generation der Bewahrer mit Fernand Braudel, beleuchtet werden. Die Bedeutung der Organe der Annales-Bewegung, wie die Zeitschrift "Annales d'histoire économique et sociale" und die Ecole Pratique des Hautes Etudes, wird ebenfalls diskutiert.
Im weiteren Verlauf wird die Ecole des Annales als Disziplin behandelt, wobei die Charakteristika und Grenzen der Annales-Methodologie im Vordergrund stehen. Die Beziehung zwischen Sozialgeschichte und historischer Anthropologie wird beleuchtet, wobei die Rolle von Strukturen und Kulturen in der historischen Analyse im Zentrum steht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind: Kulturwissenschaft, historische Anthropologie, Annales-Schule, Strukturgeschichte, Sozialgeschichte, methodologische Kritik, Institutionalisierung, wissenschaftliche Disziplin, Selbstverständnis.
- Citation du texte
- Alexander-Kenneth Nagel (Auteur), 2003, Kulturen und Strukturen. Kulturwissenschaft im Spiegel von Strukturgeschichte und Historischer Anthropologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42514