Extracto
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Innovation
2.2 Innovationsfähigkeit
2.2.1 Definition
2.2.2 Messung
2.3 Notwendigkeit von Innovationen
2.4 Wettbewerbsvorteile durch Innovationen
3 Methodik
3.1 Strukturbaum
3.2 Operationalisierung
4 Diskussion
4.1 Bewertung
4.2 Kritische Würdigung
5 Fazit und Ausblick
6 Anhang
7 Abbildungsverzeichnis
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit soll versuchen, Innovationsfähigkeit in Unternehmungen zu untersuchen und Möglichkeiten aufzeigen, diese zu messen. Dem verstorbenen Apple-Gründungsmitglied Steve Jobs wird nachgesagt, er habe die Aussage „Innovation distinguishes between a leader and a follower“[1] getroffen, dass also die Innovationsfähigkeit zwischen erfolgreichen Unternehmen und Nacheiferern am Markt entscheidet. Da es für jede privatwirtschaftliche Unternehmung erstrebenswert ist, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen, kann Innovation und die damit verbundene Innovationsfähigkeit also als Instrument zur Erlangung dieses Vorteils betrachtet werden.
1.1 Problemstellung
Die Internationalisierung der Märkte, die Individualisierung der Kundenbedürfnisse und immer schneller auftretende Innovationen verlangt von den Fabriken von heute ein immer größeres Maß an Flexibilität und Wandlungsfähigkeit. Nur dynamische, flexible Unternehmen, welche sich kontinuierlich den Umweltgegebenheiten und den Marktveränderungen anpassen, bleiben langfristig konkurrenzfähig. Sogar „Made in Germany“ ist kein Gütesiegel für ausnahmslos hochqualitative Produkte mehr, da die zumeist günstigere Konkurrenz aus Asien in großen Schritten auch auf den westlichen Märkten Fuß fasst und einheimischen Firmen Marktanteile abstreitet. Nur durch Innovationen kann langfristig ein Wettbewerbsvorteil erzielt und gehalten werden – resultierend in neuen Produkten oder neuen Prozessen. Doch was ist Innovation und wie stellt ein Unternehmen sicher, dass es genug Anstrengungen unternimmt, innovativ zu sein? Wie kann die Innovationsfähigkeit des Unternehmens gemessen werden? Diese Fragen versucht die vorliegende Arbeit im Folgenden zu beantworten.
1.2 Zielsetzung
Diese Arbeit soll die Messung der Innovationsfähigkeit bei der Inno Dental GmbH beschreiben, einem Weltmarktführer im Dentalgewerbe, welcher global agiert und beinahe 8.500 Mitarbeiter anstellt. Um dies zu bewerkstelligen wird in vorliegender Arbeit mit Hilfe der wissenschaftlichen Literatur ein Strukturbaum und ein Fragebogen entwickelt, der die Innovationsfähigkeit bei Inno Dental erfassen soll.
1.3 Aufbau der Arbeit
In Kapitel 2 soll mittels einer Analyse der vorhandenen Literatur zum Thema zuerst eine theoretische Betrachtung der Begriffe Innovation und Innovationsfähigkeit erfolgen sowie die Notwendigkeit dieser aufgezeigt werden. Da innovative Unternehmen zumeist auch erfolgreiche Unternehmen sind, soll außerdem gezeigt werden, weshalb Innovation wichtig für das Erlangen von Wettbewerbsvorteilen ist. In Kapitel 3 wird der methodische Teil dieser Arbeit zuerst einen Strukturbaum der Innovationsfähigkeit entwickeln und im Anschluss einen Fragebogen zur Ermittlung der Innovationsfähigkeit bei Inno Dental vorstellen. Abschließend sollen die Ergebnisse diskutiert und bewertet werden. Die Arbeit schließt mit einem persönlichen Fazit über das Erstellen dieser ab.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Innovation
Um den Begriff „Innovationsfähigkeit“ zu verstehen, muss zuerst geklärt werden, was genau unter „Innovation“ verstanden wird.
Die Definition des Begriffes Innovation ist immer als etwas gänzlich Neues, noch nicht Vorhandenes beschrieben, also „(...) eine Änderung der Art, nicht nur dem Grade nach.“[2] Dieser Innovationsgrad kann des Weiteren unterschieden werden in Betriebsneuheiten, wenn ein neues Verfahren oder Produkt für das Unternehmen neuartig ist, und in Markt- bzw. Weltneuheiten, wenn diese bislang noch von keinem anderen Unternehmen verwendet bzw. produziert werden.[3]
Sammerl, Wirtz und Schilke unterscheiden zudem in Basisinnovationen und Radikalinnovationen, während Weiterentwicklungen existierender Objekte als inkrementelle Innovationen deklariert werden.[4]
In Bezug auf das Objekt wird unterschieden in:
- Produktinnovationen
- Prozessinnovationen
- Organisationale Innovationen
- Geschäftsbezogene Innovationen
Eine tiefere Unterteilung der Produktinnovationen findet statt in Variation, also der Verbesserung eines existierenden Produktes - analog zu der von Sammerl et al. genannten inkrementellen Innovationen - der Differenzierung, also der Erweiterung einer bestehenden Produktart durch eine weitere, sowie der Diversifikation, also die Erweiterung um ein gänzlich neues Produkt, wobei die Diversifikation einzig der oben genannten klassischen Definition des Innovationsbegriffes nach Hauschildt und Salomo entspricht. Während Prozessinnovationen häufig in sinkenden Produktionskosten resultieren, werden organisationale und geschäftsbezogene Innovationen an dieser Stelle nicht weiter behandelt, da die Objekte der Innovation im kulturellen Umfeld des Unternehmens liegen.[5]
Des Weiteren unterscheiden Hauschildt und Salomo den Innovationsbegriff in einen wissenschaftlichen und wirtschaftspraktischen Blickwinkel. Während diese den Blickwinkel der Wissenschaft als nicht vergleichbar erachten, da Konsumgüter häufig mit hochtechnologischen Produkten verglichen werden, wird im Blickwinkel der Wirtschaftspraxis besonders die falsche Einschätzung des Innovationsgrades genannt, welches in einer Über- oder Unteranspruchnahme des Top-Managements resultieren kann.[6]
Ausgehend von dieser Eingrenzung des Begriffes der Innovation beschreibt das Innovationsmanagement die Steuerung und Einhaltung der Innovationsprozesse in Unternehmen. Unter Innovationsmanagement versteht man somit die initiierten Prozesse zur Erstellung bzw. Entwicklung der Innovationen inklusive der Umsetzung sowie Marktanalyse. Da Innovationen überall im Unternehmen entstehen können, ist eine weitere Aufgabe des Innovationsmanagements die Akquise bzw. das Auffinden dieser Innovationsideen im Unternehmen sowie das Einschätzen der Durchführbarkeit dieser. Weiter soll es die Wichtigkeit von Innovationen im und für das Unternehmen kommunizieren, den Wettbewerbsvorteil durch Innovationen herbeiführen und eine dynamische Unternehmenskultur erwirken.[7]
Entgegen der weitläufigen Auffassung, Innovationsmanagement wäre einzig im Bereich Forschung und Entwicklung anzutreffen, müssen beide Begriffe voneinander abgegrenzt werden.
So sind die Resultate der Forschung und Entwicklung definitiv Teil der Innovationen, während Innovationen wie oben dargestellt auch losgelöst von technologischen Prozessen erschaffen werden können.[8]
Als Teilbereich des Innovationsmanagements werden in vielen Unternehmen heutzutage auch sogenannte Innovationsgremien gebildet. Diese sind ebenfalls nicht für die Innovation an sich zuständig, sondern sollen - ähnlich einem Aufsichtsrat – strategische Entscheidungen zur Förderung von Innovationen treffen, Kapital verteilen und Innovationsakzeptanz realisieren.[9]
Letztlich ist auch festzustellen, dass die Unternehmenskultur im Gesamten betrachtet erheblichen Einfluss auf die Innovationsvorgänge im Unternehmen haben. Hier wurde in Untersuchungen eine sehr hohe Korrelation (0,57) nachgewiesen, nachdem die Unternehmenskultur erheblich die Art und Weise, wie Vorgänge im Unternehmen bewältigt werden, prägt, und welche Fähigkeiten angeeignet bzw. weiterverbreitet werden, um langfristig innovativ zu bleiben. Mit einer Korrelation von 0,516 an zweiter Stelle hat die Kompetenz eine unterstützende Wirkung für Innovationen, welche Maßgeblich durch Manager und das gelebte Managementsystem repräsentiert wird.[10]
Nachdem nun sowohl der Begriff der Innovation, als auch der Begriff des Innovationsmanagements definiert sind, soll im folgenden Kapitel die Notwendigkeit von Innovationen sowie die daraus resultierenden Wettbewerbsvorteile näher beleuchtet werden.
2.2 Innovationsfähigkeit
2.2.1 Definition
Innovationsfähigkeit kann als Konstrukt mehrerer synergetischer Fähigkeiten im Unternehmen beschrieben werden.[11] In der Literatur wird jedoch häufig die Verwandlung von Produktionsfaktoren jeglicher Art in ein Ergebnis verstanden, also das Potenzial, neue Ideen zu erzeugen, Marktchancen zu erkennen und vermarktbare Innovationen mit dem Einsatz von vorhandenen Ressourcen und Kapazitäten hervorzubringen.[12]
Da, wie im vorherigen Subkapitel erläutert, die Definition von Innovation mitunter sehr schwierig ist, muss auch die Definition der Innovationsfähigkeit immer im Kontext des Forschungsinteresses gesehen werden. So ist „Innovationsfähigkeit zu gleichen Teilen von intrapersonellen Faktoren und zu gleichen Teilen von Ausprägungen des Arbeitssystems – damit sind Arbeitsorganisation, Unternehmenskultur, Führung et cetera gemeint (…)“[13] abhängig. Es weist damit eine sehr enge Verbindung zum angewandten Innovationsmanagement auf.
Eine etwas allgemeiner gefasste Definition der Innovationsfähigkeit findet sich auch im Gabler Wirtschaftslexikon wieder, welche besagt, dass die Innovationsfähigkeit sich vor allem durch zwölf Kriterien beschreiben lässt:[14]
1. Hohe Wachstumsrate im brancheninternen Vergleich
2. Beachtliche soziale Leistungen
3. Krisenmanagement
4. Qualität der Planungsmethoden
5. Beziehungen zu Kunden und Lieferanten
6. Schonender Ressourceneinsatz
7. Produktionsorganisation
8. Geschäftliche Dynamik
9. Priorität von Forschung und Entwicklung
10. Aktivitäten im Ausland
11. Sicherung der finanziellen Zukunft
12. Reputation und Charakter der Unternehmensleitung
Die Innovationsfähigkeit umfasst also die organisationalen Rahmenbedingungen wie Unternehmenskultur und Managementstil, als auch finanzielle und personelle Ressourcen im Unternehmen, welche im Verbund einen Grad an Innovativität darstellen, der gemeinhin als Innovationsfähigkeit bezeichnet werden kann und sowohl von den oberen Managementebenen bis hinunter zum Angestellten gelebt werden muss. Sie ist demnach ein Indikator der Effizienz, mit der innovationsbezogener Ressourceneinsatz in Ergebnisse – Produkt- oder Prozessinnovationen – transformiert werden kann.[15]
Um nun festzustellen, wie hoch der Grad der Innovativität eines Unternehmens ist, können verschiedene Ansätze zur Messung herangezogen werden. Diese sollen im folgenden Kapitel erläutert werden.
2.2.2 Messung
Grundsätzlich kann die Messung der Innovationsfähigkeit auf zwei Arten erfolgen, um eine indirekte Messung der Innovationsfähigkeit zu ermöglichen. Vereinfacht beschreibt die Innovationsfähigkeit die Relation, mit der der innovationsbezogene Ressourceneinsatz (Input) im Transformationsprozess in Output umgewandelt wird. Der Unternehmenserfolg, welcher dem Output zugeordnet werden kann, kann somit dem Input gegenübergestellt werden, wobei beide Indikatoren unabhängig voneinander mit verschiedenen Methoden gemessen werden können.[16] Im Folgenden sollen nun die Input-basierten und Output-basierten Ansätze vorgestellt werden, welche beide zu großen Teilen den eigentlich Teil der Innovationsfähigkeit – den Transformationsprozess – außer Acht lassen. Es soll daher im Anschluss eine kurze Übersicht über die Verfahren geben, welche versuchen den eigentlichen Transformationsprozess zu messen.
Input-basierte Indikationen vereinen alle Aufwendungen oder Produktionskosten, welche zur Herstellung der Innovation benötigt werden. Diese gehen weit über das reine Budget für Forschung und Entwicklung hinaus und beinhaltet neben den reinen Rohmaterialien und Personalkosten auch extern eingekaufte Dienstleistungen und Aufwendungen zur Vermittlung und Wahrung von Wissen, zum Beispiel dem Schulen der Mitarbeiter. Hinzu kommen etwaige Kosten für die Marktanalyse und das Marketing, Produkttests und Patente. Außerdem müssen die Kosten für den späteren Vertrieb der Innovation, sofern es sich um eine Produktinnovation handelt, ebenfalls mit eingerechnet werden.[17]
Im Gegensatz hierzu stehen die Output-basierten Indikatoren, ohne deren Messung es nicht möglich wäre, eine Beurteilung des Innovationserfolgs vorzunehmen. Hierfür müssen die Kennzahlen festgelegt und definiert werden, damit eine Operationalisierung des Innovationserfolges ermöglicht wird. Hierfür existieren verschiedene Ansätze, welche Hauschildt und Salomo in technische, ökonomische und sonstige Effekte unterscheiden, wobei die beiden ersten Effekte weiter in direkte und indirekte Effekte unterteilt werden können:[18]
Direkte technische Effekte sind spezifische Messwerte, welche für jedes Innovationsprojekt individuell bestimmt werden müssen. Dies wird jedoch häufig mangels technischen Fachwissens der Forscher ignoriert. Indirekte technische Effekte hingegen sind häufig wichtiger, da die während der Innovationsentwicklung auftretenden Erkenntnisse oft einen größeren künftigen Nutzen haben als die Innovation selbst. Dies kann neben der gewonnenen Erfahrung auch die gestiegene soziale Kompetenz innerhalb eines Teams, Effekte auf andere Produkte oder Geschäftsbereiche, Reputationsgewinn oder die Identifikation von Schwachstellen sein. Kombiniert man die direkten und indirekten Effekte erlangt man den technischen Nutzen.[19]
Die direkten ökonomischen Effekte beinhalten finanzielle Kennzahlen wie Gewinn oder Umsätze, welchen einen Rückschluss auf die Akzeptanz der Produkte im Markt zulassen. Erwähnt werden muss allerdings, dass die für den Output notwendigen Kosten nicht eindeutig zugerechnet werden können. Ein Beispiel für die Erfassung der direkten ökonomischen Effekte findet sich am Ende dieses Kapitels in einem Exkurs. Prozessinnovationen werden mittels des Rationalisierungsgewinns bewertet. Der indirekte ökonomische Effekt von Innovationen ist die Wirkung auf die Konkurrenz, welche etwaige Reputationseinbußen, Umsatzeinbußen und Ausgaben für Lizenzen auf Patente beinhaltet.[20]
Abschließend werden die sonstigen Effekte der psychologisch-sozialen Ebene der Innovationsakteure zugerechnet. So können das Streben nach Anerkennung oder die Reduzierung der Umweltbelastung genannt werden.
Summiert man all diese Effekte, erhält man den Gesamt-Nutzen der des Innovationserfolgs.[21]
2.3 Notwendigkeit von Innovationen
Im Zuge der Globalisierung sowie dem seit den 1960er Jahren anhaltenden Wandel hin von einem Verkäufer- zu einem Käufer-Markt wuchs der Wettbewerb besonders unter Konsumgüterherstellern immens. Der daraus resultierende Verdrängungswettbewerb verlangt von Unternehmen ständig Innovationen - sowohl neue Produkte als auch Kostensenkungen durch Prozessinnovationen - um nicht den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren.[22] Instrumente, die diesen Innovationsanspruch unterstützen sollen, sind kürzere Produktlebenszyklen und eine erweiterte Produktdifferenzierung. Allerdings ist auch mit diesem Vorgehen kein dauerhafter Wettbewerbsvorteil garantiert, da andere Anbieter die Neuerungen schnell übernehmen können und weshalb vermehrt über andere Alleinstellungsmerkmale versucht wird, diesen Vorteil zu erlangen und zu halten.[23] Eine Übersicht, welche Faktoren alle auf Unternehmen einwirken und somit Innovationen notwendig machen, gibt Abbildung 2.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Turbulentes Umfeld der Unternehmen (in Anlehnung an Baumeister, 2003)[24]
[...]
[1] Vgl. Gallo (2014).
[2] Hauschildt/Salomo (2011), S.3.
[3] Vgl. Duncker/Schütte (2018), S.17.
[4] Vgl. Sammerl/Wirtz/Schilke (2008), S.138.
[5] Vgl. Schawel/Billing (2018), S.163.
[6] Vgl. Hauschildt/Salomo (2011), S.4.
[7] Vgl. Schawel/Billing (2018), S.161.
[8] Vgl. Hauschildt/Salomo (2011), S.30.
[9] Vgl. Westerman/Bonnet/McAfee (2014), S.143.
[10] Vgl. Hii/Neely (2000), S. 5 f.
[11] Vgl. Sammerl/Wirtz/Schilke (2008), S.133.
[12] Vgl. Hii/Neely (2000), S.7.
[13] Winkels (2007), S.80.
[14] Vgl. Möhrle (o. J.).
[15] Vgl. Seeger (2014), S.26.
[16] Vgl. Seeger (2014), S.27.
[17] Vgl. Seeger (2014), S. 32 f.
[18] Vgl. Hauschildt/Salomo (2011), S.340–343.
[19] Vgl. ebd.
[20] Vgl. ebd.
[21] Vgl. ebd.
[22] Vgl. Jeschke (2011), S.2.
[23] Vgl. Roth (2012), S. 53 f.
[24] Vgl. Baumeister (2003).