Spezifisches Merkmal für die Literatur von Julio Cortázar ist die Verknüpfung von Medialität und Phantastik. Medialität verkettet Text und Welt und steht deshalb für die Form der Vermittlung erzählter Welten. Insbesondere die Phantastik entwirft alternative, oft unvereinbare Welten und kontrastiert und verhandelt so bestehende Paradigmen. Durch diesen Zusammenschluss ergeben sich neue Einsichten in die Pluralität des Realen, das durch phantastische Elemente erweitert wird und so eine Öffnung der Wirklichkeit auf eine Welt dahinter darstellt.
Die Kurzgeschichte "Las babas del diablo" diente als "perfekte Vorlage" für Michelangelo Antonionis 1966 erschienenen Film "Blow Up". Die Verfilmung interpretiert die Erzählung neu, doch bleibt der zentrale Konflikt erhalten, der sich um die subjektive Wirklichkeitswahrnehmung des Protagonisten in Bezug auf eine objektive Wahrheitsfindung dreht. Beide Protagonisten werden zufälligerweise Zeugen einer Begegnung eines Paares, das sie fotografieren. Die Fotografie bestimmt jeweils den weiteren Handlungsverlauf. Die histoire stellt in beiden Werken lediglich die Projektionsfläche für das eigentliche Thema dar: Die Wahrnehmung der Wirklichkeit mithilfe technischer Medien und ihr Wahrheitsgehalt bilden die epistemologische Grundproblematik der Protagonisten.
Davon ausgehend ist das Thema dieser Arbeit die Wirklichkeitskonzeption in "Las babas del diablo" und "Blow Up". In Cortázars Kurzgeschichte wird die Verbindung von Literatur und Fotografie eine Rolle spielen, in Antonionis Film hingegen die Verbindung von Film und Fotografie. Die inhaltliche und formale Analyse von Kurzgeschichte und Film bilden den Ausgangspunkt. Vorzugsweise werden hierbei jene Stellen, die fotografische Elemente enthalten, in den Fokus gerückt, um anhand davon Bedeutungselemente und -strukturen abzuleiten, die für die Verhandlung von Realitätskonzepten relevant sind. Daraus ergeben sich folgende Fragen: Wie wird Wirklichkeit durch die intermediale Metalepse mit der Fotografie konstruiert und geöffnet? Was ist die Rolle der Fotografie in der Kurzgeschichte? Im Film? Wie wird subjektive Wirklichkeit zu objektiver Wahrheit oder auch nicht? Ziel dieser Arbeit ist es die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von "Las babas del diablo" und "Blow Up" in Bezug auf die jeweilige Konzeption von Wirklichkeit herauszuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rolle der Fotografie – Analyse und Interpretation
- Las babas del diablo (1959)
- Blow Up (1966)
- Wirklichkeitskonzeption durch Fotografie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wirklichkeitskonzeption in Julio Cortázars Kurzgeschichte Las babas del diablo und Michelangelo Antonionis Film Blow-Up. Die Arbeit konzentriert sich auf die Rolle der Fotografie als intermediales Element, das die Konstruktion und Öffnung der Wirklichkeit in beiden Werken beeinflusst.
- Die Intermedialität von Literatur und Film
- Die Verbindung von Fotografie und Erzählung
- Die Konstruktion und Öffnung der Wirklichkeit durch Fotografie
- Die subjektive Wahrnehmung der Realität und die Suche nach objektiver Wahrheit
- Der Vergleich von Las babas del diablo und Blow-Up in Bezug auf ihre jeweiligen Konzeptionen von Wirklichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die These auf, dass Fotografie und Literatur auf einem ähnlichen Schema basieren: Die Auswahl und Einrahmung eines Realitätsfragments, das eine neue Wirklichkeit öffnen kann. Die Arbeit analysiert die Bedeutung der Fotografie in Cortázars Las babas del diablo und Antonionis Blow-Up im Kontext der Intermedialität und Wirklichkeitskonzeption.
Die Rolle der Fotografie - Analyse und Interpretation
2.1 Las babas del diablo (1959)
Dieser Abschnitt analysiert Cortázars Kurzgeschichte Las babas del diablo, in der der Protagonist Roberto Michel, ein Übersetzer und Fotograf, durch eine Fotografie in einen Realitätskonflikt gerät. Die Geschichte gliedert sich in drei Teile: eine metafiktionale Einleitung über das Erzählen, gefolgt von zwei Episoden, die ein reales und ein phantastisches Abenteuer schildern. Die Fotografie als Mittel der Fixierung der Realität steht im Kontrast zur dynamischen und unsicheren Natur der Erzählung.
2.2 Blow Up (1966)
Dieser Abschnitt befasst sich mit Antonionis Film Blow-Up, der die Geschichte von Las babas del diablo neu interpretiert. Auch in Blow-Up wird die Fotografie zum Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit der subjektiven Wahrnehmung der Realität und der Suche nach objektiver Wahrheit.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Intermedialität, Fotografie, Wirklichkeitskonzeption, Las babas del diablo, Blow-Up, Julio Cortázar, Michelangelo Antonioni, Subjektivität, Objektivität, Wahrheit, Phantastik, Realität.
- Quote paper
- Flavia Harmati (Author), 2018, Intermedialität und Wirklichkeitskonzeption in Literatur und Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/426011