In der vorliegenden Arbeit wird vorgeschlagen, identitätswirksame Gestaltungsprozesse mithilfe partizipatorischer Designpraktiken zu demokratisieren. Die Argumentation dieser Strategie stützt sich vor allem auf unternehmenskulturelle Gesichtspunkte. Auf deren Basis werden Interventionsmöglichkeiten für Design und ein Anforderungsprofil für Designer vorgestellt, das einen Gegenentwurf zum Input-Output-Charakter aktuell vorherrschender Modelle („für die gewünschte Kultur x nehme man die Instrumente a und b“) darstellen soll. Der entwickelte Ansatz bezieht sich dabei nicht auf spezifische Unternehmen und Marken, was in Anbetracht des permanenten Wandels der Märkte entscheidende Vorteile bietet.
„It’s a great time for design“. Der ökonomische Wert und kulturelle Einfluss von Design scheint in Organisationen aller Art heute mehr denn je verstanden worden zu sein. Das gilt nicht nur für digitale Pioniere wie Google, Apple oder Facebook; von eher konservativen Unternehmensberatungen über Banken und Finanzunternehmen bis hin zu Einzelhändlern werden verstärkt Design-Kompetenzen eingekauft oder ausgebaut. Inadäquat erscheint allerdings das autoritäre Top-Down-Prinzip, welchem Corporate Identity und Branding-Konzepte derweilen folgen.
Verhaltens- und Kommunikationsweisen werden zentral in kleinem Kreise festgelegt und in die betreffende Organisation ‚implementiert‘. Designer werden als Experten und Mitarbeiter als Laien typologisiert. An dieser Stelle ist Design keineswegs emphatisch; es richtet sich nicht nach seinen Nutzern, seine Nutzer müssen sich nach ihm richten. Mit immer aufwändigeren Managementsystemen werden zwanghafte Muster übergestülpt und Konformität forciert, während die Kreativität, Flexibilität und Innovationsfähigkeit von Mitarbeitern eingeschränkt werden. Hinzu kommt, dass sich lokale Problemlösungen nicht immer innerhalb dieser Muster durchführen lassen; man denke nur an die Vielzahl der Kanäle und Medien, die Gegenstand eines immer schnelleren Wandels sind. Nicht zuletzt ist der hohe Kontrollaufwand selbst ein ökonomischer Nachteil einer solchen autoritären Design- und Managementpraxis.
In der System- und Organisationstheorie werden Unternehmen jedoch nicht als perfekt durchorganisierte Instrumente, sondern als komplexe Sozialgefüge beschrieben. Corporate Identity sollte daher als integratives Konzept verstanden werden, das diese Phänomene, die Vernetztheit der Probleme, Relationen und Interdependenzen, beschreibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Teil 1: Hintergrund
- (1) Markenidentität versus Unternehmensidentität
- (2) Folgebereitschaft, Identifikation und Internalisierung
- (3) Autoritäre Cl-Konzepte im mechanistischen Weltbild
- (4) Das Unternehmen als soziales System
- (5) Corporate Identity und Design
- Teil 2: Strategieentwicklung
- (6) Unternehmenskultur als Grundlage
- (6.1) Ebenenmodell
- (6.2) Interventionsmöglichkeiten
- (7) Partizipatorisches Design als Vehikel
- (7.1) Leitmotiv
- (7.2) Steuerung
- (7.3) Rollen
- (7.4) Grenzen
- (6) Unternehmenskultur als Grundlage
- Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Grenzen herkömmlicher Corporate Identity- und Branding-Konzepte und stellt eine neue Strategie vor, die auf partizipativen Designpraktiken basiert. Der Fokus liegt auf der Demokratisierung von identitätswirksamen Gestaltungsprozessen und der Integration von Design als integralem Bestandteil der Unternehmenskultur.
- Kritik an autoritären Top-Down-Prinzipien im Corporate Identity- und Branding-Bereich
- Betrachtung des Unternehmens als komplexes soziales System
- Entwicklung eines partizipativen Designansatzes zur Förderung von Unternehmenskultur und Mitarbeiterbeteiligung
- Einführung eines Ebenenmodells zur Analyse von Unternehmenskultur und Identifizierung von Interventionsmöglichkeiten
- Relevanz von Design als strategische Ressource und unternehmerischem Vorteil
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz von Design in modernen Organisationen dar und kritisiert gleichzeitig die autoritären Strukturen von traditionellen Corporate Identity-Konzepten.
- Teil 1: Hintergrund: Dieser Teil untersucht verschiedene Aspekte, die die Notwendigkeit einer neuen, partizipativen Herangehensweise an Corporate Identity verdeutlichen. Er analysiert die Grenzen zwischen Markenidentität und Unternehmensidentität, betrachtet die Bedeutung von Folgebereitschaft, Identifikation und Internalisierung und beleuchtet die Schwächen autoritärer Cl-Konzepte im Kontext eines mechanistischen Weltbildes. Weiterhin wird das Unternehmen als komplexes soziales System beschrieben, und die enge Verbindung von Corporate Identity und Design wird thematisiert.
- Teil 2: Strategieentwicklung: Dieser Teil befasst sich mit der Entwicklung einer neuen Strategie für Corporate Identity, die auf partizipativen Designpraktiken basiert. Er betont die Bedeutung der Unternehmenskultur als Grundlage für erfolgreiche Identitätsgestaltung und präsentiert ein Ebenenmodell zur Analyse dieser Kultur. Des Weiteren werden Interventionsmöglichkeiten für Design und ein Anforderungsprofil für Designer vorgestellt.
Schlüsselwörter
Corporate Identity, Design, Unternehmenskultur, Partizipation, Demokratisierung, Identitätsgestaltung, Branding, Strategieentwicklung, Intervention, Ebenenmodell, Social System, Design-driven Culture.
- Quote paper
- Christian Nufer (Author), 2017, Designing Corporate Identity. Entwicklung einer Demokratisierungsstrategie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/426263