Nach der Auffassung der IASB ist die Zielsetzung eines Abschlusses nach IAS/IFRS die Vermittlung entscheidungsnützlicher Informationen über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie über die Cashflows eines Unternehmens, für einen weiten Adressatenkreis . Dies geht aus dem Rahmenkonzept (F. 12) als auch aus IAS 1 (IAS 1.7) hervor. Als primären Adressatenkreis nennt das Framework (F.10) die Investoren. Man kann den Begriff „investor“ mit Kapitalgeber (Eigen- und Fremdkapitalgeber) gleichsetzen . Daraus folgt, dass die alleinige Zwecksetzung der Rechnungslegung nach IAS/IFRS Schutz der Kapitalgeber durch Bereitstellung entscheidungsnützlicher Informationen ist . Auch das andere sehr relevante internationale Rechnungslegungssystem US-GAAP verfolgt das Ziel der Informationsvermittlung. Im Gegensatz hierzu will ein HGB-Abschluss einen Beitrag zum Kapitalgeberschutz leisten, indem es einen Gewinn zur Zahlungsbemessung bzw. Ausschüttungsbemessung ermittelt. Auf der einen Seite steht Informationsvermittlung und auf der anderen Seite Zahlungsbemessung als Ziel. Jedes Rechnungslegungssystem benötigt Rechnungslegungsgrundsätze deren Auslegungen die Erreichung der genannten Ziele ermöglichen. Trotz der unterschiedlichen Zielsetzung kommt das Realisationsprinzip in den hier erwähnten Rechnungslegungswerken zur Anwendung, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung. Es stellt sich also die Frage inwieweit die Auslegungen bzw. die Anforderungen, welche dieser Grundsatz stellt für die Erreichung der jeweiligen Ziele geeignet sind. In dieser Arbeit soll sich unser Augenmerk auf die IAS/IFRS richten. Wie eng oder wie weit ist das Realisationsprinzip hier ausgelegt und wie sollte es sein? Es soll versucht werden die grundlegenden Anforderungen eines Realisationsprinzips abzuleiten, so dass sie der Informationsvermittlung gerecht werden. Hierzu werden zunächst einmal das Realisationsprinzip und die Auslegung des Realisationsprinzips im IAS/IFRS bzw. die Anforderungen, die es an die Ertragsrealisierung stellt, dargestellt. Es folgt ein kurzer Vergleich mit dem HGB. Im dritten Kapitel wird die Ertragsrealisierung nach IAS/IFRS näher betrachtet und hinsichtlich ihrer Eignung zur Informationsvermittlung analysiert. Dafür wird eine Zweckmäßigkeitsanalyse durchgeführt. Im vierten Kapitel wird eine mögliche Alternative als Realisationszeitpunkt dargestellt und darauf folgend schauen wir uns Lösungsversuche der IASB und FASB näher an. Die Arbeit schließt mit einem kurzen Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Realisationsprinzip
- 2. 1. Zweck und Inhalt
- 2. 2. Das Realisationsprinzip im IAS/IFRS (Informationsvermittlung)
- 2. 2. 1. Regelungen der Ertragsrealisierung nach IAS 18
- 2. 2. 2. Ertragsrealisierung bei langfristigen Fertigungs- und Dienstleistungsaufträgen nach IAS 11
- 2. 3. Das Realisationsprinzip im HGB (Zahlungsbemessung)
- 3. Eignung der Anforderungen an die Ertragsrealisierung zur Informationsvermittlung
- 4. Vertragsabschluss als alternativer Realisationszeitpunkt
- 5. Revenue-Recognition
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert das Realisationsprinzip in verschiedenen Rechnungslegungssystemen und untersucht, inwieweit es den Anforderungen an die Informationsvermittlung gerecht wird. Der Fokus liegt auf dem IAS/IFRS, wo das Realisationsprinzip als ein zentrales Element der Ertragsrealisierung gilt. Die Arbeit befasst sich mit den unterschiedlichen Auslegungen des Realisationsprinzips und seinen Auswirkungen auf die Informationsvermittlung.
- Das Realisationsprinzip im Kontext des IAS/IFRS und HGB
- Die Anforderungen an die Ertragsrealisierung nach IAS/IFRS
- Die Eignung des Realisationsprinzips zur Informationsvermittlung
- Alternative Realisationszeitpunkte wie der Vertragsabschluss
- Lösungsansätze der IASB und FASB zur Ertragsrealisierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Die Einleitung stellt die Zielsetzung der Arbeit vor und skizziert die Bedeutung des Realisationsprinzips im Kontext der Rechnungslegung. Es wird erläutert, dass verschiedene Rechnungslegungssysteme unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen und das Realisationsprinzip in unterschiedlicher Weise interpretieren.
- Kapitel 2: Das Realisationsprinzip Dieses Kapitel definiert das Realisationsprinzip und beleuchtet seine grundlegende Funktion als Abgrenzungsprinzip in der Rechnungslegung. Es werden verschiedene Realisationszeitpunkte vorgestellt und die unterschiedliche Auslegung des Realisationsprinzips im IAS/IFRS und im HGB erläutert.
- Kapitel 3: Eignung der Anforderungen an die Ertragsrealisierung zur Informationsvermittlung In diesem Kapitel wird die Eignung des Realisationsprinzips im IAS/IFRS zur Informationsvermittlung genauer betrachtet. Es wird eine Zweckmäßigkeitsanalyse durchgeführt, um die Stärken und Schwächen des Prinzips zu bewerten.
- Kapitel 4: Vertragsabschluss als alternativer Realisationszeitpunkt Dieses Kapitel stellt den Vertragsabschluss als eine mögliche Alternative zum traditionellen Realisationszeitpunkt vor. Es werden die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen: Realisationsprinzip, Ertragsrealisierung, Informationsvermittlung, IAS/IFRS, HGB, Zahlungsbemessung, Vertragsabschluss, Revenue-Recognition, Zweckmäßigkeitsanalyse.
- Quote paper
- Levent Kuyumcu (Author), 2005, Informationsvermittlung und Realisationsprinzip - Versuch der Ableitung der grundlegenden Anforderungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42627