Sprachwandel und Wortschatzwachstum sind sowohl bedeutungsvolle als auch unumgängliche Phänomene, die ausschlaggebend für die (Weiter-)Entwicklung aller Sprachen der Welt – und somit auch des Russischen – sind. Anhand von diachronen Beobachtungen kann schlussgefolgert werden, dass die Lexik einer natürlichen Sprache stets einem Wandel unterliegt und je größer die Distanz zwischen den beiden Zeitpunkten der Untersuchung ist, desto evidentere Veränderungen festgestellt werden können. Diese Veränderungen werden nicht nur durch extralinguistische Ursachen wie politische, ökonomische, soziale oder auch kulturelle Ereignisse, sondern auch durch intralinguistische Defizite wie z.B. das Bedürfnis, Bezeichnungslücken im Wortschatz zu schließen (Benennungs-bedürfnis) oder Eindeutigkeit zu schaffen ausgelöst.
Wird ein Blick auf die Lexik des Russischen geworfen, die neben Ukrainisch und Weißrussisch ebenfalls zu den ostslavischen Sprachen gehört, zeigt sich, dass sie sich im Laufe der Zeit stark verändert hat. Zur Gewinnung neuer Lexeme wird in der russischen Sprache im Wesentlichen von der Derivation und Komposition Gebrauch gemacht, die produktive Wortbildungsverfahren darstellen. Während die Zuordnung vieler neuentstandener Wörter zu einem der beiden Verfahren eindeutig ist, stellt die Einteilung gewisser Konstrukte mit einem Präfixoid wie автоответчик, биоэнергетика oder ретро-дизайн, die zur Internationalisierung der russischen Lexik beitragen, eine umstrittene Frage dar. Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Hausarbeit richtet sich auf die Abgrenzungsprobleme zwischen Komposition und Derivation und versucht, die unterschiedlichen Standpunkte darzustellen.
Hierfür wird zuerst der Begriff 'Wortbildung' definiert und seine Stellung im Gesamtsystem der Sprache erläutert. Daraufhin setzt sich die Arbeit mit dem Wort, Wortschatz sowie den gebundenen und freien Morphemen auseinander. Nach der Vermittlung dieser grundlegenden Informationen werden im Hauptteil die beiden Wortbildungsverfahren Derivation und Komposition behandelt. Hiernach wird die Problematik, die bei der Einteilung von zusammengesetzten Wörtern entsteht, thematisiert. Den Abschluss dieser Arbeit bildet die Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse sowie die Antwort auf die Frage, warum die Zuordnung der obengenannten Wörter ein Problem darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine Grundlagen
- Wortbildung
- Wort und Wortschatz
- Wortbildungsverfahren
- Derivation
- Präfigierung
- Suffigierung
- Parasynthese
- Postfigierung
- Komposition
- Definition
- Charakteristika einer Komposition
- Kompositionstypen
- Derivation
- Gelehrte Bildung
- Problematik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Abgrenzung von Komposition und Derivation als Verfahren der Wortbildung im Russischen. Ziel ist es, die verschiedenen Standpunkte und die Problematik bei der Einteilung zusammengesetzter Wörter darzustellen.
- Definition des Begriffs "Wortbildung" und seine Stellung im Gesamtsystem der Sprache
- Erläuterung der Begriffe "Wort" und "Wortschatz" sowie der Unterscheidung zwischen freien und gebundenen Morphemen
- Beschreibung der Wortbildungsverfahren Derivation und Komposition
- Analyse der Problematik bei der Einteilung von zusammengesetzten Wörtern
- Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse und Klärung der Problematik bei der Zuordnung von Wörtern mit Präfixoiden
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Sprachwandel und Wortschatzwachstum für die Entwicklung des Russischen. Sie stellt fest, dass die Lexik einer Sprache stetig einem Wandel unterliegt und die Wortbildung, insbesondere durch Derivation und Komposition, zur Bereicherung des Wortschatzes beiträgt. Die Arbeit konzentriert sich auf die Abgrenzungsprobleme zwischen Komposition und Derivation, besonders im Zusammenhang mit Wörtern mit Präfixoiden.
Allgemeine Grundlagen
2.1 Wortbildung
Dieser Abschnitt definiert den Begriff "Wortbildung" und seine Stellung in der Linguistik, speziell in der Morphologie. Er erläutert die Unterscheidung zwischen Formenlehre und Wortbildung, die letztere als ein Hauptverfahren zur Bereicherung des Wortschatzes identifiziert.
2.2 Wort und Wortschatz
Hier wird der Begriff "Wort" näher erläutert und die Problematik einer präzisen Definition angesichts einzelsprachlicher Verschiedenheiten aufgezeigt. Der Fokus liegt auf dem Begriff "Morphem" als kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache. Es werden freie und gebundene Morpheme unterschieden, wobei die Menge der lexikalischen Morpheme, die den Wortschatz einer Sprache ausmachen, als recht variabel betrachtet wird.
Schlüsselwörter
Wortbildung, Derivation, Komposition, Präfixoid, Lexik, Wortschatz, Morphem, Russisch, Sprache, Sprachwandel, Wortbildungsverfahren, Abgrenzungsprobleme, Sprachsystem
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- M.o.A. Fatma Betül Akcora (Autor), 2017, Wortbildung im Russischen. Abgrenzungsprobleme zwischen Komposition und Derivation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/426471