Die Situation Älterer auf dem Arbeitsmarkt ist von einer hohen Verletzbarkeit gegenüber einer angespannten wirtschaftlichen Situation gekennzeichnet: Langzeitarbeitslosigkeit und eine frühe Verrentung prägen häufig die Perspektiven dieser Altersgruppe – ein Abbild der Bemühungen vieler Unternehmen, mittels Frühausgliederung älterer Mitarbeiter Personal „sozialverträglich“ abzubauen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. An der so genannten „Koalition des Frühstands“, welche daran mitwirkt diesen Status Quo fortzuschreiben, haben auch politische und gewerkschaftliche Kräfte sowie die betroffenen Arbeitnehmer selbst ihren Anteil.
Doch auch wenn sich alle relevanten Akteure mit dieser Praxis der Frühausgliederung mehr oder weniger anfreunden können, bringt sie verheerende Konsequenzen für die Älteren selbst, die Unternehmen, die sozialen Sicherungssysteme sowie die Volkswirtschaft insgesamt betrachtet mit sich: Den Älteren wird das Recht auf Arbeit abgesprochen, in den Betrieben entstehen Probleme beim Wissens- und Erfahrungstransfer, Arbeitslosen- und Rentenversicherung werden enorm belastet und das volkswirtschaftliche Produktionspotential ist nicht voll ausgelastet. Auch angesichts des demografischen Wandels, der Deutschland in den nächsten 50 Jahren bevorsteht, wird ein Umdenken unumgänglich sein: Schrumpfung und zunehmende Alterung der Erwerbsbevölkerung werden das Fortbestehen der Frühausgliederungspraxis schier unmöglich machen.
Die Unternehmen werden aufgrund des knapper werdenden Angebots an jungen Arbeitskräften in Zukunft verstärkt ältere Arbeitnehmer einstellen und diese länger als bisher im Betrieb halten müssen.
Ein Produktivitätseinbruch ist dadurch nicht zu befürchten. Denn Defizite wie mangelnde Lern- und Leistungsfähigkeit, die Unternehmen pauschal ihrer älteren Belegschaft zuschreiben, sind in erster Linie hausgemachte Probleme. Häufig werden sie aufgrund dieser Vorurteile von Weiterbildungsmaßnahmen ausgespart bis sie das Lernen selbst verlernen. Nur mit veralteten Kenntnissen und Fähigkeiten ausgestattet können sie dann nicht mit den Leistungen ihrer jüngeren Kollegen mithalten – womit sich die Vorurteile der Arbeitgeber selbst bestätigen.
Daher ist eine Umorientierung in Richtung einer präventiven Personalpolitik nötig, die gezielt auf Humankapitalerhaltung setzt.
Von Seiten der Politik müssen die Anreize zum frühzeitigen Ausscheiden aus dem Erwerbsleben beseitigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Arbeitsmarktvulnerabilität älterer Arbeitnehmer
- 1.1 Definitionen
- 1.2 Erwerbslosigkeit und Frühruhestand
- 1.3 Hintergründe: Die „Koalition des Vorruhestands“
- 1.4 Die negativen Auswirkungen der Frühausgliederungspraxis
- 2. Zukunftsprognosen: Ältere Arbeitnehmer und der demographische Wandel
- 3. Leistungsvermögen und Kompetenzprofile älterer Arbeitnehmer
- 3.1 Interne Faktoren: Einbußen und Ressourcen des alternden Menschen
- 3.2 Externe Faktoren: Vorurteile der Umwelt und Auswirkungen auf berufliche Lern- und Leistungsfähigkeit
- 4. Fazit: Umdenken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Arbeitsmarktsituation älterer Arbeitnehmer im Kontext der demographischen Entwicklung und der Frühausgliederungspraxis. Sie analysiert die Herausforderungen und Risiken der Alterung der Erwerbsbevölkerung und betrachtet, wie sich die Kompetenzprofile und das Leistungsvermögen älterer Arbeitnehmer im Laufe der Zeit verändern. Darüber hinaus befasst sich die Arbeit mit den negativen Folgen der Frühausgliederung für Einzelne, Unternehmen und die Gesellschaft.
- Definition und Analyse der Arbeitsmarktvulnerabilität älterer Arbeitnehmer
- Die Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Arbeitsmarkt
- Bewertung von Kompetenzprofilen und Leistungsvermögen älterer Arbeitnehmer
- Die Folgen der Frühausgliederungspraxis für verschiedene Akteure
- Handlungsmöglichkeiten für die Zukunft
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 definiert den Begriff der Arbeitsmarktvulnerabilität und analysiert die Situation älterer Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt. Es beleuchtet die Phänomene der Erwerbslosigkeit und des Frühruhestands sowie die Gründe für die Frühpensionierung. Außerdem werden die negativen Auswirkungen der Frühausgliederung für die betroffenen Arbeitnehmer, Unternehmen und die Gesellschaft im Allgemeinen betrachtet.
- Kapitel 2 analysiert die demographischen Veränderungen der nächsten Jahrzehnte und deren Folgen für den Arbeitsmarkt. Es geht auf die Schrumpfung und Alterung der Erwerbsbevölkerung sowie den drohenden Fachkräftemangel ein.
- Kapitel 3 beschäftigt sich mit der beruflichen Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer. Es betrachtet interne Faktoren wie altersbedingte Einbußen und Ressourcen sowie externe Faktoren wie Vorurteile der Umwelt und deren Auswirkungen auf die Lern- und Leistungsfähigkeit.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit befasst sich mit den Themen Arbeitsmarktvulnerabilität, Kompetenzprofile, Leistungsvermögen, demographischer Wandel, Frühausgliederung, Altersdiskriminierung und Handlungsoptionen für die Zukunft.
- Quote paper
- Diplom-Volkswirtin Friederike Krieger (Author), 2005, Kompetenzprofile, Leistungsvermögen und Arbeitsmarktvulnerabilität älterer Arbeitnehmer. Empirische Befunde und Zukunftsprognosen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42654