Im Rahmen dieser Facharbeit soll untersucht werden, wie Goethe den antiken Mythos von „Philemon und Baucis“ im zweiten Teil seines Schauspiels Faust aufgreift, verändert und ihm so eine völlig andere Funktion zukommen lässt. Dazu soll der Mythos zunächst isoliert in beiden Werken unter Berücksichtigung des literaturhistorischen Kontextes betrachtet werden.
In seinem Werk "Faust II" übernimmt Goethe den antiken Mythos von "Philemon und Baucis" unter verändertem Schwerpunkt sodass die überzeitliche Dimension des antiken Mythos, der allgemein menschliche Grundkonstanten hervortreten lassen, gewahrt bleibt, jedoch im jeweiligen historischen Kontext eine beinahe konträre Bedeutung erfährt.
In dem antiken Mythos ist die Welt eine „gerechte“, in der Gutes belohnt und Schlechtes bestraft wird. Das Gute und Schlechte wird definiert über das Verhalten der Menschen in Bezug auf die Götter und Mitmenschen, die pietas. Auch in Faust stehen sich das Gute in Gestalt des alten Ehepaares und das Schlechte im Charakter des Faust gegenüber. Doch Faust wird hier nicht bestraft für seine Frevel, sondern letztendlich als einer, der ewig strebte, erlöst. Daran entfaltet sich das positive Humanitätsideal des strebenden Menschen der Weimarer Klassik, der trotz seiner Verfehlungen letztendlich Gnade erfährt: „Es irrt der Mensch so lang er strebt.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Mythos „Philemon und Baucis“ in den Metamorphosen Ovids
- Einordnung der Metamorphosen in den Kontext der augusteischen Dichtung
- Kurze Darstellung des Mythos „Philemon und Baucis” im Kontext des Werkes
- Der Mythos „Philemon und Baucis” in der Tragödie Faust II von Goethe
- Einordnung des Werkes Faust II in den Kontext der Weimarer Klassik
- Kurze Darstellung des Mythos
- Vergleich des Mythos „Philemon und Baucis“ bei Ovid und Goethe
- Charaktere
- Funktion
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rezeption des Ovidschen Mythos von Philemon und Baucis in Goethes Faust II,1. Im Fokus steht der Vergleich der Darstellung des Mythos bei Ovid und Goethe, unter Berücksichtigung des jeweiligen literaturhistorischen Kontextes. Die Analyse konzentriert sich auf die Charaktere, die Funktion des Mythos innerhalb der jeweiligen Werke und die Veränderungen, die Goethe an der antiken Vorlage vorgenommen hat.
- Rezeption des antiken Mythos in der Weimarer Klassik
- Vergleichende Analyse der Charaktere Philemon und Baucis bei Ovid und Goethe
- Untersuchung der Funktion des Mythos in beiden Werken
- Goethes Umgestaltung des antiken Mythos und dessen Intention
- Der Einfluss des literaturhistorischen Kontextes auf die Interpretation
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert Goethes Bewunderung für antike Autoren und Werke, die als Inspirationsquelle für sein eigenes Schaffen dienten. Sie hebt die Bedeutung der Antike in der Weimarer Klassik hervor und vergleicht den Schwerpunkt der Antike (Ausgeliefertsein an höhere Mächte) mit dem der Weimarer Klassik (Eigenverantwortung des Individuums). Die Arbeit fokussiert sich auf den Vergleich der Darstellung des Mythos von Philemon und Baucis bei Ovid und Goethe in Faust II.
Der Mythos „Philemon und Baucis“ in den Metamorphosen Ovids: Dieses Kapitel behandelt den Mythos von Philemon und Baucis in Ovids Metamorphosen. Es beginnt mit einer Einordnung der Metamorphosen in den Kontext der augusteischen Dichtung, die geprägt war von dem Neubeginn nach den Bürgerkriegen und dem Glauben an die Sendung des Augustus. Im Anschluss daran wird der Mythos selbst kurz dargestellt und analysiert, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Charaktere und die Funktion des Mythos im Gesamtwerk gelegt wird. Die Analyse beleuchtet die Rolle der Gastfreundschaft, die göttliche Belohnung und die Thematik von Demut und Frömmigkeit, wie sie in Ovids Werk dargestellt werden.
Der Mythos „Philemon und Baucis” in der Tragödie Faust II von Goethe: Dieses Kapitel untersucht die Darstellung des Mythos in Goethes Faust II. Es beginnt mit der Einordnung von Faust II in den Kontext der Weimarer Klassik und der Betonung der Eigenverantwortung des Individuums. Anschließend erfolgt eine detaillierte Analyse der Goetheschen Interpretation des Mythos, in der die Charaktere, ihre Handlungen und Motivationen im Kontext des gesamten Werkes Faust II beleuchtet werden. Besonders interessant ist hier der Vergleich mit der Ovidschen Version und die daraus resultierenden Unterschiede in der Interpretation des Mythos.
Vergleich des Mythos „Philemon und Baucis“ bei Ovid und Goethe: Dieses Kapitel stellt einen direkten Vergleich der beiden Darstellungen des Mythos gegenüber. Es analysiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Charakterisierung von Philemon und Baucis sowie die unterschiedlichen Funktionen des Mythos in den jeweiligen Werken. Der Vergleich zeigt deutlich auf, wie Goethe den antiken Mythos adaptiert und uminterpretiert hat, um ihn in seinen Kontext einzubetten und seine eigene Aussagekraft zu verstärken. Die Analyse umfasst sowohl die inhaltlichen als auch die stilistischen Aspekte beider Darstellungen.
Schlüsselwörter
Philemon und Baucis, Ovid, Goethe, Faust II, Metamorphosen, Weimarer Klassik, Antike, Mythosrezeption, Charakteranalyse, Vergleichende Literaturwissenschaft, Eigenverantwortung, Gastfreundschaft, Göttliche Belohnung, Umgestaltung des Mythos.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Rezeption des Mythos "Philemon und Baucis" bei Ovid und Goethe
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Rezeption des antiken Mythos von Philemon und Baucis aus Ovids Metamorphosen in Goethes Faust II. Der Fokus liegt auf einem vergleichenden Studium der beiden Darstellungen, unter Berücksichtigung der jeweiligen literaturhistorischen Kontexte (Augusteische Dichtung vs. Weimarer Klassik).
Welche Aspekte werden im Vergleich von Ovids und Goethes Darstellung untersucht?
Der Vergleich konzentriert sich auf die Charakterisierung von Philemon und Baucis, die Funktion des Mythos innerhalb der jeweiligen Werke und die Veränderungen, die Goethe an der antiken Vorlage vorgenommen hat. Inhaltliche und stilistische Aspekte werden gleichermaßen berücksichtigt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Wichtige Themen sind die Rezeption des antiken Mythos in der Weimarer Klassik, eine vergleichende Charakteranalyse von Philemon und Baucis bei Ovid und Goethe, die Untersuchung der Funktion des Mythos in beiden Werken, Goethes Umgestaltung des Mythos und dessen Intention sowie der Einfluss des literaturhistorischen Kontextes auf die Interpretation.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Ovids und Goethes Darstellung des Mythos, ein Kapitel zum Vergleich beider Darstellungen und eine Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel enthält eine Einordnung in den jeweiligen literaturhistorischen Kontext und eine detaillierte Analyse des Mythos.
Welche Rolle spielt der literaturhistorische Kontext?
Der literaturhistorische Kontext spielt eine entscheidende Rolle. Die Arbeit vergleicht die Weltanschauung der augusteischen Dichtung (Ausgeliefertsein an höhere Mächte) mit der der Weimarer Klassik (Eigenverantwortung des Individuums) und untersucht den Einfluss dieser unterschiedlichen Perspektiven auf die jeweilige Darstellung des Mythos.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Philemon und Baucis, Ovid, Goethe, Faust II, Metamorphosen, Weimarer Klassik, Antike, Mythosrezeption, Charakteranalyse, Vergleichende Literaturwissenschaft, Eigenverantwortung, Gastfreundschaft, Göttliche Belohnung, Umgestaltung des Mythos.
Was wird in der Einleitung erläutert?
Die Einleitung führt in die Thematik ein, erläutert Goethes Bewunderung für antike Autoren und Werke als Inspirationsquelle und hebt die Bedeutung der Antike in der Weimarer Klassik hervor. Sie fokussiert den Vergleich der Darstellung des Mythos bei Ovid und Goethe in Faust II.
Was ist der Inhalt des Kapitels zu Ovids Metamorphosen?
Dieses Kapitel ordnet die Metamorphosen in den Kontext der augusteischen Dichtung ein und analysiert den Mythos von Philemon und Baucis in Ovids Werk. Es betrachtet die Charaktere, die Funktion des Mythos im Gesamtwerk und die Themen Gastfreundschaft, göttliche Belohnung, Demut und Frömmigkeit.
Was ist der Inhalt des Kapitels zu Goethes Faust II?
Dieses Kapitel ordnet Faust II in den Kontext der Weimarer Klassik ein und analysiert Goethes Interpretation des Mythos. Es beleuchtet die Charaktere, ihre Handlungen und Motivationen im Kontext von Faust II und vergleicht die Goethesche mit der Ovidschen Version, um Unterschiede in der Interpretation herauszuarbeiten.
Was wird im Vergleichskapitel analysiert?
Das Vergleichskapitel analysiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Charakterisierung von Philemon und Baucis und den Funktionen des Mythos in den beiden Werken. Es zeigt auf, wie Goethe den antiken Mythos adaptiert und uminterpretiert hat.
- Arbeit zitieren
- Brigitte Wildberger (Autor:in), 2017, Rezeption des ovidschen Mythos "Philemon und Baucis" in Goethes Faust II, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/426803