Erzherzogin Maria Theresia und der Tod. Ein ständiger Begleiter


Term Paper, 2017

30 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Vorbemerkung

2 Das erste Kind - Maria Elisabeth 1740

3 Der Vater - Karl VI 1740

4 Die Tochter - Maria Karolina 1741

5 Die Schwester - Maria Anna 1744

6 Der Säugling - Maria Karolina 1748

7 Die Mutter - Elisabeth Christine 1750

8 Der fils bien aimé - Karl Joseph 1761

9 Die Tochter - Johanna Gabriela 1762

10 Der geliebte Ehemann - Franz Stephan 1765

11 Die Tochter - Maria Josepha 1767

12 Maria Theresia 1780

7 Fazit

8 Quellen- und Literaturverzeichnis
8.1 Quellenverzeichnis
8.2 Literaturverzeichnis

1 Vorbemerkung

Im Jahr 2017 jährt sich der Geburtstag Maria Theresias, Erzherzogin Österreichs, Königin von Ungarn und Böhmen etc. zum dreihundertsten Mal. Feierlichkeiten, Ausstellungen und Publikationen informieren über das Leben und Wirken der Monarchin, wie beispielsweise die Ausstellung der Münzen und Medaillen Maria Theresias im Kunsthistorischen Museum Wien als Teil der Wiener Feierlichkeiten „300 Jahre Maria Theresia - StrateginlMutterReformerin“.[1] Umfassend werden die Informationen rund um das Leben Maria Theresias vermit­telt, wie ihre Ehe mit Franz Stephan von Lothringen und die Beziehung zu ihren Kindern. Ein Aspekt tritt dabei in den Schatten und wird, wenn überhaupt, nur am Rande der Ausstellungen oder in den Publikationen aufgegriffen.

Maria Theresias lebenslange Auseinandersetzung mit dem Tod in ihrer Familie. Zeit ihres Lebens verlor die Herrscherin sechs ihrer sechzehn Kinder. Sie überleb­te ihren Ehemann und ihre Schwestern, Mutter und Vater. Bis zu ihrem Tod muss­te sie sich mit den Verlusten und den daraus resultierenden Konsequenzen ausein­ander setzen. Einige Schicksalsschläge trafen sie besonders hart und zeichneten sie dauerhaft, wie beispielsweise der Tod Franz Stephans, ihres geliebten Gatten. Wie wirkten sich diese Verluste auf Maria Theresia aus? Welche Maßnahmen er­griff sie nach den Schicksalsschlägen? Wie begegnete sie ihrem eigenen bevorste­henden Tod?

Die vorliegende Arbeit bietet einen Einstieg in diese Thematik. Es wird aus­schließlich Bezug auf die Todesfälle in der engsten Familie genommen, welche sich zu Lebzeiten Maria Theresias ereigneten. Ausgenommen davon ist nach Ein­sicht in die geringe Quellenlage und Relevanz für diese Arbeit nur Maria Amalia, die jüngere Schwester Maria Theresias.

Der Aufbau der Arbeit erfolgt in einer zeitlich chronologischen Ordnung dem Ab­lauf der Todesfälle entsprechend. Innerhalb der einzelnen Kapitel wird zunächst der historische Kontext, sowie die Todesursache dargestellt und in einem zweiten Schritt Maria Theresias Reaktion darauf beschrieben und analysiert.

Abschließend erfolgt in dem Kapitel zum Tod der Monarchin die Darstellung ih­res Lebensabends als Summe der zuvor erwähnten Verluste, sowie ihr Umgang mit dem eigenen bevorstehenden Tod.

Im Fazit werden die erarbeiteten Erkenntnisse über ihren Umgang mit den Verlus­ten zusammengefasst und mögliche, weiterführende Arbeitsansätze angeschnitten.

2 Das erste Kind - Maria Elisabeth 1740

Das erste Kind Maria Theresias wurde knapp ein Jahr nach ihrer Hochzeit mit Franz Stephan am 5. Februar 1737 geboren.[2] Trotz der großen Enttäuschung, dass ihnen kein männlicher Erbe beschert worden war, erwies die Zuneigung der Eltern für die auf den Namen Maria Elisabeth[3] getaufte Erzherzogin groß.[4] Wie am Hofe üblich, wurde das Kind unter der erzieherischen Leitung einer Aja von einem umfangreichen Personalaufgebot versorgt.[5]

In den folgenden drei Jahren entwickelte sich die Tochter gut und bekam am 6. Oktober 1738 ihr erstes Geschwisterkind, Maria Anna. Dies war sowohl Segen wie auch Fluch, denn es zeigte auf der einen Seite, dass das Ehepaar fruchtbar und zeugungsfähig war, doch auf der anderen Seite mit einem offensichtlichen Makel behaftet, da ein männlicher Erbe weiterhin nicht in Sicht war.

Mit dem Jahr 1739 wendete sich das Blatt für die junge Familie erstmals dras­tisch. In großen Teilen des Habsburger Reiches wütete die Pest, die Staatskassen waren erschöpft und das Militär musste gegen die Türken herbe Niederlagen ein­stecken, was die Stimmung der Bevölkerung weiter kippen ließ.[6] Ein Hoffnungs­schimmer stellte in dieser Zeit die erneute Schwangerschaft Maria Theresias dar, doch erneut sollte sich bei der Geburt am 12. Januar 1740 das falsche Geschlecht des Neugeborenen offenbaren.[7]

Am 7. Juni des gleichen Jahres verstarb Maria Elisabeth überraschend mit dreiein­halb Jahren.[8] Es sollte für Maria Theresia der Beginn ihres bisher schwierigsten Lebensjahres sein, denn nur wenig später verstarb ihr Vater, Karl VI. der jungen Mutter wurde nun neben der Verantwortung und Sorge um ihre Familie zusätzlich das Wohl und die Führung des Habsburger Reiches auferlegt.

3 Der Vater - Karl VI. 1740

Karl, aus dem Hause Habsburg, Sohn Leopolds I[9], hatte nach dem Tod seines Bru­ders, Joseph I, 1711 den Thron bestiegen und regierte bis zu seinem Tod als Kai­ser.[10]

Als der letzte männliche Nachkomme der Habsburger und darüber hinaus mit 'nur' zwei überlebenden Töchtern, Maria Theresia und Maria Anna gesegnet, stellte sein Ableben eine komplizierte Angelegenheit dar, welche er noch zu Lebzeiten zu lösen versuchte.

Bis dato war es weiblichen Nachkommen nicht möglich, das Erbe anzutreten und die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Ein Zustand, den Karl VI durch die Pragmatische Sanktion zu ändern suchte. In dieser Schrift wurde, sollte der Kaiser bis zu seinem Tod keinen männlichen Erben zeugen[11], die Möglichkeit einer weib­lichen Thronfolge und Erbin erstmals festgelegt und neben der Unteilbarkeit des Habsburger Reiches garantiert werden.[12]

Wie essentiell diese Änderungen waren, zeigte sich im Oktober 1740, als Karl VI von einem Jagdausflug am Neusiedler See zurückkehrte und erkrankte.[13] Am 19. Oktober verschlechterte sich sein Gesundheitszustand und er begann zu phan­tasieren, schwärzlichen Schleim zu erbrechen und zu krampfen. Herbeigerufene Ärzte ließen ihn zur Ader, jedoch konnten sie nichts mehr gegen die Symptome ausrichten. Gegen Abend verlor er wiederholt das Bewusstsein und verstarb schließlich kurz vor zwei Uhr morgens am 20. Oktober 1740.[14] Über die letztendliche Todesursache wird noch heute viel spekuliert. Als die wahr­scheinlichste Ursache gilt eine schwere Gallenblasenentzündung, eine Bauchfell­entzündung oder der Verzehr eines Pilzgerichts, das verdorben, eventuell vergiftet gewesen sein könnte.[15]

Maria Theresia wurde vom Sterbebett ihres Vaters ferngehalten aus Angst, die im fünften Monat schwangere Thronfolgerin könnte einen Schock und eine Fehlge­burt erleiden.[16]

In einer Denkschrift von 1750/51 schrieb sie später über ihre Reaktion beim Über­bringen der Nachricht vom plötzlichen Tod ihres Vaters[17]:

„Da sich der unvermutete betrübliche Todesfall meines Vaters höchstseligster Gedächtnüs ereignet und vor mich umb so viel mehr schmerzlich ware, weilen nicht allein selben verehret und geliebt als einen Vattern, sondern als wie die mindeste Vasallin als meinen Herrn angesehen und also doppelten Verlust und Schmerzen empfunden und damahlen die zu Beherrschung so weit schichtiger und verteilter Länder erforderliche Erfahr- und Kenntnüs umb so weniger besitzen können, als meinem Herrn Vattern niemals gefällig ware, mich zur Erledigung weder der auswärtigen noch inneren Geschäften beizuziehen noch zu infor­mieren: so sahe mich auf einmal zusammen von Geld, Truppen und Rat entblößet.“[18]

Die in dieser Schrift formulierten Zweifel und die Skepsis über ihre eigene Quali­fikation als Nachfolgerin ihres Vaters, sollten sich bereits wenige Monate später bewahrheiten, als die Pragmatische Sanktion ihren Zweck versagte und von eini­gen Seiten, die sich noch zu Karls Lebzeiten kooperativ gezeigt hatten, nun ange- fochten wurden.[19]

Darunter befanden sich unter anderem die Wittelsbacher, sowie Kurfürst Karl Albrecht von Bayern und Friedrich II., welcher am 16. Dezember 1740 in das ös­terreichische Schlesien einmarschierte und für sich beanspruchte.[20] Der nachfolgende Konflikt, um Reich und Thron eskalierte in eine jahrelange mi­litärische und diplomatische Auseinandersetzung, welche als Österreichischer Erbfolgekrieg in die Geschichte einging.[21]

Maria Theresia konnte sich, trotz vieler Niederlagen und Gebietsverluste in die­sem Krieg letztendlich durchsetzen und ihren Erbanspruch geltend machen. In dieser Hinsicht stellte der Tod ihres Vaters einen ebenso persönlichen Schicksals­schlag dar, wie die radikale Erziehung zur politisch gewandten und geschickten Monarchin ihre persönliche Entwicklung Auch wenn die Habsburger-Dynastie im theoretischen Sinne mit Karl VI als letztem männlichen Nachkommen ausstarb, wurde sie dennoch mit großem Erfolg von Maria Theresia weitergeführt, gemein­sam mit Franz Stephan als Habsburg-Lothringen-Dynastie mit insgesamt zehn das Erwachsenenalter erreichenden Nachkommen.[22]

4 Die Tochter - Maria Karolina 1741

Die Geburt der dritten Tochter am 12. Januar 1740[23] wurde, wie bereits die Geburten ihrer Schwestern, mit gemischten Gefühlen begleitet, wobei eine tiefe Melancholie über das falsche Geschlecht die Freude über das gesunde Kind bedeutend dämpfte.[24] Zudem war das Mädchen, welches auf den Namen Maria Karolina Ernestina Antonia Johanna Josepha getauft wurde, in eine Zeit der Unruhen und Konflikte hineingeboren worden, welche nach dem Tod Karl VI im Sommer 1740 eskalierten und im Krieg um dessen Erbe mündeten.[25] Für Maria Theresia, die zu diesem Zeitpunkt erneut schwanger war, bedeutete dieser Zustand eine zusätzliche Belastung. Nachdem im Dezember 1740 König Friedrich II von Preußen, im Zuge des Erbkonfliktes in Schlesien einmarschierte und damit die Unteilbarkeit des Habsburger Reiches, wie in der Pragmatischen Sanktion festgelegt, verletzte, entschied sich Maria Theresia zu einem militärischen Gegenschlag.[26]

Eine Auseinandersetzung, in der sie sich schließlich behaupten sollte und von der unerfahrenen Thronerbin zur politisch anerkannten, fähigen Regentin wurde.

Noch bevor sich ein Ende des militärischen Konfliktes abzeichnete, erkrankte Maria Karolina plötzlich heftig an den Fraisen, einer Krankheit heute bekannt unter dem Namen Tetanie oder Spasmophilie. Dabei kommt es zu heftigen Krampfanfällen, die bei Kleinkindern innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen könnte, wie es bei Maria Karolina der Fall war.[27]

Der Verlust einer weiteren Tochter versetzte Maria Theresia in tiefe Trauer, die anhielt, bis wenige Wochen darauf im März der langersehnte Thronfolger geboren wurde.[28] Joseph.

5 Die Schwester - Maria Anna 1744

Maria Anna, die jüngere Schwester Maria Theresias, gehörte Zeit ihres Lebens zu einer ihrer engsten Bezugspersonen und Vertrauten.[29]

1744 heiratete sie, auf Grund einer politisch strategischen Entscheidung, Karl von Lothringen, den Bruder ihres Schwagers Franz Stephan. Somit waren die Häuser Lothringen und Habsburg in doppelter Hinsicht miteinander verbunden.[30] Als sie noch im selben Jahr schwanger wurde, war die Freude groß, doch die Schwanger­schaft stellte sich bald als schwierig und äußerst schmerzhaft heraus. Besorgt um ihre Schwester entsandte Maria Theresia ihre eigenen Leibärzte nach Brüssel, wo Maria Anna derzeit residierte.[31]

Als die Geburt näher rückte, verkomplizierte sich ihr Zustand zusehends und die Ärzte entschlossen sich, nachdem sie vier Tage in den Wehen ohne ein Zeichen des Fortschritts gelegen hatte, zu einem Kaiserschnitt. Ein für damalige Zeiten ris­kanter Eingriff, denn die Operation bedeutete ein hohes Infektionsrisiko und war häufig mit einem so hohen Blutverlust verbunden, dass sie nur im Äußersten an­gewandt wurde, bedeutete sie doch Lebensgefahr für Mutter und Kind.[32] Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich, als am 3. Oktober 1744 Maria Anna auf diesem Weg ihr erstes Kind zur Welt brachte, der Säugling jedoch nur noch tot aus der Mutter geholt werden konnte.[33]

Der Zustand Maria Annas schwankte nach der Geburt, stabilisierte sich jedoch nicht mehr, bis sie an den Spätfolgen der riskanten Entbindung am 16. Dezember 1744 starb.[34]

Als die Nachricht Maria Theresia erreichte, erlitt einen schweren nervlichen Zu­sammenbruch.[35]

[...]


[1] Ausstellung: „Zuhanden Ihrer Majestät“ - Medaillen Maria Theresias (Vom 28. März 2017 bis 18. Februar 2018).

[2] Egghardt 22017, S. 19.

[3] Ebd. 220 1 7, S. 19.

[4] Ebd. 220 1 7, S. 20.

[5] Ebd. 220 1 7, S. 19.

[6] Ebd. 220 1 7, S. 35.

[7] Ebd. 220 1 7, S. 35.

[8] Ebd. 220 1 7, S. 20.

[9] Werner 2012, S. 103.

[10] Dillmann 2000, S. 8.

[11] Ebd. 2000, S. 7.

[12] Ebd. 2000, S. 17.

[13] Juraschek 2017, S. 9.

[14] Lau 2016, S. 38 f.

[15] Juraschek 2017, S. 9.

[16] Lau 2016, S. 38 f.

[17] Pieper/Saltzwedel 22011, S. 152.

[18] Dillmann 2000, S. 7.

[19] Perrig 1999, S. 3.

[20] Ebd. 1999, S. 2.

[21] Ebd. 1999, S. 4.

[22] Vocelka 2010, S. 9.

[23] Egghardt 22017, S. 35.

[24] Ebd. 22017, S. 35.

[25] Dillmann 2000, S. 26 - 44.

[26] Ebd. 2000, S. 29 - 31.

[27] Egghardt 22017, S. 42.

[28] Ebd. 22017, S. 42.

[29] Lau 2016, S. 21.

[30] Egghardt 22017, S. 93 f.

[31] Ebd. 22017, S. 93 f.

[32] Stollberg-Rtltnger 2017, S. 305 f.

[33] Dtllmann 2000, S. 41.

[34] Badtnter 2017, S. 21.

[35] Lau 2016, S. 21.

Excerpt out of 30 pages

Details

Title
Erzherzogin Maria Theresia und der Tod. Ein ständiger Begleiter
College
Ernst Moritz Arndt University of Greifswald  (Historisches Institut)
Grade
1,3
Author
Year
2017
Pages
30
Catalog Number
V427359
ISBN (eBook)
9783668713437
ISBN (Book)
9783668713444
File size
525 KB
Language
German
Keywords
Maria Theresia, Tod, Franz Stephan, Maria Karolina, Maria Anna, Karl VI., Elisabeth Christine, Karl Joseph, Johanna Gabriela, Maria Josepha, Habsburger, Österreich, 18. Jahrhundert
Quote paper
Lillian Götz (Author), 2017, Erzherzogin Maria Theresia und der Tod. Ein ständiger Begleiter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/427359

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