Demenz im Krankenhaus

Eine qualitative Projektstudie im Rahmen des Modellprojekts "Familiale Pflege unter den Bedingungen der G-DRGs"


Projektarbeit, 2014

184 Seiten, Note: 1

Bianca Reinisch (Autor:in)


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Theoretischer Bezugsrahmen und Forschungsstand
2.1 Demografischer Wandel und Demenz im gesellschaftlichen Kontext
2.2. Demenz im Krankenhaus

3. Methodologischer Bezugsrahmen
3.1 Die Qualitative Sozialforschung als methodologischer Forschungsrahmen
3.2 Die Gruppendiskussion als Verfahren der Datenerhebung
3.3 Die Dokumentarische Methode als Instrument der Datenauswertung

4. Eigene Projektstudie „Demenz im Krankenhaus“
4.1 Erkenntnisinteresse, Begründung der Methoden- und Stichprobenwahl
4.2 Entwicklung und Aufbau des Diskussionsleitfadens
4.3 Praktische Durchführung der Gruppendiskussion
4.4 Auswertung der Gruppendiskussion: Die formulierende Interpretation
4.5 Auswertung der Gruppendiskussion: Die reflektierende Interpretation
4.6 Ergebniszusammenfassung und dokumentarischer Sinn

5. Fazit und Ausblick

LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG

Anhang 1: Diskussionsleitfaden

Anhang 2: Anonymisiertes Transkript der Gruppendiskussion

1. Einleitung

„Die Bevölkerung wird älter und hochaltriger, wobei die Wahrscheinlichkeit der Krankenhauseinweisung mit dem Alter zunimmt. 2050 werden 45 Prozent der Patientinnen und Patienten in NRW 75 Jahre und älter sein. Bereits von 2010 bis 2020 steigt der Anteil rapide von 24 auf 30 Prozent […]“ (IT.NRW 2010 zit. n. Gröning et al. 2013, S. 5).

Mit der steigenden Anzahl an Menschen im hohen Lebensalter nehmen nicht nur die stationären Krankenhausaufenthalte in diesen Altersgruppen, sondern auch der Gesamtanteil der pflegebedürftigen Bevölkerung zu. Laut statistischer Analysen und Studien des Landesbetriebs für Information und Technik des Landes Nordrhein-Westfalen (vgl. Cicholas & Ströker 2010, S. 11f.) wächst die Zahl der Pflegebedürftigen kontinuierlich und wird sich von 2007 mit 484 400 Fällen bis 2050 mit rund 945 600 Fällen fast verdoppeln. Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig und lassen sich oftmals in einem Kontinuum von somatischen und psychischen Beschwerden der alten bis hochaltrigen Bevölkerungsgruppen verorten. Dabei stellen gerade die unter den oben genannten Bedingungen zunehmenden demenziellen Erkrankungen, die im Zentrum dieser Projektstudie stehen, mit ihren sowohl vielseitigen psychischen als auch somatischen Symptomen, aus medizinischer wie auch aus sozialer Sicht, eine besondere Herausforderung für die Zukunft der Menschheit dar.

Einen präventiven sowie zugleich intervenierenden Ansatz zur Verbesserung des Umgangs mit der zunehmend hochaltrigen Bevölkerung, den daraus resultierenden Krankenhausaufenthalten, den dabei entstehenden Konflikten sowie die Rolle der daran beteiligten (professionellen) Akteur_innen, der Pflegebedürftigkeit und der Frage nach gesellschaftlicher sowie familialer Verantwortung bei der Pflege Bedürftiger vertritt das von der Universität Bielefeld sowie der IN CONSULTING GmbH initiierte und durchgeführte Modellprojekt „Familiale Pflege unter den Bedingungen des G-DRG-Systems[1] “. Im Rahmen des durch die AOK Rheinland/Hamburg und die AOK NordWest geförderten Drittmittelprojekts zur Umsetzungsforschung werden Angehörige (demenziell) erkrankter Patient_innen beim Übergang vom Krankenhaus in die häusliche familiale Versorgung durch gendersensible Beratung, Bildung und Anleitung durch hierfür wissenschaftlich qualifizierte pflegerische Fachkräfte unterstützt und bei der eigenen pflegerischen Kompetenzentwicklung gefördert. Das Modellprogramm, welches im Jahr 2004 ins Leben gerufen wurde, erreicht und begleitet im aktuellen Jahr Patient_innen und deren Angehörige aus 360 Allgemeinkrankenhäuser, Psychiatrien und Reha-Kliniken aus den drei deutschen Bundesländern Hamburg, Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein während und bis sechs Wochen nach ihrem stationärem Aufenthalt (vgl. Gröning et al. 2013, S. 3f.).

Das Modellprojekt „Familiale Pflege“ zielt aber nicht nur auf die Verbreitung und Vermittlung wissenschaftlicher Kenntnisse in der lebensweltlichen Praxis von Pflegebedürftigen, professionell Pflegenden und pflegenden Angehörigen ab, sondern vertritt auch das reflexive Interesse das eigene Programm sowie die Kompetenzen und Bedürfnisse der daran beteiligten Akteur_innen zu untersuchen, analysieren und weiterzuentwickeln.

An diesem Schnittpunkt zwischen praktischer Umsetzung und Weiterentwicklung des im und durch das Modellprojekt generierten Wissens setzt das vorliegende Forschungsprojekt an. Die „Familiale Pflege“ als Modellprojekt formt somit den motivationalen, thematischen und wissenschaftlichen Hintergrund der vorliegenden qualitativen Projektstudie und dem damit verbundenen Erkenntnisinteresse zur Erforschung der Pflegepraxis professionell Pflegender sowie der damit einhergehenden Haltung im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen in Akutkrankenhäusern.

Der vorliegende Forschungsbericht zur Projektstudie „Demenz im Krankenhaus“ gliedert sich in fünf Abschnitte. Nach der vorangegangenen hinführenden Darstellung der thematischen Ausgangslage für diese Projektstudie im Rahmen der demografisch bedingten Zunahme an hochaltrigen und pflegebedürftigen Menschen in unserer Gesellschaft und des an dieser Problemlage anknüpfenden Modellprojekts „Familiale Pflege“, unter den Bedingungen der G-DRG’s“, widmet sich das zweite Kapitel der Herstellung des theoretischen Bezugsrahmens zwischen der bereits genannten allgemeinen Ausgangslage und der in diesem Forschungsbericht behandelten spezifischen Thematik der Demenz im Krankenhaus. Darin wird außerdem der aktuelle Stand der thematisch angegliederten Forschungsergebnisse wiedergegeben. In Verbindung damit wird hierzu im ersten Unterkapitel des zweiten Abschnittes zunächst auf den demografischen Wandel im Zusammenhang mit Demenz eingegangen. Daran anschließend wird der theoretische Begriff „Demenz“ einerseits aus monodisziplinär medizinischer und andererseits aus interdisziplinär geisteswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet und einführend erklärt. Im zweiten und abschließenden Teil des zweiten Kapitels soll die Verknüpfung des bisher allgemein dargestellten Phänomens Demenz mit der aktuellen Situation demenzkranker Menschen in der Institution Krankenhaus stattfinden und der Übergang zum Forschungsinteresse der eigenen Projektstudie gebildet werden.

Das zentrale Element des dritten Kapitels stellt der methodologische Bezugsrahmen dar. Zunächst soll im ersten Abschnitt des dritten Kapitels ein kurzer Einblick in die qualitative Sozialforschung als methodologischer Forschungsrahmen gegeben werden. Nachfolgend werden dann die Gruppendiskussion als gewähltes Verfahren der Datenerhebung und die dokumentarische Methode sowie ihre einzelnen Interpretationsschritte als Instrument der Datenauswertung expliziert.

Im Anschluss daran bildet das vierte Kapitel den Übergang zur eigenen, in diesem Forschungsbericht präsentierten Projektstudie „Demenz im Krankenhaus“. Hier sollen zunächst eigene forschungspraktische Details zum Erkenntnisinteresse, zur Stichprobe sowie die Begründung der Methodenwahl bei der von uns durchgeführten Projektstudie erläutert werden. Weiterhin werden der Erstellung und Entwicklung des Leitfadens als Vorbereitung sowie die praktische Durchführung der Gruppendiskussion konkret beschrieben und detailliert nachgezeichnet. Das vierte und fünfte Unterkapitel beinhalten die Auswertung der Gruppendiskussion mittels der formulierenden und reflektierenden Interpretationsschritte der dokumentarischen Methode. Anschließend folgt eine ergebnissichernde Darstellung der Forschungsergebnisse der Gruppendiskussion in Verbindung mit der Bezugnahme auf ergebnisrelevante, tiefergehende theoretische Inhalte aus weiterführender Literatur sowie eine Vermutung zum dokumentarischen Sinn der Gruppendiskussion.

Im fünften und letzten Kapitel schließt der vorliegende Projektstudienbericht mit einem auf den Gesamtzusammenhang der Forschungsergebnisse bezogenen ausblickenden Fazit ab.

2. Theoretischer Bezugsrahmen und Forschungsstand

Der folgende Abschnitt zeigt in zwei Unterkapiteln die theoretischen Bezüge des Projekts sowie die aktuellen Forschungsstände der theoretischen Inhalte, auf denen die qualitativ ausgerichtete Untersuchung dieser Projektstudie basiert.

Der erste Teil des zweiten Kapitels stellt eine allgemeine Hinführung zum theoretischen Ausgangsthema Demenz dar. Dazu wird zunächst auf empirische Daten der demografischen Bevölkerungsentwicklung der Bundesrepublik Deutschland und die daran anschließenden Folgen für die Gesellschaft am Beispiel der Zunahme demenzieller Erkrankungen, die den Ausgangspunkt für diese Forschungsarbeit darstellt, eingegangen. Hierzu wird zunächst der Begriff Demenz definiert und seine allgemeine Bedeutung erläutert. Um die gesellschaftliche Relevanz von Demenz aufzuzeigen werden aktuelle epidemiologische Zahlen zur Prävalenz und Inzidenz sowie der bisherige öffentliche Umgang mit der Thematik vorgestellt. Um zur Bewusstwerdung über die Besonderheit von Demenz als Alterserkrankung mit gesamtgesellschaftlicher Wirkung beizutragen, erfolgt im Anschluss daran eine multiperspektivische Betrachtung des Phänomens Demenz aus einerseits einer monodisziplinären medizinischen Sicht mit dem Schwerpunkt der Diagnose, Klassifikation, Formen und Ätiologie. Andererseits wird aus einer interdisziplinären Perspektive mit geisteswissenschaftlichem Fokus zur Erweiterung des Blickwinkels auf nicht rein medizinisch erklärbare Entstehungs-, Ursachenmodelle und Verstehenszugänge zur Demenz sowie ethische Aspekte im praktischen Umgang mit Demenzkranken eingegangen.

Der zweite Abschnitt des zweiten Kapitels widmet sich der spezifischen Verknüpfung der thematischen Kernelemente von Demenz mit der Institution Krankenhaus. In diesem Teil sollen die defizitäre Forschungslage sowie die Problemlage der Behandlung und dem Umgang mit demenziell Erkrankten in der Pflegepraxis im Krankenhaus mit Blick auf das Modellprojekt „Familiale Pflege unter den Bedingungen der G-DRG’s“ sowie das daraus erwachsene Erkenntnisinteresse dieser Forschungsarbeit veranschaulicht werden.

2.1 Demografischer Wandel und Demenz im gesellschaftlichen Kontext

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (2009) wird sich die Altersstruktur der Bundesrepublik Deutschland durch das Älterwerden der gegenwärtig stark besetzten mittleren Jahrgänge erheblich verschieben:

„Im Ausgangsjahr 2008 bestand die Bevölkerung zu 19% aus Kindern und jungen Menschen unter 20 Jahren, zu 61% aus 20- bis unter 65-Jährigen und zu 20% aus 65-Jährigen und Älteren. Im Jahr 2060 wird bereits jeder Dritte (34%) mindestens 65 Lebensjahre durchlebt haben und es werden doppelt so viele 70-Jährige leben, wie Kinder geboren werden“ (S. 5f.).

Im Zuge dieser Hochrechnungen für die Altersentwicklung der in Deutschland lebenden Bevölkerung wird insbesondere die Anzahl der hochbetagten Menschen steigen, sodass gegenüber dem Jahr 2008, in dem ca. 5% der Bevölkerung (4 Millionen) mind. 80 Lebensjahre und mehr durchlebt hatte, in knapp fünfzig Jahren schon 14% der Bevölkerung (9-10 Millionen), also jeder siebte Bewohner bzw. jede siebte Bewohnerin der Bundesrepublik Deutschland, mind. 80 Jahre oder älter sein wird (vgl. ebd.).

Der prognostizierte demografische Wandel der Altersstruktur der Bevölkerung stellt die Gesellschaft vor neue und bisher noch nie dagewesene Herausforderungen und Aufgaben, die es anzuerkennen und zu bewältigen gilt. Die Folgen und Auswirkungen der demografischen Veränderungen sind weitreichend und bringen Vor- sowie Nachteile mit sich. Einerseits gilt es aus volkswirtschaftlicher Sicht zu begreifen, dass die Ära des scheinbar immerwährenden Wachstums der Vergangenheit angehört. Andererseits ist zu erkennen, dass das Altern in der Gegenwart und in der Zukunft zwar bedeutet, sich längere Zeit einer guten Gesundheit zu erfreuen, aber gleichzeitig auch, dass die Anzahl derjenigen Mitmenschen, die auf Grund von typischen Alterserkrankungen, die vor der Zeit des demografischen Wandels einfach wegen der geringeren Lebenserwartung seltener waren, Hilfe und Unterstützung brauchen, gleichzeitig ansteigen wird (vgl. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2011, S. 4f.).

Im Hinblick auf typische Erkrankungen des hohen Lebensalters haben in den letzten Jahren v. a. Demenzen in der öffentlichen Debatte der Gesellschaft sowie auch die empirische Forschung und der wissenschaftliche Diskurs enorm an Bedeutung und Brisanz gewonnen.

Zum besseren Verständnis wird Demenz im Folgenden kurz definiert:

Der wörtliche Ursprung des Begriffes „Demenz“ stammt aus dem Lateinischen „dementia“ und bedeutet abgeleitet „de mens“ in deutscher Übersetzung „ohne Geist“ oder „ent-geistigt“. Unabhängig von ihrer spezifischen Ursache steht die Demenz im Allgemeinen für ein symptomreiches und in seiner Erscheinungsform vielfältiges und sehr individuelles Syndrom, dem ein bis zur Diagnosestellung mindestens sechs Monate andauernden Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit, der im Lebensverlauf auftritt und die alterstypische Lebenserwartung verkürzt und so weitreichende Konsequenzen hat, dass die Alltagskompetenzen und -kräfte Betroffener schlussendlich komplett schwinden (vgl. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2011, S. 9f.; Schröder 2012, S. 15f.).

Aus epidemiologischer Sicht bestätigen die gemeinsamen Schätzungen von Weltgesund-heitsorganisation und Alzheimer´s Disease International, laut denen es im Jahr 2013 weltweit 44,4 Millionen Demenzbetroffene gab, die rasche Zunahme und Relevanz des Demenzsyn-droms für die Weltgesellschaft auf Grund demografischer Entwicklungen, wie einer verlän-gerten Lebenserwartungen durch eine verbesserte Lebensqualität (Alzheimer‘s Disease International 2014; WHO 2012, S. 12ff.).

Aktuell geht man in Deutschland von einer Prävalenz von ca. 1,4 Millionen Menschen mit einer demenziellen Erkrankung und einer Inzidenz von ca. 300.000 neuen Fällen pro Jahr aus. Da die Anzahl der Menschen im hochbetagten Alter auf Grund des demografischen Wandels weiterhin zunehmen wird, ist weltweit sowie auch für Deutschland bis zur Mitte des Jahrhundert im Jahr 2050 mindestens mit einer Verdoppelung der derzeitigen Anzahl an Krankheitsfällen zu rechnen (Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. 2013, S. 1ff.).

Sowohl die Häufigkeit als auch das Erkrankungsrisiko des Demenzsyndroms sind stark altersabhängig und weisen außerdem Unterschiede hinsichtlich der Verteilung zwischen den Geschlechtern auf. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (2013) betont in ihrer 23. Auflage des kompakten Ratgebers zu Demenz, dass Demenz in bis auf 3% der Krankheitsfälle ein Syndrom der hochbetagten Generationen ist und die Auftretenswahrscheinlichkeit von Demenz mit dem Alter steil ansteigt. Denn unter „den 60-Jährigen ist nur jeder Hundertste […], von den 80-Jährigen jeder Zehnte, und von den 90-Jährigen und älteren jeder Dritte [betroffen]“ (S. 5). Zudem sind mit einem Anteil von 70% weitaus mehr Frauen als Männer von demenziellen Erkrankungen betroffen. Dies kann zum einen auf die generell höhere Lebenserwartung von Frauen, ihrer damit einhergehenden überproportionalen Vertretung in hochbetagten Altersgruppen zurückgeführt werden und andererseits mit einem beobachteten erhöhten Neuerkrankungsrisiko in diesen hohen Altersklassen sowie ihrer längeren Überlebensdauer mit einer Demenzerkrankung zusammenhängen (vgl. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2011, S. 13).

Mit Blick auf den demografischen Wandel, geringer Geburtenzahlen und verlängerter Lebenserwartungen sowie die durch die Überalterung der Bevölkerung begründete zunehmende Verbreitung demenzieller Erkrankungen unter Hochbetagten, wird Demenz gesellschaftlich mehr denn je als ein allgegenwärtiges, bedrohliches sowie primär medizinisches Krankheitsphänomen des Alters wahrgenommen. Durch reißerische Titel, wie „Horror Demenz“, „Demenz bedroht die Welt“ und „Jahrhundert der Demenz“, schüren Medienberichte angstbehaftete, schambesetze und abwehrfördernde Vorurteile über menschliche Alterungsprozesse (vgl. Schlingensiepen 2013). Somit wird der Umgang mit Demenzerkrankten als anstrengend und kräftezerrend abgebildet, sowie die pflegerische Versorgungsproblematik, die Überlastung des Gesundheitssystems und die insgesamt hohen gesellschaftlichen Kosten als Risiko dargestellt (vgl. BMFSFJ 2002, passim; Kleina & Wingenfeld 2007, S. 2f.).

„In dieser Gesellschaft wissen die Leute zu wenig über Demenz. Sie kennen das Wort Alzheimer. Und das heißt gleich: Sehr alt, unzurechnungsfähig, der ist ja auf Hilfe angewiesen, der kann nichts mehr alleine, der ist vulgär gesagt: vertrottelt und bekloppt. Das wird immer alles gleichgesetzt. Wir Betroffenen treten ja nirgends direkt auf. Dabei wäre es doch interessant, wenn mal ein Betroffener in einem Radio-Talk gefragt würde: ‚Wie schaffen Sie es in dieser Gesellschaft?‘ […] Ich möchte integriert werden, mit den Fähigkeiten, die ich heute noch hab“ (Merlin 2010, S. 15).

Demenz, die „Krankheit des Vergessens“, wie sie der Neurologe Alois Alzheimer vor über 100 Jahren bei seiner Entdeckung taufte, wird zu einem stigmatisierenden und defizitorientierten Urteil für Betroffene, welches nicht selten zur Ausgrenzung, Isolation, extremen Belastungen und Überforderung von Erkrankten, Angehörigen sowie Pflegenden führt und durch die oftmals vorherrschende einseitig medizinische Betrachtungs- und Behandlungsweise als unheilbare und daher hoffnungslose sowie lebensvernichtende Diagnose erlebt wird. Jedoch kann eine rein medizinische Perspektive auf Demenz den Bedürfnissen von Betroffenen sowie auch der Gesamtgesellschaft und den durch das Demenzphänomen bedingten enormen sozial- und gesundheitspolitischen Herausforderungen, keineswegs gerecht werden (vgl. Kastner & Löbach 2007, S. 1ff.; Kern 2009, S. 209f.; Trescher 2013, S. 57f.).

Eine bedeutende Erweiterung des Horizonts bei der Sicht auf Demenz als ein soziales Phänomen bieten pädagogische, pflegewissenschaftliche, sozialpsychologische und soziologische Betrachtungsweisen, die diese nicht „isoliert vom Prozess des hohen Lebensalters und v. a. seinen Entwicklungskrisen zu betrachten“ (Gröning 2012a, S. 6) versuchen, welches den so wichtigen ethisch-moralischen und würdevollen Umgang mit demenziell erkrankten Menschen bei der angemessenen und ehrenvollen Begleitung des Aus-dem-Leben-Scheiden, nämlich erst möglich macht (vgl. ebd.; Trescher 2013, S. 58ff.).

2.1.1 Demenz aus naturwissenschaftlicher Perspektive

Aus medizinisch-biologischer Sicht lassen sich (1) primäre und (2) sekundäre Demenzformen unterscheiden. Die (1) primären Demenzen, die ca. 90% der Erkrankungen ausmachen, sind nach gegenwärtigem medizinischem Forschungsstand nicht heilbar, aber durchaus therapierbar und in ihrem Verlauf positiv zu beeinflussen. Die (1) primären Demenzformen lassen sich wiederum in (1a) neurodegenerative Demenzen, wie der Alzheimer-Demenz, von der allein zwei Drittel der demenziell erkrankten Menschen betroffen sind, der Lewy-Körperchen-Demenz und der frontotemporalen Demenz [u.a.], bei denen das Gehirn durch verfallende Abbauprozesse kontinuierlich und irreversibel geschädigt wird, und den (1b) nichtdegenerativen, vaskulären Demenzen, die durch hirnphysiologische Schädigungen, wie z.B. auf Grund von Durchblutungs- oder Gefäßstörungen, erworben werden, einteilen. Darüber hinaus ist auch das Auftreten von Mischformen zwischen den neurodegenerativen und vaskulären Demenzen möglich. Die Auslöser der (2) sekundären Demenzformen, von denen ca. 10% der Erkrankten betroffen sind, lassen sich dahingegen außerhalb des Gehirns verorten und treten als Folge einer organischen Grunderkrankung, die ursächlich für die demenziellen Symptome ist und welche, bei Behandlung der Grunderkrankung, prinzipiell rückbildungsfähig und/oder zumindest aufhaltbar sind, auf. Hier sind v. a. endokrinologische[2], infektiöse[3], toxische[4], traumatische[5] sowie hypoxische[6] Demenzen als Unterformen der sekundären Demenzen zu unterscheiden (vgl. Kastner & Löbach 2007, S. 9 - 43).

Trotz der bereits erwähnten vielfältigen und individuellen Ausprägungsgestalt des Demenzsyndroms, das in Form von einer Altersdemenz ab dem 65. Lebensjahr und bei präsenilen Demenzen vor dem 65. Lebensjahr auftritt und sich im Krankheitsverlauf nach leichtgradigem, mittelgradigem oder hochgradigen Krankheitsstadium verändert, lassen sich folgende zentrale Erscheinungsmerkmale benennen: Im frühen Stadium einer demenziellen Erkrankung überwiegen erste Störungen des Erinnerungs- und Denkvermögens, Orientierungs- und Sprachschwierigkeiten sowie eine Beeinträchtigung der Urteils- und Entscheidungsfähigkeit. Auch ein mangelnder Antrieb, Stimmungsschwankungen und Depressionen können das frühe Erscheinungsbild von Demenz prägen. Insgesamt führt dies wiederum zu einer herabgesetzten Funktionsfähigkeit bei Alltagsaktivitäten, wobei die eigenständige Versorgung im eigenen zu Hause noch gegeben ist. Im Stadium der mittelgradigen Demenz nehmen die Kompetenzen zur Alltagsbewältigung durch eine vermehrte zeitliche und räumliche Orientierungslosigkeit, ausgeprägte Sprachstörungen, ein Verblassen der Erinnerung bis hin zum Nichterkennen der Angehörigen, die Flucht in die Vergangenheit und der Verlust des Krankheitsgefühls, immer mehr ab. Weitere Symptome sind aggressive Verhaltensweisen, Unruhezustände, wahnhafte Überzeugungen, Sinnestäuschungen, Verkennungen sowie Inkontinenz. Die eigene Selbstständigkeit wird zunehmend eingeschränkt. Im späten Stadium der Demenz folgt ein hochgradiger Abbau geistiger Fähigkeiten, einem daraus resultierenden kompletten Sprachzerfall sowie schwerwiegende Mobilitätseinschränkungen durch ausgeprägte körperliche Symptome und oftmals damit einhergehenden Schmerzzuständen, die letztendlich zu einer völligen Pflegeabhängigkeit führen und oftmals mit Bettlägerigkeit sowie dem anschließenden Versterben des Erkrankten enden. Über alle Krankheitsstadien hinweg sind außerdem die Wesensveränderung durch den Wandel individueller Charakterzüge sowie der identitätsstiftende Verlust des eigenen Persönlichkeitsempfindens hervorzuheben (vgl. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. 2014, S. 3f.; Gröning 2012a, S. 6 - 17).

2.1.2 Demenz aus geisteswissenschaftlicher Perspektive

Im Rahmen der derzeit nicht bestehenden Heilungschancen primärer demenzieller Erkrankungen durch rein medizinisch oder medikamentöse Behandlungen, rückt die Bedeutung eines interdisziplinären Verständnisses, beeinflusst durch die Soziologie, Psychologie und Erziehungswissenschaften, im alltäglichen Umgang mit Demenzbetroffenen sowie auch in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Demenz in der Öffentlichkeit in den Vordergrund. Insbesondere im Hinblick auf die im Krankheitsprozess fortschreitenden demenziellen Symptome von Erinnerungs-, Orientierungs-, Sprach- und Identitätsverlust bieten disziplinübergreifende und -vereinende Perspektiven, die v. a. die inter- und intrapersonale subjektiven Erlebensebenen in der sozialen Lebenswelt statt rein physiologischer Prozesse als auslösende Bedingungsfaktoren der Demenzerkrankung sehen, ethisch-fundierte Grundlagen für eine würdevolle Behandlung und Begleitung demenziell Erkrankter (vgl. Feil 2010, S. 16 - 43; Gröning 2012a, S. 6 - 17; Schröder 2012, S. 23f.).

Die gestalttheoretische Perspektive eröffnet eine Verbindung zwischen natur- und geisteswissenschaftlicher Betrachtung von Demenz, da sie die Tragweite dieses Phänomens für das gesamte psychische und physische Erleben von demenziell erkrankten Personen erkennbar macht. Am Beispiel der Gestalttheorie nach Ehrenfels und Wertheimer und des demenziell veränderten Grafikers Carolus Horn, verdeutlichen Maurer und Prvulovic (2009), wie Demenz die Funktionen der geistigen Konnektivität vernichtet, wodurch eine gestalt- sowie sinnhaftes Erfassen der Umwelt für Demenzerkrankte unmöglich wird (vgl. 363ff.). Dies erläutert die veränderte (visuelle) Wahrnehmung demenziell veränderter Menschen sowie ihre Schwierigkeiten bei der Bildung und Umsetzung von handlungsrelevanten Konzepten bis hin zum völligen Wegfall „jeglicher Objekt- und Gestaltstrukturen“ (dies. 2009, S.371) im demenziellen Endstadium (vgl. Gröning 2012b, S. 1f.). Daraus resultiert, dass „Patient[_]innen […] ihre körperlichen und seelischen Beschwerden nicht mehr gedanklich reflektieren [können]; sie erleben sie vorwiegend oder ausschließlich auf der Gefühlsebene“ (Kojer 2011, S. 20). Um einen Zugang zur Gefühlsebene demenziell Erkrankter zu bekommen, bieten geisteswissenschaftliche Perspektiven einen Ansatz.

Erfahrene Demenzexperten, wie Naomi Feil (2010), die als Begründerin einer wertschätzenden und achtsamen Kommunikationsmethode, der Validation, mit Demenzbetroffenen gilt, beschreibt die demenzielle Hirnerkrankung als eine Rückkehr in die Vergangenheit, die der hochaltrige Mensch mit Hilfe seines „inneren Auges“ (S. 16) nutzt, um Verlust von Freunden, Familie, Gesundheit und gesellschaftlichem Status zu verarbeiten und seine bisher unerledigten Entwicklungsaufgaben vor dem eigenen Tod zu bewältigen.

Ein weiteres Beispiel für eine nicht rein biologisch-medizinische Lesart der Demenz legt Jan Wojnar (2001) vor. Seine Interpretation der Demenz geht auf zwei zentrale Elemente zurück. Einerseits definiert er das demenzielle Phänomen als Austritt der dementen Menschen „aus dieser angstbesetzten und bedrohlichen Realität“ (Gröning 2012a, S. 10) und andererseits als Flucht in eine „ ‚traumähnliche Welt der Erinnerungen‘ […], wo sie sich wieder jung, gesund, leistungsfähig und nützlich fühlen“ (Wojnar 2001, S. 40 zit. n. Gröning 2012a, S. 10).

Diese interdisziplinär angelegten und geisteswissenschaftlich orientierten Erklärungsansätze sind insbesondere im Umgang mit Demenzbetroffenen von enormer Signifikanz, da sie die medizinisch-naturwissenschaftliche Betrachtungsweise der Demenzerkrankung erweitern und einem am Menschen statt einem lediglich am physischen oder psychischen Symptom orientierten Umgang fördern. Dadurch werden ganzheitliche Verstehenszugänge für Demenz eröffnet sowie neue Wege für gelingende Kommunikation mit Demenzerkrankten beispielsweise in der medizinischen und pflegerischen Handlungspraxis ermöglicht.

Denn, „[d]a ein Großteil unserer Patien[_]tinnen nicht mehr in der Lage ist, sich allgemein verständlich mitzuteilen, müssen wir alles daransetzen, die Kranken möglichst genau kennenzulernen, sie sorgfältig und einfühlsam zu beobachten und tragfähige Beziehungen zu ihnen herzustellen. Ist all dies gewährleistet, gelingt es uns zwar auch nicht immer, aber doch meistens, zu erkennen, was die Betroffenen gerade quält, stört, ängstigt oder beunruhigt. Erst dann wird es für uns möglich, gezielt nach Abhilfe zu suchen. Misslingt die Kommunikation, fehlt die wichtigste Voraussetzung für ein sinnvolles […] Arbeiten“ (Kojer 2011, S. 15f).

Diesen wertvollen Beitrag zu einem Verständnis von Demenz als ein den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit betreffendes Phänomen sowie zu einem Verständnis der Gefühlswelt der Betroffenen leisten geisteswissenschaftliche Ansätze aus Pädagogik, Psychologie und Soziologie. So wird gelingende Kommunikation und der Aufbau tragfähiger Beziehungen mit Demenzerkrankten ermöglicht.

Es sind personenzentrierte Ansätze wie diese, welche die soziale Dimension der Demenz bereichern und handlungsrelevante Anhaltspunkte für einen an Menschlichkeit orientierten und personenzentrierten statt leistungsfokussierten Umgang mit Demenzerkrankten und deren besonderen Bedürfnissen nach Akzeptanz, Bindung, Empathie, Nähe, Sicherheit, Struktur und Zuwendung bieten (vgl. Gröning 2012a, S. 39ff.).

2.2. Demenz im Krankenhaus

Die Ausgangssituation, aus dem diese Projektstudie entstanden ist, verknüpft das Thema der Demenz mit der Institution Krankenhaus und beleuchtet das enorme Konfliktpotenzial, das im Spannungsfeld zwischen der schnelllebigen, akut-medizinischen und ökonomisierten Krankenhauslogik sowie den demenzsensiblen Bedürfnissen von betroffenen Patient_innen im alltäglichen Stationsalltag, steckt. Im Hinblick auf die immer älter werdende Bevölkerung ist hervorzuheben, dass nicht nur demenzielle Erkrankungen, sondern gleichzeitig auch das zusätzlich altersbedingte Risiko für somatische Beschwerden, zunehmen (vgl. Kirchen-Peters 2009, S. 227 - 232; Löhr & Meißnest 2014, S. 32).

In der Praxis resultiert daraus, wie auch schon die im Abschlussbericht veröffentlichten Ergebnisse des vom Institut für Pflegewissenschaft der Universität Bielefeld wissenschaftlich begleiteten Modellprojekts zur „Verbesserung der Versorgung demenzkranker älterer Menschen im Krankenhaus“ (2005 - 2008) eröffnet haben, dass viele hochbetagte Menschen auf Grund ihrer somatischen Beschwerden in ein Krankenhaus eingewiesen werden und ihre Demenzerkrankung möglicherweise strukturell unbeachtet und als störende Nebendiagnose wahrgenommen wird. Durch die oftmals fehlende diagnostische Abklärung und Nichtbeachtung demenzieller Symptome sind zudem offizielle Statistiken und repräsentative Studien zur Anzahl von Krankenhauspatient_innen mit Demenz kaum vorhanden. Bezugnehmend auf die wenigen wissenschaftlich fundierten und repräsentativen Studien zur Prävalenz dementer Menschen im Krankenhaus kann auf die aus Metaanalysen entstandenen zusammenfassenden Ergebnisse zur Häufigkeit demenziell erkrankter Menschen von Kleina und Wingenfeld (2007) verwiesen werden (vgl. 4ff.). Die Autor_innen schätzen den derzeitigen Anteil von Krankenhauspatient_innen im Allgemeinkrankenhaus auf 10 bis 20 Prozent, mit besonderem Verweis auf Volker Arolt, der schon im Jahr 1997 in seiner epidemiologischen Untersuchung eine Prävalenz der Demenz im Akutkrankenhaus von 12,3% ausfindig machen konnte (vgl. Wingenfeld & Steinke 2013: 1148f.).

Gleichzeitig haben sich bedingt durch gesundheitspolitische Reformen krankenhausinterne Umstrukturierungen ergeben, sodass alte Menschen, wie bereits in der Einleitung dieses Forschungsberichts beschrieben, einen stetig wachsenden Anteil der gesamten Patient_innen im Krankenhaus ausmachen, wohingegen die medizinischen Behandlungen jüngerer Altersgruppen zunehmend im ambulanten Rahmen durchgeführt werden. Diese veränderte Altersstruktur von Krankenhauspatient_innen zeigt sich im Praxisalltag durch eine zunehmende Geriatrisierung des (Akut-)Krankenhauses.

Im Zuge und gleichzeitig widersprüchlich zu der o.g. Entwicklung und den Bedürfnissen von hochaltrigen Krankenhauspatient_innen haben sich die Krankenhausstrukturen und -abläufe mit der Umstellung der Abrechnung nach Fallpauschalen im Rahmen der Einführung des Systems der G-DRG’s, im Jahr 2003, verändert. Durch die seit Einführung der patientenklassifizierenden Fallpauschalen angetriebene Implementation einer neuen ökonomischen Logik in den Krankenhäusern verkürzt sich die stationäre Verweildauer der Patient_innen und gleichzeitig hat eine verstärkte einseitige Ausrichtung der Krankenhäuser auf eine wirtschaftliche statt moralisch-ethische Versorgungseffizienz stattgefunden. Kurz gesagt: Die Krankenhäuser haben sich an die beschleunigte und effizienzorientierte Logik der ökonomisierten Welt angepasst (vgl. Friedrich & Günster 2005, S. 153-204; Gröning et al. 2013, S. 4f.; Kirchen-Peters 2009, S. 227f.).

Dies führt dazu, dass die Zunahme an Demenzerkrankungen als Nebendiagnose bei Patient_innen, die wegen somatischer Störungen eingeliefert werden, die Akutkrankenhäuser und die professionellen Akteur_innen vor extreme Herausforderungen stellen. Die einerseits hochindividuellen Bedürfnisse der dementen Menschen nach Akzeptanz, Bindung, Sicherheit, Validation und Verständnis stehen den verrichtungs-und ablauforientierten Strukturen einzelner Fachdisziplinen im Akutkrankenhaus, der fehlenden Reflexionsmöglichkeiten der professionellen Mitarbeiter über Verständnis, Haltung, Ethik und Moral[7] gegenüber Demenz, fehlende Vernetzungsstrukturen der diagnostischen und therapeutischen Angebote zw. den Fachdisziplinen, fehlende demenzspezifische bauliche Einrichtung, fehlende regelhafte gerontopsychiatrische Kompetenz, gegenüber. Auf Seiten der professionellen Akteur_innen im Krankenhaus führt dieses hinter der formalen Strukturebene präsente und mit den eigenen ethischen Werten wenig vereinbare Dilemma bei der Versorgung von Patient_innen mit der nicht unbedingt offiziellen Sekundärdiagnose Demenz, zu kollektivem Stress und Überforderungsmomenten in der Pflegepraxis (vgl. ebd.; Löhr & Meißnest 2014, S. 32f.).

Die Pflege und Versorgung demenziell erkrankter Menschen erfordert kreative und empathische Fähigkeiten und Authentizität. Im Zuge der Verstärkung der demenziellen Krankheitssymptome, die durch eine oftmals plötzliche und nicht geplante Krankenhauseinweisung sowie während des stationären Alltags ablaufenden und für die Patient_innen ungewohnten, sowie fremden Prozesse ausgelöst werden, wird die Versorgungssituation Demenzkranker verschärft. Wenn schon geistig gesunde Menschen jeden Alters sich bei einer Krankenhausbehandlung, die zum guten Gelingen eine hohe Akzeptanz, Schnelligkeit, Flexibilität und Kooperationsbereitschaft ihrer Patienten fordert, nur schwer und mit geringem Wohlbefinden auf die dortigen Strukturen und Abläufe einlassen können, ist es kaum verwunderlich, dass Demenzbetroffenen das erfolgreiche Erbringen dieser Anpassungsleistung noch bedeutend schwerer fällt und mit zunehmendem Krankheitsfortschritt gar nicht mehr möglich ist. Der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus wird zu einer belastenden Stresssituation für Demenzkranke und ihr soziales und familiäres Netzwerk, das wegen der fehlenden Vermittlung von Geborgenheit, Bindung und Beruhigung auf zwischenmenschlicher Ebene besonders für die Erkrankten mitunter traumatische Konsequenzen mit sich bringt. Nicht selten führt der Verlust der gewohnten häuslichen Strukturen und das reizarme und passive Dasein während des Krankenhausaufenthaltes bei betroffenen Patient_innen mit Demenzsyndrom zu einer Verschlechterung ihres Gesamtzustandes, mit Zunahme demenzieller Symptome und verstärkten Zuständen motorischer Unruhe, bewegungsbezogener Ziellosigkeit sowie unangemessenem und aggressivem Sozialverhalten, welches die Stationsabläufe aus Sicht von Krankenhausakteur_innen behindert. Die Folge ist, dass demenziell erkrankte Menschen zum anstrengenden und störenden Faktor in der somatischen Disziplin werden. Als (vor-)verurteilter „Dorn im Auge“ wird die Krankheitsgeschichte Demenzkranker während ihres komplikationsreichen stationären Aufenthaltes im Krankenhaus durch ihre nicht selten vernachlässigte Nebendiagnose Demenz, durch die akute stationäre medizinische sowie soziale Versorgungsproblematik im Umgang mit Demenzbetroffenen, der demenzunfreundlichen Krankenhausgestaltung, dem Delir als häufige und teilweise unerkannte Nebenwirkung, der dazu überproportional langen Verweildauer und hohen Rehospitalisierungsrate nach der ersten Einweisung, langfristig negativ geprägt (vgl. Behrens, Löhr & Schulz 2014, S. 190f.; MGEPA NRW 2013, S. 11ff.; Kleina & Wingenfeld 2007, S. 9 - 16; Wingenfeld & Steinke 2013, S. 1148f.).

Deswegen sind demenziell erkrankte Patient_innen im Krankenhaus, wie schon Wingenfeld et al. in der wissenschaftlichen Auswertung des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalens (2013) postuliert haben, „angewiesen auf ein anpassungsfähiges Krankenhaus“ (S. 11), um durch demenzegerechte und bedürfnisorientierte Pflege, die sich durch halt gebende Strukturen, die Einbindung vertrauter Bezugspersonen und individueller Abstimmung der Tagesabläufe zur Aufrechterhaltung der bisherigen noch vorhandenen Fähigkeiten sowie zur Vermeidung des Verlustes der bis dahin noch vorhandenen kognitiven Ressourcen beizutragen (vgl. Dutzi et al. 2009, S. 233 - 239).

Eine weitere und für demenziell erkrankte Patient_innen zusätzlich risikoreiche und prognoseverschlechternde Komplikation, die durch einen ungünstigen Verlauf des stationären Aufenthaltes, insbesondere nach dem Einsatz invasiver Diagnose- und Behandlungsmethoden sowie durch der Verabreichung nicht demenzgerechter Medikamente im Krankenhaus bedingt wird, ist das akute Delir. Mit besonderem Blick auf ältere Personen kann das Delir definiert werden als ein multifaktoriell verursachter Zustand akuter Verwirrtheit, welcher mit einer Störung des Bewusstseins sowie der kognitiven Funktionen einhergeht, die vorübergehend und reversibel ist. Laut der Metaanalyse von Holmes, House und Siddiqi (2006) verfallen bis zu 42% der Krankenhauspatient_innen in ein akutes Delir (vgl. S. 350 - 364), wobei die Anzahl der demenziell erkrankten Patient_innen, die im Laufe ihres Krankenhausaufenthaltes in ein akutes Delir geraten nach Agostini, Fick und Inouye (2002) bei bis zu 89% liegt (vgl. S. 1723 - 1732).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der vorgestellte Problemaufriss und der Einblick in den Forschungsstand die besondere Bedeutung von Demenz im Krankenhaus deutlich macht und den Bedarf nach weiteren empirischer Untersuchungen zum Aufdecken, Erklären und Verstehen in diesem komplexen Forschungsfeld zwischen der Organisation[8] Krankenhaus, dem Individuum, demenzieller Erkrankung, Profession, Ethik und Ökonomie unterstreicht.

3. Methodologischer Bezugsrahmen

Für die praktische Realisierung unserer Projektstudie wurde das Verfahren der Gruppendiskussion gewählt. Die Inhalte des Diskussionsmaterials wurden unter Verwendung der dokumentarischen Methode nach Ralf Bohnsack (1989) und Aglaja Przyborski (2004) ausgewertet.

Das folgende Kapitel gliedert sich grob in zwei Teile: In dem ersten, dem theoretischen Teil, werden zunächst kurz und knapp die Grundgedanken qualitativer Sozialforschung als methodologischer Forschungsrahmen dargestellt und darauf folgend wird auf die Datenerhebung durch das Gruppendiskussionsverfahren eingegangen. Im Anschluss daran wird die dokumentarische Methode mit ihren einzelnen Auswertungsschritten aufgeführt. Darin werden die formulierende und reflektierende Interpretation sowie die Typenbildung expliziert.

3.1 Die Qualitative Sozialforschung als methodologischer Forschungsrahmen

„Qualitative Forschung hat den Anspruch, Lebenswelten «von innen heraus» aus der Sicht der handelnden Menschen zu beschreiben“ (Flick, Kardorff & Steineke 2005, S. 12). Damit rücken die Sichtweisen von Individuen und ihr soziales Handeln ins Zentrum der Überlegungen. Ihr Handeln liefert Ansatzpunkte, um Abläufe, Deutungsmuster und Strukturmerkmale interpretativ zu erfassen. Die Wirklichkeit(en), in der sich Menschen bewegen, werden als bereits subjektiv konstruierte und sozial vorinterpretierte verstanden. Die Realität ist somit keine objektiv vorgegebene, sondern sie kann erst in Wechselbeziehung zwischen den Sichtweisen von Individuen und ihrer jeweiligen sozialen und psychischen Welt verstanden werden (vgl. dies. 2005, S. 20ff.).

Qualitative Sozialforschung zeichnet sich durch Offenheit gegenüber den Untersuchungssituationen und -personen aus. Dadurch werden neue Erkenntnisse im bereits Untersuchten bzw. unbekannte Phänomene im scheinbar Bekannten sichtbar. Rekonstruktive Verfahren können soziale Praktiken und Selbstverständlichkeiten des Alltags entschlüsseln (Meuser 2013, S. 235f.).

3.2 Die Gruppendiskussion als Verfahren der Datenerhebung

Gruppendiskussionen sind, im Vergleich zu anderen Verfahren qualitativer Sozialforschung, eine relativ junge Methode der Datenerhebung. Im angloamerikanischen Raum wurde die Erhebungsmethode in den 1930er Jahren erstmals von Kurt Lewin in einer sozialpsychologischen Kleingruppenuntersuchung eingesetzt. Sein Erkenntnisinteresse richtete sich auf die wechselseitigen Reaktionen von Gruppenmitgliedern zum Thema Führungsstil. In Deutschland wird das Verfahren in den 1950er Jahren zum ersten Mal durch Fritz Pollock, zur Untersuchung von Phänomenen des politischen Bewusstseins der deutschen Bevölkerung, am Frankfurter Institut für Sozialforschung eingesetzt. Ziel war es damals Inhalte und Äußerungen in Gruppensituationen zu erforschen. Insbesondere vor und nach der Jahrtausendwende treten in den Arbeiten um Ralf Bohnsack Überlegungen bzgl. kollektiver Orientierungsmuster hervor (vgl. Lamnek 2010, S. 372ff.). Aufgrund von Platzgründen wird auf den näheren zeithistorischen Entwicklungsverlauf von Gruppendiskussionen verzichtet.

Gruppendiskussionen stellen ein hypothesengenerierendes Verfahren der Datenerhebung qualitativer Sozialforschung dar. Es wird von keiner objektiven Wirklichkeit ausgegangen, sondern davon, dass die Herstellung von Wirklichkeit das Ergebnis interpretativer Interaktionsprozesse ist. Ziel ist es daher nicht Einzelmeinungen zu erforschen, sondern es wird die Entschlüsselung kollektiver Wissensbestände und Orientierungen verfolgt (vgl. Bohnsack 2010b, S. 20ff.). Darin sind milieuspezifische Erfahrungen eingelagert, die sich generations-, geschlechts-, sozialräumlich-, sowie bildungsmilieuspezifisch begründen. Die Gruppenteilnehmer_innen, sind anhand eines strukturidentischen Hintergrunds miteinander verbunden und werden für die Gruppendiskussion zusammengefasst um über ein Thema zu diskutieren. Aufgrund vergleichbarer Sozialisationserfahrungen ähneln die Erfahrungshorizonte der Teilnehmer_innen einander, sie verbindet ein geteiltes Wissen, das im Gruppendiskussionsverlauf miteinander artikuliert und ausgehandelt wird (vgl. Bohnsack 2010a, passim; ders. 2010, S. 105f.; ders. 2001, S. 3; Lamnek 2010, S. 376f.). Nach Bohnsack (2010a), der von den Überlegungen Mannheims geprägt wurde, „konstituiert sich [darin] ein konjunktiver Erfahrungsraum“ (S. 211). Aussagen und Darstellungen von Meinungen werden im Gruppenprozess kollektiv hergestellt und verweisen auf Einstellungen bzw. Orientierungen, die Individuen miteinander teilen und dem Handeln Sinn und Bedeutung verleihen. Erzählungen und Beschreibungen werden dadurch unmittelbar verstanden und können von unterschiedlichen Individuen gleichermaßen erzählt, erweitert und fortgesetzt werden (vgl. Bohnsack, Nentwig-Gesemann & Nohl 2013, S. 18; Bohnsack 2010a, S. 211; ders. 2001, S. 3f.; Lamnek, S. 412f.; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 278f.). Mangold (1960 zit. n. Bohnsack 2010a) beschreibt den Prozess von Gruppenmeinungen innerhalb von Gruppendiskussionen folgendermaßen:

„Diese werden gleichsam arbeitsteilig vorgetragen, die Sprecher(_innen) bestätigen, ergänzen, berichtigen einander, ihre Äußerungen bauen aufeinander auf, man kann manchmal meinen, es spreche einer. Die Gruppenmeinung ist keine ‚Summe’ von Einzelmeinungen, sondern das Produkt kollektiver Interaktionen“ (S. 206).

Die Teilnehmer_innen verstehen einander, weil sie als Kollektiv im konjunktiven Erfahrungsraum miteinander verbunden sind. So wird z.B. der Konsens über eine bestimmte Thematik, der durch wechselseitige Beeinflussung der Teilnehmer_innen entsteht, als informelle Gruppenmeinung interpretiert. Die Beiträge und wechselseitigen Reaktionen während der Interaktion zwischen den Diskussionsteilnehmer_innen sind daher von besonderem Interesse. Es geht um die Handlungsorientierung des Einzelnen in Abhängigkeit vom kollektiven Erfahrungsraum der Gruppe (vgl. Bohnsack et al. 2013, S. 19; Bohnsack 2010a, S. 210f.; Lamnek 2010, S. 412f.; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 278ff.). Eng damit verbunden ist nach Mannheim die „Seinsverbundenheit“ oder „Standortverbundenheit. Jegliches Denken und Wissen von Individuen ist immer an einen sozialen Standort gebunden, von dem unbewusste Beeinflussung ausgeht, d.h. die Wahrnehmung der Wirklichkeit beruht auf individuellen Erfahrungen. „Seinsverbundenheit“ betrifft damit sowohl die Ausführungen der Beforschten in der Gruppendiskussion als auch Forscher_innen während der Interpretations- bzw. Auswertungsphase (vgl. Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 282f.).

Abhängig vom Erkenntnisinteresse lassen sich zwei verschiedene Gruppendiskussionsverfahren voneinander unterscheiden. Ermittelnden Gruppendiskussionen liegt das Ziel zugrunde Informationen und Befunde inhaltlicher Art oder gruppendynamische Prozesse zu erheben. Dagegen geht es in vermittelnden Gruppendiskussionen darum, Teilnehmer_innen zu beeinflussen und Verhaltensänderungen zu erzielen (vgl. Lamnek 1998, S. 29; ders. 2010, S. 375f.).

Prinzipien der Offenheit und Flexibilität sind für das Verfahren der Gruppendiskussion von besonderer Relevanz. Die Forscher_innen bereiten zwar im Vorfeld einen Leitfaden vor, dieser ist aber nur als Hilfestellungen für die Strukturierung der Diskussion zu sehen, damit wichtige Aspekte nicht aus den Augen verloren werden. Um den Diskussionsteilnehmer_innen gerecht zu werden, muss der Leitfaden jederzeit modifizierbar sein, denn die Inhalte der Gruppendiskussion werden im Wesentlichen über die Themen der Teilnehmer_innen bestimmt und damit der Funktionalität der Gesprächsführung. Dadurch lässt sich ein den Handlungen zugrunde liegender Sinn aufdecken, der durch reflexive Prozesse überprüft werden kann (vgl. Bohnsack 2010a, S. 213; Lamnek 1998, S. 93; ders. 2010, S. 378). Die Gruppensituation innerhalb der Diskussion weist eine alltagsähnliche Struktur auf. Die Diskussionsteilnehmer_innen kommen miteinander ins Gespräch und strukturieren ihre Beiträge wechselseitig und voneinander abhängig, wodurch sich authentische Einstellungen und kollektive Meinungen produzieren. Freie und spontane Beiträge werden zugelassen, die Teilnehmer_innen stimulieren sich gegenseitig, sodass es zu einer gewünschten Vielfalt an Äußerungen kommt. Forscher_innen kommt dadurch eine begleitende Rolle zu. Sie fungieren als aufmerksame Beobachter- und Zuhörer_innen anstatt als Diskussionsleiter_innen, die den Gesprächsverlauf aktiv vorstrukturieren, wie es z.B. in leitfadengestützten Interviews der Fall ist (vgl. Lamnek 2010, S. 382ff.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durch das Verfahren von Gruppendiskussionen können Meinungen und Orientierungen kollektiver Gruppen, gruppenspezifische Verhaltensweisen, die den Meinungen zugrunde liegenden Bewusstseinsstrukturen der Teilnehmenden und Gruppenprozesse, die zur Bildung einer Gruppenmeinung führen, erforscht werden. Anhand von Beschreibungen und Erzählungen kommen kollektive Orientierungen zum Ausdruck und ermöglichen eine Gestaltbildung für die empirische Analyse der dokumentarischen Methode (vgl. Bohnsack 2010a, S. 208; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 287).

3.3 Die Dokumentarische Methode als Instrument der Datenauswertung

Die dokumentarische Methode wurde ursprünglich für die Analyse von Gruppendiskussionen entwickelt und stehen in Tradition der Wissenssoziologie Karl Mannheims und der Ethnomethodologie Harold Garfinkels. Ralf Bohnsack entwickelte zum Ende der 1980er Jahren die dokumentarische Methode in Zusammenarbeit mit Werner Mangold weiter. Im weiteren Verlauf wurde sie für die Bild- und Videoanalyse, sowie als Auswertungsinstrument für teilnehmende Beobachtungen und Interviews eingesetzt (vgl. Bohnsack 2010b, S. 32; Lamnek 2010, S. 411f.; Nohl 2012, S. 8; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 280).

Das Analyseverfahren der dokumentarischen Methode will reflexives und handlungsleitendes Wissen von Individuen, das eng mit Handlungspraktiken verbunden ist, entschlüsseln. Milieutypische Gemeinsamkeiten der Erlebnisstruktur, Zentren gemeinsamer Erfahrungen und die Perspektive gemeinsamer Weltanschauung können dadurch interpretiert werden (vgl. Bohnsack et al. 2013, S. 9; Bohnsack 2010a, S. 210f.). Die Begriffe des „konjunktiven Erfahrungsraums“ und „Seinsverbundenheit“, finden ihren Ursprung in Mannheims Überlegungen und wurde bereits in den vorangegangenen Darstellungen (vgl. 2.1 Datenerhebung: Gruppendiskussion) expliziert. Der Begriff beschreibt, dass Gruppen bzw. Milieus über kollektives Wissen verfügen, das in gemeinsamen Erfahrungen eingebettet ist. Darin ist ein implizites Wissen („tacid knowledge”) eingelagert, d.h. den Individuen ist es zwar möglich einander unmittelbar zu verstehen, weil sie vergleichbare Erlebnisse bzw. Erfahrungsräume verbindet (vgl. Bohnsack et al. 2013, S. 15f.; Meuser 2013, S. 225). Allerdings ist den handelnden Akteur_innen bzw. Gruppen in der Regel nicht bewusst, was sie alles wissen, weil derartige soziale Praxen inkorporiert sind, d.h. implizite Wissensbestände sind für sie nicht ohne weiteres reflexiv aufzuschlüsseln. Das Wissen ist somit ein atheoretisches, über das die Handelnden diskursiv nicht verfügen können. Denn im praktischen Handeln ist es nicht erforderlich dieses Wissen aufzulösen, weil die Handlungsfähigkeit von Individuen aufrechterhalten werden muss. Ziel der dokumentarischen Methode ist es daher Handlungspraxen zu rekonstruieren und Zugang zum inkorporierten Orientierungswissen zu erhalten (vgl. Bohnsack et al. 2013, S. 10ff.; Bohnsack 2001, S. 4; Meuser 2013, S. 226; Nohl 2012, S. 4f.; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 281f.). Die Analyse der Äußerungen wird von Forscher_innen in Form von Interpretationen realisiert, sie sind nicht Teil des konjunktiven Erfahrungsraums und können sich diesem nur nähern indem sie die Beiträge der Teilnehmer_innen im Gesamtdiskurs analysieren. Unter Berücksichtigung milieuspezifischer Einflüsse muss sich die handlungspraktische Bedeutsamkeit in der dokumentarischen Interpretation erweisen (vgl. Bohnsack 2001, S. 4ff.; Meuser 2013, S. 234; Nohl 2012, S. 5). Meuser (2013) fasst zusammen:

„Der Habitus dokumentiert sich in Beschreibungen und Erzählungen, welche die Erforschten, in thematischer Selbststeuerung, hervorbringen. Aus solchen selbstgesteuerten Äußerungen werden auch für die Genese und Reproduktion des Habitus bedeutsamen Zentren des kollektiven Erlebens rekonstruierbar“ (S. 234).

Aus den scheinbar zusammenhanglosen Diskursprozessen im Textdokument erschließt sich anhand von Redebeiträgen, die in Form von Erzählungen und Beschreibungen erfolgen, ein kollektives Sinnmuster (vgl. Bohnsack 2010a, S. 209).

Um Erfahrungen und Orientierungen von Individuen bzw. Kollektivgruppen rekonstruieren zu können, bietet es sich nach Mannheim an zwischen zwei verschiedenen Sinnebenen zu unterscheiden: Die erste Ebene des immanenten Sinngehalts bezieht sich auf explizite Darstellungen von Erfahrungen und spaltet sich in den „intentionalen Ausdruckssinn“ und „Objektsinn“ auf. Während beim Ersteren subjektive Absichten und Beweggründe fokussiert werden, die vom Erzählenden verfolgt werden, handelt es bei Letzterem um die allgemeine bzw. objektive Bedeutung von Textinhalten oder Vorgängen. Ihre Differenz unterscheidet sich insbesondere darin, dass der intentionale Ausdruckssinn im Gegensatz zum Objektsinn nicht vom Subjekt und dessen realen Erleben abgekoppelt werden kann, er erhält seinen Sinn nur aus dessen subjektiver Innenwelt heraus. Auf der zweiten Sinnebene, dem Dokumentsinn oder dokumentarischen Sinngehalt, werden Erfahrungen, die während der Gruppendiskussion dargestellt werden, als Dokument einer Orientierung rekonstruiert, d.h. in der geschilderten Erfahrung wird einerseits ins Auge gefasst, was sich in den Aussagen über das Individuum dokumentiert, in dem was das Individuum beiträgt. Andererseits wird danach gefragt, was sich über das Kollektiv dokumentiert, in dem was die Gruppe sagt. Im Zentrum steht somit nicht die intendierte Handlung von Individuen, sondern der „modus operandi“, die Art und Weise was sich durch das Handeln über die Subjekte dokumentiert (vgl. Bohnsack 2001, S. 4f.; Nohl 2012, S. 2; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 283ff.). Der Dokumentsinn verweist somit auf den Herstellungsprozess von Handlungspraxen im Erzählten oder Berichteten. Darin spiegeln sich Erfahrungs- und Wissensstrukturen, d.h. Strukturen konjunktiven Wissens ab. Somit ist von besonderem Interesse, wie sich das Erzählte über Handlungen konstruiert und, in welchem Rahmen das Thema, d.h. mit welcher Orientierung es abgehandelt wird. Der Dokumentsinn erschließt sich nur unter Berücksichtigung des gesamten Diskursprozesses (vgl. Bohnsack 2010a, S. 208f.; ders. 2001, S. 4f.; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 284f.).

Die Unterscheidung von immanentem und dokumentarischem Sinngehalt schlägt sich somit in zwei Arbeitsschritten nieder. Mit Hilfe eines Wechsels der Analyse vom „Was“ zum „Wie“ werden Textabschnitte herangezogen um im ersten Schritt eine formulierende Interpretation vorzunehmen, die ihren Fokus darauf richtet, was tatsächlich gesagt wurde, d.h. Forschende bleiben vollständig auf der Was-Ebene. Im zweiten Schritt, der reflektierenden Interpretation, hingegen ist von Interesse wie ein Thema verarbeitet wird und welche Orientierungen dahinter stecken (vgl. Bohnsack 2010a, S. 213f.; ders. 2001, S. 9; Nohl 2012, S. 3).

3.3.1 Die formulierende Interpretation

Mit Hilfe der formulierenden Interpretation, dem ersten Arbeitsschritt der dokumentarischen Methode, lässt sich die thematische Struktur der Gruppendiskussion erkennen. In der Phase ist es erforderlich jegliches Kontextwissen auszublenden. Der Fokus liegt auf dem „Was“, d.h. Forscher_innen bleiben im ersten Schritt auf der Ebene des immanenten Sinngehalts und führen eine thematische Gliederung, in Form von Ober- und Unterthemen, durch. Das Material wird erfasst indem die einzelnen Textpassagen mit übergreifenden Themen versehen werden, d.h. es lassen sich Ober- und Unterthemen konstruieren, die den Inhalt des Gesagten reformulierend darstellen. Im Anschluss daran, findet im zweiten Schritt eine detaillierte formulierende Interpretation statt, d.h. die Unterthemen werden einer thematischen Feingliederung unterzogen, indem das, was von den Befragten gesagt wurde kurz und knapp zusammengefasst wird (vgl. Bohnsack et al. 2013, S. 15f.; Bohnsack & Nohl 2013, S. 325; Bohnsack & Schäffer 2013, S. 336; Bohnsack 2010a, S. 213f.; ders. 2010b, S. 34; Lamnek 2010, S. 416; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 293f.).

Die Unterscheidung in Sinnebenen hat analytische Vorteile. So nehmen Forscher_innen inhaltlich Abstand vom Material, wodurch frühzeitigen Interpretationen entgegengewirkt werden kann. Sie bleiben vollständig auf der Ebene des Gesagten, weshalb die Interpretation intersubjektiv[9] überprüfbar wird (vgl. Nohl 2012, S. 3; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 294).

3.3.1 Die reflektierende Interpretation

Die reflektierende Interpretation, als zweiter Arbeitsschritt der dokumentarischen Methode, zielt auf den dokumentarischen Sinngehalt. Dabei gilt es von der „Was“-Ebene Abstand zu nehmen und die Aufmerksamkeit auf das „Wie“, das implizite, atheoretische Wissen zu legen. Es ist von Interesse wie ein Thema, d.h. anhand welcher Orientierung es behandelt bzw. bearbeitet wird (vgl. Bohnsack 2010a, S. 214; Lamnek 2010, S. 416; Nohl 2012, S. 3; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 295f.). Przyborski und Wohlrab-Sahr (2014) formulieren folgende Fragen, die sich Forscher_innen bei der reflektierenden Interpretation stellen können:

„Was zeigt sich hier über den Fall? Welche Bestrebungen und/oder Abgrenzungen sind in den Redezügen impliziert? Welches Prinzip, welcher Sinngehalt kann die Grundlage der konkreten Äußerung sein? Welches Prinzip kann mir verschiedene (thematisch) unterschiedliche Äußerungen als Ausdruck desselben ihnen zugrunde liegenden Sinnes verständlich machen?“ (S. 294).

Somit lassen sich Handlungsorientierungen rekonstruieren, denen Sinn- bzw. Bedeutungsmuster zugrunde liegen. Sinn und Bedeutung sind konstitutiv für Handlungen, d.h. durch sie können inkorporierte Selbstverständlichkeiten des Wissens von Akteur_innen entschlüsselt werden (vgl. Bohnsack et al. 2013, S. 15f.). Wenn also Äußerungen ihre Bedeutung im Kontext wechselseitiger Reaktionen von Beteiligten erhalten, so konstituieren sich im Verhältnis von Äußerungen und Reaktionen implizite Ordnungen bzw. Regelmäßigkeiten, die es diskursiv zu erschließen gilt.

Eine zentrale Rolle in der reflektierenden Interpretation nimmt daher die Analyse der Diskursorganisation ein. Sie beschäftigt sich damit, wie ein Thema bearbeitet wird. Im Diskurs dokumentieren sich kollektive Orientierungen. Redebeiträge werden aufeinander bezogen, sie strukturieren sich gegenseitig und sind deshalb voneinander abhängig (vgl. Bohnsack/Nohl 2013, S. 325f.; Bohnsack/Schäffer 2013, S. 330ff.; Bohnsack 2010a, S. 214; Lamnek 2010, S. 415; Przyborski/Wohlrab-Sahr 201, S. 295). Nohl (2012) postuliert:

„Da die erforschte Person die sinnvollen Anschlussäußerungen aber – gerade wo es sich um routinemäßige Handlungspraxis handelt – nicht explizieren kann, bedarf es der empirischen Rekonstruktion und Explikation des atheoretischen Wissens der Erforschten, und das heißt: der empirisch gegebenen Anschlussäußerung, die eine adäquate Fortsetzung des ersten Erzählabschnitts darstellen. Der Rahmen bzw. Orientierungsrahmen, in dem mit dieser Anschlussäußerung das im ersten Erzählabschnitt gesetzte Thema oder Problem behandelt wird, ist der Orientierungsrahmen, der die Sequenz übergreift“ (S. 6).

Orientierungsrahmen werden somit in Textpassagen deutlich, die sich durch eine „metaphorische Dichte“ auszeichnen, d.h. in denen der Diskurs von der dramatischen Gestalt her sein Optimum erreicht (vgl. Lamnek 2010, S. 414).

Hierzu werden Diskurseinheiten, d.h. Textpassagen analysiert, wobei verschiedene Diskursbewegungen voneinander zu trennen sind: Propositionen stiften Sinnzusammenhänge und beinhalten argumentative, beschreibende oder narrative Äußerung, mit der ein neues Thema oder ein thematischer Aspekt in die Diskussion eingeführt wird. Sie bringen den Orientierungsrahmen einer Gruppe zum Ausdruck. Elaborationen verarbeiten Orientierungen weiter. Exemplifizierungen vertiefen derartige Orientierungen mit Hilfe von Beispielen. Beendet werden Diskurseinheiten bzw. Orientierungen durch Konklusionen, d.h. sie schließen Sinnzusammenhänge ab (vgl. ders. 2010, S. 297f.).

Je mehr Akteur_innen sich an der Elaboration eines Themas bzw. einer Problemstellung beteiligen, desto relevanter schätzen die Vertreter_innen der dokumentarischen Methode das Thema für die Gruppe ein. Die Äußerungen werden somit nicht als Einzeläußerungen verstanden, sondern sie sind immer als Teil des Diskurses der Gruppe zu interpretieren. Die Gruppe bearbeitet die Themen gemeinsam und wird immer als Ganzes betrachtet. Die Diskursorganisation wird somit als kollektiver Prozess der Gruppe interpretiert (vgl. ebd.).

Des Weiteren geben Textsorten Aufschluss über die Struktur von Orientierungen. Erzählungen sind eng mit Erfahrungswissen verbunden und werden dann gewählt wenn Individuen Erlebnisse oder Tatsachen zu rekonstruieren versuchen. Erzählungen machen Erfahrungen erlebbar, d.h. sie ermöglichen es die subjektive Bedeutung des Erzählenden nachzuvollziehen. Dagegen sind Argumentationen eigenen Erfahrungen ferner als Erzählungen. Sie dienen der öffentlichen Selbstdarstellung und werden zur Verteidigung vor sich und anderen eingesetzt (vgl. ebd.; Nohl 2012, S. 41f.).

Parallel zur reflektierenden Interpretation verläuft die komparative Analyse. Darin wird das Material zuerst chronologisch, d.h. in Sequenzen interpretiert und einer komparativen Analyse unterzogen. In der Analyse werden die aufeinander folgenden Erzählabschnitte miteinander in Beziehung gesetzt, wobei immer drei unterschiedliche Äußerungseinheiten in den Blick genommen werden. Die erste Äußerung eröffnet das Thema, die zweite wird als gegebene betrachtet und zu ihr werden homologe und heterologe Alternativen konstruiert. Als homolog werden diejenigen Sequenzen gefasst, die dem Orientierungsrahmen entsprechen, demzufolge mit seiner immanenten Logik übereinstimmen. Als heterolog werden dagegen Sequenzen verstanden, die mit diesem Rahmen nicht zu vereinbaren sind, also außerhalb seiner Logik liegen (vgl. Bohnsack et al. 2013, S. 17; Bohnsack & Nohl 2014, S. 325f.; Bohnsack 2010a, S. 213; ders. 2010b, S. 34; ders.2001, S. 12; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 290f.).

Daher werden bereits in der reflektierenden Interpretation andere Fälle zur Gegenüberstellung des gerade vorliegenden Falls herangezogen, wodurch Gegenhorizonte identifiziert werden können, d.h. das Thema verläuft während des Diskussionsverlaufs in eine bestimmte Richtung bzw. verweist auf einen speziellen Horizont, was wiederum auf einen dahinter liegenden Orientierungsrahmen hinweist. Der Fokus richtet sich darauf, zu welchem Ideal eine Sinneinheit tendiert (positiver Horizont), wodurch die Tendenz eingeschränkt wird oder von welchem (negativen) Ideal die Sinneinheit zu trennen ist (negativer Horizont). Der Gegenhorizont beinhaltet demnach keine Wertung zwischen positiv bzw. negativ, vielmehr geht es im objektiven Sinne um die Thematisierung des Orientierungsrahmens, die mit Hilfe der Begriffe positiv oder negativ näher spezifiziert wird. Das Enaktierungspotential ergänzt die beiden Horizonte. Zentral ist die Einschätzung der Realisierungsmöglichkeiten seitens der Akteur_innen, d.h. inwieweit die Möglichkeit der Umsetzung einer Orientierung gegeben ist (vgl. Bohnsack 2010b, S. 136; Lamnek 2010, S. 302; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 296). „Enaktierung bezeichnet die konkrete Umsetzung (bzw. Umsetzbarkeit) einer Orientierung im alltäglichen Leben“ (Lamnek 2010, S. 296). Von Orientierungsdilemmata ist die Rede wenn sich im Material nur negative oder positive Horizonte finden lassen, die einander ausschließen (vgl. ders. 2010, S. 302).

Dadurch lassen sich voneinander kontrastierende Orientierungsrahmen abgrenzen, die das gleiche Problem bzw. Thema auf andere Art und Weise bearbeiten. Es kann rekonstruiert werden, welche implizite Orientierung sich innerhalb eines Falls dokumentiert. Orientierungsrahmen lassen sich allerdings erst im Vergleich mit anderen Gruppen, die das gleiche Thema bzw. Problem miteinander bearbeiten, in empirisch überprüfbarer Weise herausstellen (vgl. Bohnsack et al. 2013, S. 17; Bohnsack & Nohl 2014, S. 325f.; Bohnsack 2010a, S. 213; ders. 2010b, S. 34; ders. 2001, S. 12; Nohl 2012, S. 6; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 290f.).

Je mehr Gruppendiskussionen zum gleichen Thema betrachtet werden, desto stärker tritt der Vergleichshorizont von Interpretierenden hinter die empirischen Vergleichshorizonte zurück. Damit kann auch dem Mannheim’schen Diktum von der „Seinsverbundenheit“ des Wissens, das bereits im vorherigen Teil (vgl. 2.1 Datenerhebung: Gruppendiskussion) expliziert wurde, durch die Wahl von Vergleichsgruppen entgegengewirkt werden (vgl. Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 282f.). Zudem vergrößert eine hohe Anzahl an Fällen die Wahrscheinlichkeit eine Vielzahl von Typen zu konstruieren. Die komparative Analyse gilt somit als Voraussetzung für die Entwicklung von Typologien (vgl. Bohnsack & Nohl 2014, S. 326; Lamnek 2010, S. 417; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 303ff.).

3.3.3 Typenbildung

In diesem Schritt kommt es zur Entwicklung einer Typologie, wobei die komparative Analyse als Voraussetzung gilt um Typen zu bilden. Dafür werden in der sinngenetischen Typenbildung die aus den Fällen konstruierten Orientierungsrahmen abgeleitet und zu Typen herausgearbeitet. In der soziogenetischen Typenbildung geht es darum spezifische Erfahrungshintergründe, sowie die Soziogenese, d.h. die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte, der Orientierungsrahmen, systematisch zu analysieren. Typiken sollen im Hinblick auf ihre Mehrdimensionalität entwickelt werden, weil darin konjunktive Erfahrungs- und Orientierungsmuster eingelagert sind (vgl. Bohnsack et al. 2014, S. 16f.; Bohnsack 2010a, S. 214; ders. 2001, S. 12f.; Nohl 2012, S. 7f.) Somit soll durch Typisierung konstruiert werden, „ (…) wie ein vor dem Hintergrund einer bestimmten Problemstellung (etwa einer generationsspezifischen Problematik) herausgearbeiteter erster Typus (Orientierungsrahmen) mit einem zweiten Typus (Orientierungsrahmen) zusammenhängt“ (Nohl 2012, S. 8). Die Vergleichsgruppe ermöglicht es Besonderheiten eines Falles herauszukristallisieren. Das Gegensätzliche in der Gemeinsamkeit gilt als Grundprinzip in der Typenbildung.

Allerdings wird die Bildung von Typen von den Vertreter_innen der dokumentarischen Methode nur dann als sinnvoll erachtet, wenn mit einer größeren Fallzahl gearbeitet wird. Zudem sollte berücksichtigt werden, dass durch Typenbildung Verallgemeinerungen stattfinden, d.h. individuelle Fälle können nicht mehr detailliert dargestellt werden, weil ihre einzelnen Facetten durch die Bündelung von Gemeinsamkeiten verloren gehen (vgl. Bohnsack 2010a, S. 214; ders. 2001, S. 12f.; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014, S. 302ff.).

Zusammenfassend ist festzuhalten:

Ziel der dokumentarischen Methode ist die soziale Wirklichkeit aus der Perspektive von Akteur_innen zu konstruieren. Die Analyse des handlungspraktischen Erfahrungswissens gilt dabei als zentraler Gegenstand, der mit Hilfe von zwei Schritten, der formulierenden und reflektierenden Interpretation, ausgewertet wird. Zunächst gilt es im ersten Schritt das Material auf der Was-Ebene zu erfassen, indem Ober- und Unterthemen gebildet werden. Im zweiten Schritt gilt es von der Was-Ebene Abstand zu nehmen, indem das „Wie“ fokussiert wird, d.h. es ist von besonderem Interesse, wie die Handelnden ihr Wissen und ihre soziale Wirklichkeit voneinander abhängig dar- und herstellen. Denn Handlungsorientierungen geben Aufschluss über den Dokumentsinn, der in der Handlungspraxis eingelassen ist. Durch die Analyse der Diskursorganisation werden Diskurseinheiten, d.h. Textpassagen analysiert, wodurch sich kollektive Orientierungen rekonstruieren lassen. Ergänzt wird die Interpretation durch die Ermittlung kontrastierender Gegenhorizonte, die durch ein jeweiliges Enaktierungspotential ergänzt werden. Ein weiteres Element der interpretativen Analyse ist die Berücksichtigung von Textsorten, die Hinweise über die Gestaltung von Orientierungen geben. Den letzten Schritt bilden die komparative, fallübergreifende Analyse und Typenbildung. Zentral ist hierbei der Vergleich zwischen mehreren Fällen (vgl. Bohnsack et al. 2014, S. 33ff.; Bohnsack 2001, passim).

4. Eigene Projektstudie „Demenz im Krankenhaus“

Das folgende vierte Kapitel dieses Projektstudienberichts stellt den Übergang vom thematischen und methodologischen Theorieteil zum forschungspraktischen Abschnitt, mit dem Ziel der Beschreibung und Vorstellung des Verlaufs sowie der empirischen Details der eigens durchgeführten Projektstudie, dar.

Nachfolgend werden zunächst die forschungsrelevanten Hintergründe zum Erkenntnisinteresse, zur Auswahl der interviewten Untersuchungsgruppe sowie zur Begründung der ausgewählten Erhebungs- und Auswertungsmethode herausgearbeitet. Anschließend werden als Element der Vorbereitung im Forschungsprozess die Entstehung und der Ablauf des Diskussionsleitfadens nach Siegfried Lamnek (1998) für die befragte Gruppe und den angewandten Themenbereichen beschrieben.

Als weiterer forschungspraktischer Schritt werden die Details zur tatsächlichen Umsetzung sowie zum Setting der Gruppendiskussion nachgezeichnet. Hierzu werden die einzelnen an der Untersuchungsgruppe teilnehmenden Pflegetrainerinnen als Elemente der Entwicklungsgruppen des Modellprojekts „Familiale Pflege“, der empirische Erhebungsverlauf, die Dauer, die Rolle der Moderatorinnen sowie die Einzelheiten zur Aufzeichnung und Dokumentation der durchgeführten Gruppendiskussion, konkret vorgestellt.

Im vierten und fünften Unterkapitel geht es um die Auswertung der durch die Gruppendiskussion gewonnen Daten mittels der dokumentarischen Methode als qualitatives Evaluationsinstrument. Dazu wird im ersten Schritt die formulierende Interpretation des gesamten Datenmaterials in chronologischer Reihenfolge in tabellarischer Form präsentiert. Im zweiten Schritt werden als Teil der reflektierenden Interpretation die drei vorherrschenden Orientierungsrahmen dargelegt, analysiert sowie in einen theoretisch fundierten Bezugsrahmen eingebettet und erklärend gedeutet.

Der letzte Teil des vierten Kapitels bündelt die durch die vorangegangenen Interpretationsschritte gewonnenen Ergebnisse und erlaubt eine Einordnung dieser in den inhaltlichen Gesamtzusammenhang dieser Projektstudie. Des Weiteren folgt auf die Ergebniszusammenfassung eine abschließende Betrachtung des dokumentarischen Sinnes.

4.1 Erkenntnisinteresse, Begründung der Methoden- und Stichprobenwahl

Das Erkenntnisinteresse dieses Forschungsberichts ist im Rahmen des Projektstudienseminars zum Studienprofil „Pädagogische Beratung“ als Teil des Masterstudiengangs Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld, in Verbindung mit dem daran angegliederten Modellprojekt „Familiale Pflege unter den Bedingungen der G-DRG’s“, entstanden. Durch die zu Projektstudienbeginn präsentierten theoretischen Seminarinhalte zum Thema Demenz, Krankenhaus als Institution und zu den Hintergrunddetails des Modellprojekts, wurde unser Interesse für die Durchführung einer Projektstudie in diesem Bereich einerseits zur Erweiterung unseres forschungspraktischen sowie -theoretischen Horizonts und andererseits zur Bereicherung des Modellprojekts auf der Ebene von empirischer Weiterentwicklung und Evaluation, geweckt.

Im Zusammenhang mit der problematischen Ausgangslage zur „Demenz im Krankenhaus“ steht, bezogen auf die Pflege als aktive und ausführende Instanz im Modellprojekt sowie als eine der drei professionellen Hauptakteure im Krankenhaus – neben der medizinisch geleiteten Ärzteschaft und des ökonomisch geprägten Managements als machtvolle Leitungsinstanz sowie der dazugehörigen Verwaltung auf der Ausführungsebene (vgl. Bär 2011, S. 114) – v.a. das Menschenbild und die generelle Haltung der pflegerischen Akteur_innen bei der Betreuung und Pflege demenziell erkrankten Menschen im Zentrum unseres Forschungsinteresses. Im Hinblick auf die Erkenntnis, dass Demenz und die sich daraus ergebenden Folgen für Betroffene keine rein biologisch-medizinische Erscheinung darstellen, sondern, dass Demenz ein in seiner Gesamtheit zu berücksichtigendes intra- und interpersonales Phänomen mit lebensverändernder Wirkung in allen individuellen und insbesondere sozialen Bereichen der Lebenswelt ist, erfährt der Blick auf die ursprüngliche Natur des Menschen und seinen monetären wie auch moralischen Wert im Krankenhaus durch die Konfrontation mit dem Krankheitsbild Demenz eine neue Bedeutung. Bei der Frage nach der Haltung gegenüber demenzerkrankten Patient_innen in der Pflegepraxis richtet sich unsere Aufmerksamkeit besonders auf die Entschlüsselungs- und Anerkennungsprozesse der besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe nach Bindung, Beziehung und Empathie im pflegerischen Alltag. Dahingehend ist uns bei der Frage nach dem Menschenbild der Pflege als krankenhausinterne Instanz zwischen Zentrum und Peripherie bzw. System und Lebenswelt wichtig herauszufinden, wie sich dieses in ihrer Pflegepraxis zwischen G-DRG’s, hierarchischen Strukturen und straffen Zeitstrukturen im Umgang mit Demenzkranken manifestiert und in welchen Erfahrungen, Wissensbeständen und Strukturen dieses gründet.

Die Ermittlung der Anzahl der zu interviewenden Personen kann bei qualitativen Analysen nicht mit Hilfe von statistischen Methoden generiert werden. Die Selektion erfolgte in diesem Zusammenhang nach dem Erkenntnissinteresse (vgl. Fuchs et al. 2009, S. 467f.). Durch die Einbindung des Projektstudienseminar in das Modellprojekt „Familiale Pflege unter den Bedingungen der G-DRG’s“ hat sich im Hinblick auf das Gruppendiskussionsverfahren als gewählte Methode der Datenerhebung die Möglichkeit geboten diese mit einer dem Modellprojekt entstammenden und aus professionell Pflegenden bestehenden Entwicklungsgruppen durchzuführen. Die nach regionaler Nähe zusammengesetzten Entwicklungsgruppen treffen sich unter der Leitung dafür ausgebildeter wissenschaftlicher Mitarbeiter_innen der Universität Bielefeld in regelmäßigen Abstände von zwei bis drei Monaten zur Reflexion und wissenschaftlichen Weiterbildung im Rahmen ihrer Tätigkeiten als professionelle Pflegetrainer_innen im Modellprojekt „Familiale Pflege“.

Anschließend an unser Forschungsinteresse verfolgen wir das Ziel die sich durch das als Teil der Pflege tätige Individuum in Interaktion mit der Gruppe zeigenden kollektiven Denk-, Handlungs- und Erfahrungsmuster zu erforschen. Als dafür sehr geeignete Datenerhebungsmethode haben wir uns im Hinblick auf die Entwicklungsgruppen als gewählte Stichprobe für die Durchführung des Gruppendiskussionsverfahrens entschieden, da es durch seinen hypothesengenerierenden Charakter und das Ziel der Enthüllung von latenten Sinnstrukturen sowie milieuspezifischen Erfahrungen bei unserem Erkenntnisinteresse zur Manifestation der kollektiven Wissensbestände der Pflege in ihrer professionellen Praxis beitragen kann (vgl. Bohnsack 2010b, S. 20ff.).

In Kombination mit der Gruppendiskussion als Verfahren der Datenerhebung setzt die dokumentarische Methode als Instrument der Dateninterpretation daran an, die durch die Gruppendiskussion hervorgebrachten kollektiven Wissensbestände der Pflegetrainerinnen zu entschlüsseln und die dahinterliegenden, tiefgründig in der Gruppe verankerten Orientierungsrahmen kollektiver Perspektiven und Weltanschauungen aufzudecken (vgl. Bohnsack et al. 2013, S. 9).

In Anbetracht des theoretischen und methodologischen Rahmens sowie der hier präsentierten forschungspraktischen Details zum gewählten Erkenntnissinteresse, erscheint die gewählte Vorgehensweise im Hinblick auf die Einbettung dieser und anderer Forschungsarbeiten aus dem Projektstudienseminar in das Modellprojekt besonders geeignet, da auf diese Weise pro studentischem Forschungsteam verschiedene Gruppendiskussionen mit unterschiedlichen Entwicklungsgruppen durchgeführt und mit Hilfe der ersten beiden Analyseschritte der dokumentarische Methode, als ausgewähltes Auswertungsverfahren, interpretiert werden können. Dieses Gesamtkonzept eröffnet den Studierenden die Erforschung gesellschaftsrelevanter Themen sowie die Teilnahme an einem realen und renommierten Forschungsprojekt. Dem Modellprojekt wiederrum werden durch die studentischen Forschungsarbeiten einzigartige Evaluationschancen und Analysehorizonte aufgetan, da die Interpretationsergebnisse der verschiedenen Forschungsgruppen in Gesamtbetrachtung die Vollendung der dokumentarischen Methode durch die Typenbildung erlauben und so einen besonders wertvollen Erkenntnisgewinn qualitativer Sozialforschung hervorbringt (vgl. Bohnsack & Nohl 2014, S. 326).

4.2 Entwicklung und Aufbau des Diskussionsleitfadens

In der Vorbereitung zur Datenerhebung mittels des Verfahrens der Gruppendiskussion mit professionellen Pflegetrainerinnen wurde ein ausführlicher Diskussionsleitfaden nach Siegfried Lamneks (1998) Hinweisen zur grundsätzlichen Fragenfolge, Fragenformulierung, Fragetechnik, zur Strategie und Rolle der moderierenden Forscher_innen sowie zu den Bedingungen und Möglichkeiten für inhaltliche Grundreize, erstellt (vgl. S. 90 - 95). Zum theoretischen Hintergrund der Leitfadenerstellung ist im Sinne der Intention des qualitativen Erhebungsverfahren der Gruppendiskussion vorweg zu betonen, dass der strukturgebende Leitfaden, im Gegensatz zu standardisierten Befragungen, kein starres Gebilde von aneinandergereihten oder abzufragenden (Wissens-)Fragen darstellt, sondern durch seine flexible und offene Gestalt sowie seinem themen- und erzählanregenden Charakter der (Nach-)Frage das Interesse an der individuellen und kollektiven Erfahrungswelt sowie des Redebedürfnisses der Gruppenmitglieder, bezogen auf das beforschte Erkenntnisinteresse, ausdrückt. Neben aufmerksamer Beobachtung und aktiven Zuhörens, ist die Aufgabe der moderierenden Forscher_innen die feinfühlige Aufnahme, Rückgabe und Vertiefung der sprachlichen Resonanzen der und an die Gruppe mittels paraphrasierender, kontrastierender, verschärfender, überspitzt formulierter, interpretierender und zusammenfassender (Nach-)Fragen. Dieses explorative Vorgehen geht auch mit dem generellen durch das gesamte Gruppendiskussionsverfahren ausgedrückten Ziel einher, dass Forschende nicht als Expert_innen auftreten, sondern den beteiligten Teilnehmer_innen auf Augenhöhe begegnen und diese als Expert_innen für ihre Rolle und Erfahrungen im befragten Kontext durch ihr Interesse bekundendendes (Nach-)Fragen anerkennt und somit wertschätzt (vgl. ders., S. 138 - 142).

Ferner sind die Fragen und Themenanregungen des Diskussionsleitfadens, die in erster Linie den Moderator_innen als Hilfestellung dienen und keine Verhörsituation generieren, sondern Orientierung geben sollen, von einem zu Beginn sprachlich sehr wissenschaftlich orientiertem Niveau reformuliert und so an die Alltagssprache angepasst worden.

Die für den Diskussionsleitfaden ausgewählten Themenbereiche und Fragestellungen wurden nach theoretischen Vorannahmen ausgewählt, die sich einerseits aus den bereits gewonnenen Forschungsergebnissen zu Demenz im Krankenhaus ergeben haben und sich andererseits auf theoretischen literaturbasierte Grundlagen stützen (vgl. 2. Theoretischer Bezugsrahmen und Forschungsstand). Der Leitfaden für die Gruppendiskussion zum Thema „Demenz im Krankenhaus“ wurde in Anlehnung an die Fragenfolge nach Lamnek (1998) in fünf Teile gegliedert und deckt folgende zuvor dimensional analysierte Themenfelder ab (vgl. S. 91; Anhang 1):

[...]


[1] Der Begriff der G-DRG‘s steht für „German Diagnosis Related Groups“. Das G-DRG-System dient zur Klassifikation diagnosebezogener Fallgruppen und wird in Deutschland seit 2003 als pauschalisierendes System zur Abrechnung stationärer Krankenhausbehandlungen genutzt (vgl. Bär 2011, S. 14).

[2] Die endokrinologische Demenz ist durch hormonelle Stoffwechselstörungen, wie z.B. durch eine Unterfunktion der Schilddrüse, bedingt (vgl. Kastner & Löbach 2007, S. 29 - 43).

[3] Die infektiöse Demenz wird durch Krankheitserreger verursacht und tritt z.B. bei Patient_innen mit der Creutzfeldt-Jakob Krankheit auf (vgl. ebd.).

[4] Die toxische Demenz kann als Folge von Giftstoffen, wie z.B. durch den Konsum von Alkohol, Medikamente oder dem Kontakt mit Schwermetallen, auftreten (vgl. ebd.).

[5] Eine traumatische Demenz beruht auf Verletzungen des Gehirns oder dem Verlust von Hirnsubstanz, welche durch externe Einwirkungen, wie z.B. Unfälle, Tumore, Operationen, herbeigeführt wurden (vgl. ebd.).

[6] Die Ursache der hypoxischen Demenz ist eine Mangelversorgung des Gewebes mit Sauerstoff, die z.B. durch Reanimationen oder Strangulationen bedingt sein kann (vgl. ebd).

[7] Der Begriff „Ethik (griech. ethos: gewohnter Ort des Lebens, Sitte, Charakter) geht als philosophische Disziplin auf Aristoteles zurück […]“ (Höffe 1980, S. 53f.; S. 72ff.). Günther Patzig definiert Moral als eine Verflechtung von moralischen Normen, Werturteilen und Institutionen (vgl. Patzig 1971, S. 3). Da sich die Begriffe Ethik und Moral über Jahrhunderte hinweg entwickelt haben, d.h. nicht als statisch anzusehen sind und die Literatur keine eindeutige Definition liefert, soll sich für die Verwendung der beiden Begriffe in dieser Forschungsarbeit an folgendem Definitionsansatz orientiert werden: „Weit verbreitet ist die Unterscheidung von Ethik und Moral als der Frage einerseits nach dem guten, gelingenden Leben (Ethik) und andererseits nach Gerechtigkeit (Moral) […]“ (Kutscher 2002, S. 30). Ethik kann dabei für die Reflexionsebene von Werthaltungen stehen und Moral kann in diesem Kontext als moralische Einstellung einer Person (individuelle Moral) oder einer Gruppe (soziale Moral) bezeichnet werden, „d.h. ihre Wertentscheidungen, Wertorientierungen und die Handlungsnormen, auf die sie sich implizit oder explizit bezieht“ (dies. 2002, S. 31).

[8] Bei der Verwendung des Begriffs „Organisation“ im Zusammenhang mit dem Krankenhaus möchten wir uns in dieser Arbeit der systemtheoretischen Perspektive nach Niklas Luhmann anschließen. Nach Luhmann (2000) sind Organisationen als regelgeleitete und formalisierte soziale Systeme zu verstehen. Organisationen sind demnach eine bestimmte Form von sozialen Systemen, die auf Kommunikation basieren sowie auf Grund der durch Kommunikation ermöglichten Entscheidungsprozesse funktionieren und so wechselseitig füreinander Voraussetzungen bilden: „Vertrauen gewinnen oder entziehen, Erwartungen wecken und hegen, Bereitschaften zeigen, Ambivalenzen zum Ausdruck bringen, Klarheiten schaffen oder untergraben, Projektionen aufrecht erhalten – das ist der Stoff, aus dem soziale Systeme sich laufend reproduzieren“ (vgl. Rosselet 2005, S.4).

[9] Der Begriff intersubjektiv geht auf das Substantiv Intersubjektivität zurück und beschreibt das Bewusstsein, das mehrerer Personen gemeinsam ist (vgl. Gößling 2004, S. 971 - 987).

Ende der Leseprobe aus 184 Seiten

Details

Titel
Demenz im Krankenhaus
Untertitel
Eine qualitative Projektstudie im Rahmen des Modellprojekts "Familiale Pflege unter den Bedingungen der G-DRGs"
Hochschule
Universität Bielefeld  (Fakultät für Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Projektstudien Pädagogische Beratung
Note
1
Autor
Jahr
2014
Seiten
184
Katalognummer
V427416
ISBN (eBook)
9783668717671
ISBN (Buch)
9783668717688
Dateigröße
1492 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Demenz Krankenhaus Beratung Qualitative Forschung Studie Gruppendiskussion, Bindung Sozialforschung
Arbeit zitieren
Bianca Reinisch (Autor:in), 2014, Demenz im Krankenhaus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/427416

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