Das Cinquecento wird von der Sekundärliteratur gerne als ein „Jahrhundert der Frau“ bezeichnet. Bedenkt man, dass in jenem Jahrhundert die Frau nach wie vor von der Kirche mit Misstrauen betrachtet und verachtet, in Klöster verbannt, als „Hexe“ gejagt und verbrannt wurde oder, wenn ihr dieses Schicksal erspart blieb, sie ihr Dasein doch zumindest als willenloses Eigentum des Mannes fristen musste, so mutet jene Epoche keineswegs als eine der Frau wohlgesonnene Zeit an.
Tatsächlich kann von einem „Jahrhundert der Frau“ lediglich in Bezug auf einen minimalen Prozentsatz der damaligen Bevölkerung gesprochen werden, und auch nur dann in eingeschränktem Sinne. Fakt ist, dass das Cinquecento einen zuvor nie dagewesenen Reichtum an Dokumenten weiblicher Gelehrsamkeit hervorgebracht hat, sicherlich ein Ausdruck weiblicher Emanzipation, der jedoch lediglich einer sozial begrenzten, privilegierten Schicht vorbehalten war: Den Töchtern der Oberschicht und des gehobenen Bürgertums. Diese trotz allem bemerkenswerte Wendung in der Geschichte der Frau war erst durch die Bewegung des Humanismus möglich geworden. Der Frau wurde im Zuge dieser Geistesströmung nicht nur ihr Menschsein anerkannt, sondern auch die Eigenschaft zugesprochen, wie der Mann ein vernunftbegabtes Wesen zu sein, das sich folglich wie dieser eine höhere Bildung aneignen und durch Studium zu „einem sittlichen und vernünftigen Wesen konstituieren“ sollte, um dem humanistischen Ideal nach geistiger Erhöhung und Vervollkommnung gerecht zu werden.
Folglich wurden höhere Töchter künftig in relevanten Fächern wie Grammatik, Poesie, Rhetorik, Sprachen, Literatur, aber auch in Gesang und dem Spielen verschiedener Instrumente unterrichtet, wobei jedoch klare Grenzen gesetzt wurden, um womöglich eine geistige Überflügelung des Mannes zu vermeiden. Ziel der anspruchsvollen weiblichen Erziehung war keinesfalls, sie für die Bekleidung eines wichtigen Amts zu befähigen oder sie gar mit den Männern in einen Bildungswettstreit treten zu lassen, sondern ihre „geistigen und moralischen Fähigkeiten in den Grenzen der ihnen zugestandenen Lebensbereiche zu vervollkommnen“ und „ein gutes und frommes Leben“ zu.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Petrarkistinnen
- 1.2. Petrarcas Liebeslyrik und der Petrarkismus
- 2. Vittoria Colonna - „die Göttliche“
- 3. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Frauen im Petrarkismus des Cinquecento. Sie beleuchtet den Einfluss von Petrarcas Liebeslyrik auf weibliche Schriftstellerinnen und analysiert den Kontext weiblicher Gelehrsamkeit in der Renaissance. Der Fokus liegt auf der Frage, wie Frauen trotz gesellschaftlicher Einschränkungen literarisch tätig waren und welche Themen sie in ihren Werken behandelten.
- Weibliche Gelehrsamkeit im Cinquecento
- Der Einfluss von Petrarcas Canzoniere
- Petrarkismus als literarische Bewegung
- Die Rolle der Frau in der Renaissancegesellschaft
- Vittoria Colonna als Beispiel einer petrarkistischen Dichterin
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den scheinbaren Widerspruch zwischen der Bezeichnung des Cinquecento als "Jahrhundert der Frau" und der realen Situation weiblicher Benachteiligung. Sie zeigt, dass weiblicher Gelehrsamkeit in dieser Epoche, vor allem unter der Oberschicht, trotz der gesellschaftlichen Einschränkungen einen Aufschwung erfuhr, der durch die humanistische Bewegung ermöglicht wurde. Der Zugang zu Bildung war jedoch begrenzt und zielte nicht auf eine Gleichstellung mit Männern ab, sondern auf die Vervollkommnung "geistiger und moralischer Fähigkeiten". Trotz der anhaltenden patriarchalischen Strukturen konnten einige Frauen die geistigen Schranken überwinden und im Petrarkismus bedeutende Werke schaffen. Der Abschnitt führt schliesslich zur Beschreibung des Petrarkismus und der Wirkung Petrarcas.
1.1. Petrarkistinnen - Weibliche Gelehrsamkeit als Phänomen der Renaissance: Dieser Abschnitt beschreibt die eingeschränkte, aber dennoch bemerkenswerte Beteiligung von Frauen an der Gelehrsamkeit der Renaissance. Der Fokus liegt auf dem Aufschwung weiblicher Bildung innerhalb der privilegierten Schicht des Adels und des gehobenen Bürgertums, der durch den Humanismus begünstigt wurde. Gleichzeitig wird betont, dass dies keine Gleichstellung bedeutete, sondern eine gezielte Bildung, die innerhalb sozialer Grenzen blieb und die Frauen nicht für öffentliche Ämter vorbereitete. Der Abschnitt betont die Kontrastierung zwischen der idealisierten Darstellung der Frauenrolle und der Realität weiblicher Benachteiligung.
1.2. Petrarcas Liebeslyrik und der Petrarkismus: Dieser Abschnitt analysiert Petrarcas Canzoniere und dessen nachhaltige Wirkung auf die Literatur. Er beleuchtet die sprachliche Vollkommenheit des Werkes und die Thematik der unerfüllten Liebe zu Laura, welche als Allegorie weiblicher Vollkommenheit und als Instrument zur Selbstreflexion des Dichters interpretiert wird. Die Arbeit beschreibt den Canzoniere als einen "Bestseller" des 16. Jahrhunderts, der den petrarkistischen Stil prägte und weite Teile Europas beeinflusste, wobei der Abschnitt auch auf die Gefahr der bloßen Nachahmung und die Entstehung von weniger wertvollen Imitationen eingeht.
Schlüsselwörter
Cinquecento, Petrarkismus, weibliche Gelehrsamkeit, Renaissance, Petrarca, Canzoniere, Laura, Vittoria Colonna, höfische Liebe, Humanismus, Emanzipation, patriarchale Gesellschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQs): Analyse des Petrarkismus und der Rolle von Frauen im Cinquecento
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Frauen im Petrarkismus des Cinquecento, beleuchtet den Einfluss von Petrarcas Liebeslyrik auf weibliche Schriftstellerinnen und analysiert den Kontext weiblicher Gelehrsamkeit in der Renaissance. Der Fokus liegt auf der Frage, wie Frauen trotz gesellschaftlicher Einschränkungen literarisch tätig waren und welche Themen sie in ihren Werken behandelten.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt die weibliche Gelehrsamkeit im Cinquecento, den Einfluss von Petrarcas Canzoniere, den Petrarkismus als literarische Bewegung, die Rolle der Frau in der Renaissancegesellschaft und Vittoria Colonna als Beispiel einer petrarkistischen Dichterin.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, die den Kontext weiblicher Gelehrsamkeit im Cinquecento und den Petrarkismus beschreibt, einen Abschnitt zu den Petrarkistinnen und ihrer Rolle, einen Abschnitt zur Analyse von Petrarcas Canzoniere und seiner Wirkung, und schliesslich eine Schlussbemerkung.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung beleuchtet den scheinbaren Widerspruch zwischen dem "Jahrhundert der Frau" und der realen Situation weiblicher Benachteiligung. Sie zeigt den Aufschwung weiblicher Gelehrsamkeit, vor allem im Adel, trotz gesellschaftlicher Einschränkungen und beschreibt den Zugang zu Bildung und die Grenzen weiblicher Teilhabe. Schliesslich wird der Petrarkismus und die Wirkung Petrarcas eingeführt.
Was ist der Inhalt des Abschnitts zu den Petrarkistinnen?
Dieser Abschnitt beschreibt die eingeschränkte, aber bemerkenswerte Beteiligung von Frauen an der Gelehrsamkeit der Renaissance, konzentriert sich auf den Aufschwung weiblicher Bildung im Adel und Bürgertum und betont, dass dies keine Gleichstellung, sondern eine gezielte Bildung innerhalb sozialer Grenzen bedeutete. Der Abschnitt hebt die Diskrepanz zwischen der idealisierten Darstellung der Frauenrolle und der Realität hervor.
Worauf konzentriert sich die Analyse von Petrarcas Liebeslyrik?
Dieser Abschnitt analysiert Petrarcas Canzoniere und seine nachhaltige Wirkung. Er beleuchtet die sprachliche Vollkommenheit, die Thematik der unerfüllten Liebe zu Laura als Allegorie und Selbstreflexion, den Canzoniere als "Bestseller" des 16. Jahrhunderts und den Einfluss auf den petrarkistischen Stil, inklusive der Gefahr der bloßen Nachahmung.
Welche Rolle spielt Vittoria Colonna in der Arbeit?
Vittoria Colonna dient als Beispiel für eine petrarkistische Dichterin, wobei die Arbeit jedoch nicht explizit auf ihr Leben und Werk eingeht, sondern sie eher als Beispiel für die im Allgemeinen behandelte Thematik nutzt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Cinquecento, Petrarkismus, weibliche Gelehrsamkeit, Renaissance, Petrarca, Canzoniere, Laura, Vittoria Colonna, höfische Liebe, Humanismus, Emanzipation, patriarchale Gesellschaft.
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- Lisa Helfer (Autor), 2007, Vittoria Colonna und der Petrarkismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/427758