Der Begriff Autismus (von griechisch autós, "selbst") wurde erstmals 1911 von Eugen Beuler verwendet, der allerdings noch kein Krankheitsbild unter diesem Begriff verstand, sondern viel mehr ein spezielles Verhalten, welches durch eine "Loslösung von der Realität und einem Zurückziehen in eine private Scheinwelt" geprägt war. Für Beuler trat Autismus nur als "sekundäres Symptom" bei Schizophrenie auf und wurde somit noch nicht als eigenständiges Krankheitsbild erkannt.
Erst 1943 stellte der Kinder- und Jugendpsychiater Leo Kanner fest, dass es sich bei Autismus um eine Entwicklungsstörung handelt, die sich bei Kindern durch Einschränkungen in den Bereichen der Wahrnehmung, der Entwicklung, der Sprache sowie der Interaktion und Kommunikation äußert und unabhängig von anderen psychischen Erkrankungen auftritt. Er beschrieb diese Form des Autismus als "early infantile autism".
Zeitgleich und dennoch unabhängig von Kanner machte der Kinderarzt Hans Asperger dieselben Entdeckungen. Die Patienten von Asperger wiesen allerdings keinerlei Sprachbarrieren auf, sondern verfügten alle über eine gut entwickelte Sprache. Diese hoch funktionale Ausprägung von Autismus wird seitdem als Asperger-Syndrom bezeichnet. Trotz der Erkenntnis, dass Autismus eine bislang unerforschte aber schwerwiegende psychische Krankheit darstellt, konnten die Ärzte nur wenig konkrete Auskünfte geben. Meist wurde nur bei den verhaltensauffälligsten Patienten Autismus diagnostiziert. Erst in den letzten Jahrzehnten begann man intensiver im Bereich der Entwicklungsstörung zu forschen und machte somit Fortschritte bei der Diagnose und der Therapie.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Autismus
- 1.1 Historischer Abriss
- 1.2 Autismus heute
- 1.3 Defizite bei ASS
- 2. Theory of Mind
- 2.1 Definition
- 2.2 TOM Defizit bei Autisten
- 2.2.1 first-order-false-belief task
- 2.2.2 second-order-false-belief task
- 2.3 Aktuelle Tendenzen
- 4. Schlussbetrachtung
- 5. Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern Autisten unter Einschränkungen im Verständnis des mentalen Bereichs leiden. Sie untersucht die Theory of Mind Forschung und deren Legitimation, um ein umfassenderes Verständnis des Autismus-Spektrums zu entwickeln.
- Historischer Abriss des Autismus-Begriffs und seiner Entwicklung
- Aktuelle Erkenntnisse über die Ursachen und Merkmale von Autismus
- Die Theory of Mind und ihre Bedeutung für das Verständnis sozialer Interaktion
- Die Rolle von kognitiven Defiziten bei Autisten in Bezug auf die Theory of Mind
- Aktuelle Tendenzen in der Autismusforschung und deren Implikationen für die Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung des Autismus-Begriffs und seiner Definition. Es wird die Entwicklung des Verständnisses von Autismus als Entwicklungsstörung beleuchtet, von den frühen Konzepten bis hin zu den heutigen Erkenntnissen. Das Kapitel beleuchtet auch die Entwicklung des Asperger-Syndroms als Teil des Autismus-Spektrums.
Kapitel 2 widmet sich dem Thema der Theory of Mind (TOM) und deren Bedeutung für das Verständnis sozialer Interaktion. Es werden die verschiedenen Ebenen der TOM erläutert und deren Relevanz für die Kommunikation und das soziale Verhalten von Menschen hervorgehoben. Das Kapitel untersucht auch die TOM-Defizite, die bei Autisten beobachtet werden, und analysiert die Ergebnisse von first-order- und second-order-false-belief-Tasks.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenbereiche dieser Arbeit sind: Autismus, Theory of Mind, Entwicklungsstörung, soziale Interaktion, kognitive Defizite, false-belief-Tasks, Asperger-Syndrom.
- Quote paper
- Kira Fetter (Author), 2018, Inwiefern leiden Autisten unter Einschränkungen im Verständnis des mentalen Bereichs?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428337