Als er aber zu den Buchstaben kam, sagte Teuth: „Diese Kunde, o König, wird die Ägypter weiser machen und ihr Gedächtnis erhöhen, denn zur Arznei für Gedächtnis und Weisheit wurde sie erfunden.“ Der aber erwiderte: „O kunstreicher Teuth, ein anderer ist fähig, die Werkzeuge der Kunst zu erzeugen, ein andrer wieder zu beurteilen, welches Los von Schaden und Nutzen sie denen erteilen, die sie gebrauchen werden. Auch Du sagtest jetzt als Vater der Buchstaben aus Zuneigung das Gegenteil dessen, was sie bewirken.“ - Platon, Phaidros
„The engineers seem to have the notion that you can take the documents that are written and dip them in some sort of technical acid and the facts will fall to the bottom and then these facts will roll into their appropriate slots. This is not so.“ - Ted Nelson
Wenn neue Kommunikationstechnologien die Bühne betreten, gehören utopische Voraussagen über ihr revolutionäres Potential zu den regelmäßigen Begleiterscheinung. Schon Theuth, der König Thamus in Sokrates’ Erzählung seine Erfindung der Schrift anpreist, schwärmt von der Verbesserung der menschlichen Erinnerungskraft und Weisheit, die durch das Schreiben möglich sei. In neuerer Zeit wurden solche Potentiale in erster Linie im sozialen und politischen Bereich verortet. So hoffte Brecht in seiner
Radiotheorie, dass nun das erste wahrhaft demokratische Medium geboren sei. Ähnliche Hoffnungen verknüpften sich mit der Erfindung der Videotechnik, welche die Möglichkeiten zur Filmproduktion nahezu universell zugänglich machen sollte. Und als vor 20 Jahren das Kabelfernsehen Einzug hielt, gab es wiederum Stimmen, welche darin die Grundlage für das erste demokratische Massenmedium feierten. All diese Hoffnungen sollten sich nicht erfüllen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Entwicklung und Definition von Hypertext
- Exkurs: Geschichte des Hypertextes
- Definitionsansätze
- Sprachliche Linearität
- Linearität in diachroner Betrachtung
- Linearität in Hypertexten
- Interaktivität
- Linktypen
- Hypertextstrukturen
- Theorien zur Hypertextrezeption
- Kohärenz in Text und Hypertext
- Kohärenz als Kriterium für Textualität
- Sprachsystematische vs. kommunikationsorientierte Perspektive
- Kohäsion
- Thematische und funktionale Kohärenz
- Wissensmanagement
- Globale Schemata und Strukturen
- Möglichkeiten der Kohärenzplanung in Hypertexten
- Typen von Kohärenzbildungshilfen
- Metaphern
- Navigationssysteme und Sitemaps
- Guided Tours
- Typisierte Links
- Layout und Gestaltung
- Kohärenz als Kriterium für Textualität
- Hypertextentwicklung im Internet
- Überlegungen zur Korpusauswahl
- Untersuchungskriterien
- Gruppe A: Nachrichtenangebote
- Spiegel Online
- Andere Nachrichtenmagazine
- Gruppe B: Informationsangebote
- Wikipedia
- Diskussion
- Beobachtbare Konventionalisierungsprozesse
- Herausbildung eines prototypischen Spaltenlayouts
- Omnipräsente Hauptnavigation
- Abgeschlossene Dokumente
- Optionale Einstiegsangebote
- Hierarchischer Zugriff, lineare Organisation
- Interpretation der Ergebnisse
- Konsequenzen für die Kohärenzplanung in Hypertexten
- Beobachtbare Konventionalisierungsprozesse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern sich die Prognosen über das revolutionäre Potential von Hypertext für die Textkommunikation bestätigen. Sie untersucht das Verhältnis zwischen Hypertext und gedrucktem Text, indem sie Erkenntnisse der traditionellen Textlinguistik auf Erfahrungen mit dem neuen Medium bezieht.
- Entwicklung und Definition von Hypertext
- Kohärenz in Text und Hypertext
- Kohärenzplanung in Hypertexten
- Hypertextentwicklung im Internet
- Konventionalisierungsprozesse in Hypertexten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die utopischen Erwartungen an neue Kommunikationstechnologien, darunter Hypertext. Sie stellt die Frage nach dem Verhältnis von Hypertext zum gedruckten Text und skizziert den Forschungsansatz der Arbeit.
Kapitel 1 befasst sich mit der Entwicklung und Definition von Hypertext. Es analysiert die Geschichte des Hypertextes, verschiedene Definitionsansätze, die Problematik der sprachlichen Linearität sowie die Konzepte der Interaktivität, Linktypen und Hypertextstrukturen.
Kapitel 2 untersucht den Begriff der Kohärenz in Text und Hypertext. Es erläutert die Kohärenz als Kriterium für Textualität aus sprachsystematischer und kommunikationsorientierter Perspektive und beleuchtet die Konzepte von Kohäsion, thematischer und funktionaler Kohärenz sowie Wissensmanagement und globalen Schemata.
Kapitel 3 widmet sich der Hypertextentwicklung im Internet. Es beschreibt die Auswahl des Korpus, die Untersuchungskriterien und analysiert verschiedene Hypertextangebote, darunter Nachrichtenmagazine und Informationsportale wie Wikipedia.
Kapitel 4 diskutiert die Ergebnisse der Analyse. Es identifiziert beobachtbare Konventionalisierungsprozesse in Hypertexten, interpretiert die Ergebnisse und zieht Konsequenzen für die Kohärenzplanung in Hypertexten.
Schlüsselwörter
Hypertext, Textkommunikation, Kohärenz, Textualität, Interaktivität, Linktypen, Hypertextstrukturen, Kohäsion, Navigationssysteme, Sitemaps, Konventionalisierungsprozesse, Internet, Nachrichtenmagazine, Wikipedia.
- Citation du texte
- Dennis Kaltwasser (Auteur), 2004, Kohaerenz in Hypertexten Bedingungen und Strategien der Hypertextkommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42836