Als der 19-jährige Robert Steinhäuser, vor nunmehr etwas mehr als drei Jahren, am Vormittag des 26. April 2002 an seiner ehemaligen Schule, dem Johannes-Gutenberg-Gymnasium in Erfurt, 13 Lehrer, zwei Schüler, einen Polizisten und anschließend sich selbst erschoss, versetzte dies Deutschland in einen Schockzustand. War diese Tat doch die bis dato schlimmste anzunehmende Steigerung schulischer Gewalt in unserem Land. Allerdings kam dieser „Amoklauf von Erfurt“, wie er in vielen Zeitungen bezeichnet wurde, nach Meinung einiger Journalisten, welche Artikel in Printmedien mit einer hohen Publikumsauflage veröffentlichten, auch nicht so unerwartet, wie insbesondere einige ranghohe Politiker propagierten. Wurde doch schon seit Beginn der 90er Jahre das Thema „Gewalt in der Schule“ vermutlich auch als Folge der allgemeinen Gewaltdiskussion im Zusammenhang mit den ausländerfeindlichen Gewalttaten (z. B. Hoyerswerda, Mölln, Rostock) vermehrt von den Medien aufgegriffen , welche die öffentliche Meinung ja nachhaltig beeinflussen und dieses Thema in den Fokus dieser Öffentlichkeit rückten („Noch 1989 hat man wohl über »aggressive Schüler« und über »Disziplinschwierigkeiten«, nicht aber über »Gewalt an Schulen« gesprochen. Seit 1990 hingegen finden wir aber auch in Deutschland eine Flut von Veröffentlichungen zu diesem Thema.“ ). Im europäischen Ausland hingegen wurde mit dieser Diskussion bereits zehn Jahre früher begonnen. So berichtete Ende 1982 eine norwegische Zeitung, dass drei 10-14jährige Jugendliche aus Nordnorwegen sehr wahrscheinlich als Folge schwerer Gewalttätigkeit durch Gleichaltrige Selbstmord begangen hatten. Dies setzte daraufhin eine Kettenreaktion in Gang, die zu einer landesweiten Kampagne gegen das Gewaltproblem an norwegischen Schulen führte. Insbesondere nach dem Amoklauf von Erfurt verschärfte sich diese Diskussion jedoch auch in Deutschland; während einige gar „amerikanische Verhältnisse“ an deutschen Schulen ausmachten, sprachen andere von einem tragischen singulären Ereignis, aus dem nicht eine symptomatische Zeichnung des Gewaltbildes an deutschen Schulen erschlossen werden kann. Gegenstand dieser Diskussion waren auch die möglichen Ursachen für ein solches Verhalten, wobei Computerspielen und Gewalt verherrlichenden Filmen von vielen sehr schnell eine Hauptschuld zugeschrieben wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffsklärungen
- 2.1. Aggression
- 2.2. Angst
- 2.3. Gewalt
- 2.4. Prävention
- 3. Ursachen und Moderatoren für Aggression und Gewalt (Bedingungsfaktoren aggressiven Schülerverhaltens)
- 3.1. Frustrations-Aggressions-Hypothese
- 3.2. Die Lerntheorie
- 3.3. Sozialisationstheorien
- 3.4. Trieb- und instinkttheoretisches Erklärungsmodell aggressiven Verhaltens
- 3.5. Genetische Faktoren
- 3.6. Moderatoren
- 3.6.1. Schulstrukturelle Problemfelder
- 3.6.2. Gewaltdarstellung in den Medien
- 3.6.3. Familiäre Einflüsse
- 4. Erscheinungsformen und Dimensionen von Aggression und Gewalt
- 4.1. Typisierung der Jugendlichen hinsichtlich ihrer Gewaltbereitschaft
- 4.2. Der Gewaltbegriff aus subjektiver Sicht – kann man auch verbal Gewalt ausüben?
- 4.3. Gewalt gegen Schüler und Gewalt gegen Sachen
- 4.4. Gewalt gegen Lehrer
- 4.5. Schulartspezifische Unterschiede
- 4.6. Geschlechts- und altersspezifische Unterschiede
- 4.7. Weitere Unterschiede
- 5. Darstellung schulischer Gewalt in den Medien
- 6. Präventionsmöglichkeiten und Maßnahmen bezüglich Aggression und Gewalt
- 6.1. Maßnahmen auf der Schulebene
- 6.2. Maßnahmen auf der Klassenebene
- 6.3. Maßnahmen auf der individuellen Ebene
- 7. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Phänomen von Gewalt an Schulen. Ziel ist es, Ursachen, Erscheinungsformen und Präventionsmöglichkeiten von Aggression und Gewalt im schulischen Kontext zu beleuchten. Die Arbeit analysiert verschiedene Theorien und Faktoren, die zu gewalttätigem Verhalten beitragen.
- Definition und Abgrenzung von Aggression, Angst und Gewalt
- Analyse verschiedener Erklärungsmodelle für aggressives Verhalten (z.B. Frustrations-Aggressions-Hypothese, Lerntheorie, Sozialisationstheorien)
- Erscheinungsformen und Dimensionen von Gewalt an Schulen (Schüler-Schüler, Schüler-Lehrer, Sachbeschädigung)
- Der Einfluss von Medien und familiären Faktoren auf Gewalt an Schulen
- Präventionsmaßnahmen auf individueller, Klassen- und Schulebene
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beginnt mit dem Amoklauf von Erfurt als schockierenden Beispiel für schulische Gewalt und verortet die Arbeit im Kontext der gesellschaftlichen Debatte um dieses Thema. Sie skizziert die Forschungsfragen der Arbeit, die sich mit der Definition von Gewalt, ihren Ursachen, Erscheinungsformen und Präventionsmöglichkeiten befassen.
2. Begriffsklärungen: Dieses Kapitel definiert die zentralen Begriffe Aggression, Angst, Gewalt und Prävention. Es differenziert zwischen verschiedenen Arten von Gewalt (physisch, psychisch) und legt die Grundlage für die weitere Analyse. Die präzise Abgrenzung der Begriffe ist essentiell für die spätere Untersuchung der Ursachen und Erscheinungsformen.
3. Ursachen und Moderatoren für Aggression und Gewalt (Bedingungsfaktoren aggressiven Schülerverhaltens): Kapitel 3 untersucht verschiedene Theorien, die aggressives Verhalten erklären, wie die Frustrations-Aggressions-Hypothese, die Lerntheorie und Sozialisationstheorien. Es beleuchtet den Einfluss genetischer Faktoren und diskutiert Moderatoren wie schulstrukturelle Probleme, Gewaltdarstellung in den Medien und familiäre Einflüsse. Der Fokus liegt auf dem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die zu aggressivem Verhalten beitragen.
4. Erscheinungsformen und Dimensionen von Aggression und Gewalt: Kapitel 4 beschreibt die verschiedenen Erscheinungsformen von Gewalt an Schulen, von Gewalt unter Schülern und gegen Lehrer bis hin zu Sachbeschädigungen. Es analysiert die Häufigkeit gewalttätigen Verhaltens und berücksichtigt dabei geschlechtsspezifische und altersbedingte Unterschiede. Es bietet eine differenzierte Betrachtung der Komplexität von Gewalt im Schulkontext.
5. Darstellung schulischer Gewalt in den Medien: Dieses Kapitel analysiert die mediale Darstellung von Gewalt an Schulen und deren potenziellen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung und das Verhalten von Schülern. Die mediale Berichterstattung wird auf ihre potenziell verstärkende oder verharmlosende Wirkung untersucht.
6. Präventionsmöglichkeiten und Maßnahmen bezüglich Aggression und Gewalt: Das Kapitel 6 widmet sich verschiedenen Präventionsmaßnahmen, die auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden: Schulebene, Klassenebene und individuelle Ebene. Es werden konkrete Strategien und Maßnahmen vorgestellt, die dazu beitragen sollen, Aggression und Gewalt an Schulen zu reduzieren.
Schlüsselwörter
Gewalt, Aggression, Angst, Prävention, Schule, Schüler, Lehrer, Medien, Sozialisation, Frustration, Lerntheorie, Gewaltdarstellung, Familiäre Einflüsse, Schulstrukturelle Faktoren, Präventionsmaßnahmen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema "Aggression und Gewalt an Schulen"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht umfassend das Phänomen von Gewalt an Schulen. Sie beleuchtet Ursachen, Erscheinungsformen und Präventionsmöglichkeiten von Aggression und Gewalt im schulischen Kontext.
Welche Begriffe werden definiert?
Die Arbeit beginnt mit einer klaren Definition der zentralen Begriffe Aggression, Angst, Gewalt und Prävention. Es wird zwischen verschiedenen Arten von Gewalt (physisch, psychisch, verbal) differenziert.
Welche Theorien zur Erklärung aggressiven Verhaltens werden behandelt?
Die Arbeit analysiert verschiedene Theorien, die aggressives Verhalten erklären, darunter die Frustrations-Aggressions-Hypothese, die Lerntheorie und Sozialisationstheorien. Der Einfluss genetischer Faktoren wird ebenfalls berücksichtigt.
Welche Moderatoren für aggressives Verhalten werden untersucht?
Neben den Theorien werden Moderatoren wie schulstrukturelle Probleme, Gewaltdarstellung in den Medien und familiäre Einflüsse auf aggressives Verhalten untersucht. Das komplexe Zusammenspiel dieser Faktoren steht im Mittelpunkt.
Welche Erscheinungsformen von Gewalt an Schulen werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Erscheinungsformen von Gewalt an Schulen, wie Gewalt unter Schülern, Gewalt gegen Lehrer und Sachbeschädigungen. Geschlechtsspezifische und altersbedingte Unterschiede werden berücksichtigt.
Wie wird die mediale Darstellung schulischer Gewalt behandelt?
Ein Kapitel analysiert die mediale Darstellung von Gewalt an Schulen und deren potenziellen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung und das Verhalten von Schülern. Die Wirkung der Berichterstattung wird untersucht.
Welche Präventionsmaßnahmen werden vorgestellt?
Die Arbeit stellt verschiedene Präventionsmaßnahmen vor, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen: Schulebene, Klassenebene und individuelle Ebene. Konkrete Strategien und Maßnahmen zur Reduzierung von Aggression und Gewalt werden vorgestellt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Begriffsklärungen, Ursachen und Moderatoren für Aggression und Gewalt, Erscheinungsformen und Dimensionen von Aggression und Gewalt, Darstellung schulischer Gewalt in den Medien, Präventionsmöglichkeiten und Maßnahmen, Zusammenfassung und Ausblick.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Zu den wichtigsten Schlüsselwörtern gehören: Gewalt, Aggression, Angst, Prävention, Schule, Schüler, Lehrer, Medien, Sozialisation, Frustration, Lerntheorie, Gewaltdarstellung, Familiäre Einflüsse, Schulstrukturelle Faktoren, Präventionsmaßnahmen.
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Die Arbeit enthält eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, die die wichtigsten Inhalte und Ergebnisse jedes Kapitels kurz und prägnant beschreibt.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Ursachen, Erscheinungsformen und Präventionsmöglichkeiten von Aggression und Gewalt im schulischen Kontext zu beleuchten und verschiedene Theorien und Faktoren zu analysieren, die zu gewalttätigem Verhalten beitragen.
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- Andreas Spagert (Autor), 2005, Gewalt in der Schule - Ursachen, Erscheinungsformen und Präventionsmöglichkeiten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42889