Lärmemission im sozialen Kontext. Effekte auf Gesundheit und Lebensqualität


Term Paper, 2007

13 Pages, Grade: 5 (CH)


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INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Akustische Grundbegriffe

3. Objektivierbarkeit von Lärmemission

4. Lärmexposition und Gesundheit
4.1. Allgemeines
4.2. Gesundheitsbeeinträchtigende Effekte von Lärmbelastung

5. Lärmemission und Lebensqualität

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Noise or atonal sound is everywhere in the modern world. People normally do well in adapting to these ambient and sometimes disagreeable sounds. But there are circumstances in which noise can be stressful enough to produce some adverse changes in human behaviour” (Bourne & Yaroush, 2003)

„Lärm“ bezeichnet man als Wahrnehmung von unerwünschtem Schall, der „psychisch, physisch, sozial und ökonomisch beeinträchtigen kann“ (Bundesamt für Umwelt, 2006). Gemäss Definition handelt es sich somit um eine das Wohlbefinden des Menschen potentiell beeinträchtigende Reizkategorie, wobei die vielfältigen Auswirkungen mit steigendem Schallpegel zunehmen (Bundesamt für Umwelt, 2006). Schall bezieht sich auf eine physikalische, wertneutrale Kategorie und bezeichnet Schwankungen des Luftdruckes (Schalldruck). Dass die Wahrnehmung von Lärm nicht ausschliesslich subjektiver Prägung ist, sondern auch mit physiologisch bedingten Effekten auf einer unbewussten Ebene einhergeht umschreibt Ouis (2001) wiefolgt: “…although people seem to adjust to noise by ignoring it, the ear is, in fact always operative by transmitting signals to our nervous system…”. Der etymologische Hintergrund des Begriffes „Lärm“ verweist auf die gesundheitsrelevante Dimension negativer Konnotation: Im Englischen ist das Wort „noise“ abgeleitet von dem lateinischen nausea = Übelkeit, Erbrechen; nocere = schaden. Im deutschen Sprachraum kommt das Wort „Lärm“ erst seit 1507 vor (frühneuhochdeutsch „larman“) , wobei es sich wahrscheinlich um ein Lehnwort aus den romanischen Sprachen handelt: Die Italienische Bezeichnung „Allarme“ und die spanische Bezeichnung „Al arme“ = zu den Waffen lassen die ursprüngliche militärisch geprägte Bedeutung des Wortes erkennen. Charakteristika von Lärmemission sind örtliche und zeitliche Beschränkung und somit eine selektive Betroffen-heit. Darin deutet sich eine soziale Dimension der Problematik an: es ist jeweils nur ein bestimmter Teil der Bevölkerung respektive ein einzelnes Individuum von Lärmemission tangiert.

2. Akustische Grundbegriffe

In der Akustik (Lehre vom Schall) unterscheidet man zwischen einer physikalischen, einer physiologischen und einer wahrnehmungsbasierten Beschreibung von Schallereignissen, wobei jede dieser Kategorien durch unterschiedliche Masseinheiten ausgedrückt wird (physikalische Beschreibung: Pa, dB, W, W/m2; physiologische Beschreibung: dB, Phon = Mass für Schallintensitätswahrnehmung in Abhängigkeit von physikalischer Schallintensität und Frequenz). Physikalisch handelt es sich beim Luftschall um winzige Schwankungen des Luftdruckes (der Luftdruck beträgt auf der Erdoberfläche etwa 100'000 Pa), der durch Druckschwankungen in einem Medium (Luft, Flüssigkeit, Körper) entsteht. Zur Veranschaulichung der menschlichen Wahrnehmungssensibilität einige quantitative Beispiele: Wetteränderungen führen zu Luftdruckveränderungen von bis zu 5000Pa innerhalb einiger Tage, normale Gespräche ändern den Luftdruck am Ohr um rund 0.01 Pa bis 1 Pa. Der Hörbereich des Menschen (Hörumfang) umfasst den Bereich von 2x10-5 Pa bis 20Pa. Die Schmerzschwelle des menschlichen Hörorgans liegt bei 100 Pa. Die Schallausbreitung erfolgt wellenartig. Die Schallgeschwindigkeit beträgt c = 340m/s. Schalldruck entsteht durch Druckschwankungen in einem Medium (Luft, Flüssigkeit, Körper) und ist charakterisiert durch spektrale Eigenschaften und wellenförmige radiale Ausbreitung, wobei die Schallgeschwindigkeit: c=340m/s beträgt. Die phänomenologische Wahrnehmung der Tonhöhe kommt physikalisch durch die Anzahl an Druckschwankungen pro Zeiteinheit zustande und wird in Frequenz angegeben. Der physiologische Prozess der Schallwahrnehmung umfasst die Weiterleitung der Schalldruckwellen vom Aussenohr ins Innenohr, wo eine mechanische (über die drei Gehörknöhelchen: Hammer, Amboss, Steigbügel) und eine elektrische Übertragung (Cochlea) und Weiterleitung in die dafür zuständigen Hirnareale (auditorischer Cortex; Heschls gyrus, planum temporale), aufgrund dessen ein bestimmter Höreindruck wahrgenommen wird. Die Schallintensität ergibt sich aus dem pro Zeiteinheit auf das Trommelfell treffenden Schall. Die menschliche Schallwahr-nehmung variiert in Abhängigkeit von Frequenz, wobei in einem höheren Frequenzbereich die Schmerzgrenze schneller erreicht wird. Phon ist das Mass der menschlichen Wahrnehmung als Funktion von Tonhöhe und Intensität. Die Hörschwelle ist das Gegenteil der Schmerzschwelle und bezieht sich auf diejenigen Schallereignisse, die vom menschlichen Gehör gerade noch wahrgenommen werden. Die Hörschwelle kann mittels des Weber-Fechner-Gesetzes ermittelt werden. Um Lärmemission verschiedener Schallereignisse in ein Verhältnis zu setzen, im Folgenden einige Beispiele charakteristischer Schallintensitäten im Alltag: normale Unterhaltung = ca. 60dB, Dröhnen eines Presslufthammers = ca. 110dB, Start eines Flugzeuges = ca. 150dB.

3. Objektivierbarkeit von Lärmemission

Unter Lärmimission versteht die vom Schallrezipienten wahrgenommene Reizintensität. Lärmemission bezeichnet den Lärmausstoss, welcher sich in physikalischen Grössen ausdrücken lässt. Im Gegensatz zu anderen Umwelteinflüssen (Schadstoffemissionen u.a.) führt Lärmemission nicht zu Verschmutzung natürlicher Ressourcen und lässt keine Rückstände physikalischer Art zurück. Zur objektiven Erfassung von Lärmemission gibt es verschiedene Messmethoden aus dem Bereich der Umweltmesstechnik (Dezibelmessgeräte), welche sowohl im öffentlichen als auch privaten Rahmen zur Anwendung kommen. Für den öffentlichen Bereich existiert eine Lärmschutzverordnung, welche die Lärmemissionsgrenzen vorgibt.

Hinsichtlich der Objektivierung subjektiver Wahrnehmung von Lärmemission existieren innerhalb der Bestimmungen der WHO (1980) verschiedene Differenzierungen, welche in den sogenannten „Speech interference indices“ festgehalten sind: Der Articulation Index (AI) bezieht sich auf die Frequenzabhängigkeit der Lärmwirkung (Einteilung der Frequenzen von 250Hz bis 7000Hz in 20 Gruppen), der Speech Interference Level (SIL) ist ein Mass für die Fähigkeit von Lärm zu überdecken. Neben einem Lärmindex (CNR = composite noise rating) existiert ein Vergleichsmass (CNEL = community noise equivalent level), sowie ein Lärm-verschmutzungslevel (NPL = noise pollution level).

4. Lärmexposition und Gesundheit

4.1. Allgemeines

Die Auswirkungen von Lärmexposition sind vielfältig und vollziehen sich auf verschiedenen Ebenen: Von der WHO wird dies in den Environmental Health Criteria (1996) wiefolgt festgehalten:

„Noise can disturb man's work, rest, sleep, and communication; it can damage his hearing and evoke other psychological, physiological, and possibly pathological reactions (…) Road traffic is the main source of community noise that may disturb large segments of the urban population“.

Der Blick auf die Geschichte zeigt, dass die Beschäftigung mit der Bedeutung von Klängen und Geräuschen kein Phänomen der Moderne ist, sondern man sich bereits in der Antike damit auseinandergesetzt hat. Im Gegensatz zu den krankmachenden Folgen von Lärm hat man dabei die lebensspendende und lebenserhaltende Kraft der Klänge erkannt. Die zentrale Bedeutung der Schallwahrnehmung aus biologischer Sicht zeigt sich in der frühen ontogenetischen Entwicklung der Hörorgane: ein menschliches Wesen verfügt bereits nach viereinhalb Monaten im Mutterleib über ein funktionsfähiges Innenohr und ist fähig zur Aufnahme von Klängen. Aus neurowissenschaftlicher Sicht lässt sich die Bedeutung von Klängen damit begründen, dass ein kortikaler Tonus die Bedingung für geordnete, zielgerichtete geistige Tätigkeit darstellt, worin sich die Bipolarität der Wirkungsdimension wiederspiegelt.

Bis zu den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich der grösste Teil der Studien über Wirkungen von Umweltbelastungen auf den Menschen auf die auditorischen Effekte von Lärm bezogen (Hellbrück, 1993). Im Zusammenhang mit dem Ausbau von Verkehrswegen hat sich die Problematik des Strassen-, Schienen- und Flugzeuglärmes entwickelt, aufgrund derer empirische Untersuchungen unter neuen Gesichtspunkten vorgenommen wurden. Um der in früheren Studien ausgeblendete Faktor der Wahrnehmung und Verarbeitung von Umweltreizen durch das betroffene Subjekt miteinzubeziehen wurden in Studien zu den non-auditorischen Lärmwirkungen Erklärungsansätze aus der Stressforschung herbeigezogen.

[...]

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Details

Title
Lärmemission im sozialen Kontext. Effekte auf Gesundheit und Lebensqualität
College
University of Zurich
Grade
5 (CH)
Author
Year
2007
Pages
13
Catalog Number
V428985
ISBN (eBook)
9783668724914
ISBN (Book)
9783668724921
File size
501 KB
Language
German
Keywords
Physische Umwelt, Lärm, Soziales Verhalten
Quote paper
Mirjam Peter (Author), 2007, Lärmemission im sozialen Kontext. Effekte auf Gesundheit und Lebensqualität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428985

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