Eine Zusammenfassung der Untergruppen des höfischen Romans


Résumé, 2006

5 Pages, Note: 2


Extrait


Die Untergruppen des Höfischen Romans

Artusroman

- Merkmale des Artusromans:
- Romane spielen in einer Phantasiewelt
- Die Welt steckt voller symbolischer Bedeutungen, Wälder voller Gefahren, Burgen mit rätselhaften Geschöpfen
- Die Zeit ist nicht näher bestimmt
- Die Personen des Königs Artus und seiner Tafelrunde stellen keine historisch fassbare Figuren dar
- Thema: Ritterlicher Protagonist muss sich in dieser Welt bewähren, Frage der wahren höfischen Liebe
- Die von Hartmann von Aue kreierte Doppelwegstruktur:
- Aufstieg des namenslosen Helden durch ritterliche Taten und Erringung einer höfischen Dame
- Abstieg durch Vergehen des Helden (z.B. Nachlässigkeit der ritterlichen Pflichten)
- Aufstieg durch Bewährung in zahlreichen Abenteuern, die zu seiner Rehabilitierung führen

Beispiele dafür sind in Erec und Enide (1185 entstanden, 1. deutscher Artusroman) und Iwein (ca. 1200 entstanden) zu finden

- Erreichte Deutschland nach Bearbeitung der Vorlagen des Franzosen Chrétien de Troyes (z.B. Parzival von Wolfram von Eschenbach, ca. 1200/10 entstanden, Hartmannromane)

- Bekannteste Artusromane der Zeit Gottfrieds von Straßburg:

Wirnt von Gravenberc: Wigalois (ca. 1210/20)

Vorlagen:

- Renaud de Beaujeu Le bel Inconnu
- In die unsrige Zeit durch 41 Textzeugen überliefert

Fabel:

Vorgeschichte des Romans handelt von der Ehe Gaweins mit Florie, Sohn: Wigalois → Gawein gastiert am Hofe Artus, kehrt von dort nicht mehr zurück → Wigalois macht sich auf, den Vater zu suchen → Wigalois am Artushof, wo er von seinem Vater, ohne diesen zu erkennen, in den ritterlichen Aufgaben erzogen wird → Hilferuf von Larie, die vom Teufelsbündler Roaz aus ihrer Heimat Korntin vertrieben wurde → Wigalois zieht aus und kann durch eine Reihe von Aventiuren (Kampf mit Riesen und Zwergen) die Gunst Laries erringen → Treffen mit Larie, die Minne ergreift Besitz von ihm → Er will Larie von Roaz befreien, zieht abermals, ausgestattet mit hilfreichen Zaubergegenständen, aus; besteht eine Vielzahl von Aventiuren, besiegt Roas, befreit damit das Land Korntin und gewinnt die Hand von Larie → Hochzeit der beiden, bei der als Gast auch Gawein erscheint

→ Roman weist die typischen Merkmale eines Artusromans auf

Wirkungsgeschichte:

- Vielfältige Wirkung des Romans
- Zahlreiche Entlehnungen in nachfolgenden Artusromanen, z.B. Stricker, Lutwin
- Die Gestalt des Wigalois lebt bis ins 19. Jahrhundert fort

Heinrich von Türlin: Der Aventiure Crone (ca. 1215/30)

Vorlagen:

- Heinrich selbst spricht von einem französischen Exemplar, benutzte aber auch Chretien de Troyes (Perceval, Lancelot, Gaweinbücher) und Paien de Maisiéres (La Mule sanz Frain)

Fabel:

In vier Sequenzen aufgeteilt, umrahmt und unterbrochen von fünf Artusfesten wird die Geschichte von Gawein erzählt. Eine Fülle an phantastischen, irrealen Szenen und Aventiuren. Feen, Unholde, Zwerge, Riesen, Zauberer, Fabeltiere treten auf, unerklärliche Wunder geschehen fortwährend.

Wirkungsgeschichte:

- Werk hebt sich hervor durch die große Stofflichkeit und Erfindungsgabe
- Der Roman bricht die lineare Einheitlichkeit der klassischen Artusepen, Vermischung mit skurrilen Figuren, realistischer Details und geschicktes Spielen mit den Artuselementen.

- Mitte des 13. Jahrhunderts die letzten Artusromane, drei Werke des Pleier, Der Gabriel von

Muntabel von Konrad von Stoffeln

→ Strahlender Held, der von keinerlei Krisen und Problemen erschüttert wird

- Allmählich einsetzende Erschöpfung der Innovation der Gattung, kein bedeutender Autor der

damaligen Zeit beschäftigte sich mit dem Stoff

Ergänzungen klassischer Romanwerke

- Fortsetzung bestehender Werke oder Fragmente
• Fortsetzung des unvollendeten Tristan durch Ulrich von Türheim (ca. 1230/40) und Heinrich von Freiberg (ca. 1285/90)
• Eilhart von Oberg: Tristrant (ca. 1170)

Vorlagen:

- Ältester altfranzösischer Tristanroman, der Estoire à im Orginal verloren
- Ursprüngliche Fassung des Tristrant ist nur in drei Bruchstücken überliefert, vollständige, aber überarbeitete Fassung aus dem 15. Jahrhundert

Fabel:

König Rivalin von Lohnois gewinnt die Schwester des König Markes zur Frau → Bei der Geburt des Sohnes Tristrant stirbt sie → Tristrant wird von Kurvenal in allen höfischen Tugenden ausgebildet –> Tritt unerkannt in den Dienst Markes; kämpft erfolgreich gegen Morholt, den Schwager des Königs von Irland, muss dabei aber seine Identität preisgeben → Trägt eine unheilbare wunde von diesem Kampf davon → wird durch ein Pflaster der Königstochter von Irland, das er mittlerweile per Schiff erreicht hat, geheilt → Kehrt nach Korneval zurück, dort soll Marke auf Rat seiner, dem Tristrant missgünstigen Barone, heiraten → Frage um die Herkunft eines Frauenhaares → Tristrant auf der Suche, Eintreffen in Irland, Identität als Tantris → tötet Drachen, gewinnt damit die Hand Isaldes, der gesuchten Frau → Rückreise nach Korneval verhängnisvolle Einnahme des Liebestrankes → Kraft des Trankes: das Muss, sich vier Jahre lang täglich sehen, Gefahr des drohenden Todes → Trick in der Hochzeitsnacht durch Brangene → Hof versucht, Tristrant und Isalde zu überführen → Beide werden zum Tode verurteilt → Entziehen sich durch Flucht, führen Leben im Wald → Nach vier Jahren kehrt Isalde an den Hof zurück, Tristrant geht außer Landes → Heirat mit Isalde, die Schwester seines Freundes Kehenis von Karahes → Fünf Wiederbegegnungen mit der echten Isalde → Tristrant wird von einem giftigen Pfeil getroffen, schickt nach Isalde → Isalde kommt zu Tristrant, er wird aber von der zweiten Isalde getäuscht und stirbt → Die echte Isalde sinkt tot über seinen Leichnam → Marke erkennt die Kraft des Liebestrankes und bedauert dies → Lässt die beiden zusammen begraben, daraus wachsen ein Rosenbusch und eine Weinrebe, die sich unauflöslich ineinander verschlingen

- Thema des Tristrantromans:

Bedingungslose Leidenschaft eines allen anderen übertreffenden Ritters mit einer außergewöhnlich klugen Dame. Es besteht die Bereitschaft, sich über alle Schranken, auch den üblichen Moral- und Treuevorstellungen, hinwegzusetzen. Hof als Gegenspieler, Inhaber der Moralinstanz, die er, aufgrund dubioser Mittel, selbst in Frage stellt. Das Recht des Individuums als außergewöhnlicher Schritt in der Literatur des Mittelalters.

Romane mit Chanson-de-geste-Stoffen

- Französische Heldenepen, in dem die Stoffe aus der nationalen Geschichte, besonders aus der karolingischen Zeit, gestaltet sind

- Pfaffe Konrad: Rolandslied (ca. 1170)

Vorlagen:

- Altfranzösische Vorlage Chanson de Roland, ca. 1120/30 entstanden

Fabel:

Karl, der Große, hat ganz Spanien erobert. Auf dem Rückweg lässt er eine kleine Gruppe seiner Paladine die Nachhut übernehmen. Diese werden von einem riesigen heidnischen Heer überfallen und sterben nach heldenhaften Kampf, bei der sie den Heiden gewaltige Verluste bereiten. Karl kann von ihnen noch alarmiert werden und rächt sich fürchterlich.

- Karlsepen in einer umfangreichen Kompilation, dem Karlmeinet, zusammengefasst Bekannte Beispiele:

Zwei, auf verschollenen altfranzösischen Vorlagen basierenden, am Niederrhein geschriebene Karlsepen:

- Karl und Galie (ca. 1215/20) → Der junge Karl entführt und heiratet die heidnische Prinzessin Galie
- Morant und Galie (ca. 1220/30) → Galie wird zu Unrecht eines Liebesverhältnisses mit Morant bezichtigt

Antikenromane

- Antike Quellen in neuartiger Weise bearbeitet (z.B. Eneasroman aus dem Aeneis des Vergil; 70-19 v. Chr.)
- Heinrich von Veldeke: Eneasroman (ca. 1174/85)

Vorlagen:

- Aeneis des römischen Literaten Vergil
- Der altfranzösische Roman d’Eneas eines unbekannten Autors, ca. 1160 entstanden

Fabel:

Der trojanische Fürst Eneas entkommt mit seinem Vater Anchises auf den Schultern, seinem Sohn Ascanius aus den Flammen Trojas → Auf Befehl der Götter soll er in der ‚Lombardei’ ein neues Troja gründen, welches die Weltherrschaft erringen werde → Nach siebenjähriger Schiffsreise gelangt er nach Karthago → Karthagos Herrscherin Dido verleibt sich leidenschaftlich in ihn → Eneas muss auf Geheiß der Götter Karthago verlassen, Dido begeht Selbstmord → Vor der Ankunft in Latinum wird Eneas die künftige Größe Roms gezeigt → In Latium verspricht der alte König Latinus Eneas die Hand seiner Tochter Lavinia → Eneas muss viele Heldentaten vollbringen, ehe er Lavinia zur Frau erhält → Gründung des Geschlechtes, aus der später die Gründer Roms, Romulus und Remus, hervorgehen

Wirkungsgeschichte:

- Der Eneasroman stellte für die nachfolgenden Generationen ein rhetorisches Musterbeispiel an höfischer Romankunst dar, Vorbildliche Beschreibungen von Personen, Tieren, Kämpfen und Festveranstaltungen
- Großer Nachhall durch die Verknüpfung des alten Römischen Reiches mit der zur Zeit Heinrichs regierenden Staufern

- Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg
- 1281/87 entstanden, ca. 30 Textzeugen
- unvollendeter Torso von 40424 Versen

Fabel:

Die trojanischen Ereignisse (Geburt des Paris, Parisurteil, Paris und Helena, Argonautensage, die Geschichten des Achills und des Herkules) werden miteinander verknüpft und rhetorisch ausgeschmückt

Liebes- und Abenteuerromane

- Schema des spätantiken Liebesromans:

Die Liebenden finden rasch zueinander, werden aber bald getrennt und müssen sich zu ihrer

Wiedervereinigung allerlei Abenteuer und Bewährungsproben unterziehen

- Protagonisten der Handlungen meist aus adligerem Hause → In der

Handlung das Moment der Genealogie wichtig

- Rudolf von Ems: Wilhelm von Orlens

- 1235/40 entstanden, ca. 30 Textzeugen

Fabel:

Geschichte des Königs Wilhelm von Orlens → Mit dieser Titelfigur ist der normannische König Wilhelm der Eroberer gemeint

- Johanns von Würzburg: Wilhelm von Österreich

- 1314 entstanden, ca. 20 Textzeugen

Fabel:

Der Text handelt von einer frei erfundenen Vorgeschichte des Hauses Österreichs

Erbaulich-legendarische Romane

- Romane, denen Legendenstoffe zugrunde liegen, die religiös-erbauliche Grundmotive mit sich führen
- In der Ausgestaltung der Stoffe Sentenzen der Liebes- und Abenteuerromane enthalten
- Rudolf von Ems: Der guote Gerhart
- ca. 1215 entstanden, annähernd 7000 Verse

Fabel:

Geschichte des selbstlosen Kaumanns(!) Gerhart, die in eine Rahmenhandlung eingebettet ist Kaiser Otto I. stiftet das Erzbistum Magdeburg, um seiner Sünden ledig zu werden → In nicht angemessener Überheblichkeit legt er sich mit Gott an → Ihm wird als Warnung die Geschichte des demütigen Kaufmanns Gerhart von Köln erzählt → Otto I. reist nach Köln und lässt sich von Gerhart dessen Taten berichten

- Otte: Eraclius

- 1. Hälfte des 13. Jahrhundert entstanden

- Deutsche Bearbeitung des Eracle des Gautier d’Arras (ca. 1159)

Fabel:

Wiedergewinnung des vom Perserkönig geraubten heiligen Kreuzes durch den Kaiser von

Byzanz → Diese Handlung steht neben anderen Linien der Erzählung

Legendenromane

- Heiligenlegenden

- Otto von Freising II.: Laubacher Barlaam

- ca. 1200 entstanden
- Die Lebensgeschichte Buddhas in eine christliche Legende umgearbeitet

- Heinrich von Veldeke: Sankt Servatius

- ca. 1170/80 entstanden, 6226 Verse umfassend, lateinische Vorlage
- Die Lebensgeschichte des Stadtheiligen von Maastricht, dem armenischen Adligen Servatius

Literatur

Brunner, Horst: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick, Stuttgart ²2003.

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, bisher 10 Bde, hg. v. Kurt Ruth, Berlin ²1978.

Kindlers neues Literaturlexikon. Studienausgabe. Hg. v. Walter Jens, 20 Bde, München 1996.

Lexikon des Mittelalters, 10 Bde, Berlin 1980-1988.

Fin de l'extrait de 5 pages

Résumé des informations

Titre
Eine Zusammenfassung der Untergruppen des höfischen Romans
Université
University of Würzburg
Note
2
Auteur
Année
2006
Pages
5
N° de catalogue
V429006
ISBN (ebook)
9783668725324
Taille d'un fichier
470 KB
Langue
allemand
Mots clés
eine, zusammenfassung, untergruppen, romans
Citation du texte
Lehrer Dirk Simon (Auteur), 2006, Eine Zusammenfassung der Untergruppen des höfischen Romans, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429006

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