Die vorliegende Arbeit zur Theorie des politischen Philosophen John Rawls (1921-2002) ist in drei Teile gegliedert:
Zunächst soll im ersten Teil seine Konzeption, die als „Gerechtigkeit als Fairneß“ bekannt wurde, dargestellt und erläutert werden. Hierzu werden Aufsätze aus den Jahren 1978-1989 herangezogen, die in der deutschen Fassung von Wilfried Hinsch unter dem Titel „Die Idee des politischen Liberalismus“ herausgegeben wurden. Rawls hatte die ursprüngliche Version seiner Theorie, die „Theorie der Gerechtigkeit“, in diesen Aufsätzen u.a. um das „Faktum des Pluralismus“ erweitert, was für den zweiten Teil dieser Arbeit wichtig sein wird. Rawls stellt in seiner Theorie Bedingungen, die er für die Entwicklung und Durchsetzbarkeit einer Gerechtigkeitskonzeption grundlegend hält. Diese Grundkonstanten sollen zunächst erläutert werden. Daraufhin soll auf Rawls Konzeption eingegangen werden, die er unter Berücksichtigung der Grundkonstanten für realisierbar hält und in derem Zentrum die zwei Gerechtigkeitsgrundsätze stehen. Wie diese Grundsätze im politischen Prozess Anwendung finden, soll erläutert werden, bevor die Rawlssche Konzeption schließlich gemäß seiner eigenen Formulierung als politisch und nicht metaphysisch charakterisiert wird.
Im zweiten Teil dieser Arbeit soll die Kritik von Jürgen Habermas an der politischen Theorie von Rawls nachvollzogen werden. Diese Kritik geht aus einer Debatte hervor, die von den beiden Philosophen in drei Aufsätzen geführt wurde. Da sich Habermas in großen Teilen seines Werkes damit beschäftigt, wie ein gerechtes Zusammenleben in pluralistischen Gesellschaften des nachmetaphysischen Zeitalters möglich sein kann, teilt er eine grundlegende Intention mit Rawls. Dies beschreibt er selbst, indem er feststellt, dass sich der Dissens zwischen ihm und Rawls „in den engen Grenzen eines Familienstreits“ bewegt. Habermas Kritik zeichnet sich dadurch aus, dass er sie von einer internen Position der Rawlsschen Theorie aus entwickelt. Durch diese Nähe ist es Habermas möglich, Rawls Annahmen zu Konsequenzen zu führen, die von Rawls zwar nicht intendiert, aber doch innerhalb seiner Theorie begründet werden können und somit gezogen werden müssen. Dass diese Konsequenzen vor allem prozedurale Aspekte betreffen, überrascht nicht, da Habermas in seinem eigenen Werk Möglichkeiten für ein gerechtes Zusammenleben im Verfahren des öffentlichen Diskurses zu entwickeln versucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die politische Theorie von John Rawls
- Rawls Grundkonstanten für die Realisierbarkeit einer Gerechtigkeitskonzeption
- Einführung
- Der übergreifende Konsens
- Der Urzustand
- Die wohlgeordnete Gesellschaft
- Gerechtigkeit als Fairness
- Die beiden Gerechtigkeitsgrundsätze
- Politischer Prozess nach dem Urzustand
- Das Ideal des öffentlichen Vernunftgebrauchs
- Eine politische, nicht metaphysische Konzeption
- Rawls Grundkonstanten für die Realisierbarkeit einer Gerechtigkeitskonzeption
- Jürgen Habermas` Kritik an der Theorie von John Rawls
- Positionsbestimmung
- Akzeptabilität und Akzeptanz beim übergreifenden Konsens
- „Vernünftig“ als „freistehend“
- Die zwei Perspektiven bei Rawls
- Die Unwahrscheinlichkeit des übergreifenden Konsens
- Die Notwendigkeit einer dritten Perspektive
- Die Theorie von John Rawls im Kontrast zu Jürgen Habermas` Diskursethik
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die politische Theorie von John Rawls und die Kritik von Jürgen Habermas an dieser Theorie. Dabei wird der Fokus auf die Grundkonstanten von Rawls, die beiden Gerechtigkeitsgrundsätze und den politischen Prozess nach dem Urzustand gelegt. Anschließend wird die Kritik Habermas an Rawls anhand der Konzepte des übergreifenden Konsenses und des öffentlichen Vernunftgebrauchs betrachtet.
- Die Grundkonstanten von John Rawls für die Realisierbarkeit einer Gerechtigkeitskonzeption
- Die beiden Gerechtigkeitsgrundsätze von Rawls
- Der politische Prozess nach dem Urzustand
- Die Kritik von Jürgen Habermas am übergreifenden Konsens
- Die Unterschiede zwischen Rawls und Habermas in Bezug auf den öffentlichen Vernunftgebrauch
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die politische Theorie von John Rawls vorgestellt. Dabei werden seine Grundkonstanten für die Realisierbarkeit einer Gerechtigkeitskonzeption, die beiden Gerechtigkeitsgrundsätze und der politische Prozess nach dem Urzustand erläutert. Das Kapitel endet mit der Charakterisierung von Rawls Konzeption als politisch und nicht metaphysisch.
Das zweite Kapitel widmet sich der Kritik von Jürgen Habermas an der Theorie von John Rawls. Habermas' Kritik zielt insbesondere auf die Konzepte des übergreifenden Konsenses und des öffentlichen Vernunftgebrauchs. Habermas argumentiert, dass Rawls' Konzeption der übergreifenden Konsens zu unrealistisch und zu unbestimmt sei. Er stellt außerdem fest, dass Rawls Theorie des öffentlichen Vernunftgebrauchs zu einer rein formalen Rechtfertigung führt, die die inhaltliche Vielfalt und Komplexität der moralischen und politischen Fragen nicht gerecht wird.
Das dritte Kapitel vergleicht die Theorie von John Rawls mit Jürgen Habermas' Diskursethik. Während Rawls eine Theorie der Gerechtigkeit als Fairness entwickelt, die auf dem Konzept des übergreifenden Konsenses und der beiden Gerechtigkeitsgrundsätze basiert, versucht Habermas, eine Theorie des gerechten Zusammenlebens zu entwickeln, die auf der Grundlage des öffentlichen Vernunftgebrauchs und des Diskurses beruht. Das Kapitel zeigt auf, dass die beiden Theorien trotz ihrer Gemeinsamkeiten grundlegende Unterschiede in ihrer Konzeption von Gerechtigkeit und dem politischen Prozess aufweisen.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der politischen Philosophie, wie Gerechtigkeit, Fairness, Urzustand, übergreifender Konsens, öffentlicher Vernunftgebrauch, Diskursethik, Pluralismus und nachmetaphysisches Zeitalter. Im Fokus steht die Auseinandersetzung mit den Konzepten von John Rawls und Jürgen Habermas, wobei die Kritik Habermas an Rawls und der Vergleich der beiden Theorien im Zentrum der Betrachtung stehen.
- Citation du texte
- Birger Menke (Auteur), 2005, Die politische Theorie von John Rawls: Grundkonstanten, Grundsätze und die Kritik von Jürgen Habermas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42908