Leseprobe
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition Frauenbewegung
3. Charaktere der Frauenbewegung
3.1 Alice Salomon
3.2 Louise Otto-Peters
4. Auswertung der Lebensläufe
4.1 Erkenntnisse von Alice Salomon
4.2 Erkenntnisse von Louise Otto-Peters
5. Aspekte, die in der heutigen Sozialen Arbeit der Frauenbewegung vorkommen
6. Frauenbewegung in der heutigen Zeit
6.1 Geschlechtliche Gleichberechtigung
6.2 Kampf gegen Gewalt gegen Frauen
7. Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Soziale Arbeit verfolgt bestimmte Ziele und Resultate. Ihre Arbeit beruht auf moralischen Normen. Das Fundament sind die Rechte des Menschen und die soziale Gleichheit. Durch ihre Hilfe sollen die bestehenden Probleme behandelt werden. Sie agiert auf Qualifikationen durch langjährige Erfahrungen (DBSH). Noch bevor es die Soziale Arbeit gab, befassten sich Personen mit den Menschenrechten und dem Lösen und Vorbeugen von Problemen.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frauenbewegung im 19. Jahrhundert. Die konkrete Fragestellung ist, welche Aspekte aus der damaligen Frauenbewegung in der heutigen Sozialen Arbeit vorkommen. Zu allererst werden zwei Charaktere der Bewegung vorgestellt, der eine etwas ausführlicher, da er mehr Bedeutung für die Soziale Arbeit hatte, der zweite Charakter etwas kürzer. Daraufhin werden die Lebensläufe der beiden Frauen ausgewertet und die vorkommenden Aspekte, die aus den Biographien hervorgehen, zusammengefasst. Auch zur heutigen Zeit gibt es eine Frauenbewegung, diese wird durch die Punkte der geschlechtlichen Gleichstellung und dem Kampf gegen die Gewalt gegen Frauen kurz beleuchtet. Zum Schluss folgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen und eine Einschätzung darüber, warum es wichtig ist, dass es die Soziale Arbeit in dieser Form gibt.
2. Definition Frauenbewegung
Unter Frauenbewegung ist der Widerstand der Frauen für eine Gleichstellung im sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bereich zwischen beiden Geschlechtern zu verstehen. Sie reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück und greift die Grundgedanken der Aufklärung und die Französische Revolution auf. (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung).
Helene Lange versteht unter der Frauenbewegung die Unterstützung zur größtmöglichen Annäherung der Frau an die gesellschaftlichen Verhältnisse. Wobei ihr die Möglichkeit gewährt ist, ihre Individualität zu entfalten. Ihre Frauenkraft soll weiterhin von Nutzen für die Bevölkerung sein (vgl. Lange, H., 1924).
3. Charaktere der Frauenbewegung
Im folgenden Teil werden zwei Charaktere der Frauenbewegung vorgestellt. Zuerst Alice Salomon, als wichtige Frau der Sozialen Arbeit in Deutschland, dann Luise Otto-Peters als Vorreiterin der Frauenbewegung in Deutschland.
3.1 Alice Salomon
Sie ist am 19. April 1872 als Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns, Albert Salomon und einer Bankierstochter aus Breslau, Anna Potocky-Nelken, in Berlin geboren. Zusammen mit ihren Eltern und ihren sechs Geschwistern lebte sie in einem Haus mit Garten in Berlin (vgl. Berger, M., 2011).
Im April 1877 besuchte Alice zusammen mit ihrer Schwester, die „Höhere Töchter Schule“. Die Schule war keine öffentliche Mädchenschule, die Mädchen wurden als Töchter von Müttern und Vätern betrachtet, nicht als selbständige Schülerinnen (vgl. Kuhlmann, C., 2007).
Nach dem Tod von Albert Salomon 1886 musste die Familie in eine kleinere Wohnung umziehen. Edith-Elfriede, die jüngere Schwester von Alice, starb einige Jahre später an Diphterie. Diphterie ist eine Infektionskrankheit der Atemwege. Anna Potocky-Nelken verlor nach dem Tod ihres Mannes und ihrer Tochter jeglichen Lebensmut und wurde von Alice und ihrer Schwester gepflegt (vgl. Berger, M., 2011).
Käthe, die älteste Schwester von Alice, versuchte nach ihrem Abschluss der Schule die Annäherung zu Ernst, dem zehn Jahre älteren Bruder. Sie gingen zusammen auf Veranstaltungen und hatten gemeinsame Hobbys. Alice wurde von ihnen nicht beachtet. Ihr Bruder erwartete von ihr, dass sie ihm gehorsam sei. Deshalb war ihr Verhältnis angespannt. Alice lernte für ihr Lehrerinnenexamen, welches sie nicht bestand. Sie war abhängig von ihrem Onkel, der die Vormundschaft für sie hatte. Erst nach 1900 wurde es Frauen erlaubt, die Vormundschaft für Kinder zu übernehmen. Ihr freudloses Fräuleindasein wurde durch eine Einladung zur „Gründerversammlung der Mädchen und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“ beendet. Das Treffen ereignete sich am 05. Dezember 1893 in Berlin. Der Verein wollte Menschen in verschiedenen Unterbringungen helfen. Jeanette Schwerin war die leitende Person des Vereins, für Alice wurde sie eine Mentorin und eine Freundin. Einmal in der Woche half Alice im Mädchenhort, sie machte mit den Kindern Hausaufgaben, damit diese nicht durchfielen. Sie besuchte Arbeiterinnen die in Leid und Armut lebten, zuhause. Nach ihrer Exkursion nach London, stellte sie ein Clubheim für Arbeiterinnen auf die Beine. Einige Zeit später kamen zwei Arbeiterinnenheime mit Übernachtungsmöglichkeiten dazu (vgl. Kuhlmann, C., 2007).
Ihre Mentorin riet ihr, sozialkritische Publikationen zu lesen. Alice Salomon bekam über Jeanette Schwerin Kontakt zur nationalen und internationalen Frauenbewegung. 1888 entstand die Idee eines Internationalen Frauenbundes in Amerika. 1891 wurde der „National Council of Women“ in den Vereinigten Staaten gegründet, dem auch andere Länder folgten. In Deutschland wurde 1894 der „Bund Deutscher Frauen“ (BDF) ins Leben gerufen. Bei diesem wurde Jeanette Schwerin 1896 in den Vorstand gewählt. 1897 trat die „Mädchen und Frauengruppe“ in den BDF ein. 27 Jahre war Alice Salomon als, sie nach dem Tod von Jeanette Schwerin, zu ihrer Nachfolgerin ernannt wurde. Im Herbst 1899 begann der erste Jahreskurs für freiwillige Tätigkeiten mit bindenden Bedingungen. Die erste Schule der Wohlfahrtspflege war entstanden. Anfangs waren es erst wenige Teilnehmende, die Zahl stieg immer weiter an. Im Jahr 1900 wurde sie als jüngstes Mitglied in den Vorstand des BDF gewählt. Zuerst war sie Schriftführerin, nachher aber stellvertretende Vorsitzende (vgl. Berger, M., 2011).
Sie kämpfte jahrelang dafür, dass Frauen in öffentlichen Bereich bezahlt arbeiten durften. In der Waisenpflege hatte sie Erfolg, aber nicht in der Armenpflege, da Frauen zu zerbrechlich wären. Sie verlangte weibliche Arbeitskräfte in Haftanstalten für Frauen.
Des Weiteren setzte sie sich für die Arbeitszeitverkürzung von Frauen ein und ihrer Meinung nach müssten die Kinder besser geschützt werden. Deswegen war sie positiv der Witwen und Waisengesetzgebung hin geneigt (vgl. Kuhlmann, C., 2007).
1902 wurde sie von Dr. Elisabeth Freiin Richthofen, erste promovierte Frau Deutschlands, zum Essen eingeladen. Trotz fehlender Zugangsvoraussetzungen wurde sie an der „Königliche Friedrich-Wilhelms-Universität“ als Gasthörerin für Nationalökonomie angenommen. Nach ihrer Arbeit über das „Grenznutzungsprinzip“, ermutigte Professor Alfred Weber sie zum Promovieren. Ihr erster Antrag auf eine Promotion wurde vom Dekan des Philosophischen Fachbereichs abgelehnt. Das zuständige Ministerium, welches benachrichtigt worden war, lehnte den Antrag wegen mangelnder Qualifikation ab. Unter neuer Leitung des Philosophischen Gebiets wurde ihr zweiter Antrag vom 18. Januar 1906 angenommen. Auch das Ministerium stimmte der Prüfung am 05. März 1906 zu.
Alice Salomon hatte ihre Dissertation über das Thema „Über die Beweggründe der ungleichen Entlohnung gleicher Leistungen für Männer und Frauen“ im Vorfeld schon geschrieben. Sie war durch verschiedene Statistiken aus verschiedenen Bereichen belegt worden. Die Ungerechtigkeit der ungleichen Bezahlung könnte durch bessere Abschlüsse überwunden werden. Nach ihrem Studium entschied sie sich, gegen einen akademischen Werdegang und ging zurück zu ihren Vereinen. Sie unterrichtete an den neu entstandenen Frauenschulen. Nach Meinungsaustausch zwischen verschieden Parteien wurde am 18.08.1908 in Preußen die „Bestimmung über die Neuordnung des Mädchenschulwesens“ festgelegt. Diese beinhaltete Leistungskurse für Schülerinnen mit akademischer Begabung und für diejenigen, die keine akademische Laufbahn in Betracht zogen, eine ökonomische und hauswirtschaftliche Ausbildung in einer Frauenschule. Alice Salomon schrieb einen Beitrag dazu, den sie auch publizierte. In diesem Beitrag ging es um die Aufgaben und Ziele der weiterführenden Mädchenschulen, sie forderte auch die soziale Ausbildung an Frauenschulen und die kompetente Ausbildung zur sozialen Arbeit (vgl. Berger, M., 2011).
Am 15.Oktober 1908 eröffnete sie in Zusammenarbeit mit dem „Berliner Verein für Volkserziehung“ die erste religionsübergreifende, bundesweite Soziale Frauenschule in den Räumen des „Pestalozzi-Fröbel-Hauses“. Der Ausschuss bestand aus einigen Mitgliedern der Vereine z.B. Alice Salomon, Luise Jessen, Hedwig Heyl. 83 Mädchen meldeten sich für die Unter- und Oberstufe an und 213 Schülerinnen, die nur an einigen Vorlesungen teilnahmen. Das Ziel der Schule war, es den Schülerinnen ihren Abschluss zu ermöglichen. Es herrschte politische und religiöse Meinungsfreiheit. Alice salomon war es wichtig, dass aus allen Klassen Lehrer/innen gestellt wurden. Die Schule war erfolgreich und konnte am 1. Oktober 1914 in ihr eigenes Gebäude umziehen. Die Gelder dafür kamen von einem Darlehen, dem Überschuss der Schule und einem Zuschuss der „Mädchen und Frauengruppen“. 1912 waren es schon zwölf Frauenschulen. Ihre beratende Tätigkeit wurde deutschlandweit geschätzt. Auf Salomons Rat hin wurde in München die sozial-caritative Frauenschule in zweijährigen Kursen angeboten (vgl. Kuhlmann, C., 2007).
Ein Angebot 1908 aus Genf des „International Council of Women“(ICW), welches beinhaltete, für das Amt der Schriftführerin zu kandidieren, nahm sie an. Ein Jahr später reiste sie nach Toronto, wo sie zur Schriftführerin des „International Council of Women“ gewählt wurde. Auf ihrer Reise lernte sie Jane Addams kennen, die Gründerin des „Hull-House“ in Chicago. Durch ihr Amt als Schriftführerin arbeitete sie eng mit der leitenden Frau des ICW, Lady Isabell Maria Aberdeen, zusammen. Alice Salomons Aufgaben als Schriftführerin waren Organisation von Sitzungen, Tagungen, Briefe in verschieden Sprachen schreiben und das Reisen in andere Länder. Das Ziel war, für den Weltfrieden zu arbeiten. In Irland, während ihrem Besuch bei Lady Aberdeen, bei dem sie die Protokolle der letzten international Sitzung des Frauentreffs aus Rom anglichen, ließ sie sich bei Kriegsbeginn in einer kleinen evangelischen Kirche taufen. Sie wechselte von Judentum zum Christentum über. Nach ihrer Rückkehr aus Irland war sie entsetzt über die Denkweise der Deutschen. 1915 wurde von Jane Addams ein Internationales Frauentreffen in Den Haag zur Kriegseinstellung geleitet. Einige Frauen, unter ihnen auch Alice Salomon, durften wegen der Vereinspolitk nicht nach Den Haag reisen. Das Ergebnis des Treffens war die „Internationale Liga für Frieden und Freiheit“, die aber in Deutschland kein Gehör fand (vgl. Berger, M., 2011).
Während der Kriegszeit übernahm sie, obwohl sie dagegen war, eine Aufgabe im „Nationalen Frauendienst“. Sie kümmerte sich um einen einwandfreien Tagesablauf und verbrachte die Zeit vorwiegend mit Arbeit in der Organisation, die Künstlern und Intellektuellen half, welche durch den Krieg arbeitslos geworden waren. In ihrer Position der Frauenreferentin ab 1917 schickte sie Frauen in Kriegsgebiete als Hilfskräfte, brachte Kinder in Einrichtungen unter und beteiligte sich an der Entstehung der „Deutschen Zentrale des Nationalen Frauendienstes“. Die Arbeit als Frauenreferentin fiel ihr nicht leicht, da sie überzeugte Friedensfreundin und Anhängerin der Menschlichkeit war. Nach dem Krieg setzte sie sich für die Versorgung der Hinterbliebenen der Soldaten ein. Sie versuchte, Frauen, die arbeitsfähig waren, wieder einzugliedern in verschiedenen Berufsbereichen. Auch die durch den Krieg verstümmelten Männer sollten wieder eingegliedert werden. 1916 wurde der „Deutsche Verband der Sozialbeamtinnen“ gegründet (vgl. Kuhlmann, C., 2007).
Am 24. Januar 1917 trafen sich elf Schulleiter/innen in Berlin um den Zusammenschluss der Frauenschulen zu besprechen; unter ihnen sind auch zwei Vertreter der Ministerien. Die von der Konferenz beschlossenen Richtlinien lehnten die Ministerien ab, sie setzten eine krankenpflegerische oder erzieherische Ausbildung voraus. Dieser Beschluss wurde am 10. September 1918 staatlich erlassen. Bei dem Besuch von Jane Addams und Carolena Wood hielt Alice Salomon eine Ansprache in Englisch bei der Begrüßung in der Frauenschule. Daraufhin legte ein Vorstandsmitglied des BDF ihr Amt nieder. 1919 wurde Marianne Weber zur neuen Leitung für den BDF gewählt, und nicht wie Gertrud Bäumer es sich vorgestellt hatte Alice Salomon. Sie blieb weiterhin die Stellvertretung, da sie jüdischer Herkunft war. Der Wiedereintritt in den ICW wurde abgelehnt, da daraus kein Nutzen für Deutschland gesehen wurde. Alice Salomon durfte nach dem Entschluss des BDF nicht nach Oslo zum Nachkriegstreffen des ICW reisen, auch die private Einladung durfte sie nicht annehmen. Sie reiste trotzdem nach Norwegen und beendete damit ihre langjährige Arbeit im BDF (vgl. Berger, M., 2011).
1925 gab, sie gesundheitlich bedingt, einen Teil ihrer Aufgaben als Leitung der Frauenschule an Charlotte Dietrich ab. Im Mai desselben Jahres eröffnete sie die „Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Arbeit“ in ihrer schon bestehenden Frauenschule. Ihre Triebkraft dahinter war die Dringlichkeit von Frauen in höheren Positionen. Dozenten an der Akademie waren sowohl Frauen als auch Männer. Die Hochschule hatte eine Forschungsabteilung, damit sich die Schülerinnen besser mit ihren Ergebnissen befassen konnten (vgl. Kuhlmann, C., 2007).
Zwischen den Jahren 1930 und 1933 schrieb sie 13 Bücher. Ihr wichtigstes Buch „Soziale Diagnose“ beinhaltet den Ansatz der „Theorie des Helfens“. Sie hatte es geschafft, in dem Buch das Zusammenspiel zwischen Ermittlungstätigkeit und pädagogischer Arbeit darzustellen (vgl. Berger, M., 2011).
Durch den Antisemitismus verschob Lady Aberdeen ihre Amtsniederlegung 1928 um fünf Jahre in der Hoffnung, Alice Salomon würde dann zur Vorsitzende des „International Frauenbundes“ gewählt. Zu ihrem 60ten Geburtstag erhielt sie die silberne Staatsmedaille und Professor Dr. J. Schwalbe verlieh ihr den Ehrendoktortitel. Hitler kam an die Macht und für Alice Salomon brach ihr Leben zusammen. Freiwillig legte sie ihr Amt als Vorsitzende der „Konferenz der sozialen Frauenschule“ ab. Alice Salomon löste ihre Frauenhochschule auf, anstatt ihre Freundin und Direktorin Hilde Lion wegen ihrem jüdischen Hintergrund zu entlassen. In einer Rettungsaktion wurden wichtige Dokumente in Kisten verpackt und nach England verschickt. Alice Salomon gehörte einem Kreis an, bei dem sich Menschen versammelten, die von den Nazis nicht geduldet worden sind. Sie trafen sich alle zwei Wochen in einer Wohnung, die irgendwann von der Gestapo überwacht wurde. 1937 veröffentlichte sie ihre Ergebnisse aus ihrer Forschung unter dem Titel „Education for Social Work. A Soziallogical Interpretation based on an International Survey“ unter ihrem eigenen Namen nach langem Hin und Her (vgl. Berger, M., 2011).
Nach einer viermonatigen USA-Reise im Jahreswechsel 36/1937 wurde ihr von der Gestapo angeordnet, das Land innerhalb der nächsten Wochen zu verlassen. Sie schrieb noch Abschiedsbriefe in denen stand, dass sie nicht mehr nach Deutschland zurückkommen wird (Berger, M., 2011). Sie wanderte nach Amerika aus. Dort hat sie lange gebraucht, um für sich eine geeignete Wohnung zu finden und um sich in ihrem neuen Heimatland zu orientieren. Sie wurde viel von ihren Freundinnen besucht, die sie auch pflegten. Nach zwei Jahren in Amerika wurde ihr der Doktortitel und die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen. Außerdem fand sie schwer Anschluss zu amerikanischen Sozialarbeitern/innen und ihre Rücklagen wurden immer weniger, so dass sie sich Geld leihen musste von Freunden. 1944 erhielt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ihr gesundheitlicher Zustand wurde zunehmend mit ihrem hohen Alter schlechter (vgl. Kuhlmann, C., 2007).
Im April des Jahres 1948 starb sie einsam in ihrer Wohnung, ihre Beerdigung wurde nur von wenigen Menschen besucht. Sie wurde in Brooklyn auf dem Evergreens Cemetery beigesetzt (vgl. Berger, M., 2011).
3.2 Louise Otto-Peters
Sie wurde am 26 März 1819 in Meißen geboren. Ihr Vater war Gerichtsdirektor und ihre Mutter kümmerte sich um sie und ihre drei Schwestern. Sie wurde, trotz ihres Schulbesuchs, zuhause privat unterrichtet. Eine höhere Bildung blieb ihr aber verwehrt. Nach dem Tod ihrer Eltern 1835 war sie durch ihr Erbe finanziell unabhängig. 1841 starb ihr Verlobter und sie ging ihrem eigentlichen Traumberuf der Schriftstellerin nach. Die Vorkommnisse, in der Politik, ab dem Jahr 1830 brachten sie dazu, dass sie sich gesellschaftlich engagierte. Louise Otto-Peters publizierte unter Decknamen wie z.B. „Otto- Stern“ und setzte sich für die Frauenrechte ein. Nach der Veröffentlichung ihres sozialkritischen Romans „Schloß und Fabrik“ wurde sie zu einer Person des öffentlichen Lebens. Der zweite und dritte Band des Romans kamen erst ein Jahr später nach sorgfältiger Prüfung auf den Markt. 1847 bekam sie, nach der Erscheinung von „Lieder eines deutschen Mädchens“, den Namen „ Lerche des Vorfrühlings“ und sie erhielt Anerkennung in demokratischen Arbeiterkreisen. Sie verlangte, dass auch Frauen in der Arbeiterkommission eingesetzt werden. Louise Otto-Peters war Mitbegründerin eines Vaterlandvereines und Aufklärerin über die Lage der Arbeiter und Arbeiterrinnen. Ihr zweiter Verlobter August Peters saß in Haft, weil er an revolutionären Kämpfen teilnahm. Die Regierung Sachsens hatte die demokratische Bewegung beendet, für deren Ziele sich Louise Otto-Peters engagierte. Von 1849 bis 1853 widmete sie sich der Zeitung „Dem Reich der Freiheit werb‘ ich Bürgerinnen“. Die Frauenzeitung setzte sich mit aktuellen Themen aber auch mit Berichten über Frauen aus Europa, Vereinsgründungen und Vorgängerinnen und historischen Frauen auseinander. Das von der sächsischen Regierung erlassene „Lex Otto“ verhinderte ihr Projekt und untersagte die Frauenzeitung. Sie musste den Verlust des Einflusses auf die Zeitung hinnehmen, als sie 1850 nach Gera auswich. Drei Jahre später wurde die Zeitung eingestellt. In den darauffolgenden Jahren reiste, schrieb und veröffentlichte sie viel, hatte aber immer ihr politisches Ziel vor Augen.
1858 zog sie mit ihrem Mann August Peters nach Leipzig und gründete die „Mitteldeutsche Volkszeitung“ mit ihm zusammen. Für diese schrieb sie Themen für Frauen. 1864 verstarb ihr Mann.
Ein Jahr später begann für sie ein neuer Teil ihres Lebens. Sie hatte sich seit 1840 für die Rechte und Wünsche der Frauen eingesetzt. Im selben Jahr (1865) gründete sie mit Auguste Schmidt den „Leipziger Frauenbildungsverein“. Louise Otto-Peters war für die nächsten dreißig Jahre die Vorsitzende des Vereins und prägte diesen durch ihre Persönlichkeit. Otto-Peters und Schmidt beriefen die erste deutsche Frauenkonferenz ein, auf der sie den „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“ gründeten. In der neuen Vereinszeitung „Neue Bahnen“ versuchte Louise Otto-Peters Aufklärung zu betreiben und sich für die Rechte der Frauen einzusetzen. In ganz Deutschland bildeten sich Frauenvereine, die den „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“ als Richtlinie ansahen. 1866 erschien ihr Buch „Das Recht von Frauen auf Erwerb“. Sie sagte über die Frauenfrage „… ihre Lösung nur gefunden werden kann durch die Frauen selbst, durch ihren eigenen Willen und ihre eigene Kraft… “ (Otto-Peters, L., 1997, S.99). Sie setzte sich für eine Bildung der Frau auf höherem Niveau ein und für das Recht in, allen Berufen als Frau arbeiten zu dürfen. Sie wollte, dass sich die Frauen emanzipieren. Am 13 März 1895 starb sie in Leipzig. (vgl. Vahsen, M.,2009)
4. Auswertung der Lebensläufe
Im nächsten Teil der Arbeit werden die Lebensläufe ausgewertet und das Wichtigste kurz zusammengefasst.
4.1 Erkenntnisse von Alice Salomon
Alice Salomon war die Erste die erkannte, dass der Soziale Beruf in Schulen oder in Fachhochschulen gelehrt werden muss, dass Praxis zusammen mit Theorie verknüpft sein muss. Frauen dürfen jetzt im öffentlichen Bereich arbeiten, wofür sie sich zu ihren Lebzeiten stark machte und den Anstoß dafür gegeben hat. Sie zeigte außerdem, dass der soziale Bereich viel Mut und Ausdauer erfordert.
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